Allergien: Ursachen, Arten, Symptome und Behandlungsansätze im Überblick
Chemikalien, Hausstaub und Duftstoffe – all diese Stoffe können Allergien auslösen. Doch auch auf vermeintlich harmlose oder sogar so genannte gesunde Dinge wie Obst, Gemüse, Bäume und Blumen sowie Tiere kann der Körper mit allergischen Reaktionen antworten. In all diesen Fällen reagiert der Körper mit zum Teil heftigsten Abwehrreaktionen. Und das Alarmierende ist, dass Allergien immer mehr zunehmen. Galten Allergien vor fünfzig Jahren als eine seltene Erkrankung, so ist die Allergie heute eine Volkskrankheit[1]:
In Deutschland leidet fast jeder fünfte Mensch an einer Allergie. Und das durch alle Altersgruppen vom Baby bis zum Senior. In diesem Artikel erfährst Du:
- Was sind Allergien?
- Was sind typische Allergie Symptome?
- Wie entstehen sie?
- Welche Allergien gibt es?
- Welche Behandlungsansätze gibt es?
Inhaltsverzeichnis
Was sind Allergien?
Einfach ausgedrückt handelt es sich bei Allergien um eine überschießende Reaktion des Immunsystems. Das bedeutet, dass das Abwehrsystem des Körpers auch auf eigentlich harmlose Stoffe so reagiert, als würden diese eine massive Gefahr für den Körper darstellen. Bei einer Allergie löst also (in den meisten Fällen) ausschließlich die Überreaktion des Immunsystems die Symptome aus. Die körperlichen Schäden sind bei Allergien also eine Folge der allergischen Reaktion. Anders sieht dies natürlich bei Allergien auf an sich gefährliche Stoffe aus: Chemikalien [2] sind zwar auch potentielle Auslöser für Allergien. Aber je nach dem um welche es sich handelt und in welcher Dosierung der Körper diesen ausgesetzt ist, können sie auch tatsächlich den Körper schädigen.
Das Immunsystem ist darauf programmiert, zwischen schädlichen und unschädlichen Fremdstoffen zu unterschieden. Bei einer Allergie ist diese Fähigkeit zur Unterscheidung gestört. Die Gründe, warum das Immunsystem so überschießend reagiert, sind noch nicht umfassend geklärt [3]. Bekannt ist jedoch, dass die Ursachen sowohl genetischer als auch nicht genetischer Form sind. Bei letzterer Variante handelt es sich also um erworbene Allergien. Ebenfalls bekannt ist, dass Allergien zwar besonders häufig in der Kindheit auftreten und später wieder verschwinden können. Aber grundsätzlich können Allergien in jedem anderen Lebensabschnitt, auch im Seniorenalter, auftreten.
Was sind typische Allergie Symptome?
Die Symptome, die durch Allergien potentiell hervorgerufen werden, sind ganz unterschiedlich. Sie betreffen entweder einzelne oder mehrere Organe oder den gesamten Körper. Außerdem können sie als Soforttyp innerhalb weniger Minuten nach dem Kontakt mit dem Allergen auftreten oder zeitverzögert mit bis zu zwei Tagen Verzögerung. Die Symptome lassen sich in drei Hauptgebiete unterteilen:
- Haut und Schleimhäute inkl. Magen-Darm-Trakt
- Atemwege
- Herz-Kreislauf-System
Die nachfolgend aufgezählten Symptome können entweder alleine oder in Kombination auftreten. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit:
- Hautausschläge
- Schnupfen/laufende Nase
- Atembeschwerden bis zur Atemnot
- Tränende, gerötete, brennende Augen
- Asthmaanfall
- Husten
- Kopfschmerzen
- Müdigkeit
- Herzrasen
- Durchfall
Im Extremfall kann der Kontakt mit einem Allergen zu einem so genannten anaphylaktischen Schock führen. Dieser ist lebensbedrohlich und muss sofort durch einen Notarzt behandelt werden.
Wie entstehen Allergien?
Bei einer Allergie handelt es sich, verkürz dargestellt, um eine Überreaktion des Immunsystems. Daher ist es zunächst wichtig, zu verstehen, wie das Immunsystem arbeitet:
Aufgabe des Immunsystems ist, den Körper vor fremden, schädlichen Zellen zu schützen. Symptome wie Husten, Schnupfen und Fieber dienen im Normalfall als Abwehrmaßnahme gegen schädliche Eindringlinge. Das Immunsystem ist von Geburt an beziehungsweise durch den Kontakt mit Eindringlingen auf die Erkennung von schädlichen fremden Zellen vorbereitet.
Der Abwehrmechanismus funktioniert nach dem an sich simplen Schlüssel-Schloss-Prinzip: Ein Antigen, also eine fremde Zelle, besitzt eine bestimmte Oberflächenstruktur. Diese wird vom Immunsystem erkannt. Das Immunsystem produziert spezielle Antikörper, die wie ein Schlüssel in das „Schlüsselloch“ der Antigene passt. Auf diese Weise wird eine gezielte Bindung eingegangen und die Antigene können zerstört werden.
Bei einer Allergie interpretiert das Immunsystem für den Körper Stoffe, die in der Mehrzahl harmlos sind, als Angreifer und beginnt mit dem Abwehrprozess. So entstehen die Symptome, die dazu dienen sollen einen schädlichen Eindringling zu besiegen. Im Falle einer Allergie gibt es jedoch gar keinen schädlichen Eindringling. Die ausgelösten Beschwerden belasten den Betroffenen also, obwohl Allergene an sich dem Körper keinen Schaden zufügen können. Ganz deutlich wird das am Beispiel von Lebensmittelallergien: Denn Äpfel, Tomaten und Sellerie zählen zu den „gesunden Nahrungsmitteln“ einer ausgewogenen Ernährung. Trotzdem lösen gerade diese Nahrungsmittel bei vielen Menschen Allergien aus.
Allergien können entweder genetische Faktoren haben oder nicht-genetische. Bei den genetischen Faktoren sind die Allergien angeboren. Allergien können jedoch auch im Laufe des Lebens erworben werden. Gründe hierfür können sein:
- Allergenexposition: Wenn Betroffenen (z.B. am Arbeitsplatz) den potentiellen Allergenen in großem Ausmaß ausgesetzt sind. Dies trifft insbesondere auf Chemikalien zu.
- Psychische Faktoren: Hoher Stress kann dazu beitragen, dass der Körper Allergien entwickelt.
- Unausgelastetes Immunsystem: Menschen, die im Kindesalter mit zu wenig Fremdstoffen in Kontakt kommen (draußen spielen; Kontakt zu anderen Kindern und Tieren), haben ein erhöhtes Risiko, Allergien zu entwickeln.
Welche Arten von Allergien gibt es?
Einerseits unterscheidet man zwischen Allergien danach, wann die Symptome nach dem Kontakt mit dem Allergen auftreten. Eine weitere Unterscheidung besteht darin, die Allergene in verschiedene Gruppen zu unterteilen. Und schließlich werden die Allergie auslösenden Stoffe zusammengefasst, um Allergiearten zu bezeichnen.
Typen der allergischen Reaktionen, nach dem Zeitpunkt ihres Auftretens:
- Typ 1: anaphylaktischer Typ, Soforttyp; Hier setzen die Symptome nach Sekunden bis Minuten ein.
- Typ 2: zytotoxischer Typ: Symptome treten innerhalb weniger Stunden auf.
- Typ 3: Immunkomplextyp, Arthus-Typ: Symptome treten innerhalb von wenigen Stunden bis max. zwei Tagen auf.
- Typ 4: Spättyp, verzögerter Typ: Hier können zwischen ein und drei Tage bis zum Auftreten der Symptome vergehen.
Alternativ werden Allergien nach den auslösenden Symptomen kategorisiert. Grundsätzlich gilt: Allergene verursachen dort Symptome, wo sie in den Körper eintreten.
- Hautallergien: Ekzeme, Neurodermitis, Kontaktdermatitis, Nesselsucht
- Allergische Bindehautentzündung
- Schnupfen, insbesondere Heuschnupfen
- Magen-Darm-Störungen
- Kopfschmerzen, insbesondere Migräne
- Anaphylaktischer Schock
Eine weitere Möglichkeit, Allergien in unterschiedliche Gruppen zu ordnen, ist die Zusammenfassung der die Allergien auslösenden Stoffe, zum Beispiel:
- Pollenallergien
- Hausstaub- und Hausmilbenallergie
- Tierhaar- und Tierfederallergie
- Allergien gegen Insektengifte
- Lebensmittelallergien
Welche Behandlungsansätze gibt es?
Es ist praktisch nicht möglich, Allergien zu heilen. Andererseits weiß man, dass Allergien, so plötzlich wie sie meist auftreten, in manchen Fällen auch wieder verschwinden. Allergien müssen Betroffene also nicht zwangsläufig ein Leben lang begleiten.
Dies sind die wichtigsten Behandlungsansätze, die bei einigen oder mehreren der oben aufgeführten Allergietypen einsetzbar sind:
- Meidung von Allergenen: Dies ist beispielsweise bei Chemikalien oder Lebensmitteln meist möglich. Bei Pollenallergien ist dies nahezu unmöglich.
- Medikamente: Hier reicht die Palette von Nasensprays und Augentropfen über Tabletten bis zu Spritzen.
- Bekämpfen der Ursachen: Hier geht es um die so genannte Hyposensibilisierung, die im Prinzip ähnlich wirkt, wie eine Impfung.
- Vorbeugung: Die Basis für ein gutes Immunsystem wird bereits im Kindesalter gelegt. Verzicht auf Nikotin und Alkohol in der Schwangerschaft sowie Nikotin in der Gegenwart eines Kindes vermindern das Allergierisiko. Auch Ernährung, Bewegung und Stressreduktion spielen eine Rolle – und zwar ein Leben lang.
Quellen
[1] Internationaler Prävalenz-Vergleich: Ein Weltatlas der Allergien Dtsch Arztebl 1998; 95(21): A-1290 / B-1080 / C-1007
[2] Datenbank: Chemikalien und Allergien Dtsch Arztebl 2003; 100(20): A-1316 / B-1102 / C-1030
[3] https://www.allergieinformationsdienst.de/immunsystem-allergie/entstehung-von-allergien.html
Kommentar von Sara |
Eine allergische Reaktion ist eine Überreaktion des Immunsystems auf eine praktisch harmlose körperfremde Substanz. Das Immunsystem ist lernfähig und weiß meist sehr genau, welche Fremdstoffe schädlich sind und welche nicht. Bei Allergien funktioniert diese Unterscheidung jedoch nicht mehr richtig. Anstatt den harmlosen Fremdkörper zu ignorieren, mobilisiert der Körper im Falle einer Allergie seine Abwehrkräfte. Symptome wie Schleimhautschwellungen, Juckreiz, Atemnot bis hin zum Kreislaufkollaps sind mögliche Folgen dieser Immunreaktion.Die Auslöser selbst (Allergene) richten keinen direkten Schaden an.
Schätzungen zufolge leiden fast 30 % der Europäer an einer Allergie. Frauen sind häufiger betroffen als Männer und junge Menschen häufiger als ältere Menschen. Das Leben in einer einer Großstadt und ein hoher Lebensstandard erhöhen das Risiko, an Allergien zu erkranken.
Kann eine Allergie verschwinden?
Kommentar von Samira |
Verzicht ist jedenfalls erst dann angebracht, wenn tatsächlich eine Allergie diagnostiziert worden ist. Kinder entwickeln vor allem zwischen dem ersten und dritten Lebensjahr Allergien auf Kuhmilch, Hühnerei, Nüsse, Erdnüsse, Weizen, Fisch und Soja, etwa zwei bis vier Prozent der Kinder in Deutschland sind davon betroffen. Allergien verschwinden aber umso wahrscheinlicher wieder, je früher im Leben sie auftauchten. Das zeige die Erfahrung, sagt der Berliner Allergologe . Bei 80 Prozent der Säuglinge verliert sich die Allergie bis zum Schulbeginn wieder. "Der junge Körper entwickelt bei den meisten Allergenen offenbar doch wieder eine Toleranz. Besonders häufig geht die allergische Reaktion auf Kuhmilch wieder zurück, während zum Beispiel ieine Erdnussallergie eher von Dauer ist.
Kommentar von Sara |
Die häufigste Form der Allergie ist die Allergie vom Typ I. Die Allergie entwickelt sich in zwei Stadien. In der ersten Phase – der Sensibilisierung – findet der erste Kontakt mit dem als körperfremd erkannten Allergen statt. Als Folge produziert das Immunsystem IgE-Antikörper. Dieses Stadium ist noch asymptomatisch.In der zweiten Stufe – dem erneuten Kontakt mit dem Allergen – wird das Allergen vom Immunsystem erkannt, was letztendlich zu einer massiven Ausschüttung von Histamin führt. Erst dann kommt es zu einer allergischen Reaktion.