Seniorenassistenz, Nachbarschaftshilfe und Roboter
In Zukunft wird es immer mehr ältere Menschen geben. Pflegebedürftige Senioren brauchen Hilfe und eine bezahlbare Versorgung, aber auch aktive Senioren haben besondere Bedürfnisse. Ein Szenario: Senioren Assistenten bieten Gesellschaft als zu zahlenden Service für Senioren an. Den Rest besorgen Roboter.
Die Statistik zeigt, in 15 Jahren wird jeder dritte Deutsche über 60 Jahre alt sein. Dieses demographische „Problem“ soll eine neue Berufsgruppe lösen, die Seniorenassistenz. Sie soll die Lücke füllen, die von den Kassen und anderen Institutionen nicht bedient wird. Senioren-Assistenten, auch Seniorenbegleiter genannt, kümmern sich nämlich um das, wofür du im Alter Hilfe benötigst, weil es schwerer fällt als früher. Sie unterstützen dich darin, dir das Leben zu erleichtern, damit es einfach schöner und lebenswerter wird. Im Alter nicht alles selber machen zu müssen, schenkt wertvolle Lebenszeit und -kraft. Einfach mal die alten Lehrsätze von Fleiß, Mühe und der Härte des Lebens über Bord werfen. Das Leben darf jetzt wundervoll und leicht sein.
Aktive Senioren scheuen sich häufig davor, um Hilfe zu bitten, weil sie nicht so alt und schwächlich erscheinen wollen, diese zu benötigen und daran glauben, dass das Leben nun mal hart ist. Schaffen sie es gerade noch so, einen Verwandten oder Nachbarn um das Mitbringen von schweren Getränken zu bitten, so würden sie diesen Nachbarn oder Verwandten nie um Hilfe beim Kochen, Anziehen, für Wäsche oder als Haushaltshilfe anfragen. Viele haben den Eindruck, dann wären sie ein Pflegefall und vermeiden daher auch nur im Geringsten, wie einer zu erscheinen. Sie wurschteln lieber weiter allein vor sich hin und werden dabei mitunter unbemerkt immer einsamer. Dass Einsamkeit schmerzlich und leidvoll erfahren wird, ist bekannt. Alarmierend ist jedoch, dass Einsamkeit für Senioren schlimmer ist als Knieschmerzen, Rückenprobleme oder trockene Haut. Ein Seniorenbegleiter beugt dem sozialen Rückzug und der Einsamkeit vor.
Inhaltsverzeichnis
Was unterscheidet einen professionellen Seniorenbegleiter von einem ohne Ausbildung?
Jeder kann als Seniorenassistent arbeiten. Du findest zahlreiche Angebote in der Zeitung und erhältst sicherlich eine Vielfalt an Zuschriften, wenn du selbst eine Ausschreibung formulierst, in der du nach Begleitung oder Gesellschaft suchst. Das ist sicherlich ein guter Weg, wenn du fit und wach bist und stundenweise jemanden aus der Umgebung zu dir ins Haus holen magst, der dir menschlich gefällt, der dich unterstützen kann und mit dem du gerne deine Goldjahre verbringen möchtest.
Wem das nicht sicher genug erscheint und wer sich lieber auf die gute Vorauswahl von Spezialisten verlassen möchte, sollte nach einem ausgebildeten Assistenten fragen. Dafür gibt es Agenturen im Internet, wie die Seniorenassistenten [1]. Die achten darauf, dass die Seniorenassistenten in den folgenden Bereichen geschult sind:
● praktische Senioren Assistenz
● Psychologie
● Freizeitgestaltung
● Selbstständigkeit
● Rechtsfragen/Pflege/Gesundheit
Eine Anregung zum Nachmachen aus Japan: Nachbarschafts-Service für Senioren
In Japan wird ebenso wie in Deutschland sehr bald jeder Dritte über 60 Jahre alt sein. Die Wirtschaft hat sich schon darauf eingestellt und die japanische Regierung arbeitet auf Hochtouren an neuen Lösungen. So ist ein interessantes alternatives Model [2] als Service für Senioren entstanden. Es wäre hierzulande besonders für die Gruppe der altersarmen Menschen interessant, die sich eben keinen Seniorenassistenten leisten können. Diese Gruppe wächst laut Statistik [3] in Deutschland permanent und ob die geplante Mindestrente daran etwas ändert, ist fraglich. Viele Menschen können keine 30 Jahre in angestellter Arbeit nachweisen und werden so nicht einmal den Minimalsatz der Mindestrente erhalten.
Das alternative Modell arbeitet mit Zeitguthaben. Es gründet sich auf dem bereits in den 1970er Jahren entwickelten Fureai Kippu Model: Menschen aus der Nachbarschaft unterstützen in einem für sie verträglichen und angenehmen Maße ältere Menschen bei der Versorgung und Hausarbeit und erhalten dafür Punkte, die sie selbst im Alter einlösen können. Dieses Vorgehen ist auch deshalb so interessant und nachahmenswert, weil hier Hilfe und Unterstützung jenseits der etablierten monetären Strukturen möglich ist. Bei uns in Deutschland gibt es noch kein Zeitguthaben-Modell. In puncto Nachbarschafts-Engagement gibt es jedoch das Angebot des Online Portals Pflegix [4].
Wie funktionieren die Dienstleistungen für Senioren gegen Zeitguthaben genau?
Die Senioren-Unterstützer helfen vor Ort und sammeln Punkte im Gegenzug für die Arbeitsstunden. Generell sind es junge Menschen, die so für ihre Pflege im Alter vorsorgen, aber unter Umständen können auch fitte Senioren anderen Senioren helfen. Die gesammelten Zeitguthaben der Senioren-Helfer können auch an pflegebedürftige Angehörige weitergeben werden. Das ist hilfreich, wenn etwa pflegebedürftige Angehörige nicht in der Nähe wohnen und auch keine Zeitguthaben oder
Vermögen besitzen. So können sie dann trotz allem von jemandem aus der direkten Nachbarschaft versorgt werden.
Die Senioren-Helfer sind in der Regel keine professionellen Pfleger. Deshalb geht es dabei auch nur um ganz grundlegende Services wie Reinigungsarbeiten, Gartenarbeit und Gesellschaft/Begleitung und Beratung für Senioren. Diese Zeitguthaben werden in Japan von den öffentlichen Kommunen geführt und gehören einem gemeinnützigen Netzwerk namens Nippon Active Life Club an. Alternativ zur Entlohnung in Form von Zeitguthaben kann gegebenenfalls auch Geld ausgezahlt werden, das aus Mitgliedsgebühren stammt. Der Club hat derzeit etwa 10.000 Mitglieder und 124 Büros landesweit.
Pflegeroboter - die neuen Haushaltshilfen für Senioren
Im Grunde stehen alle Industriestaaten vor der Herausforderung, wie die wenigen Jungen die vielen Alten pflegen und finanzieren sollen. Eine weitere Idee, die in Japan schon umgesetzt wird, aber auch für Deutschland brauchbar sein könnte, ist der Einsatz von Pflegerobotern als Seniorenassistenten.
Roboter-Technik ist in vielen Alten- und Pflegeheimen in Japan schon gang und gäbe. Da gibt es zum Beispiel Geh- und Aufstehassistenten. Sie entlasten auch das Personal beim Heben bettlägeriger Patienten. Es gibt Bewegungs-Unterstützer zur Mobilisierung der Senioren, weiterhin selbst fahrende Rollstühle, Aufräum- und Putzhilfen und sogar animierte Stofftier-Roboter zum Kuscheln.
"Pepper" ist ein humanoider Roboter, der etwa 1,20 m groß ist und verschiedene Stimmungslagen und Gesichtsausdrücke erkennen kann. Er sorgt für Unterhaltung und dient somit auch als Stimmungsaufheller ohne Psychopharmaka. Ein ähnlich aussehender Roboter namens Robby führt sogar Thai Chi -Stunden an und animiert etwa zu einem speziellen Sitztanz für Senioren. Ja, Robby kann tatsächlich tanzen, er beantwortet auch Fragen und kann sogar singen. Für die meisten japanischen Senioren ist es ein Gaudi, lustige Bewegungsspiele für Senioren von einem humanoiden Roboter zu erlernen. In Deutschland ist man diesbezüglich bisher noch eher skeptisch.
Quellen
[1] https://www.die-seniorenassistenten.de/vermittlung/
[2] https://www.shareable.net/how-sharing-can-bring-japans-elderly-and-youth-together/
[3] https://de.statista.com/infografik/9957/altersarmut-in-deutschland/
[4] https://www.pflegix.de/leistungen
https://www.senioren-assistentin.de
https://www.aerzteblatt.de/archiv/111079/Pflege-in-Japan-Der-Greisenstaat
Buch Japan in der Krise: Soziale Herausforderungen und Bewältigungsstrategien von Annette Schad-Seifert, Nora Kottmann
https://www.shareable.net/how-sharing-can-bring-japans-elderly-and-youth-together/
Kommentar von Susanne M. |
Welche Art von Seniorenassistenz für jemanden infrage kommt, hängt wohl vom Geldbeutel ab; denn ich gehe mal davon aus, dass die professionelle Variante wesentlich teurer ist als ein Seniorenbegleiter ohne Ausbildung. Doch grundsätzlich finde ich es gut, wenn Senioren jemanden haben, der ihnen Gesellschaft leistet und sie im täglichen Leben unterstützt.
Der freundlich aussehende Pflegeroboter Pepper kommt bereits in einigen deutschen Seniorenheimen zum Einsatz. Er ist dort für die Routinetätigkeiten und die Unterhaltung zuständig, damit sich das Personal verstärkt um die Betreuung kümmern kann. In 20 oder 30 Jahren wird sein Einsatz wohl selbstverständlich sein. Übrigens bleibt auch Deutschland in dieser Entwicklung nicht außen vor: In Garmisch-Partenkirchen wird derzeit der Roboter Garmi entwickelt.
Quelle:
https://www.ardmediathek.de/video/beta-stories/zukunft-pflegeroboter-was-sie-jetzt-schon-koennen-s03-e02/br-fernsehen/Y3JpZDovL2JyLmRlL3ZpZGVvLzc2MDMwYTQxLWI3YTktNDBlMy1hMTFkLTU2MDBkZDhjMTI0OQ
Kommentar von Susanne M. |
Heute hatte ich mit einer Kundin, die schon seit Jahrzehnten in der Pflege arbeitet, ein sehr aufschlussreiches Gespräch. Dabei ging es u. a. um die Pflegeroboter, von denen sie persönlich wenig hält. Der Alltag im Seniorenheim biete ohnehin nur wenig Gelegenheiten für Zwischenmenschliches. Meine Frage, ob durch den Einsatz der Roboter für grundlegende Tätigkeiten nicht mehr Zeit dafür bleiben würde, verneinte sie. Frau N. hofft, dass ihr im Alter der Umzug ins Pflegeheim erspart bleibt. Viel besser wäre es doch, wenn Senioren zuhause von ihren Angehörigen betreut werden könnten – ohne finanzielle Einbußen für die Pflegenden. Doch das bleibt wohl eine Utopie.