Die Filme der 60er
In den 1960er Jahren erlebte die Welt ein weiteres „Update“, welches die Filmindustrie maßgeblich begünstigte. Das Fernsehen wurde farbig. Ab 1967 konnten all die Menschen, die sich einen Farbfernseher leisten konnten, ihr Programm in Farbe schauen. Farbfernseher waren nicht sofort in allen Haushalten Standard. Dennoch bewegte sich viel in der Filmindustrie und es entstanden Filme, denen auch heute noch eine Siegerurkunde gebührt.
Inhaltsverzeichnis
Die 60er Jahre Filme aus den USA
In Amerika feiert Alfred Hitchcock mit seinen Thrillern Psycho und Die Vögel große Erfolge. Die Darstellung des geisteskranken Killers Norman Bates wird zu der Paraderolle für Anthony Perkins. Man mag mit Fug und Recht behaupten, dass der Film bis heute nicht an Durchschlagskraft verloren hat. In der Tat drehte man 1998 quasi ein 1-zu-1-Remake, welches an das Original jedoch nicht heranreichte. Auch die 2013 bis 2017 gedrehte Serie Bates Motel, welche Hitchcocks Story aufnahm, hatte nicht annähernd den Erfolg des originalen Werkes.
1968 gelingt Stanley Kubrik ein großer Wurf mit der Verfilmung von 2001 – Odyssee im Weltraum; ein Film, der für das Science-Fiction-Genre vollkommen neue Maßstäbe setzt und bis heute ein gefeierter Klassiker bleibt. In Deutschland wurde der Film im Jahre 2018 anlässlich seines 50. Jubiläums in einigen Kinos in der Original-Version aufgeführt. Das von uns besuchte Kino war zu diesem Termin ausverkauft. Der Film ist für Science-Fiction-Fans ebenso sehenswert wie für „Space Geeks“. Viele philosophische Momente machen den Film zudem zu einem Meisterwerk, den man gesehen haben sollte. Zu den Stars dieses Films gehört der A.I. Computer HAL9000, der wohl wichtigste Protagonist des Filmes, der sich mit dem Crewmitglied Dave auf dem Flug zum Saturn ein psychologisches Duell liefert.
Auch große Monumentalfilme hat es in den 60ern nach den Anfängen in den 50er Jahre Filmen wieder gegeben. El Cid und Cleopatra (mit Liz Taylor) sind die großen unvergessenen Meisterwerke. Nach Gerüchten sollen bei den grandiosen Schlachtszenen zu El Cid einige der Komparsen ums Leben gekommen sein. Cleopatra gebärdete sich dafür weniger actionreich, doch mindestens doppelt so pompös; eben ganz so, wie es der Filmdiva Liz Taylor auf den Leib geschneidert war.
Made in Germany: 60er Jahre Filme & Stars
Auch Deutschland ist in den 60er Jahren nicht untätig und produziert die bis heute beliebten Winnetou-Filme nach den Romanen von Karl May. Darstellung und Darsteller setzten über viele Jahre Maßstäbe, die immer wieder aufgegriffen wurden. Viele Kostüme der jährlichen Karl-May Festspiele an dem Kalkberg in Bad-Segeberg orientieren sich an den in den 60ern produzierten Spielfilmen. Darüber hinaus waren die Filme auch in den 70er Jahren noch so beliebt, dass ganze Schulklassen geschlossen die Kinos zu Sondervorstellungen besuchten. Alle Filme wurden im Fernsehen gezeigt und die von Martin Böttcher komponierte Melodie zu diesen Filmen gehört heute zu den bekanntesten und beliebtesten Filmmusiken aller Zeiten:
https://www.youtube.com/watch?v=lg0bQMoSIqc
In Deutschland feiert der Franzose Pierre Brice die Rolle seines Lebens als Winnetou; ein Label, welches den Mann seither mit dieser Rolle verbindet. Für die Winnetou-Serie rekrutieren die Filmemacher andere durchaus schon bekannte deutsche Filmgrößen, die danach auch weiterhin immer wieder im Fernsehen zu sehen sind.
Zur Bedeutung der Filme
Unter dem Strich wird man in Deutschland und den USA kaum Menschen finden, die nicht Winnetou oder zumindest einen der Hitchcock-Klassiker gesehen haben und lieben. Die 60er haben in der Filmgeschichte also einen gewissermaßen unübersehbaren Fußabdruck hinterlassen. Die meisten dieser Filme bereiten beim Zuschauen heute nach wie vor Spaß. Zwar wird man sie nur noch zu etwaigen Sondervorstellungen im Kino erleben... über den Fernsehschirm laufen sie aber alle „immer mal wieder“. Interessant sind auch die Filme dieser Zeit, die Weichen gestellt haben: Der große Startschuss mag dabei zwar Kubriks 2001 – Odyssee im Weltraum gewesen sein, doch auch Psycho macht den Zuschauer mit einem bis dahin unbekannten Täterprofil vertraut, welches nach Psycho immer wieder in leicht veränderter Form in Filmen dieses Genres auftaucht.
Das erfrischende an den Filmen der 60ern ist das gute Gleichgewicht von Komödien und ernsten Filmen; ein Trend, der sich in fast dieser Form auch bis heute fortsetzt und ganz ohne Zweifel in den 60ern begann. Während man in den 50ern noch auf schnulzige Heimatfilme setzte, agieren die Regisseure und Produzenten in den 60ern schon deutlich sicherer mit dem Medium Film. Ungebrochen und auch unverändert dabei ist die Begeisterung des Publikums, welches nun die Möglichkeit bekam, die großen Stars zuhause auf einem Farbfernseher zu genießen. In den 60ern und folgenden Jahren war es üblich, dass Kinofilme binnen einen Jahres nach Spielende im Kino auch im Fernsehen gezeigt wurden. Diese Zeiträume haben sich heute aufgrund verschiedener Lizenzen weitestgehend verlängert.
Ein unrühmliches Stück Geschichte: Dokumentarische Aufnahmen des Vietnamkrieges
Ein weiterer Aspekt der Filme der 60er ist ein wenig erfreulicher: Der Vietnamkrieg. Dieser Krieg gilt als der erste Krieg, der die Schrecken des Krieges auf Filmen in die Heimat transportierte. Nicht zuletzt haben genau diese dokumentarischen Filmaufnahmen maßgeblich zu den massiven Friedensprotesten in den USA und damit auch zu den 68er-Revolten in Deutschland beigetragen, aus der die radikale Gruppe der Rote Armee Fraktion (RAF) hervorgegangen ist. Erst in den 70er Jahren griff auch Hollywood das Leiden von Zivilisten während eines Krieges auf und produzierte 1970 den äußerst brutalen Antikriegsfilm Soldier Blue, in dem es um den Überfall von Unionssoldaten auf ein Lager der Ureinwohner Amerikas geht. Der Film kam in Deutschland unter dem Titel Das Wiegenlied vom Totschlag in die Kinos. Im Kontext einer Kriegskritik mögen solche Filme zwar ihre Berechtigung haben... Als „Tipp“ möchten wir diesen Film an dieser Stelle jedoch nicht verstanden wissen. Der Film dokumentiert allerdings auch, dass sich die Filmbranche schon damals nicht nur in einer Hollywood-Blase vergrub, sondern durchaus in der Lage war, Missstände sehr „grafisch“ abzubilden.
Unsere Empfehlung: Louis de Funes!
Als Empfehlung möchten wir stattdessen den Blick auf einen Franzosen richten, der sich bester Popularität erfreut: Louis de Funes begann seine Bekanntheit 1964 mit dem Film Der Gendarm von St. Troupez und spielte sich damit sofort in das Herz des Publikums. Noch heute zählt der kleine quirlige Franzose zu den beliebtesten Komödianten seiner Zeit. Die Louis-de-Funes-Filmreihe ist eine absolute Empfehlung.
Kommentar von Susanne M. |
Mir fällt zum Thema Filme der 60er spontan Oswalt Kolle ein. Kolle, der in den 60er und 70er Jahren Filme wie "Deine Frau, Das unbekannte Wesen" und "Dein Mann, das unbekannte Wesen" drehte, trug maßgeblich zur sexuellen Aufklärung der Deutschen und zur Enttabuisierung der Sexualität bei.
Anfang der 60er Jahre versuchte sich in den USA ein bekannter und zugleich umstrittener Regisseur zunächst als Stand-up-Comedian, allerdings mit mäßigem Erfolg. Die Rede ist von Woody Allen, der 1965 mit "Was gibt's Neues, Pussy?" seinen Durchbruch als Drehbuchautor und Schauspieler hatte. Sein Regiedebüt gab er 1969 mit "Woody, der Unglücksrabe".
Quellen:
https://www.ndr.de/geschichte/koepfe/Oswalt-Kolle-Der-Aufklaerer-der-Nation,oswaltkolle102.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Woody_Allen