Insektengiftallergie: Wie lassen sich Bienen- und Wespenstichallergie erkennen und behandeln?

Ob Mücke, Biene, Wespe, Hornisse oder Hummel – das Gift dieser Insekten löst bei nahezu allen Menschen Schmerzen, Rötung, Schwellung der Einstichstelle und einen unangenehmen Juckreiz aus. Dabei handelt es sich jedoch um die normale Reaktion auf das Insektengift. Von einer Insektengiftallergie beziehungsweise einer Bienen- oder Wespenstichallergie sprechen Experten erst, wenn das Immunsystem überschießend auf das Gift reagiert. Die Symptome können von leichten Beschwerden bis hin zum anaphylaktischen Schock reichen, der eine lebensbedrohliche Situation darstellt. Dieser Artikel gibt Antworten darauf, wie eine solche Insektengiftallergie ausgelöst, diagnostiziert und behandelt wird. Außerdem geht es um die Frage, welche Besonderheiten Senioren beachten sollten.

Inhaltsverzeichnis

Insektengiftallergie: Was unterscheidet eine Bienen- oder Wespenstichallergie von einer normalen Reaktion auf einen Insektenstich?

Gerade im Sommer, wenn die Menschen viel Zeit im Freien verbringen und nachts die geöffneten Fenster etwas Abkühlung bringen, sind sie vermehrt unterwegs: Wespen, Bienen, Mücken, Hummeln und Hornissen. Daher kommt es schnell zu Insektenstichen oder -bissen. Die Folgen sind: Es juckt, die Haut rötet sich und schwillt an. Nach einigen Tagen ist die Stelle, wenn Betroffene nicht zu sehr kratzen, wieder abgeheilt. Das sind die normalen Reaktionen, die das Insektengift im Körper hervorruft. Hierbei handelt es sich nicht um eine Allergie.

Doch rund 25 Prozent der erwachsenen sowie 50 Prozent der minderjährigen Deutschen bilden laut Deutschem Allergie- und Asthmabund eine echte Insektengiftallergie aus. Bei den meisten Betroffenen fallen die Symptome nur leicht oder mittelschwer aus. Lediglich drei bis vier Prozent der Deutschen liegt eine schwere Insektengiftallergie vor. In diesen Fällen können die Symptome jedoch bis zum lebensgefährlichen anaphylaktischen Schock reichen.

Ursachen der Bienen-/Wespenstichallergie: Wie entsteht eine Insektengiftallergie?

Wie bei anderen Allergien auch, handelt es sich bei der Insektengiftallergie um eine überschießende Reaktion des Immunsystems. Statt die Eingangs beschriebenen angemessenen Reaktionen auf das eingespritzte Insektengift zu zeigen, erkennt das Immunsystem eines Insektengiftallergikers das Gift als schwere Bedrohung. Das Immunsystem setzt sein Abwehrsystem in Gang, wodurch es erst zu den schweren Symptomen kommt. Es ist also nicht das Insektengift, das für die Betroffenen so gefährlich ist, sondern die Reaktion des Körpers darauf.

Sensibilisierungsphase

Eine Insektengiftallergie tritt nicht beim ersten Stich auf. Vielmehr muss zunächst eine Sensibilisierung stattfinden. Frühestens beim zweiten Stich können die schweren Allergiesymptome auftreten: Wenn mit dem ersten Stich das Immunsystem Bestandteile des Insektengiftes als massive Gefahr erkennt, dann speichert es diese Information. Beim nächsten Stich wird dann das Immunsystem in Gang gesetzt und Botenstoffe, darunter das Histamin, ausgeschüttet. Diese Botenstoffe sind für die Insektengiftallergie Symptome verantwortlich.

Bei der Insektengiftallergie kann der Körper zudem mit jedem erneuten Kontakt mit dem Gift stärker reagieren. Das bedeutet, dass Insektengiftallergiker, die nach einem Stich leichte Symptome gezeigt haben, beim nächsten Stich anaphylaktische Reaktionen oder sogar einen anaphylaktischen Schock entwickeln können. Dass Insektengift im Vergleich zu anderen Allergien vergleichsweise häufig zu anaphylaktischen Reaktionen führt, liegt daran, dass das Gift bestimmte Enzyme beinhaltet. Diese sorgen für die Verteilung im gesamten Körper und erleichtern so das Auftreten systemischer Reaktion, also auf den gesamten Körper bezogene Reaktionen.

Risikogruppen

Menschen, die regelmäßig engen Kontakt mit Insekten haben und bereits einmal eine allergische Reaktion auf einen Stich gezeigt haben, haben ein erhöhtes Risiko anaphylaktische Reaktionen zu entwickeln. Dies betrifft insbesondere:

  • Verkäufer in Bäckereien, an Obstständen, in Eisdielen etc.
  • Imker
  • Gärtner
  • Landwirte

Beschwerden: Was sind die typischen Insektengiftallergie Symptome?

Eine Insektengiftallergie wird oftmals auch als Bienen- oder Wespenstichallergie bezeichnet. Doch auch das Gift von Hummeln, Hornissen, Bremsen und Mücken kann eine Insektengiftallergie auslösen. Je nach Tierart sind unterschiedlich viele Giftallergene bekannt. Auch in Bezug auf die Schwere der Symptome unterscheiden sich die Insektengifte zum Teil stark. Allerdings ähneln sich die Insektengiftallergene zum Teil sehr stark, so dass es zu Kreuzallergien kommen kann. Das bedeutet: Ein Betroffener, der eine Hummelgiftallergie entwickelt hat, kann auch auf Bienengift allergisch reagieren. Dies liegt daran, dass das Immunsystem das Bienengift dann mit dem Hummelgift (gegen das das Immunsystem bereits eine Allergie entwickelt hat) verwechselt.

Leichte Insektengiftallergie Symptome: Hautreaktionen

Bei leichten bis mittleren allergischen Reaktionen auf Insektengifte, treten die Beschwerden auf der Haut rund um die Einstichstelle beziehungsweise die Bissstelle auf. Die Leitsymptome sind:

  • Schmerzhafte Rötung
  • Schwellung
  • Starker Juckreiz

Damit sind die Symptome grundsätzlich mit den normalen körperlichen Reaktionen auf Insektengift identisch. Als Abgrenzungsmerkmal gilt: Hat die Schwellung der Haut einen Durchmesser von mehr als zehn Zentimetern und hält die Schwellung in diesem Ausmaß länger als einen Tag an, dann handelt es sich um eine allergische Reaktion.

Schwere und schwerste Insektengiftallergie Symptome: systemische Reaktionen

Die Symptome einer systemischen Reaktion beziehen sich nicht nur auf die Haut rund um die Einstich- oder Bissstelle, sondern auf den gesamten Körper.

  • Nesselausschlag und Rötungen: Diese betreffen große Hautareale oder sogar den ganzen Körper und nicht nur den Bereich um den Insektenstich.
  • Juckreiz oder Brennen im Bereich von Zunge und Rachen: Dies tritt unabhängig davon auf, wo der Insektenstich erfolgt ist. Die Symptome werden also nicht im Mundraum lokal ausgelöst.
  • Schwellungen von Halsbereich und Gesicht: Auch diese Reaktion ist nicht lokal ausgelöst.
  • Magen-Darm-Beteiligung: Übelkeit, Erbrechen, Bauchkrämpfe und Durchfall
  • Beschwerden der Atemwege: Fließschnupfen, Heiserkeit, Atemnot
  • Kreislaufbeschwerden: Schwindel, Schwäche und Hitzewallungen

Diese Reaktionen treten meist schon Sekunden oder Minuten nach dem Stich auf. Zudem kann es bei manchen Betroffenen zusätzlich zu einer Spätreaktion kommen: In diesem Fall treten nach ein oder zwei Tagen erneut schwere allergische Symptome auf.

Therapie: Wie sieht die Insektengiftallergie Behandlung aus?

Bei der Therapie wird danach unterschieden, ob es um Insektengiftallergie Symptome der Haut oder systemische Reaktionen geht.

Bei lokalen Reaktionen rund um den Stich oder Biss sind folgende Maßnahmen und Behandlungsansätze angezeigt:

  • Stachel ziehen: Insbesondere bei einem Bienenstich bleibt meist der Stachel in der Haut stecken. Dieser soll so schnell wie möglich vorsichtig aus der Haut gezogen werden, da ansonsten weiter Gift in den Körper hineingepumpt wird.
  • Kühlung: Feuchte Umschläge, Kühlpacks oder Eiswürfel verringern die Schwellung und lindern den Juckreiz.
  • Gel und Salbe: Diese werden direkt auf die Hautstelle aufgetragen. Sie enthalten ein Antihistaminikum, das das vom Körper im Rahmen der allergischen Reaktion ausgeschüttete Histamin bindet.
  • Besonderheit bei Stichen/Bissen im Mundraum: Linderung schafft das Lutschen von Eiswürfeln. Bei Insektenstichen im Mundraum besteht jedoch die Gefahr, dass auch rein lokale Reaktionen schwerwiegende Folgen haben können. Kommt es zu einer starken Schleimhautschwellung können Atemprobleme die Folge sein. In diesem Fall muss ein Notarzt gerufen werden.

 

Treten nach einem Insektenstich oder -biss systemische Reaktionen auf, so müssen schnell Notfallmaßnahmen ergriffen werden. Unter Umständen ist sogar ein Krankenhausaufenthalt erforderlich:

  • Notfall-Set: Ein Notfall-Set ist auf die individuellen Bedürfnisse des Betroffenen abgestimmt. In der Regel enthält es ein Spray gegen Atemnot, eine Autoinjektionsspritze gegen Kreislaufbeschwerden, ein Antihistaminikum sowie ein kortisonhaltiges Notfallmedikament. Wichtig ist, dass Betroffene oder deren direkte Angehörige, in Ruhe den Umgang mit einer Autoinjektionsspritze (ohne Inhalt) üben, damit sie im Ernstfall schnell reagieren können.
  • Krankenhausaufenthalt: Wenn sehr schwere allergische Symptome auftreten oder bekannt ist, dass bei einem Betroffenen später ein zweiter Symptom-Schub auftritt, so ist die Überwachung im Krankenhaus erforderlich.
  • Hyposensibilisierung: Bei einer Hyposensibilisierung wird das Immunsystem langsam an das Allergen gewöhnt. In stetig steigenden Dosen wird das Insektengift gespritzt, so dass nach Abschluss der Behandlung keine schweren allergischen Reaktionen mehr auftreten. Diese Insektengift Behandlung ist zwar sehr wirksam (90 % bei Wespengiftallergie und 80 % bei Bienengiftallergie) aber auch sehr langwierig. Die Anfangsphase erfolgt in der Regel stationär im Krankenhaus, um im Falle einer starken Überreaktion schneller reagieren zu können. Die weitere Behandlung erfolgt ambulant, dauert jedoch drei bis fünf Jahre.
  • Wichtig: Diese starken Reaktionen treten meist nicht bei einer Mückengiftallergie auf. Hier fallen die allergischen Reaktionen in der Regel leichter aus.

Vorbeugung: Wie lassen sich Insektenstiche vermeiden?

Anders als bei manchen anderen Allergieformen gibt es mehrere Möglichkeiten, das Risiko von Insektenstichen zu vermeiden oder zumindest zu verringern:

  • Alles vermeiden, was Insekten anlockt: Speisen und Getränke locken Insekten an. Daher sollten Allergiker darauf verzichten, im Freien zu essen. Auch sollten Betroffene sich nicht in der Nähe von Speisen oder Getränken (bei einer Party) aufhalten. Auch rund um Mülltonen befinden sich meist viele Bienen und Wespen, weil sie von Essensresten angelockt werden. Und auch Parfüms, Blumen sowie grelle Farben bei der Kleidung oder bei Gartenmöbelauflagen locken Insekten an.
  • Essen und Trinken im Freien: Sollen doch Speisen und Getränke im Freien verzehrt werden, ist es wichtig, Gläser und Speisen abzudecken. Es muss darauf geachtet werden, dass Insekten nicht aus Versehen verschluckt werden und diese im Mundraum oder Rachen stechen.
  • Schutz für den Körper: Lange Kleidung in nicht zu grellen Farben schützt die Haut, ohne Insekten anzulocken. Auch Füße sollten bekleidet sein, insbesondere beim Gang über eine Rasenfläche. Denn dort können Bienen, Wespen und Hummeln leicht übersehen werden.
  • Schutz vor dem Eindringen der Insekten in das Haus: Balkon- oder Terrassentüren sowie Fenster sollten mit Insektengittern oder Insektentüren versehen werden. So kann gelüftet werden, ohne dass die Insekten hineingelangen.
  • Schutz vor Mückenstichen: Hier hilft, neben fester Kleidung, der Einsatz von Mückenrepellents, Anti-Mückenkerzen und anderen Präparaten. Vorsichtig sollten Allergiker mit Mückenschutz zum Auftrage auf die Haut sein.

Prognose Insektengiftallergie: Wie sieht die Prognose aus?

Insektenstichallergien können sich im Laufe der Zeit verschlimmern, wenn sie unbehandelt bleiben. Zudem besteht die Gefahr, dass sich Kreuzallergien ausbilden. Das bedeutet, dass das Immunsystem das Gift einer Insektenart mit dem einer anderen Insektenart verwechselt und dann auf dieses zweite Insektengift ebenfalls mit einer Abwehrreaktion reagiert.

Wichtig für Senioren: Welche Besonderheiten gelten beim Thema Insektengiftallergie Senioren?

Zunächst einmal besteht aufgrund der längeren Lebensdauer bei Senioren eine erhöhte Gefahr, aufgrund der im Laufe der Zeit erlittenen Insektenstiche eine Intensivierung der Insektengiftallergie zu entwickeln. Daher ist es wichtig, mit der Behandlung einer Insektengiftallergie, wie oben beschrieben, frühzeitig zu beginnen.

Darüber hinaus gibt es Risikofaktoren, die beim Thema Insektengiftallergie Senioren relevant sind:

  • Lebensalter: Grundsätzlich steigt das Risiko, nach einem Insektenstich eine anaphylaktische Reaktion zu entwickeln, ab dem 40-sten Lebensjahr an.
  • Grunderkrankungen: Menschen, die an Asthma aber auch an Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden, tragen ebenfalls ein erhöhtes Risiko. Mit steigendem Alter wächst auch das Risiko für die Ausbildung oder Verschlechterung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Fazit

Insektengiftallergien können insbesondere durch das Gift von Bienen, Wespen, Hummeln, Hornissen aber auch Mücken ausgelöst werden. Eine Insektengiftallergie geht weit über die normalen Hautreaktionen auf einen Insektenstich hinaus. Man unterschiedet zwischen:

  • Hautreaktionen und
  • Systemischen Reaktionen bis hin zum anaphylaktischen Schock.

Die Symptome treten meist innerhalb von Sekunden oder Minuten nach dem Stich auf. Zudem kann es zu Zweitreaktionen nach vielen Stunden oder bis zu zwei Tagen kommen. Insektengiftallergien müssen unbedingt behandelt werden, da sie sich im Laufe der Zeit verstärken können.

Quellen

https://www.netdoktor.de/krankheiten/insektengiftallergie/
https://www.allergieratgeber.de/allergiearten/insektenstichallergie
https://allergiecheck.de/allergie-ausloeser/insektengiftallergie
https://www.insektengiftallergie.de/

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