Schüßler-Salze: die „abgekürzte“ Homöopathie

Die alternativmedizinische Schüßler-Therapie ist als verträgliches Heilverfahren mit breitem Anwendungsspektrum bekannt. Die Tabletten aus natürlichen Mineralsalzen werden gerne zur Selbstbehandlung eingesetzt, da sie einfach anzuwenden und nebenwirkungsarm sind. Doch für welche Beschwerden eignen sich Schüßler-Salze? Und worin unterscheiden sie sich von der klassischen Homöopathie?

Inhaltsverzeichnis

Wie die Schüßler-Therapie entstanden ist

Die Schüßler-Therapie wurde vom Oldenburger Arzt Dr. Wilhelm Heinrich Schüßler (*1821) begründet. Er beschäftigte sich intensiv mit der Homöopathie und entwickelte schließlich eine eigene Behandlungsweise, die viel Ähnlichkeit mit der klassischen Homöopathie hat. Sie verfolgt den Grundsatz, dass der menschliche Organismus selbst mit einer Erkrankung fertig werden muss und die Behandlung ihn dabei nur unterstützen kann. Dr. Schüßler ging davon aus, dass Krankheiten durch den Verlust anorganischer Salze  aus den Zellen entstehen und dadurch der Mineralstoffwechsel des Körpers gestört wird.

Was ist der Unterschied zur klassischen Homöopathie?

Während die Homöopathie viele verschiedene Einzelwirkstoffe kennt, umfassen die Schüßler-Salze lediglich 17 Wirkstoffe. Dr. Schüßler setzte 12 Salze zur Behandlung von Krankheiten ein, seine Nachfolger fügten noch 5 weitere hinzu. Ein weiterer Unterschied ist, dass die Schüßler-Therapie nur drei Potenzen (Verdünnungsgrad der Wirkstoffe) verwendet. Diese Vereinfachungen haben jedoch zur Folge, dass die Präparate, im Gegensatz zur klassischen Homöopathie, nicht so individuell auf den Patienten abgestimmt werden können. Diese Präparate gibt es:

Salz Nr. 1 Calcium fluoratum
Salz Nr. 2 Calcium phosphoricum
Salz Nr. 3 Ferrum phosphoricum
Salz Nr. 4 Kalium chloratum
Salz Nr. 5 Kalium phosphoricum
Salz Nr. 6 Kalium sulfuricum
Salz Nr. 7 Magnesium phosphoricum
Salz Nr. 8 Natrium chloratum
Salz Nr. 9 Natrium phosphoricum
Salz Nr. 10 Natrium sulfuricum
Salz Nr. 11 Silicea
Salz Nr. 12 Calcium sulfuricum

So entstehen die verschiedenen Potenzen

Die Potenz gibt den Verdünnungsgrad der Ursprungssubstanz an. Die Urtinktur wird zunächst im Verhältnis 1:10 mit einer Lösung aus Wasser, Alkohol und Milchzucker vermischt. Dabei entsteht eine D1-Potenz. Diese wird erneut mit 10 Einheiten der Lösung verdünnt, sodass eine D2-Potenz entsteht. Diese Prozedur wird fortgeführt, bis die gewünschte Potenzierung erreicht ist. In der klassischen Homöopathie sind viele verschiedene Potenzen gebräuchlich. Daher ist es oft schwierig für einen Laien, das passende Mittel in der richtigen Potenz auszuwählen. Diese mühsame Aufgabe entfällt bei den Schüßler-Salzen, denn dort gibt es nur die Potenzen D3, D6 und D12. Zur Selbstbehandlung eigenen sich insbesondere die Potenzen D6 und D12.

Die Anwendungsgebiete im Überblick

Akne Kalium jodatum D6, Kalium bromatum D6, Natrium muriaticum D6, Natrium chloratum D6
Bindegewebsschwäche Silicea D12, Calcium fluoratum D12
Blähungen Natrium sulfuricum D6, Silicea D12
Bluthochdruck (Hypertonie) Kalium jodatum D6, Magnesium phosphoricum D6
Bronchitis Ferrum phosphoricum D12, Magnesium phosphoricum D6, Natrium sulfuricum D6, Silicea D12
Durchfall Calcium phosphoricum D6, Ferrum phosphoricum D12, Natrium phosphoricum D6, Natrium sulfuricum D6
Erbrechen Ferrum phosphoricum D12, Natrium phosphoricum D6
Erkältung Ferrum phosphoricum D12, Manganum sulfuricum D6
Erschöpfung, Müdigkeit Kalium phosphoricum D6, Manganum sulfuricum D6, Natrium muriaticum D6, Natrium sulfuricum D6
Haarausfall Silicea D12
Hämorrhoiden Calcium fluoratum D12, Kalium chloratum D6
Heiserkeit Ferrum phosphoricum D12, Kalium jodatum D6
Herzjagen Kalium phosphoricum D6, Kalium bromatum D6, Natrium phosphoricum D6
Heuschnupfen Ferrum phosphoricum D12
Husten Ferrum phosphoricum D12, Silicea D12
Konzentrationsschwäche Kalium phosphoricum D6, Calcium phosphoricum D6, Manganum sulfuricum D6
Kopfschmerzen Magnesium phosphoricum D6, Calcium phosphoricum D6, Natrium muriaticum D6
Krampfadern Silicea D12, Calcium fluoratum D12
Kreislaufstörungen Ferrum phosphoricum D12
Nasennebenhöhlenentzündung Kalium chloratum D6, Silicea D12
Schlafstörungen Kalium phosphoricum D6, Natrium phosphoricum D6
Schnupfen Calcium phosphoricum D6, Kalium chloratum D6, Natrium muriaticum D6, Silicea D12
Sodbrennen Magnesium phosphoricum D6, Natrium phosphoricum D6
Zahnschmerzen Magnesium phosphoricum D6

Überschaubare Wirkstoffe – viele Einsatzgebiete

Schüßler-Salze eignen sich grundsätzlich zur Selbstbehandlung, denn die potenzierten Wirkstoffe sind gut verträglich. Bei chronischen oder unklaren Krankheitsbildern sowie schweren Verläufen sollte jedoch ein Arzt oder Homöopath mit fundierter Ausbildung und praktischer Erfahrung aufgesucht werden. Denn der Patient kann sich selbst immer nur auf Verdacht behandeln und keine sichere Diagnose stellen.

Ferrum für das Blut:

Das chemische Element Ferrum (Eisen) transportiert den von den Lungenbläschen aufgenommenen Sauerstoff im Blut zu den Körperzellen und ins Gewebe. Dafür baut es sich in die roten Blutkörperchen ein. Blutungen, Entzündungen, Durchfall, Erbrechen und Fieber gehören zu den wichtigsten Indikationen des Schüßler-Salzes Ferrum phosphoricum.

Kalzium für den Knochenaufbau:

Kalzium (auch: Calcium) wirkt beim Aufbau und Erhalt der Knochen mit und ist für Nerven und Muskeln unentbehrlich. Die Schüßler-Salze Calcium fluoratum, Calcium phosphoricum und Calcium sulfuricum  werden unter anderem bei Knochenerkrankungen, Bindegewebsschwäche, Krampfadern und Hämorrhoiden verabreicht.

Kalium für die Körperzellen:

Kalium wirkt beim Eiweißaufbau und im Kohlenhydratstoffwechsel mit. Es ist unter anderem für die Energiegewinnung aus der Nahrung zuständig. Außerdem unterstützt es bioelektrische Abläufe im Muskel- und Nervengewebe. Die Haupteinsatzgebiete der Schüßler-Salze Kalium chloratum, Kalium phosphoricum und Kalium sulfuricum sind Drüsen-, Haut- und Schleimhauterkrankungen, Schlafstörungen, Müdigkeit und Erschöpfung sowie nervöse Herzbeschwerden.

Magnesium für Knochen, Nerven und Muskeln:

Magnesium wirkt bei vielen Enzymprozessen mit und beeinflusst die Nerven- und Muskelerregbarkeit. Es reguliert außerdem die Blutfett- und Blutgerinnungswerte, weshalb es besonders für das Herz und die Gefäße von Bedeutung ist. Weiterhin wird Magnesium für die Festigkeit der Knochen und des Zahnschmelzes benötigt. Hier kommt das Schüßler-Salz Magnesium phosphoricum zum Einsatz.

Silizium für das Bindegewebe und schöne Nägel:

Silizium benötigt der Körper unter anderem für die Knochen, die Lunge, die Nebennierenrinde, das Bindegewebe, die Blutgefäße und die Milz. Auch das Nagel- und Haarwachstum profitiert von diesem chemischen Element. Bei Beschwerden in diesen Bereichen wird das Schüßler-Salz Silicea verabreicht.

Natrium für den Wasserhaushalt:

Natrium kennen viele Menschen in Verbindung mit Chlorid als Natriumchlorid, auch Kochsalz genannt. Es reguliert den Wasserhaushalt des Körpers und spielt eine wichtige Rolle für das Herz-Kreislauf-System. Auch die Nervenfunktionen werden von Natrium beeinflusst.

Dosierung und Einnahme der Schüßler-Salze

Schüßler-Salze sind in Apotheken rezeptfrei erhältlich. Bei akuten Erkrankungen wird alle 1 - 2 Stunden eine Tablette eingenommen (auf der Zunge zergehen lassen). Auf keinen Fall mit Flüssigkeit hinunterspülen, denn der Wirkstoff wird schon über die Mundschleimhaut aufgenommen. Sobald sich die Symptome bessern, wird die Dosis auf 3 - 4 x täglich verringert. Bei chronischen Erkrankungen wird empfohlen, 3 - 4 x täglich eine Tablette einzunehmen. Manchmal sei auch eine niedrigere Dosierung angezeigt, weshalb es immer ratsam ist, vor der Behandlung von chronischen Erkrankungen den Rat eines Arztes oder Homöopathen einzuholen.

Die Salze sollen weder kurz vor noch direkt nach den Mahlzeiten eingenommen werden. Auch wenn mehrere Schüßler-Salze kombiniert eingenommen werden, soll zwischen den Gaben ein zeitlicher Abstand von mindestens 30 Minuten liegen.

Wann darf ich keine Schüßler-Salze einnehmen?

Da die Therapie darauf abzielt, die körpereigenen Abwehr- und Selbstheilungskräfte zu aktivieren, können die Präparate nicht bei chronischer Abwehrschwäche eingesetzt werden. Auch bei Mangelernährung und hohem Alter kann es passieren, dass die körpereigenen Regulationsmechanismen nur noch teilweise funktionieren. Dadurch spricht der Organismus weniger auf die Arzneireize der Schüßler-Therapie an und die Verabreichung schulmedizinischer Medikamente ist notwendig. Die Gefahr wäre zu groß, dass es zu einem lebensbedrohlichen Krankheitsverlauf kommt.

Die „Heiße 7“ bezeichnet eine Lösung aus 10 Tabletten des Schüßler-Salzes Magnesium phosphoricum D6 in abgekochtem, lauwarmem Wasser. Sie soll insbesondere bei akuten Krämpfen und Koliken, aber auch bei Nervosität und Schlafstörungen helfen. Zum Umrühren darf kein Metalllöffel verwendet werden, da metallische Substanzen die Wirksamkeit des Präparats beeinflussen sollen.

Ja, das ist möglich. Allerdings soll zwischen den einzelnen Gaben ein zeitlicher Abstand von mindestens 30 Minuten liegen. Zudem sollen sie nicht direkt vor oder nach den Mahlzeiten eingenommen werden.

Als Trägersubstanz für Schüßler-Tabletten wird klassischerweise Laktose (Milchzucker) verwendet. Da immer mehr Menschen unter einer Intoleranz leiden oder eine vegane Ernährungsweise bevorzugen, gibt es auf dem Markt inzwischen auch laktosefreie Tropfen.

1 Messerspitze Pulver oder 5 – 10 Tropfen entsprechen 1 Tablette. Ein Dosierlöffel erleichtert das Abmessen.

Bei Erkältungssymptomen haben sollen die Schüßler-Salze Nr. 3 (Ferrum phosphoricum), Nr. 5 (Kalium phosphoricum), Nr. 4 (Kalium chloratum), Nr. 6 (Kalium sulfuricum) und Nr. 12 (Calcium sulfuricum) helfen können.

Fazit

Obwohl die Schüßler-Therapie nur wenige Wirkstoffe und lediglich drei Potenzen kennt, haben bereits etliche Menschen gute Behandlungserfolge damit erzielt. Die „vereinfachte Homöopathie“ kann auch ergänzend zur Schulmedizin angewandt werden. Daher gehören Schüßler-Salze bereits in zahlreichen Haushalten zum Standardrepertoire der Hausapotheke.

Quellen

Das große Handbuch Schüßler-Salze, Oesch Verlag
https://www.netdoktor.de/schuessler-salze
https://schuessler-salze-liste.de

Kommentar von Samira |

Eine Behandlung in der Klassischen Homöopathie beginnt immer mit einer ausführlichen Anamnese. In diesem längeren Gespräch erfragt der Arzt oder Heilpraktiker verschiedene Symptome und Beschwerden und versucht, Eigenschaften und Charakter des Patienten zu erfassen. Aufgrund dieses Gesamtbildes sucht der Homöopath dann anhand eines Vergleichs mit den Arzneimittelbildern das passende homöopathische Einzelmittel heraus. Meistens wird dieses in einer Hochpotenz gegeben. Man nennt das Ganze „Repertorisieren“. Insbesondere bei chronischen oder sehr komplexen Leiden ist es ratsam, einen erfahrenen Homöopathen zu konsultieren.
Bei einfacheren Krankheitsbildern ist auch eine Selbstmedikation mit Niedrigpotenzen möglich.

Im Rahmen der homöopathischen Behandlung kann es zu einer Erstverschlimmerung kommen.
Dabei verschlechtert sich der Zustand des Patienten nach der Einnahme des homöopathischen Mittels zunächst.
Auch wenn dieses Phänomen für den Patienten sehr unangenehm sein kann, wird es doch als Erfolg gewertet, da eine Erstverschlimmerung nur bei Wahl des korrekten Mittels auftritt. Nach kurzer Zeit zeigt sich dann in der Regel eine deutliche Besserung

Was sind die Anwendungsgebiete der Klassischen Homöopathie?

Kommentar von Sara |

Viele Menschen machen keinen Unterschied zwischen Pflanzenheilkunde (Phytotherapie) und Homöopathie. Sowohl in der Pflanzenheilkunde als auch in der Homöopathie werden Heilmittel auf pflanzlicher Basis hergestellt (wobei in der Homöopathie auch tierische, mineralische und andere Substanzen dazukommen). Mit diesem kurzen Satz ist das Verbindende schon definiert. Viel bedeutender ist jedoch das Trennende. In der Homöopathie werden die zugrundeliegenden Substanzen stark verdünnt – so stark verdünnt (potenziert), dass selbst für Gifte wie Arsen oder Belladonna keine Schädlichkeit mehr nachzuweisen ist. Kritiker sagen, die nach einem genau vorgeschriebenen Herstellverfahren (Schütteln) gefertigten Mittel würden bis zur Wirkungslosigkeit verdünnt. Die Verfechter der Homöopathie meinen, bei immer stärkerer Verdünnung werde die Wirkung stärker und sprechen von Informationen, Schwingungen, Energien, die sich auf das Trägermaterial – etwa Alkohol oder Milchzuckerlösungen – übertragen

Bitte addieren Sie 2 und 8.
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