Freitzeitvergnügen für Jung & Alt
Kannst du dir einen ernsten Film mit Didi Hallervorden vorstellen? Nein, natürlich nicht. Und doch gibt es ihn: „Sein letztes Rennen“, uraufgeführt im September 2013 in Hamburg. Didi spielt darin den ehemaligen olympischen Marathonläufer Paul Averhoff, der im Altenheim sitzt und Kastanienmännchen bastelt – wohl ahnend, dass er sich hier eines Tages „totbasteln“ wird, wie er selbst sagt. Der Film endet positiv, denn Paul bricht aus dem Heimalltag aus, beginnt wieder mit dem Lauftraining und nimmt erfolgreich am Berlin-Marathon teil – das heißt, er kommt zwar als letzter ins Ziel, aber er hat die ganze Distanz geschafft. Happy-End pur.
Inhaltsverzeichnis
Die kleine Vorgeschichte hat eine Bedeutung für diesen Artikel, denn wenn du den gerade liest, dann gehe ich davon aus, dass du nicht deine Tage mit Bastelarbeiten verbringen willst. Im Gegenteil. Du bist auf der Suche nach Dingen, die deine Zeit im silbernen Alter bereichern, aber in einer Weise, die sich vom Durchschnitt abhebt. Natürlich gibt es in deiner Nähe einen Wald oder einen Stadtpark. Aber ich schicke dich jetzt nicht dorthin, um Spaziergänge zu machen, und versuche, dir das dann als der Weisheit letzter Schluss zu verkaufen. Ich denke, wir verstehen uns hier.
Genug der dramatischen Einleitung. Kern meines Artikels ist es, Freizeitaktivitäten vorzustellen, die besonders gut geeignet sind, um Jung und Alt zusammenzubringen. Ich bin überzeugt, dass aus der Kombination zweier oder dreier Generationen eine Dynamik hervorwächst, von der alle Beteiligten profitieren können.
Warum Jung und Alt zusammen?
Kennst du das? Bist du in einer Gemeinde oder einem Verein organisiert? Geht ihr dann manchmal auf den nächsten Bolzplatz für eine kleine Partie Fußball? So habe ich das oft erlebt, als ich noch jung war: Die Jungen kicken gegen die Alten. Obwohl wir Jungen über den ganzen Platz geflitzt sind und jeden der Alten im 100-Meter-Sprint abgehängt hätten, haben die Alten immer gewonnen. Es war jedes Mal das gleiche Bild: Die Alten haben ihre Kräfte besser eingeteilt, sie hatten mehr Überblick, mehr Erfahrung und weniger Ego, das gepudert werden musste. Deshalb konnten sie viel cleverer zusammenspielen, und uns Jungen ganz locker eine Klatsche einschenken.
In vielen Dingen - bei Freizeitaktivitäten oder ernsten Projekten - lohnt es sich für junge Menschen, wenn sie von der Erfahrung der Rentner-Generation profitieren können. Umgekehrt ist es für die Älteren natürlich und hilfreich, die Nähe zur jungen Generation zu suchen. Die Alten unter uns haben üblicherweise Dinge erlebt und erfahren, die sich die Jungen kaum vorstellen können. Gleichwohl ist die nachrückende Generation in einer Welt aufgewachsen, die für die Älteren oft schwer zu begreifen ist.
Erfahrungen austauschen in beide Richtungen
Unser ganzes Land ist aufgebaut auf Eigenschaften, die für die junge Generation eher antiquiert wirken: Disziplin, Fleiß, Pünktlichkeit oder auch Rechtschaffenheit. Die Tugenden, die heute gelehrt werden, sind eher Schnelligkeit, Anpassungsfähigkeit und Zweckopportunismus. Und doch zeigt das Beispiel vom Fußballspiel Alt gegen Jung, dass die vielleicht für manchen Menschen altbacken wirkenden Grundsätze auch in der heutigen, schnelllebigen Zeit großen Wert besitzen, und dass es sich durchaus lohnt, diese an die nächste Generation weiterzugeben. Umgekehrt sind die Oldtimer oftmals abgehängt aus der ganzen Welt der Online-Vernetzung, Smartphones und sozialen Medien. Die können dann wiederum noch eine Menge lernen von den Jungen. Dieser Austausch hat nur Gewinner, keine Verlierer.
Sport
Mannschaftssport ist dabei ein guter Anfang. In allen Sportvereinen gibt es sogenannte „Alte-Herren“-Mannschaften und natürlich auch das Äquivalent für Frauen. Der Name trügt allerdings. Es sind in diesen Mannschaften keineswegs nur die Leute organisiert, die zu alt sind, um am ordentlichen Spielbetrieb teilzunehmen. Vielmehr sammeln sich dort diejenigen Vereinsmitglieder, die aus beruflichen oder familiären Gründen nicht verlässlich und regelmäßig am Training teilnehmen können. AH-Mannschaften bieten die Möglichkeit, einfach zu kommen und zu spielen, wenn der Sinn danach steht. Nicht selten finden sich dort Spieler aus drei Generationen. Und alle profitieren voneinander.
Spiele
Gesellschaftsspiele sind eines der nächsten großen Themen. Derzeit noch von der Medienmaschinerie unentdeckt, ziehen moderne Brett- und Kartenspiele schon längst große Nachfolgerscharen an. Wöchentlich werden neue Spiele veröffentlicht und viele davon sind intelligent und herausfordernd; sogar manchmal genial. Dabei spielt nur noch selten das Würfelglück eine Rolle, stattdessen ist meist ein Denken über den eigenen Tellerrand hinaus erforderlich. Und wieder gehen Alte und Junge auf völlig unterschiedliche Art an die Aufgabe heran. Daraus entsteht eine Dynamik, die einen Spieleabend erst richtig interessant macht.
Geduld als scheidender Aspekt
Mir hat neulich ein Klavierbauer eine Geschichte erzählt, von einem Projekt, ein antikes Klavier 1:1 als Kopie nachzubauen. Jedes Stück Holz, jede Metallplatte, jeder Nagel und jede Schraube müssen individuell einzeln nachgefertigt werden. Die erforderliche Zeit für ein solches Projekt ist mit über 15 Monaten beziffert. Nur wenige brächten diese Geduld überhaupt auf. Er erzählte mir, dass dies der Grund ist, warum Deutsche schon seit Jahrhunderten für gute Klaviere bekannt sind, Italien dagegen vor allem gute Geigenbauer hervorgebracht hat. Dank dieser Unterschiede dürfen Deutsche und Österreicher stolz auf ihre Steinways, Bechsteins und Bösendorfer-Klaviere sein, aber ohne italienischen Heißsporn hätten wir keine Amatis und keine Stradivaris.
Diese Geschichte kann gut übertragen werden auf Alt und Jung in der heutigen Zeit. Wenn wir über gestaltende oder bildende Kunst sprechen – sowohl Musik als auch Instrumentenbau darf dazu gerechnet werden – dann zeigt sich der Vergleich. Das Bild vom alten Instrumentenbauer mit weißen Haaren entspricht durchaus der Wahrheit, denn Ruhe und Geduld der älteren Generation sind dafür wichtige Zutaten. Genauso verhält es sich bei vielen der klassischen Künste, wie Skulpturen, Malerei oder Komposition. In der gleichen Zeit produzieren die Vertreter der jungen Generation spektakuläre Videoeffekte, komponieren Techno-Tracks und erschaffen sensationelle Computergrafiken. Auch in der Kunst sollen deshalb Jung und Alt zusammen sein und voneinander lernen.
Ob beim Sport oder beim Entspannen im Wald oder Stadtpark, ob im Urlaub oder bei der Arbeit: Immer dann, wenn sich die Jungen mit den Alten zusammentun, wird die Szene interessant. Das ist das Plädoyer in diesem Artikel. Ich gehe in anderen Beiträgen gerne im Detail auf die Dinge ein, die sich für Dich bieten. Ausflüge in die Welt der Kunst, des Sports und der Natur. Immer wird es meine Anregung sein, die Jungen mitzunehmen, deren Denken anzuregen und zu erweitern, aber gleichzeitig sich von der Schnelligkeit, der Wandelbarkeit unserer heutigen Jugend mitreißen und inspirieren zu lassen.
Egal, was wir tun, um uns im Alter sinnvoll zu beschäftigen – in allen Fällen ist es gut und hilfreich, wenn die verschiedenen Generationen gemeinsam am Tisch sitzen – oder auf dem Sportplatz stehen.
Kommentar von Susanne M. |
Ich hoffe, dass dieser Beitrag viele Großeltern anregt, sich auf neue und sinnvolle Weise mit ihren halbwüchsigen Enkeln zu beschäftigen. Mannschaftssport und Strategie-Brettspiele bieten wunderbare Gelegenheiten dazu.
In unserer schnelllebigen Zeit tut es jungen Menschen gut zu erfahren, dass es auch langsamer und bedächtiger zugehen kann. Die Großelterngeneration vermittelt ihren Enkeln Werte und Tugenden, die heutzutage oft zu kurz kommen. Diese wiederum können Oma und Opa den Umgang mit dem Computer oder Smartphone lehren. Dabei schadet es ihnen gewiss nicht, sich in Geduld zu üben, wenn sie manche Dinge zwei- oder dreimal zeigen zu müssen.
Kommentar von MS |
Wenn die Enkel älter werden, sind die gleichaltrigen Freunde oft wichtiger als die Eltern oder Großeltern. Umso schöner ist es, Dinge zu finden, die euch noch verbinden. Gemeinsame Erlebnisse wie ein Kinobesuch oder ein Tag im Freizeitpark schweißen zusammen.
Wenn Opa sich endlich entschließt, mit der Zeit zu gehen, und sich ein Smartphone oder Tablet zulegt, gewinnt der Enkel eine ganz neue Bedeutung für ihn. Plötzlich sind die Rollen vertauscht, und es ist der Junge, der dem Älteren erklärt, wie etwas funktioniert. Die Bestätigung, die beide daraus ziehen, verstärkt das Band zwischen ihnen.
Quelle:
https://herbstlust.de/pubertaet-grosseltern-und-enkel/
Kommentar von VJ |
In der Tat kann man als junger Mensch viel von der älteren Generation profitieren, doch damit es dazu kommt, bedarf es meiner Meinung nach einer intelligenten Vermittlung der mittleren Generation. Denn als Jugendlicher fand ich es langweilig meine Großeltern zu besuchen und meine Großeltern wussten auch nichts mit mir anzufangen, bis sich herausstellte, dass mein Opa früher mal Rudermeister war und ganz wunderbar Tipps hatte, denn ich bin in der Rudermannschaft meiner Schule und die Freundinnen meiner Oma hatten ein Smartphone, also wollte sie auch eines. Nun bin ich jeden zweiten Tag bei ihnen, aber ohne das ständige Insistieren meiner Mutter wäre das nicht zustande gekommen.