Demenz - Wenn das Gedächtnis versagt...
In den Medien und in Fachbüchern ist häufig die Rede von dementen Menschen. Damit sind Personen gemeint, die an der Krankheit Demenz leiden, die mit einem Gedächtnisverlust einhergeht. Es ist eine Krankheit, die gleichermaßen erschüttert wie warnt und für viele offene Frage sorgt. Im dem großen Themenbereich Demenz klärt Alterix dich über diese Krankheit näher auf.
Inhaltsverzeichnis
Wir vermeiden es, im Folgenden von „Dementen“ zu reden. Stattdessen sprechen wir von „Menschen mit Demenz“. Denn es widerstrebt uns, Menschen auf Diagnosen zu reduzieren. Schließlich sind wir Menschen immer mehr als nur eine Summe aus Diagnosen. Menschen mit Demenz sind auch Mütter, Väter, Töchter, Söhne, Professorinnen und Doktoren sowie Hausfrauen, Stahlarbeiter, Kneipenbesitzer und vieles mehr! Ihre Persönlichkeit ist mehr als eine Diagnose.
Bei Menschen mit Demenz handelt es sich meistens um alte Menschen! Dies bedeutet, dass es Menschen mit einer gelebten Biografie sind:
Sie haben einen Beruf gehabt, mit dem sie sich mehr oder weniger identifizieren.
Sie haben oder hatten ihre eigene Familie.
Sie haben und wurden geliebt und tun das immer noch.
Sie haben Kinder erzogen, Häuser gebaut, Eltern gepflegt, nach dem Krieg das Land wieder aufgebaut.
Sie waren arm oder reich, glücklich und traurig, gesund und krank.
Sie haben in Beziehungen gelebt, waren in Kirchen und Vereinen aktiv.
Sie hatten und haben eine Bedeutung, die über eine Diagnose hinaus geht.
Es ist unser Bestreben, dass Menschen in ihrer Gesamtpersönlichkeit gesehen werden. Die Reduktion auf eine Diagnose reduziert gleichzeitig auf Defizite und ignoriert völlig, dass auch Menschen mit Defiziten ihre Ressourcen haben und diese genutzt und erhalten werden müssen, so lange es geht. Natürlich nehmen auch Ressourcen mit der Zeit ab! Das ist bei jedem Menschen so- mit oder ohne Demenz.
Menschen auf ihre Diagnose zu reduzieren bedeutet, ihnen ihre umfassende Bedeutung zu nehmen! Und das wiederum bedeutet, ihnen ihre Würde zu nehmen. Wenn wir hinter dem, was die Diagnose aus Menschen unter Umständen macht, immer noch den Menschen sehen, der/die er/sie vor der Demenz war, dann werden wir in der Lage sein, Begleitung und Pflege dieser Menschen würdig und wirklich respektvoll zu gestalten. Sie in ihrem "Personsein" ernst zu nehmen, muss das Ziel sein: Ihr Personsein über die Demenz hinaus zu betrachten und die Demenz als das zu sehen, was sie ist. Nämlich ist die Krankheit ein Zustand, der sich schleichend weiter entwickelt; mal schneller, mal langsamer, mit sich ähnelnden Symptomen bei sehr unterschiedlichen Menschen, die allesamt ihre eigenen Geschichten haben. Dadurch bekommt Demenz ganz viele sehr individuelle Gesichter und dieser Blick auf Demenz hilft, Menschen mit dieser Krankheit adäquat und individuell zu begegnen.
Demenz - Wie sich der Mensch ändert
„Wenn das Alter kommt, wird der Kopp löcherig“, sagte meine Oma immer. Sie wurde 89 und als sie das sagte, war sie 75 und ihre Demenz gerade in den Anfängen. Am Anfang vergaß sie mal dies und jenes, überall hingen kleine Zettel mit Erinnerungen, so wie an der Tür: „Herd aus? Schlüssel? Zähne drin?“ Das stand dort wirklich.
Irgendwann reichten die Zettel nicht mehr aus und sie kam nicht mehr ohne Hilfe zurecht. Sie vergaß alles Erlernte wie Hygiene, Nutzung von Besteck, Toilettennutzung, wettergerechte Kleidung auszusuchen und vieles mehr. Das war für uns als Familie irritierend, weil meine Oma sonst sehr „reinlich“ war; immer elegant mit zur Handtasche passendem Hut. Und nun?
Sie wusste schlicht und einfach nicht mehr, dass sie ihr halbes Leben lang einen Hut getragen hatte, dass sie eine Gabel oder einen Löffel zum Essen benutzt hatte, wie sie die Toilette benutzt hatte und wie wichtig ihr Hygiene und Sauberkeit waren. Auch ihre Essgewohnheiten haben sich massiv geändert. Sie wollte nichts Festes mehr essen und nur bei Suppe und Pudding langte sie kräftig zu.
Ich könnte seitenlang weiter erzählen. Für meine Oma hat sich alles verändert und für uns als Familie auch. Aus der eleganten kleinen alten Dame, die sie immer war - stolz und herausgeputzt, stets höflich und zurückhaltend, sehr auf ihre Außenwirkung bedacht - wurde eine hilfsbedürftige, unselbständige und völlig in ihrer Welt verschwundene Person. Nicht immer war sie freundlich, vor allem wenn sie sich bevormundet fühlte. Sie war alles andere als „pflegeleicht“. Und sie war eigensinnig wie zuvor. Ihre Charaktereigenschaften haben sich kaum verändert. Eher verstärkt und dies auf eine unangenehme Art. Sie hat sich nicht mehr hinter gesellschaftlichen Konventionen versteckt, die ihr immer so wichtig waren. Sie war unverstellt und ganz sie selbst. Und das immer mehr, je mehr die Demenz fortschritt.
Was dich auf den folgenden Seiten erwartet
Da wir von Alterix das Thema Demenz ganzheitlich beleuchten, stellen wir es dir ausführlich und unter den verschiedensten Blickpunkten vor. Auf den folgenden Seiten erwarten dich folgende Bestandteile unseres reichhaltigen Wissenstresors:
Was Demenz ist: Eine sprachliche & medizinische Einordnung
Hier widmen wir uns der Herkunft des Wortes Demenz:
- Was bedeutet das Wort an sich? Und was bedeutet das für die Sichtweise auf Demenz und Menschen mit Demenz und daraus folgernd für den mehr oder weniger adäquaten Umgang mit betroffenen Menschen?
- Formen der Demenz: Welche wissenschaftlichen Grundlagen liegen der Erkrankung zugrunde?
- Über Unterteilungen & Klassifizierung von Demenz: Welche sind die möglichen Auswirkungen? Wie könnte ein beispielhafter Verlauf aussehen?
- Wo kommt die Erkrankung überhaupt her? Genetische Faktoren, Umweltfaktoren, Stress, Drogen, Alkohol usw.
- Behandlung der Demenz: Was wird angeboten? Was verspricht Erfolg? Gibt es Möglichkeiten der Prophylaxe?
Demenz im Alltag: Der Mensch und seine Umwelt
Weiter widmen wir uns dem wichtigen Punkt, wie der Mensch mit Demenz sowie sein Umfeld mit den daraus resultierenden Herausforderungen umgehen. Dabei werfen wir zunächst einen Blick auf die Auswirkungen auf Betroffene:
- Was bedeutet dement sein für Betroffene?
- Was für Auswirkungen hat dies auf das tägliche Leben?
- Wie funktioniert die gesellschaftliche Teilhabe?
- Was wird immer schwieriger, was nicht?
- Was brauchen Menschen mit Demenz und was brauchen sie nicht?
Im weiteren Verlauf nehmen wir selbstverständlich auch unter die Lupe, wie Angehörige, Begleitende, Freundeskreise, Bekannte und Pflegende mit der Herausforderung von Menschen mit Demenz umgehen?
- Wie nimmt die Umwelt Menschen mit Demenz wahr?
- Welche Missverständnisse treten auf?
- Wie verändert sich das Verhältnis von Kindern zu ihren Eltern mit Demenz?
- Was kann förderlich sein?
- Was ist mit den „Altlasten“ der Eltern-Kind-Beziehung?
- Was kann die Umwelt für die Menschen mit Demenz tun und was muss sie für sich selbst tun?
In diesem Teil geht es des Weiteren um Beziehungsebenen und darum, das Beste für alle Beteiligten zu finden- entsprechend findest du einen Abschnitt über „Selbstfürsorge“ vor.
Was zu tun ist: Über verschiedene Ansätze & Ideen zum Umgang mit Menschen mit Demenz
Da viele Angehörige überlastet sind und sich professionelle Hilfe für Betroffene der Demenz wünschen, stellen wir die Möglichkeiten hierzu vor:
- Verschiedene Wohn- & Versorgungsformen sowie deren Vor- & Nachteile
- Welche Unterstützung ist erforderlich, damit Betroffene allein zuhause bleiben können?
- Muss die jeweilige Person in eine Heim? Falls ja: Welche Unterstützung ist dort notwendig?
- Die Demenz-WG: Neuer Hype oder echte Alternative?
Zudem beleuchten wir, wie Menschen mit Demenz dabei geholfen werden kann, auch im Vergessen Vertrauen und Vertrautheit zu erleben. In diesem Zusammenhang wird es auch darum gehen, „Herausforderndes Verhalten“ genauer anzusehen:
- Wie kommt es zu herausforderndem Verhalten wie Schreien, Schlagen, Treten oder Spucken? Was hat die Nacht und die Vergangenheit damit zu tun?
- Warum tut ein Mensch, was er tut, und was kann ich an dieser Stelle tun?
- Wie begegne ich Menschen mit Demenz mit Wertschätzung und auf Augenhöhe?
- Wie spende ich Vertrauen und sorge für Vertrautheit?
Bist du bereit für eine wichtige Reise?
Wir von Alterix stellen dir dieses große Thema zur Verfügung, wobei es dir auf den verschiedensten Ebenen helfen kann. Zum einen erweiterst du dein Allgemeinwissen, zum anderen bekommst du wertvollen Rat, falls du selbst in einer vergleichbaren Situation bist. Auch wenn dich das Thema bisher kaum berührt hat, dann lohnt es sich, dennoch hier reinzulesen. Denn so wirst du zahlreiche Personen mit diesem Problem besser verstehen und zu deren Wohlempfinden beitragen können. Eines sei nämlich an dieser Stelle gesagt: Demenz ist alles andere als ein Randphänomen und sehr präsent in der Gesellschaft. Bist du bereit für eine wichtige Reise, die dich das Thema aus einer anderen Perspektive heraus betrachten lässt?
Kommentar von Susanne M. |
Demenz ist für mich ein sehr schwieriges und emotionales Thema. Jedes Mal, wenn im Zusammenhang mit Vergesslichkeit das Wort Alzheimer fällt, macht mich das wütend. Mich hier mit diesem Thema zu befassen, ist ein Versuch, mich mit den letzten Lebensjahren meines Vaters auseinanderzusetzen und das Erlebte zumindest ein Stück weit aufzuarbeiten.
Dass ein von Demenz betroffener Mensch nach und nach alles Erlernte vergisst und mit dem Fortschreitenden der Krankheit zunehmend wieder er selbst wird, ist eine Beobachtung, die ich nur bestätigen kann.
Kommentar von Samira |
Angehörige können Menschen mit Demenz unterstützen: Versuchen Sie zum Beispiel, einer Person mit Demenz nicht alles abzunehmen und die Behandlung im Blick zu behalten. Informieren Sie sich über die Krankheit sowie Ihre Rechte als Angehörige. Für Angehörige gibt es spezielle Schulungen und Beratungsangebote. Manchmal brauchen aber auch Angehörige Hilfe und eine Pause: Geben Sie auf sich selbst gut acht. Tauschen Sie Ihre Erfahrungen und Sorgen mit anderen Angehörigen aus, zum Beispiel in einer Selbsthilfegruppe.
Es gibt viele Formen der Demenz. Die häufigste ist die Alzheimer-Erkrankung.
Bei Demenz lässt nicht nur das Gedächtnis nach, sondern auch andere Fähigkeiten. Demenzkranke finden sich zum Beispiel in ihrer Wohnung nicht zurecht, verlegen Dinge oder erkennen vertraute Personen nicht wieder.
Auch das Sprechen ist oft schwierig. So ringen Patientinnen und Patienten um Worte und Sätze. "Normale" Gespräche sind kaum möglich, weil immer die gleichen Fragen gestellt werden.
Zudem sind Betroffene manchmal wie ausgewechselt: Sie können ihre Gefühle nicht kontrollieren, wandern herum, sind misstrauisch oder traurig. Viele verhalten sich zeitweise aggressiv.
Die meisten Demenzformen – auch die Alzheimer-Erkrankung – sind nicht heilbar. Doch Medikamente können bei einer Alzheimer-Demenz den geistigen Abbau etwas verzögern und ein eigenständiges Leben länger ermöglichen. Auch andere Verfahren können dazu beitragen, zum Beispiel Ergotherapie. Was in Frage kommt, richtet sich vor allem nach der Form und Schwere der Krankheit.
Trotzdem können Menschen mit Demenz irgendwann den Alltag nicht mehr alleine meistern. Dann brauchen sie mehr Hilfe und Pflege.
Kommentar von Susanne M. |
Mein Vater erkannte mich tatsächlich bis zum Schluss wieder. Diesen Eindruck hatte ich zumindest, wenn ich ihn auf der Demenzstation des Seniorenheims besuchte. Ich meine damit nicht, dass er mich als seine Tochter Susanne wahrnahm, sondern als "bekanntes Gesicht".
Menschen mit Demenz stellen immer die gleichen Fragen, weil sie schon recht früh ihr Kurzzeitgedächtnis verlieren. Das Langzeitgedächtnis geht erst in einem späteren Stadium der Erkrankung verloren.
Aggressives Verhalten legen die Betroffenen meist dann an den Tag, wenn sie sich überfordert fühlen. Wie kleinen Kindern fehlt ihnen die Möglichkeit, Gefühlen wie Unsicherheit, Frust und Trauer verbal Ausdruck zu verleihen.
Kommentar von Sara |
In letzter Zeit passiert es mir ganz oft, dass ich Dinge, die ich gerade gemacht habe, einfach vergesse. Beispiel: Ich gehe aus dem Haus und kann mich 2 Minuten später nicht mehr daran erinnern, ob ich die Tür abgeschlossen habe. Es ist, als wär die Situation, in der ich das getan haben sollte, einfach aus meinem Gedächtnis gelöscht ist - wie so ein Mini-Blackout. Ansonsten hab ich ein wirklich gutes Gedächtnis - Geburtstage, Namen oder auch Aufgaben, die ich noch erledigen muss, kann ich mir ohne Probleme merken. Ich vergesse eben nur ständig Sachen, die ich gerade gemacht habe. Woran kann das liegen?
Kommentar von Susanne M. |
Wir neigen dazu, Dinge zu vergessen, die wir quasi automatisch immer wieder tun. Dazu gehört auch das Abschließen der Tür, wenn wir das Haus verlassen. Das ist zwar nervig, aber noch kein Grund zur Besorgnis. Gegen das Vergessen hilft, solche Routine-Handgriffe bewusst auszuführen oder sie mit beliebigen, ständig wechselnden Handlungen zu verknüpfen, die einem dann eher im Gedächtnis bleiben.
Der Wechsel ist wichtig, damit eine bestimmte Bewegung nicht zu einem Ritual wird, das du dann auch wieder vergessen könntest.
Quellen:
https://www.gutefrage.net/frage/warum-vergesse-ich-staendig-dinge
https://www.merkur.de/leben/wohnen/dank-diesem-trick-wissen-stets-haustuer-abgesperrt-zr-13180385.html