Basics zur Anwendung Ätherischer Öle
Ätherische Öle sind vielseitig einsetzbare Naturessenzen. Sie können Bestandteil der natürlichen Hausapotheke für die ganze Familie oder des Werkzeugkastens für ein chemiefreies Leben sein, für die Schönheits- und Gesundheitspflege eingesetzt werden und vieles mehr. In diesem Artikel erfährst du, wofür und wie dich ätherische Öle im Alltag unterstützen, wie du sie anwenden kannst was es zu beachten gibt.
Inhaltsverzeichnis
Was sind ätherische Öle?
Die Autorin erzählt von ihrer ersten bewussten Erfahrung mit ätherischen Ölen als Mama: Als mein damals (2018) 4-jähriger Sohn Fieber mit Kopfschmerzen hatte, habe ich mit meinem Papa telefoniert und er sagte: „Ich habe euch doch solche Öle-Roller für die Kinder geschenkt. Vielleicht können die ja was.“ Zu dem Zeitpunkt war mir nicht bewusst, welche Wirkung ätherische Öle haben. Ich dachte, sie riechen einfach gut, helfen möglicherweise beim Entspannen und ich spare mir toxische Substanzen von Parfums und Co. Als experimentierfreudiger Fan von Naturmittelchen habe ich besagte Öle-Roller ausprobiert und meinem Sohn auf Schläfen und Genick gerollt. Ein paar Minuten später berichtete er, dass er sich besser fühle und das Spannungsgefühl nachgelassen habe. Nachdem wir in der Familie immer mehr positive Erfahrungen mit ätherischen Ölen verzeichneten, entschied ich mich, eine Ausbildung zur ärztlich geprüften Aromafachberaterin zu machen, um der Thematik tiefer auf den Grund zu gehen.
Widmen wir uns nun der Frage, was ätherische Öle sind. Sie werden aus verschiedenen Pflanzenteilen (Blüten, Blätter, Stängel, Wurzeln, Holz, Schale, Nadeln, Harz und Samen) gewonnen. Als pure Lebenskraft der jeweiligen Pflanze sind sie hochkonzentrierte, potente Naturessenzen, die die Pflanze vor Schädlingen, Krankheiten und Wettereinflüssen schützen. Sie werden, je nach Pflanzenart, durch Kaltpressung oder Dampfdestillation gewonnen, um so viele Wirkstoffe wie möglich zu erhalten.
Für Menschen (und Tiere) sind sie rein natürliche Helferlein, die ganzheitlich eingesetzt werden können (mehr dazu in Artikel 2). Über 200 Studien belegen ihre Wirkung, was Anlass gibt, sich auf die Welt der ätherischen Öle einzulassen und sich näher mit ihnen zu beschäftigen.
Wie können ätherische Öle angewendet werden?
Dies kann auf verschiedene Art und Weise erfolgen, wie du nachfolgend erfährst.
Aromatisch Aromatische Anwendung mit Diffuser
Dies ist die einfachste und daher häufigste Anwendungsart ätherischer Öle. Durch Vernebeln z.B. mit Wasser im Diffuser (Kaltvernebler) oder durch das simple Schnuppern entweder direkt am Ölfläschchen oder an den Händen, wenn das Öl zuvor in ihnen verrieben wurde, gelangen die Wirkstoffe über die Nase in den Körper. Alternativ kann auch Holz oder ein Duftstein beträufelt werden. Zudem können Bettwäsche und Stofftiere beduftet werden und den Schnuppernden in seiner Fröhlichkeit, Konzentration oder Entspannung unterstützen.
Beim Einatmen leiten Riechnerven ein Signal an das Gehirn weiter, wodurch Erinnerung geweckt oder auch die Gemütslage beeinflusst werden kann. Wenn Omas Kleiderschrank nach Lavendel duftete und du mit deiner Großmutter angenehme Erinnerungen verbindest, wirst du Lavendelöl eher mögen. Zählt deine Oma mit ihrer Lavendelduftschürze jedoch nicht zu deinen Lieblingsmenschen, kann es sein, dass du Lavendelöl nicht gerade liebst, da du in diesem Fall Lavendel mit etwas Negativem assoziierst.
Die Anwendung über einen Diffuser ist die effizienteste Lösung, da in diesem Fall mehrere Menschen von der Wirkung profitieren können. Zitrusöle wie Grapefruit oder Orange sind für ihre stimmungsaufhellende Wirkung bekannt und werden etwa für die gute Laune vernebelt. Ein Experiment an Schulen zeigt, dass durch die aromatische Anwendung ätherischer Öle im Klassenzimmer die Aufmerksamkeit verbessert werden und die Stimmung angehoben werden kann.1
In der Erkältungszeit kann die Ansteckung vermindert werden (z.B. Nelkenöl). Ätherische Öle wie Zitrone oder Weißtanne reinigen die Luft, indem sie Pilze und Bakterien abtöten, wie eine Studie in einem Krankenhaus belegen konnte.2
Topisch
Durch das Auftragen ätherischer Öle auf der Haut gelangen ihre Moleküle über das darunterliegende Gewebe in die Blutbahn und entfalten so ihre Wirkung. Zudem durchdringt sie die Zellmembran. Wo wasserbasierte Substanzen an ihre Grenzen stoßen, können ätherische Öle wirken. Sie können zusammen mit Trägeröl auf die Haut aufgetragen, einmassiert oder als Beigabe im Badewasser genossen werden.
Bei topischer Anwendung ist auf die Verdünnung zu achten. Als Faustregel gilt: Umso kleiner der Mensch, desto größer gestaltet sich das Verdünnungsverhältnis. Folgende Angaben sind Richtwerte zur Orientierung:
• Babys bis Kleinkind: Als Richtwert gilt 1 Tropfen ätherisches Öl auf 15-20 ml Trägeröl (1 EL = 15 ml)
• Kinder ab 6 Jahren, Schwangere und alte Menschen: 1-2 Tropfen ätherisches Öl wird in etwa 10 ml Trägeröl verdünnt (10 ml ist eine gängige Größe für praktische Roller, die sich für die äußerliche Anwendung eignen)
• Erwachsene: Die Dosierung kann grob mit 2-6 Tropfen ätherisches Öl auf 10 ml angegeben werden, wobei 2 Tropfen für die langfristige Anwendung wie etwa bei chronischen Beschwerden oder zur Hautpflege und 6 Tropfen für die akute oder auch punktuelle Behandlung empfohlen werden können. Ein Naturparfum, sparsam aufgetragen, kann auch mehrere Tropfen (bis zu 20) auf 10 ml enthalten.
Milde Öle wie z.B. Lavendelöl oder Rosenöl können (von Erwachsenen) auch pur aufgetragen werden. Dies sollte jedoch zuerst vorsichtig an einer Hautstelle getestet werden.
So können, je nach Alter und Ziel, Öle bei Hautthemen wie Unreinheiten (mehr über Schönheit & Co voraussichtlich in Teil 5) oder Juckreiz, zur Stärkung des Immunsystems oder Linderung von Schmerzen angewendet werden. Möchtest du bestimmte Organe unterstützten, kannst du auch äußerlich arbeiten und die ätherischen Öle verdünnt z.B. im Bereich des Magens bei Übelkeit oder der Blase bei Blasenentzündung usw. auftragen.
Geeignete Trägeröle sind Mandelöl, Jojobaöl, Kokosöl, fraktioniertes Kokosöl (fettet kaum), Grapefruitkernöl und Olivenöl.
[„Tipp“ Anwendung ätherischer Öle auf den Füßen: Auf Füßen (und Händen) wird kein Talg produziert, wodurch Substanzen besonders gut im Körper aufgenommen werden können. Sie sind mit ihren über 72.000 Nervenenden echte Networker im Körper. Zudem kannst du über Fußreflexzonen, bzw. laut TCM Akupunkturpunkte, gezielt verschiedene Körperregionen beeinflussen.]
Intern
Ätherische Öle können auch gezielt in Kapselform (mit Oliven- oder Kokosöl) z.B. zur Unterstützung der Verdauung oder Leber eingenommen werden. Bei Heißhunger kann ätherisches Pfefferminzöl unter der Zunge (Achtung, scharf) helfen. Trinkmuffel können mit ätherischen Ölen wie Zitrus- und Minzearten ihr Wasser aufpeppen (siehe Artikel Trinken bei Hitze), Kochlustige können in der Küche experimentieren und mit diesen Naturessenzen ihren Gerichten eine außergewöhnliche Note verleihen.
Der internen Anwendung ist mit großer Achtsamkeit zu begegnen, da sich nicht alle ätherischen Öle dafür eigenen. Zum einen ist die reine Qualität ausschlaggebend (geeignete Öle sind als Lebensmittel deklariert), zum anderen gibt es Öle, die für die Einnahme grundsätzlich nicht geeignet sind (z.B. Wintergrün). Diese Anwendungsart ist umstritten und soll hier der Vollständigkeit halber erwähnt werden, um das Potenzial ätherischer Öle zu transportieren. Für die konkrete Anwendung und Dosierung, wende dich am besten an einen erfahrenen Aromatherapeuten.
[„Wusstest du“ Ätherische Öle in entsprechender Qualität können auch vaginal z.B. bei Pilzbefall auf einem Tampon und rektal etwa bei Hämorrhoiden in Form von Zäpfchen angewandt werden.]
Was gibt es zu beachten?
Ätherische Öle sind konzentrierte Wirkstoffe, werden gezielt angewendet und nicht zum Spaß verschüttet. Bei der Anwendung sind folgende Punkte zu beachten:
• Wie erwähnt, ist die Qualität für Wirkung und Sicherheit entscheidend. Idealerweise gibt es ein Reinheitszertifikat des Herstellers, welches Pestizidbelastung, das Strecken mit minderwertigen Substanzen und chemische Verunreinigung ausschließt, damit der Kunde das Risiko von Schwermetallbelastung, Bakterien und Verfälschungen umgeht. Die Qualität ist gesetzlich nicht geregelt, wodurch ein genauer Blick auf Etikett und / oder Website gefordert ist. Es macht einen großen Unterschied, ob du ein ätherisches Öl auf dem Weihnachtsmarkt kaufst oder bei einem Aromatherapeuten beziehst.
• Vor allem, wenn du ein ätherisches Öl einnehmen möchtest, muss sichergestellt werden, dass es dafür geeignet ist, die Einnahme Sinn macht und die empfohlene bzw. mit einem Aromatherapeuten besprochene Dosierung eingehalten wird. Generell ist nach dem Motto: „Weniger ist mehr“ vorzugehen und achtsam zu dosieren.
• Achte darauf, dass ätherische Öle nicht in Augen, Ohren und Nase gelangen.
• Nicht jedes ätherische Öl ist für jedes Alter geeignet. Besondere Vorsicht ist bei Babys und Schwangeren geboten (mehr dazu voraussichtlich in Teil 4).
• Wenn du dich in homöopathischer Behandlung befindest, sind ätherische Öle wie Kampfer, Pfefferminze, Thymian und Kamille zu meiden.
• Sogenannte heiße Öle, die zu Hautreizungen führen können, wie Oregano, Thymian, Nelke und Zimt (Cassia und Zimtrinde), sind immer zu verdünnen.
• Es ist sinnvoll, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen. Organisiere ein gutes Standardwerk wie z.B. „Nachschlagewerk der ätherischen Öle“ https://amzn.to/3LqknTe.
• Jeder Mensch reagiert anders auf ätherische Öle. Während beim einen z.B. Wilde Orange beim Einschlafen hilft, merkt der andere gar nichts davon und schwört auf sein geliebtes Lavendelöl. Bleibe offen, experimentierfreudig und höre stets auf die Signale und Reaktionen deines Körpers.
Fazit
Ätherische Öle sind eine wirksame, natürliche Alternative zu vielen toxischen Substanzen, wie sie in Pflegeprodukten, Medikamenten und Putzmitteln enthalten sind. Ihre Wirkstoffe gelangen über Nase, Haut und Schleimhäute in den Körper und können somit aromatisch, äußerlich und intern angewandt werden. Da sie nicht nur duften sondern auch eine Wirkung haben, ist verantwortungsvoll mit ihnen umzugehen. Durch ihr großes Anwendungsspektrum und -Potenzial lohnt es sich, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen und im Alltag von der Wirkung zu profitieren.
Quellen
https://www.sueddeutsche.de/karriere/experiment-an-schulen-besser-lernen-mit-duft-1.547654
https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/10934529.2018.1546498
https://www.swr.de/wissen/1000-antworten/gesundheit/wie-wirken-aetherische-oele-100.html
https://www.smarticular.net/duftlampe-gesundheit-raumduft-aroma-diffuser-aetherische-oele/
https://aromapraxis.de/aroma-schule/aetherische-oele/anwendung-aetherische-oele/zaepfchen/
https://www.aroma1x1.com/aetherische-oele-innerlich-einnehmen/
https://www.zentrum-der-gesundheit.de/bibliothek/naturheilkunde/aetherische-oele-uebersicht/aetherische-oele
https://noe.orf.at/magazin/stories/3088171/
https://www.essential-empowerment.com/2018/10/20/warum-wir-aetherische-oele-auf-den-fusssohlen-auftragen/ https://www.kleinezeitung.at/service/ratgeber/kaernten/wohlfuehlpartner/4864889/Fusspflege_Worauf-wir-stehen
Linder Hintze, R.: Emotions & Essential Oils. An A to Z Guide; 2. Aufl.; 2017 Thiele, E.: Nachschlagewerk der ätherischen Öle – die clevere Hausapotheke für jeden Tag; 2021; BX-Verlag