Die Filme der 30er

Die Filme-Ära der 1930er Jahre ist aus mehrerer Hinsicht interessant. Neben der rein „filmhistorischen“ Sicht haben gesellschaftspolitische Rahmenbedingungen die Filme und deren Rezeption entscheidend geprägt. Während sich die Technik seit den 20er Jahren dahingehend verbessert hat, dass nun auch Farbe und Ton mit auf die Leinwand und in die Kinosäle gebracht wurden, entbrannte in Europa der zweite Weltkrieg unter totalitären Regierungen, welche das Medium Film für ihre Propaganda beschlagnahmten.

Inhaltsverzeichnis

Hollywood in den 30ern – Das Konzept der Unterhaltung ist nach wie vor präsent

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©Bild von DarkWork/Pixabay auf Alterix

Hollywood produziert in den Jahren der 30er weiterhin nach dem Konzept der Unterhaltung. Zugleich wagt sich die Filmindustrie an ernste Themen, wie beispielsweise Literaturverfilmungen, heran. Das Südstaaten-Liebesdrama um Scarlett O’Hara nach der literarischen Vorlage von Margaret Mitchell Vom Winde verweht wird in den 30ern produziert und hält sich über viele Jahrzehnte als Filmklassiker. Fiktive Genres wie „Grusel und Science Fiction“ erleben bereits in den 30ern ihre Geburt in Hollywood. Auch diese Genres feiern mit King Kong, Frankenstein oder Dr. Jekyll und Mr. Hyde große Leinwanderfolge auf der schon damals internationalen Plattform Hollywoods.

Deutschlands Filmindustrie als Propaganda-Maschine

In Deutschland kapern die Nazis die Filmindustrie für propagandistische Zwecke. Zwar werden in Deutschland viele grandiose Filme und Klassiker ihrer Zeit gedreht, doch schwingt in vielen dieser Filme eine unterschwellige Kriegsbotschaft mit. Der Blaue Engel wird zu einem der erfolgreichsten Filme und macht die von den Nazis umworbene Marlene Dietrich weltberühmt. Nachdem Dietrich freiwillig in die USA übersiedelt, suchen sich die Nazis andere Idole, die von Goebbels Propagandaministerium aktiv gefördert werden. Die schwedische Sängerin Zarah Leander ist eine dieser von den Nazis favorisierten Künstlerinnen, die sich auch bis in die letzten Kriegsjahre in ihrer Position hält.

Unterschiede zwischen Deutschland und Hollywood

Trotz all der Nazi-Propaganda feiern auch in Deutschland Komödien große Erfolge. Die drei von der Tankstelle mit Heinz Rühmann und dem Lied Ein Freund, ein guter Freund werden dabei zum zeitlosen Klassiker. Der Unterschied der deutschen UFA und Hollywood besteht oftmals in dem Aufwand der Produktionen. Während man in Deutschland eher auf „bürgerliche Komödien“ in einem urbanen Umfeld setzt, produziert Hollywood etwas großspuriger und damit nachhaltiger. Viele der in Hollywood gedrehten Filme dieser Zeit halten sich über Jahrzehnte und lassen die Namen ihrer großen Stars nicht verblassen. Vom Winde verweht ist ein geeignetes Beispiel dafür. Ebenso bleibt das Film-Musical Der Zauberer von Oz für viele Jahrzehnte in den Herzen der Fans. Solche „Blockbuster“ sind in Deutschland nicht entstanden.

Während in Hollywood die Stars der 30er nach dem Krieg auch weiterhin in vielen Produktionen spielen, verschwinden in Deutschland viele der Schauspieler und Schauspielerinnen von der nachfolgenden Leinwand. Nur wenige Namen können sich über diese „ideologische Wende“ retten. Heinz Rühmann ist solch ein Beispiel. Obwohl er seine Filmkarriere in den 30ern begann, feierte er erst in den 40ern seine großen Erfolge und wurde damit zum Publikumsliebling.

Zur heutigen Auffassung der 30er Jahre Filme

Hin und wieder werden diese alten Filme in den Regionalprogrammen des Fernsehens gezeigt und erfreuen sich auch heute noch an Beliebtheit. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sich die Filme der 30er schon zeitlosen Themen widmeten, ohne zu fest an ihrer Zeit zu klammern.

Sicherlich werden die Filme die Probleme ihrer Zeit aufgreifen. Sofern man die Filme jedoch im Kontext ihrer Zeit versteht, wird man keine Probleme damit haben. Wir weisen darauf hin, da wir heute sehr dazu neigen, Film und Literatur unter dem Damoklesschwert unserer Standards zu bewerten. Was wir heute unter Umständen als rassistisch oder sexistisch verstehen, gehörte in den 30er Jahren zu einem vollkommen normalen gesellschaftlichen Umgang. Das macht dann auch eine Marlene Dietrich in dem Blauen Engel nicht zu einer sexistischen Posse, sondern bleibt ein Dokument ihrer Zeit. Das Gleiche gilt für Literatur sowie Liedgut. Wollten wir alles an heutigen Maßstäben messen, so hätten wir kaum Freude an diesen alten kulturellen Werken.

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©Bild von Danny H./Pixabay auf Alterix

Der Beginn einer Entwicklung, die heute noch nicht abgeschlossen ist

Die Filme der 30er Jahre waren wichtig in der Entwicklung der Filmkunst und setzten viele neue Maßstäbe, die noch heute in modernen Produktionen nicht unberücksichtigt bleiben. In den 30er Jahren kletterte erstmals ein Gorilla auf einen Wolkenkratzer, um sich ein Duell mit Flugzeugen zu liefern. Und wer mag in Filmen heutzutage auf all diese Absurditäten der Fantasie verzichten? Seit den 30er Jahren hat der Film die Möglichkeit, solche Fantasien auf eine Leinwand zu bringen und Riesengorillas, Vampiren und Frankensteins Monster Leben einzuhauchen. Eine Entwicklung, die in den 30ern begann und heute, fast einhundert Jahre später, noch immer nicht abgeschlossen ist.

Der Status als Klassiker

Dabei bleibt den alten Filmen der Status der Klassiker. Vom Winde verweht ist heute ebenso sehenswert, als wie man Literatur bestimmter „alter Schriftsteller“ für lesenswert halten würde. Dabei handelt es sich bei den Filmen der 30er nicht nur um Komödien oder „Gruselfilme mit jungfräulicher Tricktechnik“, sondern durchaus um Dramen oder sensible Filme, die teilweise an Aktualität kaum eingebüßt haben. Wie bei den Filmen der 20er Jahre muss man gezielt nach solchen alten Filmen suchen, denn weder werden sie regelmäßig im Fernsehen gezeigt, noch gehören sie in den Lieferumfang von Netflix. Liebhaber solcher Filme werden allerdings wissen, auf welchen Streamingdiensten solche Filme teilweise kostenlos zu sehen sind. Im Zweifelsfall wird man auf YouTube schnell fündig, da die Lizenzfrage bei hundertjährigen Filmwerken oftmals erledigt ist und die Filme dann in voller Länge zu sehen sind.

Unsere Empfehlung: Fritz Langs M – Eine Stadt sucht einen Mörder

Wir möchten an dieser Stelle einen „ernsten Film“ von Fritz Lang empfehlen, dem schon mit Metropolis in den 20er Jahren ein großer Erfolg gelungen ist. Der 1931 gedrehte Film M – Eine Stadt sucht einen Mörder erzählt die beklemmende Geschichte eines Kindermörders. Ein Thema, welches auch heute an Aktualität leider nicht verloren hat.

https://www.youtube.com/watch?v=aOtwqmATjDU&t=468s

Ein nicht uninteressanter Aspekt dieses Filmes ist nicht nur die Geschichte dieser Tat, sondern auch die Reaktion der Öffentlichkeit, die sich fast 1:1 auf unsere Gesellschaft übertragen lässt; obwohl wir quasi einhundert Jahre in der Gesellschaft weiter sind. Diese gesellschaftliche Eigendynamik in der Verfolgung eines solchen Täters macht den Film nahezu zeitlos und aus soziologischer Sicht hochinteressant.
Wir möchten auf eine Rezension von M – Eine Stadt sucht einen Mörder verzichten, um der Spannung beim Schauen des Filmes nicht vorzugreifen. Neben dem Psychogramm einer in die Enge getriebenen Öffentlichkeit bleibt der Film eine spannende Kriminalgeschichte, die es unserer Ansicht nach mit modernen Sonntagskrimis aufnehmen kann.

Kommentar von Susanne M. |

Der Klassiker "Vom Winde verweht" hebt sich nicht nur aufgrund seiner epochalen Länge von 220 Minuten aus der Masse der 30er-Jahre-Spielfilme hervor. Er war auch einer der ersten 'richtigen' Farbfilme. Zudem wurde Clark Gable u. a. durch seine für den Oscar nominierte Rolle als Rhett Butler zur Hollywood-Legende. Eine weitere erfolgreiche Literaturverfilmung des Jahres 1939 war übrigens "Sturmhöhe" mit Laurence Olivier in der Hauptrolle.
Dass Deutschlands Filmindustrie von den Nazis für propagandistische Zwecke missbraucht wurde, stimmt nicht so ganz. Tatsächlich war das nur bei ca. 10 Prozent der in der NS-Zeit gedrehten Filme der Fall.

Quellen:
https://www.filmportal.de/thema/ns-propagandafilme
https://www.welt.de/kultur/article4409638/Nur-zehn-Prozent-der-Filme-waren-Nazi-Propaganda.html

Kommentar von BJ |

Bei uns zu Hause wurde der Film das Blaue Wunder immer schwer diskutiert. Denn ja, auf der einen Seite hat er, wie bei euch erwähnt, Marlene Dietrich bekannt gemacht, doch die weitere Karriere der damaligen Regiedebütantin Leni Riefenstahl war sehr umstritten. Meine Großmutter konnte bei dem Gedanken an sie und die Zeit sehr in Rage geraten und sich aufregen, denn laut ihr hat sie dem Nationalsozialismus und Hitler in den Hände gespielt, in dem sie Filme über ihn drehte. Während sie für meinen Großvater einfach nur eine tolle und außergewöhnliche Frau war für diese Zeit. Zwei Meinungen genauso unterschiedlich wie die Filme der deutschen UFA und Hollywoods.

Kommentar von Melanie Dentiak |

Ich finde es nachvollziehbar, wenn Künstler in der Zeit in der sie leben Aufträge der Regierung annehmen. Darum muss man Personen wie Riefenstahl, Arno Breker oder Josef Thorak auch mal versuchen neutral zu betrachten. Schaut mal, wie wissen ja auch, dass unter Merkel sehr viel falsch gelaufen ist. Wollen wir nun auch in 30 oder 40 Jahren die Künstler verbal angehen, die unter Merkel Aufträge angenommen haben? Ich finde das etwas selbstgerecht. Für mich war Leni Riefenstahl eine absolut selbstbestimmte Frau, die ihre Möglichkeiten eben genutzt hat. Frauen waren in dem Geschäft noch sehr unterrepräsentiert. Da musste sie schon einigen können, um überhaupt die Möglichkeiten zu haben. Ihre Bilder sind einfach unfassbar schön. Ich bewundere diese Frau, sie hat mit 99 Jahren noch das Tauchen gelernt und eine unter Wasser Doku gedreht. Hier sind Infos zu "Impressionen unter Wasser": https://www.filmportal.de/film/korallengaerten-impressionen-unter-wasser_4b3f969fe5fe4ec9a7555c0441b3f636

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