Durch die Gene benachteiligt: Was Diabetes Typ 1 bedeutet

Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) gilt in ihrer medizinischen Definition als am weitesten verbreitete Stoffwechselstörung. In Deutschland und anderen Industrienationen ist fast jeder Zehnte Erwachsene von der Krankheit betroffen oder gefährdet. Die Medizin definiert und klassifiziert Diabetes in verschiedene Untergruppen, um spezifische Besonderheiten des Krankheitsbildes klarer zu umreißen. Bei Diabetes mellitus Typ 1 handelt es sich um eine dieser klassifizierten Gruppen.

Inhaltsverzeichnis

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Genetisch bedingte Autoimmunerkrankung

Anders als bei den anderen Gruppen gilt der Typ 1 als genetisch bedingte Autoimmunerkrankung. Dies bedeutet, dass die Ursachen einer Erkrankung dieses Typs nicht vorrangig in einer ungesunden Lebensweise oder dem Ignorieren von Warnzeichen oder Symptomen zu suchen sind, sondern dass die Krankheit allein durch erbliche Störungen genetischer Informationen verursacht wird. Diese Klassifizierung ist wichtig für die lebenslange Therapie der Typ-1-Patienten. Diabetes-Typ-1 ist nicht „heilbar“ und begleitet den Patienten durch sein ganzes Leben, wobei die Krankheit meist schon im frühen Kindesalter diagnostiziert werden kann. Der unmittelbare Effekt dieser Krankheit ist das totale Versagen der insulinproduzierenden Zellen in der Bauspeicheldrüse. Studien ergaben, dass die erbliche Veranlagung bei dieser Form des Diabetes nicht stark ausgeprägt ist. Dies bedeutet, dass die Kinder von an Diabetes erkrankten Eltern nicht zwingend auch an der Krankheit leiden. Der Risikofaktor ist zwar ungleich höher, doch verhält sich Diabetes hier ebenso wie andere genetische Fehlinformationen, wie zum Beispiel Kleinwuchs oder andere Mutationen. Also wird die Krankheit nicht „automatisch“ an die Kinder weitergegeben. Dennoch kann der Hang zu einer Unempfindlichkeit gegenüber dem Hormon Insulin sehr wohl in erblichen Informationen stecken. Lebt beispielsweise ein Elternteil mit einer Diabeteserkrankung des Typ 1, so beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass der Nachwuchs ebenfalls die Krankheit entwickelt, 50 Prozent. Sind beide Elternteile betroffen, so erhöht sich die Wahrscheinlichkeit auf rund 80 Prozent.

Genaue Ursachen ungeklärt

Die genauen Ursachen von Diabetes Typ 1 sind bisher nicht lückenlos geklärt. Bekannt und ausreichend definiert ist, dass der Typ-1-Diabetes eine polygene Erkrankung ist, deren verschiedene krankheitsrelevante Gen-Informationen auf über 20 verschiedene Faktoren vermutet werden. Die Wahrscheinlichkeit an Diabetes Typ 1 zu erkranken, ist tatsächlich sehr hoch, sobald andere Familienmitglieder an einer Erkrankung leiden. Diabetes Typ 1 wird zudem dadurch begünstigt, dass das Immunsystem die körpereigenen insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse angreift und zerstört. Die genauen Ursachen dieser fehlerhaften Abwehrfunktion warten ebenfalls noch auf eine wissenschaftliche Erklärung. Klar ist, dass je früher dieser Entzündungsprozess in Gang gesetzt wird, desto schneller er verläuft. Aus diesem Grund kann Diabetes Typ 1 in den meisten Fällen schon bei sehr jungen Kindern diagnostiziert werden. Bei einer Zerstörung der insulinproduzierenden Zellen bleibt der Transport von Glukose in die Zellen aus, da der Botenstoff - das Insulin - fehlt. Dies führt zu einem „unkontrollierten“ Anstieg der Blutzuckerwerte. Somit ist der Körper daran gehindert, seine körpereigenen Fettreserven abzubauen und dem Körper als Energie zurückzugeben. In der Folge neigen an Diabetes erkrankte Menschen eher zu Gewichtzunahme. Ein Indiz, an Diabetes Typ 1 erkrankt zu sein, wäre ein Szenario, in welchem man trotz gesunder und ausgewogener Ernährung eher dazu neigt, Gewicht zu gewinnen, anstelle abzunehmen.

Was sind die Folgen?

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Da die Zerstörung der insulinproduzierenden Zellen in der Bauspeicheldrüse vom Körper nicht reguliert oder gar „repariert“ werden kann, ist der körpereigen produzierte Insulinmangel dauerhaft und irreparabel. Diabetes-Typ-1-Patienten spritzen ihr Leben lang Insulin nach, um eine Überzuckerung zu verhindern. Diese therapeutische Maßnahme ist von dringender Wichtigkeit, da eine Überzuckerung zu erheblich schlimmen Folgen führen kann. Eines der dramatischsten Szenarien einer solchen Überzuckerung ist das diabetische Koma. Gleichfalls müssen Patenten, die ihren Insulinhaushalt vernachlässigen, zum Beispiel mit einer Teilamputation von Beinen rechnen. Solche Fälle sind nicht selten, treten jedoch meist dann ein, wenn ein Patient seinen Krankheitsverlauf über einen längeren Zeitraum ignoriert. Da erhöhte Blutzuckerwerte oder fehlendes Insulin keine körperlichen Schmerzen verursachen und sich nicht an wirklich eindeutig erkennbaren Symptomen festmachen lassen, ereignen sich schlimme Folgen häufig. Zwingend wichtig ist, dass der Patient nach Diagnose von Diabetes Typ 1 von einem Arzt auf seinen Insulinbedarf eingestellt wird und diesen dann auch gewissenhaft therapiert. Da Diabetes Typ 1 meist bereits im Kindesalter diagnostiziert wird, müssen Patienten ebenfalls im Auge behalten, dass sich der Insulinbedarf mit zunehmendem Alter oder unterschiedlichen Lebenssituationen stets verändert. Neben den gewissenhaft verabreichten Insulinspritzen sind also regelmäßige Besuche beim Arzt zwingend in der Agenda eines Diabetes-Typ-1-Patienten zu berücksichtigen.

Wie funktioniert das Spritzen von Insulin?

Insulinspritzen sind inzwischen so konzipiert, dass sie nicht von medizinischem Fachpersonal verabreicht werden müssen, sondern Patienten sich solche Spritzen selbst geben können. Meist geschieht dies über eine Injektion in das Gewebe des Oberschenkels. Die Kanülen von Insulinspritzen sind in der Regel so dünn, dass selbst „Angstpatienten“ (Angst vor Injektionen) wenig Probleme haben, sich selbst eine solche Spritze zu geben.

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Ist Diabetes eine Einschränkung im Lebensverlauf?

Abschließend soll erwähnt sein, dass man sicherlich keiner Krankheit viel positives abzugewinnen imstande ist. Allerdings beeinträchtigt Diabetes Typ 1 die Patienten im Gegensatz zu anderen genetisch bedingten Erkrankungen in deren Lebensverlauf weitaus weniger. Mit einer Diabetes-Typ-1-Erkrankung wird man also keine Einschränkungen erleiden, die sich nachhaltig auf Beruf oder Freizeitgestaltung auswirken. Ausgenommen wäre unter Umständen der „exzessive Genuss“ von Süßwaren, welche einem ohnehin gebeutelten Blutzuckerwert zusätzlich zusetzt. Diese Grenzen setzen sich jedoch auch genug Leute, die nicht an Diabetes leiden, da es mittlerweile in die „Mode“ einer gesund-orientierten Ernährung gehört. Selbst die Lebensmittelindustrie hat schon erkannt, dass generell zu viel Zucker in den Lebensmitteln steckt und versucht dies mit verschiedenen Entwürfen und Auflagen zu regulieren.

Von medizinischer Seite arbeitet man ebenfalls mit Nachdruck an der Erforschung von Diabetes. Aufgrund der vergleichsweise hohen Zahl an Betroffenen hat das Bundesgesundheitsministerium hierzu gesondert finanzielle Mittel in Millionenhöhe bereit gestellt. Medizin und Wirtschaft arbeiten also an Konzepten, die negative Auswirkungen einer Erkrankung an Diabetes noch weiter reduzieren. Bei einem „vernünftigen Verhalten“ des Patienten wird dieser also mit der Krankheit leben können, ohne großartig spürbare Nachteile gegenüber seinen Mitmenschen zu empfinden.

Fazit

Trotzdem bleibt Diabetes-Typ-1 eine ernstzunehmende Krankheit, deren „unauffälliger Verlauf“ auch unter Umständen die Gefahr birgt, die Krankheit und den Umgang damit vollkommen zu übersehen oder auszublenden. Eine umfassende Kommunikation mit dem behandelnden Arzt ist somit permanente Pflicht; auch und gerade dann, wenn offenbar keine Beschwerden auftreten. Dieses Verfahren gilt jedoch nicht nur für Diabetes, sondern grundsätzlich für alle chronischen Erkrankungen. Der Diabetes-Patient ist also auch in diesem Sektor nicht mehr benachteiligt, als es die Patienten anderer Krankheiten sind.

Ein Zuckerschock bringt Orientierungslosigkeit, Krampfanfälle, Lähmungserscheinungen und Bewusstlosigkeit mit sich. Der Betroffene ist auf die Hilfe anderer angewiesen und muss sofort notärztlich behandelt werden. Unbehandelt kann er tödlich enden.

Zu den Symptomen eines Diabetes gehören ständiger Harndrang, starkes Durstgefühl, Müdigkeit und Mattigkeit, trockene oder juckende Haut, Gewichtsverlust, schlechte Wundheilung und erhöhte Infektanfälligkeit. Diabetes Typ 1 entwickelt sich innerhalb weniger Wochen und macht sich mit den typischen Symptomen bemerkbar, zusätzlich kann der Atem nach Azeton riechen. Bei Diabetes Typ 2 fallen die Symptome meistens schwächer aus und werden deshalb ignoriert, die Krankheit wird häufig erst nach einer akuten Unterzuckerung erkannt.

Eine Überfunktion der Schilddrüse steigert die Insulinresistenz, die Bauchspeicheldrüse schüttet weniger Insulin aus und die Leber produziert mehr Glukose, der Blutzuckerwert steigt an. Bei einer Unterfunktion verringert sich der Bedarf an Insulin, da sich der gesamte Stoffwechsel verlangsamt und damit auch die Magen-Darm-Aktivität herabgesetzt und die Aufnahme von Glukose vermindert ist. Außerdem erhöht sich die Empfindlichkeit für Insulin.

Eine angepasste Ernährung mit hohem Ballaststoffanteil und wenig Zucker in Kombination mit Sport kann den Blutzucker nachweislich senken. Verschiedenen Lebensmitteln wird ebenfalls eine positive Wirkung auf den Blutzuckerspiegel zugeschrieben: Äpfel, Nüsse, Knoblauch, Fisch, Olivenöl, Ginseng, Zimt, Aloe Vera und grünem Blattgemüse. Vorsicht ist bei Zimt geboten, das enthaltene Cumarin kann zu Leberschäden führen und steht im Verdacht, krebsfördernd zu sein. Bei gleichzeitiger Einnahme von blutzuckersenkenden Medikamenten sollte Zimt nur nach Rücksprache mit dem Arzt eingenommen werden.

Liegt im Körper eine Entzündung vor, werden vermehrt Stresshormone wie Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol ausgeschüttet, was zu einer erhöhten Zuckerproduktion in der Leber führt und den Blutzuckerspiegel erhöht. Eine Lungenentzündung, eine Gelenkentzündung aber auch eine Magen-Darm-Entzündung sind einige Beispiele, die die Ausschüttung von Stresshormonen auslösen können.

Kommentar von Gabi |

Den Großteil meines Lebens habe ich die Diagnose Diabetes. Auch das Blutzuckermessen und das entsprechende Spritzen gehört zu meinem Alltag. Ich habe mich zwar daran gewöhnt, aber manchmal nervt mich das Ganze ungemein. Ich interessiere mich nun vermehrt für eine Insulinpumpe. Ist diese leicht zu bedienen? Sind die Messergebnisse verlässlich? Wie störend ist das Gerät, dass man ja ununterbrochen bei sich trägt? Trägt die Krankenkasse die Kosten?

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