Studieren ab 50? – Du hast die Wahl aus verschiedenen Konzepten

Die kleinen grauen Zellen auf Trab halten und gleichzeitig Austausch zu anderen Menschen pflegen, der über Small-Talk hinausgeht – wenn wir uns spät für (noch) ein Studium entscheiden, bringen wir geistiges Fitnesstraining und (interessanten) Kontakt zu anderen Menschen unter einen Hut.
Wir müssen es ja nicht gleich machen wie Michael Nicholson, der nach insgesamt 55 Jahren Studium immerhin 30 Studiengänge und akademische Grade vorweisen kann, einschließlich eines Doktortitels oder wie der Österreicher Norbert Heinel, der ausschließlich Doktorwürden sammelt.
Aber während wir uns früher in der Schule und auch noch später im Berufsleben mit Dingen beschäftigten, weil sie eben im Lehrplan standen oder es der Job erforderte, so dürfen wir uns heute nach Herzenslust denjenigen Themengebieten widmen, an denen unser Herz hängt. Dafür können wir uns sogar noch das Modell auswählen, das uns am Meisten zusagt und unseren Wunsch nach Kontakt zu anderen Menschen befriedigt. Diverse Hochschulen, Universitäten und Institute bieten einiges an Möglichkeiten.

Inhaltsverzeichnis

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©Bild von Marijus Auruskevicius/shutterstock_774588703 auf Alterix

Warum noch einmal die Schulbank drücken?

Wer sein ganzes Leben lang geistig rege war, stellt das nicht von heute auf morgen mit Beginn des Ruhestandes ab und ergeht sich fortan nur noch in eintönigen Themen, denn wer das tut, baut schnell ab und wer langweilig ist, bleibt eher alleine.
Im Gegenteil: Ein wacher Geist braucht weiterhin Nahrung und jetzt – mit Beginn des Ruhestandes – ist nun auch endlich die Zeit dafür da! Endlich die Zeit, ohne den Druck zu studieren, den viele junge Studierende im Studium spüren. Wer jenseits der 50 erstmalig studiert oder ein zweites oder gar noch weiteres Studium aufnimmt, arbeitet im Normalfall nicht mehr auf eine berufliche Verwertbarkeit seines Wissens hin. Kein Arbeitgeber muss damit beeindruckt, keine Personal-Recruiter mehr überzeugt werden. Späte Studenten beschäftigen sich mit dem, was sie wirklich interessiert, was sie schon immer einmal machen wollten und das Ganze auch noch in anregender Gesellschaft sowohl junger regulärer Studenten als auch Seniorstudenten. Im Studium lassen sich viele Kontakte zu Personen knüpfen, die das gleiche Interesse teilen wie man selber und vielleicht findet man ja auch noch die ein oder andere weitere Gemeinsamkeit. Finden dadurch viele junge Studenten während ihrer Studienzeit Freunde fürs Leben oder den Lebenspartner, so ist das auch für ältere Semester ein denkbares Szenario.

Das klassische Studium

Wenn Du Dich als „richtiger“ Student – also genauso wie jemand, der frisch von der Schule kommt – einschreiben willst, kommen alle Rechte und Pflichten eines regulären Studierenden auf Dich zu. In den allermeisten Fällen brauchst Du für die Aufnahme des Studiums die allgemeine Hochschulreife, in einigen Studiengängen je nach gewähltem Studiengang die Fachhochschulreife oder die fachgebundene Hochschulreife. Einige Studiengänge ersetzen diese Voraussetzung durch eine entsprechende Berufspraxis oder besonderes Interesse und/oder Talent. Das ist aber eher selten und kann an den Hochschulen bei den jeweiligen Ansprechpartnern und Studiengangsberatern erfragt werden und ist von Hochschule zu Hochschule verschieden und wird auch in jedem Bundesland anders gehandhabt. Viele Studiengänge sind Vollzeitstudiengänge, einige lassen sich auch in Teilzeit studieren. In jedem Fall aber führt das klassische Studium zu einem Abschluss, das heißt, Du musst im Laufe Deines Studiums auch Prüfungen schreiben, Seminararbeiten verfassen, Referate halten oder andere Leistungsnachweise erbringen – Lerngruppen und Arbeiten in Projektteams inklusive.

Das Konzept des Seniorenstudiums

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©Bild von LTim/shutterstock_1149760274 auf Alterix

Du willst es langsamer angehen lassen und nicht gleich übertreiben? Einen Titel brauchst Du für Dein Berufsleben sowieso nicht mehr? Dann könnte die Lösung für Dich ein Seniorenstudium sein. Einen berufsqualifizierenden Abschluss wie Bachelor oder Master bekommst Du hierbei zwar nicht, aber Du bist viel freier in Deiner Zeitgestaltung und auch in Bezug auf den Inhalt. Du musst keine Pflichtseminare des „normalen“ studentischen Curriculums erfüllen, sondern belegst nur genau diejenigen Fächer, die Dir auch Spaß machen. Du hast hier die Möglichkeit, Dein rein fachliches Interesse auszuleben, auch wenn das bedeutet, dass Du aus jeder Fakultät Fächer oder Seminare wählst, die in einem normalen Studiengang gar nicht zusammen gehören würden. Das Studium wird Dir leichter fallen als einem regulären Studenten, der einerseits auch Kurse belegen muss, die ihm nicht so liegen und der andererseits später Kurse mit Aufbau- und Vertiefungsmodulen belegen muss, während Du beim Grundlagenkurs bleiben darfst, wenn Du das möchtest. Oft wird das Konzept des Seniorenstudiums auch als Gasthörerschaft bezeichnet, denn man muss beileibe nicht unbedingt Senior sein, um daran teilzunehmen – wenngleich die über 50-Jährigen den größten Teil an der Gasthörerschaft stellen. Einige Universitäten bieten auch Abschlusszertifikate für Seniorstudenten an, die aber nicht etwa einen berufsqualifizierenden Abschluss darstellen, sondern eher eine Art Anerkennung für die erbrachten Leistungen sein sollen.

Zertifikatsstudium

Für alle, welche die Studienzulassungs-voraussetzungen erfüllen:

  • Akademischer Abschluss
  • Prüfungen, Klausuren, sonstige Leistungsnachweise
  • Strukturiert, oft modular, mit Pflichtveranstaltungen

Umfassende Kenntnisse im studierten Fach durch vorgeschriebene Vertiefungsfächer

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©Bild von Photographee.eu/shutterstock_286224554 auf Alterix

Gasthörerstudium

Für alle Interessierten, außerhalb Bayerns auch ohne Abitur möglich
Keine speziellen Rücksichten

  • Kein akademischer Abschlus
  • Keine Prüfungen und Klausuren
  • Niveau eher oberflächlich
  • Wahl verschiedener (auch „nicht zusammenpassender“) Kurse möglich

Voneinander und miteinander lernen

So, das Fach ist ausgesucht, die Einschreibung erledigt und die erste Vorlesung steht an. Manch einer trägt sich dann mit einem komischen Gefühl. Werde ich mit dem Tempo der anderen Studenten mitkommen? Werden sie mich als einen der Ihren anerkennen? Bedenken hier sind unbegründet, die haben die Anderen auch…
Der Vorteil an einer – auch altersmäßig – gemischten Gruppe ist, dass verschiedene Ansichten und Vorkenntnisse aufeinander treffen, was normalerweise einen lebhaften und fruchtbaren Dialog begünstigt. Ein Senior in einem Geschichtskurs kann eventuell sogar noch eigene Familienerlebnisse als Augenzeuge beitragen. Der pensionierte Finanzbeamte kann den Buchführungskurs mit seinen Praxiserlebnissen auflockern. Das bereichert den Kurs ungemein. Freilich darf man – und hier solltest Du als Seniorstudent wirklich aufpassen – dem Dozenten nicht das Zepter aus der Hand nehmen, weil man selber ja live dabei war und der junge Professor sein Wissen „nur“ aus Büchern hat. Dieser hat einen anderen neutraleren Zugang und kennt auch die an die Thematik angrenzenden Sachverhalte und den entsprechenden Kontext. Wie Du von Kommilitonen und Dozenten wahrgenommen wirst – ob als Klugscheißer oder als umgänglicher Mitstudent – das liegt bei Dir.

Frage Dich, was Du unbedingt machen möchtest, erkundige Dich bei der nächsten Universität nach den Möglichkeiten für Senioren oder Gäste, beachte die Einschreibefristen und lege einfach los!

Kommentar von Hans |

Das klingt ja interessant. Ich bereue es inzwischen, in meinen jungen Jahren einen anderen Weg eingeschlagen zu haben. Aber wie heißt es so schön? „Es ist nie zu spät.“ Von dem her wäre ein Studium jetzt noch mal genau das Richtige. Wie gehe ich da vor? Kann ich mich einfach bei der Uni anmelden? Muss ich da vorher zu einer Beratung?

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