Wohnen im Heim – Einsamkeit oder neue soziale Perspektiven?

Einsam oder nicht einsam – das ist hier die Frage! Und sie ist sehr individuell zu beantworten. Der Umfang des eigenen Netzwerkes, die eigene Kontaktfreudigkeit und auch die unserer Mitmenschen spielen ebenso eine Rolle wie die Häufigkeit und Intensität der Kontakte und, wie wir diese wahrnehmen…

Eigentlich möchtest du dir noch keine Gedanken über ein Heim als tatsächliches neues Zuhause machen. Schließlich ist noch sooo viel Zeit bis dahin und wer weiß, ob es überhaupt nötig werden wird. Richtig?

Nun ja, gehen wir die Sachlage von der anderen Seite an: Was passiert denn, falls du dir erst Gedanken über dieses Thema machst, wenn du es musst? Dann bist du womöglich unter Zeitdruck oder gar in einem schlechten Zustand. Folglich bedenkst du die vielen Möglichkeiten nicht, zumal einiges eine gewisse Vorlaufzeit braucht und Gedankengänge reifen müssen; gerade, wenn es um ein so wichtiges Thema geht, wie es beim Alterswohnsitz der Fall ist. Je früher du beginnst, dich mit dem Thema zu befassen, umso besser ist es also. Selbst, wenn sich dein Informationsstand nicht für dich persönlich als nützlich erweisen sollte, kannst du unter Umständen anderen Personen mit deiner Expertise weiterhelfen.

Inhaltsverzeichnis

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Qualität vor Quanität

Gut zu wissen: Für die meisten Menschen ist nicht die Größe des Netzwerkes ausschlaggebend, sondern die Qualität der Beziehungen. Natürlich hat ein jeder Mensch zunächst ein eigenes privates Netzwerk, das er sich entweder im Laufe seines Lebens aufgebaut hat oder bei dem er bzw. sie aufgrund familiärer Zusammenhänge automatisch eingebunden ist. Völlig unabhängig davon, wie stark die Bindungen sind und ob überhaupt noch Kontakte existieren: Es gibt wohl niemanden, der wirklich keinen anderen Menschen kennt. Sind diese Beziehungen aber sehr locker schätzen wir diese natürlich als weniger wichtig und wertvoll für uns ein als die Beziehungen innerhalb einer gut funktionierenden Kernfamilie oder mit unseren besten Freunden. Um ein paar Beispiele für die als geringfügig bedeutend eingestuften Kontakte zu nennen:

  • Kontakt zu Arbeitskollegen ausschließlich während der Arbeit
  • Gelegentliches Grüßen der Nachbarn auf der Straße
  • Der jährliche einmalige Pflichtbesuch des weit entfernten Neffen

Wenn das Heim zu einer sozialen Aufwertung wird

Hast du nur lockere Beziehungen, so stellt der Ortswechsel in ein Heim wohl kaum eine bedeutende Veränderung dar. Auch dort sind die Beziehungen zunächst locker. Ach, eigentlich ist alles so, wie du es kennst: Man grüßt sich, man sieht sich beim Spazierengehen oder trinkt mal einen Kaffee zusammen. Für jemanden, der vorher sehr einsam war, ist bereits eine enorme Aufwertung – endlich einmal Ansprache und Kontakt zu anderen Menschen!

Eine Abwertung des sozialen Lebens im Heim ist unmöglich

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Bist du ein starkes soziales Netzwerk um dich herum gewöhnt, ist die Umstellung womöglich eine andere. Allerdings musst du dir keine Sorgen machen, dein bisheriges starkes Netzwerk gegen ein lockeres auszutauschen – das wäre ein merklicher Qualitätsverlust! Bedenke: Du tauschst deine Bekanntschaften nicht aus, sondern du stockst auf! Deine bisherigen Kontakte bleiben dir ja erhalten – in welchem Umfang, entscheidest du gemeinsam mit den entsprechenden Personen – und es kommen neue Kontakte aus dem Heim hinzu! Dabei gilt: Den Umfang entscheidest du selbst!

 

Ein Netzwerk, das immer da ist

Ist dein persönliches Netzwerk von früher nicht so häufig da, so hast du immer noch die räumliche Gemeinschaft mit den anderen Bewohnern deiner Einrichtung. Es lebt zwar jeder für sich und kann ganz privat sein, aber je nach Lust und Laune steht es jedem frei, sich an den Gemeinschaftsaktivitäten zu beteiligen. Diese sind entweder festes Angebot des Heimes und werden dort regelmäßig organisiert. Zudem steht frei, sich aus Sympathie miteinander zu verabreden, so, wie du es außerhalb der Unterbringung auch tun kannst. Des Weiteren hast du in einer Einrichtung für Ältere die Möglichkeit, außerhalb der Anlage Kontakte zu pflegen.

Risikofaktoren für die Einsamkeit im Heim

Ein Umzug ist manchmal ein kritischer Übergang – vor allem, wenn sich das Sozialgefüge verändert. Manche Faktoren werden häufig als mögliche Gründe für Einsamkeit im Heim genannt. Eine Studie zur Einsamkeit in stationären Einrichtungen, die sehr empfehlenswert ist, falls du dich mit dem Thema bis in die Tiefe befassen möchtest, unterscheidet zwischen persönlichen Faktoren und solchen, die durch das Heim und die Unterbringungsart selbst gegeben sind. Wir erklären dir die beiden Faktoren zumindest im Ansatz. Denn der Gefahr, die man kennt, kann man entgegenwirken!

Persönliche Risikofaktoren für die Einsamkeit im Heim

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  • Frustration durch mangelnde Bewegung führt zu einem Gefühl des „Eingesperrt-Seins“
  • Das Knüpfen neuer Kontakte nimmt einige Zeit in Anspruch
  • Freunde und Familie kommen seltener zu Besuch, als du es dir wünschst
  • Der Umzug ins Heim ist ungeplant und nicht durchdacht durchgeführt worden

Unterbringungsabhängige Faktoren zur Begünstigung der Einsamkeit

  • Menschen mit persönlichkeitsverändernden Krankheiten erschweren dir den Umgang
  • Das Freizeitangebot widerspricht deinem Geschmack und du klinkst dich aus
  • Fehlende Aufgaben und das Gefühl der Überflüssigkeit
  • Als ehemaliger Wohnungseigentümer fühlst du dich aufgrund des geringen Einflusses eingeschränkt

Kommentar von VJ |

Meine Eltern haben eine gute Alternative zu einem Heim gefunden. Denn sie haben sich immer vor dem Umzug in ein solches gefürchtet. Sie nähern sich diesem daher langsam an und sind zuerst in eine Wohnung in einem Gebäude gezogen, in dem es Betreuung gibt. Das heisst, wenn gewünscht und nötig, gibt es Unterstützung der verschiedensten Art, zum Beispiel beim Einkaufen, Kochen oder auch bei gesundheitlichen Problemen. Falls nicht benötigt, leben sie weiterhin autark. Auch verfügen die Gebäude über einen Gemeinschaftsraum und gemeinsame Aktivitäten. Diese Wohnungen liegen zum Glück hier in unserer Stadt, das bedeutet unser Besuchsweg ist gleichgeblieben und ihr Netzwerk auch.

Kommentar von Susanne M. |

Die Wartezeit auf einen Heimplatz beträgt derzeit im Durchschnitt 1,5 Jahre. Es ist also wichtig, sich rechtzeitig Gedanken um den Umzug ins Seniorenheim zu machen. Dafür spricht auch, dass du dann die Möglichkeit hast, dir verschiedene Heime anzuschauen.
Für alleinlebende Senioren ohne regelmäßigen Besuch durch Angehörige oder Nachbarn ist die Gefahr zu vereinsamen sicherlich größer als im Pflegeheim. Abgesehen von den sozialen Kontakten, die du hier hast, wird auch für deine Unterhaltung gesorgt, z. B. in Form von Ausflügen, Gymnastikstunden, Spiele- und Liederabenden.

Quelle:
https://www.pflegehilfe.org/pflegeheime

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