Wir nächtigen gerne auf bequemen Matratzen. Doch ist das weltweit nicht der Standard! Erfahre hier, wie Inder, Chinesen und Amerikaner gerne schlafen.

Inhaltsverzeichnis

Betten global– Eine Reise durch die Schlafzimmer der Welt

Das Bedürfnis von Menschen nach einem sicheren und gemütlichen Platz zum Schlaf scheint geradezu naturgegeben. Ob wir uns lieber unter eine dicke Daunendecke kuscheln, in der Hängematte schaukeln oder auf einer dünnen Matte schlafen, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Diese werden wir hier etwas näher betrachten, um dich anschließend auf eine kleine Weltreise durch die Schlafzimmer von Nord- und Südhalbkugel zu entführen.

Was beeinflusst unsere Bettenwahl?

Jeder hat seine eigenen Vorstellungen, wie das ideale Nachtlager auszusehen hat. Du kennst dieses Phänomen wahrscheinlich aus deinem Freundeskreis: Ein Hotelbett, in dem du überhaupt nicht in den Schlaf findest, lässt deine Reisebegleitung innerhalb weniger Minuten ins Land der Träume finden. Doch woran liegt das?

Die bevorzugte Schlafposition

Welches Bett am besten zu einem passt, hängt stark davon ab, was man von klein auf gewöhnt ist. Hinzu kommen körperliche Befindlichkeiten wie Rückenschmerzen oder Hüftprobleme. Auch die bevorzugte Schlafstellung ist nicht außer Acht zu lassen. Weltweit schlafen die Menschen am liebsten zusammengerollt auf der rechten Seite. Diese Position bietet einen gewissen Schutz und belastet wichtige Organe wie Herz und Magen am wenigsten, da sie sich in der linken Körperhälfte befinden.

Schlafgewohnheiten

Nicht überall auf der Welt ist es üblich, innerhalb von 24 Stunden einmal sechs bis acht Stunden durchgehend zu schlafen. Was in Deutschland der Standard ist, wird von Schlafforschern „Monophasenschlaf“ genannt. Hier ist die Wahl der ergonomisch idealen Unterlage besonders wichtig, weil die gesamte tägliche Ruhephase ins Bett verlegt wird. Damit wir uns in dieser langen Zeit nicht verlegen, bedarf es einer ausgeklügelten Kombination aus Lattenrost und Matratze.

In wärmeren Gefilden gibt es die „Siesta-Kultur“. Hier gehen die Menschen abends eher spät ins Bett und stehen früh auf, um die kühlen Stunden des Tages zu nutzen. Den fehlenden Schlaf holen sie dann während der Mittagshitze nach. Dieser Mittagsschlaf findet aber nicht unbedingt im Bett statt. Vielmehr wird er dort gehalten, wo man mittags eben gerade ist.

Schließlich sind da noch die „Nickerchen-Kulturen“. Hier schlafen die Menschen, wann immer sich eine Gelegenheit dazu bietet. Der Nachtschlaf ist auf ein Minimum gekürzt. Anstelle super-bequemer Boxspringbetten stehen hier Hilfsmittel hoch im Kurs, die einem den Power-Nap zwischendurch möglichst angenehm machen. Von Nackenkissen über Kinnablagen für stehende Positionen ist alles dabei.

Die Umwelt abschirmen

Ein nicht zu vernachlässigender Punkt für einen erholsamen Schlaf ist die jeweilige Umgebung. Während sich der Buschmann in Afrika nachts vor allem vor Insekten und gefährlichen Säugetieren schützen muss, braucht der Norweger nördlich des Polarkreises ein warmes Nachtlager. Der hiesige Landbewohner wird morgens am ehesten von zwitschernden Vögeln geweckt. Wer aber in der Großstadt wohnt, achtet auf eine Schlafumgebung, die sich schall- und lichtdicht abschotten lässt. Hier gibt es inzwischen sogar entsprechende Bett-Designs, die dem Bedürfnis nach Ruhe und Dunkelheit nachkommen.

Mehr Kissen, mehr Matratzen, mehr USA

Auf unserer kleinen Reise quer durch die Schlafzimmer des Globus starten wir bei der uns wohl am nächsten stehenden Kultur: den US-Amerikanern. Gemeinhin gelten die USA als der Ursprung der Boxspringbetten. Es vereint einfach alle Bedürfnisse, die ein durchschnittlicher Amerikaner an sein Nachtlager hat: Eine dicke, perfekt gefederte Matratze lagert auf einem Kasten, in dem der Lattenrost gleich integriert ist. Es ist also alles in einem und dazu supergemütlich. Im Gegensatz zu der europäischen Variante des Boxspringbetts ist in Amerika der Topper gleich in die Matratze integriert oder wenigstens mit Reißverschluss fixiert. Oben auf hat der Amerikaner gerne jede Menge Kissen, um seinen Kopf jede Nacht stündlich auf eine andere Unterlage betten zu können.

Man kann überall schlafen … in Japan

Tokio ist nicht nur die Hauptstadt Japans, sondern wohl auch der Nickerchen-Kultur. Wo man geht und steht, sieht man adrett gekleidete Geschäftsmänner und -frauen, die ein Schläfchen halten. Der japanische Ausdruck hierfür lautet „Inemuri“. Das bedeutet so viel wie „anwesend sein und schlafen“. Tatsächlich treten die Japaner bei ihren Power-Naps nicht völlig weg. Sie nehmen weiterhin ihre Umwelt wahr und halten sich an die geltende Schlaf-Etikette. Sie dürfen nämlich sabbern oder schnarchen und das Anlehnen an einen möglichen Sitznachbarn ist auch tabu. Ansonsten ist der Inemuri gesellschaftlich vollkommen akzeptiert und aufgrund des oft sehr kurzen Nachtschlafs dringend notwendig.

„Futon“ heißt die Baumwoll-Matte, auf der die Japaner zu Hause traditionell schlafen. Diese dünne Matte liegt nachts auf den „Tatami“ genannten Strohmatten. Tagsüber lüftet der Japaner seine Matte, schüttelt sie auf und stapelt sie am Rande des Zimmers. So ist das Schlafzimmer tags als Wohnzimmer, Büro und Esszimmer nutzbar. Übrigens bieten die bei uns bekannten Futon-Betten deutlich mehr Komfort als die klassischen Matten aus Japan. Einzig der schlichte Stil und die Nähe zum Boden haben sie mit ihrem Namensgeber gemeinsam.

Luftige Betten im tropischen Indien

Typisch für das Klima im südlichen Indien ist eine feuchte Hitze. Gerade während der Regenzeit ist die Luft getränkt von Wasser. Da würden klassische Massivholzbetten mit dicken Federkernmatratzen ziemlich bald Schimmel ansetzen. Abgesehen davon böte selbst das luftigste Material nicht ausreichend Belüftung, um nächtliche Schweißausbrüche zu verhindern. Darum lieben die Inder ihren „Charpai“. Dieser schlichte Holzrahmen mit vier Füßen besticht durch seine Leichtigkeit und ist teilweise sogar klappbar konstruiert. Über den Rahmen sind Gurte gespannt, die das Pendant zu unserem Lattenrost darstellen. Darauf drapiert der Inder noch ein paar Tücher und schon ist seine luftige wie auch einfach zu transportierende Schlafstätte fertig.

Die Chinesen und ihr Recht auf Mittagsschlaf

In China soll der Mittagsschlaf einen eigenen Paragrafen in der Verfassung haben. Damit gehören die Chinesen also zu den Glücklichen, die ein gesetzliches Recht auf ihre Siesta haben. Ähnlich wie in Japan hat auch hier der Nachtschlaf eine etwas untergeordnete Rolle, da man mittags mögliche Defizite am Arbeitsplatz oder in der Schule nachholen kann.

An sich schlafen Chinesen gerne hart. Diese Tradition rührt von den früher üblichen Ofenbetten her, den „Kang“. Hier wurde die Abluft des Ofens durch ein waagrecht verlaufendes Rohrsystem abgeleitet. Um die Rohre herum wurde das Bett gemauert. Idealerweise bot die Unterlage so eine angenehme Schlaftemperatur von circa 40 ° Celsius. Da eine dicke Matratze die Wärme vom Körper ferngehalten hätte, legten die Chinesen nur eine dünne Matte unter.

Abhängen in Südamerika

Im krassen Kontrast zum gemauerten Kang stehen die luftigen Hängematten Südamerikas. Was bei uns als sommerlicher Rückzugsort im Garten gilt, ist bei den Brasilianern und ihren Nachbarn eine vollwertige Schlafstätte. Das große Stoffgebilde hat dabei so manche Vorzüge: Es ist luftig, leicht zu verstauen, bietet Abstand zu auf dem Boden hausenden Insekten und es schaukelt den Schläfer in wenigen Minuten ins Land der Träume. Sicherlich liegt nicht jeder Südamerikaner jede Nacht in einer Hängematte, aber zumindest die Siesta verbringen doch sehr viele bevorzugt sacht über dem Boden schaukelnd.

Fazit

Bettkasten und Lattenrost sind mitnichten ein globaler Standard. Je nach Tradition und Umweltbedingungen betten sich Menschen weltweit völlig unterschiedlich. Vom einfachen Holzgestell mit Seilen in Indien über die Hängematte in Südamerika bis hin zum mit Kissen übersäten Boxspringbett in den USA gibt es alle möglichen Kreationen. Wem was am besten passt, hängt unter anderem von der Schlafposition, der Dauer des Nachtschlafes und den klimatischen Voraussetzungen ab. Am Ende haben die Menschen weltweit aber immer eines gemeinsam: Ohne ausreichend Schlaf geht nichts!

Die USA gelten als Urheber des Boxspringbetts. Hier ist alles quasi voll integriert: Auf dem namensgebenden Kasten mit Federung liegt die perfekt auf den Nutzer abgestimmte Matratze. Ein sogenannter „Topper“ bildet die oberste Schicht. Während die Amerikaner einen integrierten oder wenigsten mit Reißverschluss fixierten Topper bevorzugen, liegt er bei der europäischen bzw. skandinavischen Variante lose oben auf. Er ist mit einem Bezug versehen und lässt sich waschen. Schließlich liebt der US-Amerikaner es, seinen Kopf zwischen eine Unzahl von Kissen zu betten. Als Decke bevorzugt er eine Art dünnes Laken, auf dem eine oder mehrere Synthetik-Decken für ausreichend Wärme sorgen.

Das typische Bild von Reisen in Brasilien ist wohl das von bunt durcheinander schaukelnden Hängematten auf einem Postboot auf dem Amazonas. Tatsächlich ist die Hängematte nicht nur ein beliebtes Reisebett in Brasilien, sondern dient durchaus im Alltag als Schlafstätte. Die eindeutigen Vorzüge eines in der Luft baumelnden Stücks Stoff sind die gute Belüftung bei tropischen Klimaverhältnissen, die sichere Distanz zu Insekten am Boden sowie die Flexibilität, was Anbringung und Transport anbelangt. Außerdem soll das sanfte Schaukeln dazu beitragen, schneller und tiefer einzuschlafen.

Wir Deutschen schlafen traditionell nur einmal am Tag und das in aller Regel nachts. Um die sieben Stunden gelten als optimale Schlafdauer. Das ist für den Körper eine ziemlich lange Zeit, um immer in derselben Position zu verharren. Bekanntlich schlafen die meisten Menschen auf der Seite, doch drehen und wenden wir uns alle mehrmals pro Nacht hin und her. Unser Bett muss also so auf uns abgestimmt sein, dass wir viele Stunden am Stück bequem darin liegen können. Außerdem dürfen wir nicht gleich herausfallen, wenn wir uns im Schlaf herumwälzen. Schließlich ist ein erholsamer Schlaf essenziell, um am nächsten Tag fit und leistungsstark zu sein.

Wer in der Öffentlichkeit ein Schläfchen hält, hat wohl schon besonders fleißig gearbeitet heute. –  Das ist kurz gesagt die Einstellung der Japaner gegenüber einem Nickerchen am helllichten Tag. Gerade in Metropolen wie Tokio verlangt der Arbeitsalltag den japanischen Angestellten alles ab. Sie haben lange Pendelstrecken zu überwinden, müssen dennoch vor dem Chef im Büro sein und dürfen auch erst gehen, wenn sich derselbe in den Feierabend verabschiedet hat. Nicht zuletzt auch wegen der obligatorischen Karaoke-Abende und Bar-Besuche mit Kollegen kommt der Nachtschlaf da deutlich zu kurz. Darum ist es völlig normal, am Arbeitsplatz wie auch in der Schule oder einfach nur so auf einer Parkbank tagsüber als Ausgleich das ein oder andere kurze Schläfchen zu halten.

Der ADAC hat festgestellt, dass eine Person, die seit 17 Stunden nicht geschlafen hat, ein ähnliches Fahrverhalten an den Tag legt wie jemand, der 0,5 Promille im Blut hat. Setzt sich jemand nach 24 Stunden ohne Schlaf hinter das Steuer, ist seine Fahrtüchtigkeit sogar ähnlich stark eingeschränkt wie bei jemandem, der sich 1 Promille angetrunken hat.

Bitte rechnen Sie 4 plus 7.

Quellen

https://www.betten.de/magazin/schlafkultur-schlafen-weltweit.html
https://www.freundin.de/andere-laender-andere-schlafgewohnheiten--145925.html
https://www.spektrum.de/news/nomaden-schlafen-zur-richtigen-zeit/1370935
https://www.betten.de/magazin/schlafen-schlaf-fakten-ueber-den-schlaf.html
https://youtu.be/Qp_ppvmqens (Galileo: So schläft die Welt)
Arte (TV-Beitrag): So schläft die Welt (4-teilige Doku):
https://youtu.be/wv8V_cRMCKU
https://youtu.be/Mjy3N3e1HBs
https://youtu.be/7e6ct5ja3ko
https://youtu.be/0vNwbh5vQcc

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