Allergieprävention: Der Entstehung von Allergien vorbeugen und deren Verschlimmerung verhindern

Wenn ein Betroffener eine Allergie entwickelt, so handelt es sich um eine Überreaktion des Immunsystems. Grundsätzlich besteht bei jedem Menschen ein gewisses Risiko für die Entstehung einer Allergie. Wie hoch dieses Risiko ist, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab: Einige allergiebegünstigende Faktoren sind nicht beeinflussbar, andere jedoch sehr wohl. Beim Thema Allergieprävention geht es darum, das persönliche Risiko, eine Allergie zu entwickeln, zu senken. Im Rahmen der so genannten Sekundär- und Tertiärprävention kann dazu beigetragen werden, eine Verschlimmerung der Symptomatik einzudämmen. Ideal ist, wenn die Allergieprävention schon vor der Geburt beginn. Doch auch für Senioren sollte Allergieprävention ein Thema sein.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund: Warum entwickeln Menschen Allergien?

Das Immunsystem schützt die Gesundheit des Menschen vor krankmachenden Eindringlingen. Es ist also überlebensnotwendig, dass das Immunsystem beständig alle Stoffe, mit denen Kontakt besteht, auf deren Gefährlichkeit überprüft. Manchmal jedoch unterlaufen dem Immunsystem hier Fehleinschätzungen: Eine Allergie ist eine solche Überreaktion des Immunsystems. Das bedeutet, dass das Immunsystem, wenn es mit einem an sich harmlosen Stoff in Kontakt kommt, diesen als Gefahr einstuft. Grundsätzlich hat jeder Mensch ein gewisses Grundrisiko, zu einem Zeitpunkt in seinem Leben, eine Allergie zu entwickeln. Dieses Grundrisiko beträgt gemäß aktuellen Untersuchungen rund 15 Prozent.

Wie hoch das individuelle Risiko ist, eine Allergie zu entwickeln, hängt von zahlreichen Faktoren ab:

  • Genetische Vorbelastung: Wenn ein oder beide Elternteile an einer Allergie leiden, liegt das individuelle Risiko bei bis zu 70 Prozent.
  • Rauchen: Sowohl aktives Rauchen als auch das Passivrauchen (auch schon während der Schwangerschaft) sorgen für eine Erhöhung des Allergierisikos.
  • Luftverschmutzung: Menschen, die mitten in der Innenstadt oder anderen stark befahrenen Straßen wohnen, haben ein erhöhtes Allergierisiko.
  • Heuschnupfen: Wer bereits an Heuschnupfen leidet, hat ein 30 %-iges Risiko, eine weitere Allergie zu entwickeln.
  • Berufliches Umfeld: Menschen, die in ihrem beruflichen Umfeld regelmäßig mit hochallergenen Stoffen in Kontakt kommen, entwickeln häufiger eine Allergie gegen diese Stoffe.
  • Lebensstil: Eine ungesunde Ernährung mit viel Fett, zu viel Stress erhöht ebenfalls das Allergierisiko. Möglicherweise auch ein Übermaß an Körperhygiene. Dieser Punkt ist jedoch strittig.

Begriffsbestimmung: Was genau verstehen Mediziner unter Prävention?

Bei der Prävention geht es darum, die individuellen Risikofaktoren des Betroffenen in Bezug auf eine Erkrankung zu analysieren. Hierbei geht es um familiäre Vorbelastungen sowie die individuelle Lebensweise beziehungsweise um die Lebensumstände. Zudem beinhaltet Prävention, gesundheitsförderndes Verhalten zu fördern. Es wird zwischen drei Arten/Stufen der Prävention unterschieden:

  • Primärprävention
  • Sekundärprävention
  • Tertiärprävention

Die Übergänge zwischen den drei Stufen sind nicht immer ganz trennscharf.

Wichtig: Der Verzicht auf Impfungen führt nicht zur einer Reduktion des Allergierisikos. Es sollte jedoch darauf geachtet werden, dass Allergiker nur solche Impfstoffe verabreicht bekommen, die frei von Allergie auslösenden Stoffen sind.

Primärprävention Allergie

Die Primärprävention setzt an, bevor eine Krankheit auftritt, das bedeutet bevor sich eine Allergie entwickelt hat. Die Maßnahmen der Primärprävention richten sich an alle Menschen, nicht speziell an Allergiker. Im Rahmen der Primärprävention wird ermittelt, ob individuelle Risikofaktoren für die Entstehung von Allergien vorliegen. Zudem werden gesundheitsfördernde Verhaltensweisen, abgestimmt auf den konkreten Einzelfall, besprochen.

Sekundärprävention Allergie

Die Sekundärprävention richtet sich an Menschen, bei denen bereits eine Allergie besteht. Ziel der Sekundärprävention ist es, eine Verschlimmerung und Ausweitung der Allergie zu verhindern. Konkret geht es um Krankheitsfrüherkennung sowie Gesundheitsförderung.

Tertiärprävention Allergie

Die Tertiärprävention wendet sich an Betroffene, bei denen die Allergie mit starken, belastenden Symptomen einhergeht. Das Ziel ist es, den Gesundheitszustand so weit wie möglich wiederherzustellen beziehungsweise eine weitere Verschlechterung des Zustands zu verhindern. Neben einer individuellen Gesundheitsrisiko-Analyse geht es auch um Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Rehabilitation.

Ein Überblick: Wie sieht Allergieprävention im Kindesalter aus?

Idealer Weise beginnt Allergie Prävention bereits vor der Geburt: nämlich während der Schwangerschaft. Die wichtigsten Aspekte, die das Risiko der Ausbildung einer Allergie reduzieren, sind:

  • Mutter sollte während Schwangerschaft weder Tabakrauch noch Abgasen oder Schimmel ausgesetzt sein.
  • Mutter sollte während Schwangerschaft normalgewichtig sein und auf eine ausgewogene Ernährung achten (10 Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung).
  • Stillen in den ersten vier bis sechs Monaten und optimaler Weise während der Einführung der Beikost.
  • Vielseitige Beikost: Im Rahmen der Beikost können dem Baby alle Lebensmittel gefüttert werden. Neuere Studien zeigen, dass sich ein Verzicht auf Nahrungsmittel mit einem hohen Allergiepotential nicht risikoverringernd in Bezug auf die Entstehung von Allergien auswirkt.
  • Normalgewicht: Bei Babys und Kleinkinder sollte darauf geachtet werden, dass sie nicht übergewichtig sind.

Darüber hinaus gelten im Wesentlichen auch alle präventiven Maßnahmen, die im Folgenden für Erwachsene dargestellt werden.

Primärprävention: Wie lässt sich das Risiko der Entstehung von Allergien mindern?

Um der Entstehung von Allergien vorzubeugen, gibt es eine Reihe von Maßnahmen, die jeder Mensch befolgen kann. Die meisten dieser Maßnahmen haben auch einen positiven, sprich vorbeugenden, Effekt in Bezug auf andere weit verbreitete Krankheiten:

  • Verzicht auf Nikotin: Diese Empfehlung bezieht sich sowohl auf den eigene Nikotinkonsum als auch auf das Passivrauchen.
  • Schutz vor Luftverschmutzung: Wer an einer viel befahrenen Straße wohnt, sollte vorrangig zu den Zeiten lüften, wenn der Verkehr am wenigsten ist. Es sollte zudem darauf verzichtet werden, regelmäßig zurückgelegte Strecken an viel befahrenen Straßen entlang zu laufen/mit dem Fahrrad zu fahren.
  • Schutz vor Schimmelpilzbelastung: Insbesondere in Schlafräumen sollte durch Stoßlüften dafür gesorgt werden, dass sich keine Schimmelpilze ausbreiten können.
  • Ausgewogene Ernährung: Es sollten die „10 Regeln“ für Ernährung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung befolgt werden. In Bezug auf das Allergierisiko scheint aktuellen Studien zufolge sich insbesondere der Verzehr von zu viel Fett (vor allem einfach ungesättigte Fettsäuren) negativ auszuwirken.
  • Vorsorgetermine: Um Risikofaktoren erkennen zu können, sollten die von der Krankenkasse empfohlenen Vorsorgetermine regelmäßig wahrgenommen werden.
  • Berufliches Umfeld: Präventionsmaßnahmen zur Vermeidung von Allergien im Unternehmen sollten von Arbeitnehmern befolgt werden. Auch eine Berufsberatung vor der Aufnahme eines Berufs mit hoher Allergenbelastung ist bei Menschen mit familiärer Vorbelastung sinnvoll. Dies gilt auch dann, wenn (noch) keine Allergien aufgetreten sind.

Sekundärprävention: Was sollten Menschen mit einem erhöhten Allergierisiko vermeiden?

Wenn bereits eine Allergie entstanden ist, lassen sich Maßnahmen ergreifen, die einer Verschlechterung des Zustands entgegenwirken können. Damit Betroffene erkennen, welche Maßnahmen bei ihnen das Risiko zur Allergieausweitung reduzieren, ist manchmal eine Patientenschulung sinnvoll. Die Maßnahmen der Sekundärprävention richten sich nach der Art der Allergie. Daher sind die nachfolgend aufgeführten Maßnahmen nur als exemplarisch anzusehen:

  • Allergenvermeidung: Der beste Schutz vor einer Verschlimmerung von Allergien ist es gemeinhin, wenn der Kontakt mit den allergieauslösenden Stoffen stark reduziert beziehungsweise ganz gemieden wird. Je nach Allergie-Typ ist dies nur schwer möglich.
  • Spezifische Immuntherapie: Bei manchen Allergie-Typen kann eine De-Sensibilisierung des Immunsystems erfolgen. Das Immunsystem wird also an den allergieauslösenden Stoff gewöhnt.
  • Medikamente: Es gibt mehrere Medikamente, die das Auftreten spezieller Allergien begünstigen. Bei Allergikern sollte darauf beachtet werden, dass (wann immer möglich) Medikamente verschrieben werden, die seltener Allergien auslösen können.
  • Stressreduktion: Studien geben Hinweise darauf, dass allergische Reaktionen um so stärker ausfallen, je höher der Pegel an psychischem Stress bei einem Betroffenen ist.
  • Hautpflege: Eine individuelle Hautpflege macht die Haut widerstandsfähiger und damit weniger anfällig für schwere allergische Reaktionen an der Haut.

Tertiärprävention: Wie lässt sich das Risiko der Verschlimmerung einer Allergie reduzieren?

Hat eine Allergie ein Ausmaß einer schwerwiegenden Erkrankung, so geht es im Rahmen der Präventionsmaßnahmen darum, das Auftreten von schweren Krankheitsfolgen zu vermeiden. Zu den Maßnahmen der Tertiärprävention Allergien gehören:

  • Klimatherapie: Aufenthalte am Meer oder in den Bergen, wo die Allergiebelastung geringer ist, bringt bei vielen Allergieformen Linderung.
  • Rehabilitation: Im Rahmen eines stationären Aufenthaltes in einer Rehaklinik können Betroffene behandelt werden und erhalten Schulungen zum Umgang mit der Allergie.

Allergieprävention Senioren: Welche Besonderheiten gibt es hier zu beachten?

Beim Thema Allergieprävention Senioren gibt es positive wie auch negative Aspekte zu berücksichtigen.

Positive Aspekte

  • Mit dem Eintritt ins Rentenalter fällt in der Regel (außer bei Minijobs und Ehrenämtern) der Faktor der berufsbezogenen Allergiebelastung weg.
  • Im Seniorenalter besteht oft die Möglichkeit, die Urlaubszeiten frei auszuwählen. So können zum Beispiel Pollenallergiker während „ihrer“ Pollensaison Urlaub an der See oder in den Bergen machen.

Negative Aspekte

  • Senioren müssen oftmals mehr Medikamente einnehmen als jüngere Menschen. Zudem sind einige dieser Medikamente relevant für das Allergiegeschehen.
  • Die Haut von Senioren ist aufgrund der Alterung oft besonders empfindlich.
  • Vorerkrankungen, die im Seniorenalter häufiger auftreten, können zudem allergische Reaktionen verstärken.

Fazit

Bei der Allergieprävention geht es darum, das Auftreten von Allergien zu verhindern beziehungsweise der Verschlechterung der Symptomatik entgegenzusteuern. Daher wird zwischen drei Stufen der Allergieprävention unterschieden:

  • Primärprävention
  • Sekundärprävention
  • Tertiärprävention

Das Thema Allergieprävention sollte idealer Weise bereits im Kindesalter (noch besser bereits während der Schwangerschaft) begonnen und über alle Altersstufen hinweg fortgeführt werden. Die konkreten Maßnahmen der Allergieprävention hängen von den individuellen Risikofaktoren einer Person ab.

Quellen

https://www.netdoktor.de/praevention/allergie-praevention
https://www.researchgate.net/publication/306338820_Allergiepravention_Evidenzbasierte_und_konsentierte_Leitlinie_des_Aktionsbundnisses_Allergiepravention_abap_-_Kurzfassung
https://www.ratgeber-allergie.com/allergie-behandlung.html?gclid=CjwKCAiA9vOABhBfEiwATCi7GPubeZnx7NZIlWfqx7_1JQjCRuG7yYc4HW3nL-7jjwulkEeVsgI9OBoC1PMQAvD_BwE
https://www.allergieinformationsdienst.de/vorbeugung-schutz/allergien-vorbeugen.html
https://www.allergieinformationsdienst.de/vorbeugung-schutz/verschlimmerungen-vorbeugen.html
https://www.lungenaerzte-im-netz.de/krankheiten/allergien-allgemein/risikofaktoren/
https://www.dgnp.de/wir-ueber-uns/definition-der-praeventionsmedizin.html

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