Die Filme der 40er Jahre

Die Filme der 40er Jahre sind aus mehreren Perspektiven interessant. Denn einerseits hinterlässt der zweite Weltkrieg ein Europa, welches sprichwörtlich in Schutt und Asche liegt. Die Nazis versuchen, die Moral des Volkes mit Durchhalteparolen am Leben zu halten und Zarah Leander singt auf der Leinwand Davon geht die Welt nicht unter. Andererseits interessant sind die 40er Jahre, weil sich in Deutschland und Hollywood der Film bereits als eigenständige Kunstform und Alternative zu Theater und den oft aufwendigen Revue-Shows etabliert hat. Filmstars haben die Bekanntheit von regulären Theaterschauspielern bei weitem überflügelt.

Inhaltsverzeichnis

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©Bild von Oberholster Venita/Pixabay

Zum Zeitgeist

Kinos gibt es inzwischen in fast jeder größeren Stadt und auch der Fernsehapparat wird bereits in den 40ern getestet. In ländlichen Gebieten reisen noch immer Filmvorführer durch Gemeindesäle und zeigen die neuen beliebten Kinofilme. In einer Zeit, in der Filme noch nicht zuhause geschaut werden, sind solche Filmvorführungen durchaus gesellschaftliche Events, die besucht werden. Kinder freuen sich auf Trickfilme und Western mit „Fuzzi“ und Erwachsene begeistern sich für Heimatfilme oder Filmen mit Humphrey Bogart und Ingrid Bergmann. Der Bekanntheitsgrat der Publikumslieblinge gleicht dem heutiger Stars.

Ferner helfen die Filme der Bevölkerung ein wenig über die harsche Realität ihres zerstörten Europas hinweg. Die Welt beginnt, ein wenig mehr zusammenzurücken.

Über die Filme

Das 40er Jahre Kino der Deutschen soll ein wenig von den verheerenden Spuren der Kriegsjahre ablenken. Zu den besten deutschen Filmen gehört der vielzitierte Feuerzangenbowle mit Heinz Rühmann. Auch Hans Albers erfreut sich mit der Große Freiheit Nummer 7 großer Beliebtheit.

In Amerika hingegen wagt der Publikumsliebling Charlie Chaplin mit seinem Film Der große Diktator eine bissige Satire auf Hitlers Nazideutschland. Im Zuge dieses Filmes entsteht eine Rede für die Demokratie, die noch heute sehr berührt. Diese Rede hat kaum an Aktualität verloren und ist in der Filmwelt einzigartig:

https://www.youtube.com/watch?v=xY9_rA2RSsE

Zum Nachdenken:

Diese Rede könnte 1:1 als Manifest unserer Zeit stehen. Man mag sich als Gesellschaft die Frage stellen, wohin wir uns entwickeln, wenn über siebzig Jahre alte Texte uns da treffen, wo es aktuell ist. Dies gilt nicht nur für Chaplins Rede, sondern auch für viele andere Texte aus der Welt der Literatur.

Die 40er bringen in Hollywood durchaus auch ganz andere Klassiker auf den Weg: Humphrey Bogart glänzt in Casablanca und Walt Disney feiert mit Pinoccio und Fantasia große Erfolge. Das Kino macht möglich, an was bisher auf den Bühnen nicht zu denken war. Tricktechnik und Filmkunst nehmen den Betrachter mit in eine ganz neue Welt...

Ihr Inhaltselement ist leer.

Die Stars

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©Bild von skeeze/Pixabay auf Alterix

Viele der Stars und auch Filme der 40er Jahre sind der „älteren Generation“ noch bekannt. Man wird kaum jemanden finden, der in den 60ern geboren ist, und nicht Passagen aus Rühmanns Feuerzangenbowle zitieren kann. Ebenso wie Deutschland, hat selbstverständlich auch Hollywood seine Stars, die heute noch jeder kennt. Gary Cooper und Betty Grable genießen nach wie vor Weltruhm.

Mit den Filmen wurden auch die Karrieren der Darsteller in quasi jeden Winkel der Welt getragen. Diese Begeisterung haftet der Filmbranche heute noch an und trägt maßgeblich zu deren Erfolg bei. Nicht selten werden Filme nur deswegen geschaut, weil diese oder jener Schauspieler/in darin mitspielt. Diese Begeisterung mag in den 40ern noch nicht ganz so ausgeprägt gewesen sein – einfach, weil es vielweniger Filme gab, doch hatte das Publikum durchaus sehr wohl schon seine Lieblinge und Idole.

Ein zeitloser Charakter

Die großen Erfolge der 40er laufen nicht mehr in den Kinos, wenngleich uns bekannt ist, dass anlässlich verschiedener Events durchaus Filme wie die Feuerzangenbowle auf einer Großleinwand gezeigt werden. Hin und wieder, wenn auch nicht regelmäßig, fallen Filme der 40er in das Feiertagsprogramm einiger TV-Sender und es ist wahrscheinlich Der große Diktator oder Feuerzangenbowle an einem Fernsehabend zu erwischen.

Die Tatsache, dass solche Filme immer wieder im Fernsehen gezeigt werden, unterstreicht den zeitlosen Charakter. Literatur-Fans sperren sich gern, die Filmindustrie ebenso ernst zu nehmen wie Regalreihen alter Bücher. In der Kultur hat der Film aber inzwischen, nach seiner über hundertjährigen Geschichte, einen festen Platz. Nicht nur als „blödsinnige Unterhaltung“, sondern sehr wohl auch als erstzunehmendes Kunstmedium.

Viele Fans dieser alten Filme beziehen sich gern auf den besonderen „Flair“ dieser Werke, die noch in Schwarz-Weiß gedreht sind und somit einen kleinen Einblick in den Umgang und die Struktur der „Welt“ unserer Groß- bzw. Urgroßeltern bieten. Als wirkliches Zeitdokument mag man keinen dieser 40er Jahre Filme begreifen. In ihrer Summe geben sie allerdings sehr wohl ein Bild des damals herrschenden Lebensgefühls ab. Dabei visualisieren sie ihre Zeit etwas präziser als viele Bücher dieser Zeit.

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©Bild von Neri Vill/Pixabay auf Alterix

Haben die 40er Jahre Filme eine Zukunft?

Dank unserer neuen digitalen Technologien ist es unwahrscheinlich, dass diese alten Filme vollkommen verschwinden. In der Tat beschäftigen sich sogar Restauratoren mit der Erhaltung und digitalen Aufbereitung alter Filmrollen. Auch wenn uns ein Blick in die ferne Zukunft verwehrt bleibt, wäre es interessant zu erfahren, welche dieser Filme sich durch die Jahrhunderte tragen.

In der Mitte des 20ten Jahrhunderts entdeckten Archäologen in Syrien zum Beispiel den ältesten Song der Welt auf einer Tafel, die mit Keilschrift beschrieben war. Das Lied wurde auf 1400 vor Christus datiert und damit ist das Lied rund 3400 Jahre alt.

https://www.youtube.com/watch?v=QpxN2VXPMLc

Es ist nicht wirklich „groovy“, vermittelt aber anschaulich den Unterschied zu modernen Hits. Ebenso könnten Filme eines Tages „unsere Zeit“ dokumentieren – auch auf die Gefahr hin, dass Kinder der Zukunft die Filme von Heinz Rühmann und Gary Cooper irrsinnig lahm finden.

Was sich hoffentlich noch weit in die Zukunft hält, ist Chaplins Rede aus Der große Diktator und vielleicht auch der Humor der Lehrer höherer Lehranstalten in Rühmanns Feuerzangenbowle. Ganz zu schweigen von der Unsterblichen Liebe von Scarlett O’Hara und Rhett Butler in Vom Winde verweht...

In der Beziehung werden Filme sicherlich über die Reichweite literarischer Klassiker hinausreichen. Während man in den 40er Jahren selbst unter Umständen noch mehr gelesen hat, als Filme zu schauen, so hat sich heute das Blatt gewendet und es ist nicht davon auszugehen, dass sich die Zeit zurückdreht. In Zukunft werden aufwendig produzierte Filme also sicherlich mehr Reichweite haben als die Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt. Damit werden Filme aus den 40ern interessanter für ein breiteres Publikum sein – ganz besonders dann, wenn sie schon jetzt eine Art „Kultstatus“ innehaben.

In dieser Beziehung ist die „Digitalisierung“ durchaus zu begrüßen. Zwar gibt es auch die Möglichkeit Bücher auf digitalen Formaten zu erhalten, doch zeichnet sich schon jetzt der Trend ab, dass Filmen in dieser Entwicklung weit mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. Zumindest ist es leichter, sich einen alten Film im Internet zu besorgen, als das Gesamtwerk von Franz Kafka oder Günter Grass.

Kommentar von Anita Jasek |

Mein Vater hat immer erzählt, dass er als kleiner Knirps zusammen mit seinen großen Brüdern ausgebüchst ist, um zusammen mit ihnen Filme auf der Großleinwand auf dem Dorfplatz zu schauen. Es war immer ein besonderes Ereignis im Sommer, denn noch nicht in dem Dorf, in dem er aufwuchs, gab es nur einen Fernseher und der war für die Nachrichten reserviert und nicht für die Unterhaltung. Und so wie auch viele Trends der Mode wiederkommen, werden auch Worte wie die aus Chaplins Rede wieder aktuell. Wie wohl die Menschen der fernen Zukunft diese Zeit einmal sehen werden?

Kommentar von Susanne M. |

Ich kann mir gut vorstellen, dass das Kino den Menschen der 1940er Jahre zur Flucht aus der Realität verhalf. Teilweise hatten die Filme aber auch den Krieg als Thema, wie "Casablanca" - ein Klassiker, der genaugenommen ein Propagandafilm von Warner Bros. gegen das Naziregime war.
Übrigens durfte "Große Freiheit Nr. 7" 1944 nicht in Deutschland uraufgeführt werden, weil seine melancholische und z. T. recht frivole Handlung nicht den Vorstellungen des Propagandaministers entsprach. Hierzulande kam der Film erstmals im September 1945 in die Kinos und machte Hans Albers zum Nachkriegsstar.

Quellen:
https://testkammer.com/2019/08/20/casablanca-1942/
https://www.ndr.de/geschichte/chronologie/Grosse-Freiheit-Nr-7-mit-Hans-Albers-wird-1944-uraufgefuehrt,grossefreiheit100.html

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