Chlorid Unter- und Überversorgung

Was du isst, hat einen großen Einfluss auf dein Wohlbefinden. Alte Gewohnheiten und eine nachlässige Ernährungsweise fallen dir meistens erst auf, wenn sich körperliche Probleme bemerkbar machen. Der Mineralstoff Chlorid spielt eine lebenswichtige Rolle für die ordnungsgemäße Funktion unseres Körpers. Er beeinflusst unter anderem den Wasserhaushalt, die Nervenleitungen, den Blutdruck und die Bildung der Magensäure. Der Mindestbedarf eines Erwachsenen beträgt etwa 830 mg, optimal sind laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung 2.300 mg am Tag. Eine Über- oder Unterversorgung kann für unseren Körper gefährlich werden. Aber wie kommt es dazu und welche Folgen hat das für meine Gesundheit?

Inhaltsverzeichnis

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Erhöhte Chlorid-Werte im Körper

Mögliche Ursachen für erhöhte Chlorid-Werte sind Nierenerkrankungen, Autoimmunkrankheiten, eine übersteigerte Atmung (Hyperventilation), Diabetes und chronischer Durchfall. Letzteres klingt zunächst unlogisch, weil der Körper ja etwas ausscheidet. Doch bei langanhaltenden Durchfällen kommt es zum Verlust von Hydrogencarbonat (Salz der Kohlensäure), welches zur Aufrechterhaltung des pH-Werts im Organismus benötigt wird. Wenn der pH-Wert im Blut unter 7,35 sinkt, spricht man von einer Übersäuerung (Azidose). Der Körper versucht, das drohende Ungleichgewicht durch eine verminderte Chlorid-Ausscheidung auszugleichen. Die Chlorid-Konzentration steigt.

Die Hauptursache von erhöhten Chlorid-Werten ist aber ein zu hoher Salzkonsum. Ein gesunder Mensch benötigt etwa 2 – 3 Gramm am Tag. Höchstens 5 Gramm Salz empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO), was in etwa einem gestrichenen Teelöffel entspricht. Doch wer beim Essen viel nachsalzt und oft auf Fertiggerichte wie Tütensuppen, Salatsoßen und Konserven zurückgreift, übersteigt diesen Wert schnell um das Doppelte. Auch alltägliche Lebensmitteln enthalten viel Salz: Schon zwei Scheiben Brot zum Frühstück mit jeweils 35 g enthalten durchschnittlich 1 g Salz. Laut Verbraucherzentrale stammt rund 80 Prozent der täglichen Dosis aus verarbeiteten Lebensmitteln. Es versteckt sich in Brot und Brötchen (27 bis 28 Prozent der Salzzufuhr), Fleisch und Wurst (15 bis 21 Prozent), Milchprodukten und Käse (10 bis 11 Prozent). (Unten bei den Quellen findest Du einen Link zur Verbraucherzentrale)

Wie kommt es zu einem Chlorid-Mangel?

Ursachen für eine Chlorid-Unterversorgung sind unter anderem Erbrechen (Verlust von Chlorid in der Magensäure), die Einnahme von Entwässerungstabletten (vermehrte Ausscheidung über die Harnwege), eine Nierenschwäche oder starkes Schwitzen. Gerade Sportler verlieren beim Training über die Schweißdrüsen Wasser und Salz. Ein Chlorid-Mangel kann auch aus einer Mangelernährung resultieren, was vor allem in Alters- und Pflegeheimen, bei Essstörungen oder bei Menschen mit großem Termin- und Zeitdruck der Fall ist. Mangelzustände sind wegen der hohen Salzkonzentration in unseren Nahrungsmitteln zwar selten, werden aber genau deshalb oft erst spät mit den Beschwerden in Zusammenhang gebracht. Ein typisches Symptom ist ein niedriger Blutdruck. Das erkennst du unter anderem daran, dass dir bei bestimmten Bewegungen schwindelig oder schwarz vor Augen wird.

Die Folgen einer Über- oder Unterversorgung

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Ein leichter Chlorid-Mangel zeigt kaum Symptome und führt vor allem zu Durst. Bei einem langfristig erniedrigten Chlorid-Wert können trockene Haut, Muskelkrämpfe, Übelkeit, Kopfschmerzen, Schwindel und Müdigkeit die Folge sein. Auch Wassereinlagerungen im Gewebe sind möglich, denn eine wesentliche Aufgabe von Natriumchlorid ist es, Wasser im Blut zu binden. Sogar die Hirnfunktion kann beeinträchtigt werden: Vermeintliche „Verwirrtheitszustände“ im Alter können auf einen Kochsalzmangel hindeuten. Um Eiweiß in der Nahrung zu verdauen, braucht der Körper viel Magensäure. Bei einem Natriumchlorid-Mangel wird die Magensäurebildung jedoch reduziert. Essen wir eiweißhaltige Lebensmittel wie Fleisch, Fisch, Hülsenfrüchte, Nüsse, Eier und Milchprodukte, kommt es zu Verdauungsbeschwerden. Das unverdaute Eiweiß fault im Darm, wodurch es zu Blähungen und Durchfällen kommt. Als Folge der Fäulnis treten auch Darmflorastörungen oder Pilzerkrankungen auf.

Ein leicht erhöhter Chlorid-Wert ähnelt oft den Symptomen eines Mangels, etwa dem Bestehen eines gesteigerten Durstgefühls. Eine chronische Überversorgung kann zu Kreislaufproblemen und einem erhöhten Blutdruck (Hypertonie) führen, was das Risiko für einen Schlaganfall oder Herzinfarkt verstärkt. Besonders wichtig ist die Einhaltung der empfohlenen Maximalwerte daher für Menschen, die zu hohem Bluthochdruck neigen oder an Nieren- und Herzerkrankungen leiden.

Beispiele für alternative Nahrungsmittel bei erhöhten Salzwerten:

Produkt Salz in g (pro 100 g) Alternative Salz in g (pro 100 g)
Salami 5,4 Putensalami 3,2
Geräucherter Schinken 5,3 Gekochter Schinken 2,5
Lachsschinken 6,1 Putenbrust 3,1
Gouda (40 % Fett) 2,8 Frischkäse (Doppelrahm) 1,0
Gorgonzola (55 % Fett) 3,6 Camembert (45 % Fett) 1,7
Feta 2,4 Mozarella 0,5
Salzstangen 4,5 Sesamstangen 0,9

Beim gesunden Menschen wird überschüssiges Chlorid über die Harnwege und die Schweißdrüsen ausgeschieden. So sind Nebenwirkungen aufgrund einer Überversorgung selten. Beschwerden sollten jedoch nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Eine Ernährungsberatung kann hilfreich sein. Bei starken Abweichungen des Chlorid-Spiegels ist eine ärztliche Untersuchung notwendig.

Die richtige Auswahl der Lebensmittel

Der Tagesbedarf an Chlorid lässt sich problemlos mit einer ausgewogenen Mischkost decken. Ärzte und Medien raten dir daher, dich ausgewogen und abwechslungsreich zu ernähren – aber was heißt das eigentlich? Ausgewogen bedeutet, für den Körper wichtige Lebensmittel zu bevorzugen. Also mehr Produkte aus dieser Kategorie zu essen und Lebensmittel, die keine Vorteile für die Gesundheit bringen, sparsam zu genießen. Abwechslungsreich heißt, viele unterschiedliche Lebensmittel, also aus verschiedenen Kategorien zu essen. Aus Gewohnheit greifen wir meistens auf die immer gleichen Lebensmittel zurück. Probiere daher ruhig einmal Lebensmittel aus anderen Produktgruppen aus und versuche dich an neuen Rezepten. Vielleicht begibst du dich sogar auf die Spuren einer anderen Esskultur und erlebst geschmackliche Überraschungen? Nimm dabei aber deine Vorlieben und Abneigungen ernst, sonst bleibt schnell der Spaß am Essen auf der Strecke.

Hinweis

Vorsicht bei der Zubereitung! Alle Mineralstoffe, also auch Chlorid, sind wasserlöslich. Das heißt, beim Kochen gehen sie teilweise verloren. Mit einer schonenden Zubereitung, beispielsweise durch Dünsten, erhältst du die wertvollen Inhaltsstoffe und vermeidest, dass später mehr Mineralstoffe im Kochwasser als im Essen sind. Auch zu starkes Erhitzen kann die Zusammensetzung bestimmter Lebensmittel, und damit die gesundheitsfördernde Wirkung, beeinträchtigen.

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Untersuchungs-Methoden beim Arzt

Wenn ein Verdacht auf eine Chlorid-Unterversorgung besteht, ist eine Urinuntersuchung sinnvoll. Anhand des Chlorid-Wertes im Urin kann festgestellt werden, ob der Patient zu viel Chlorid über die Nieren aussondert. Gemessen wird die Menge, die innerhalb von 24 Stunden ausgeschieden wird. Der Normwert bei Spontanurin liegt bei 46 – 168 mmol/l, im 24-Stunden-Urin bei 110 – 250 mmol/l. Ein leichter Mangel kann gut durch eine erhöhte Salzzufuhr mit der Ernährung ausgeglichen werden. Gute Chlorid-Quellen sind auch Roggen, Tomaten, Salat und Sellerie. In schweren Fällen ist unter Umständen eine Infusion notwendig.

Dein Arzt kann auch mit einem Bluttest feststellen, ob der Chlorid-Wert stimmt. Der Normwert im Blutserum für Erwachsene beträgt ca. 98 – 110 mmol/l. Meistens wird der Wert zusammen mit anderen Elektrolyten, etwa Natrium, Kalium, Kalzium und Magnesium im Blutserum gemessen. Wegen tages- und jahreszeitlichen Schwankungen  werden die Tests oft nach einer angemessenen Zeit wiederholt. Sind die Werte chronisch erhöht, ist eine vermehrte Flüssigkeitsaufnahme und eine salzarme Ernährung ratsam, um gesundheitliche Folgen zu vermeiden. Reicht das nicht aus, kann dein Arzt dir Medikamente verschreiben, die eine verstärkte Ausscheidung mit dem Urin bewirken.

Welches Salz ist gut für mich?

Viele teurere Salze im Handel enthalten zusätzlich Mineralstoffe und Spurenelemente. Einem gesunden Menschen ohne Mineralstoff-Mangel bringt das keine Vorteile. Meersalz unterscheidet sich in der Zusammensetzung nur wenig von regulärem Speisesalz. Aus gesundheitlichen Aspekten empfiehlt es sich, in der Küche jodiertes Salz zu verwenden. Der Mineralstoff Jod ist wichtig für die ordnungsgemäße Funktion unserer Schilddrüse. Bei einer Unterversorgung werden zu wenig Schilddrüsenhormone gebildet und ein sogenannter „Kropf“ kann entstehen. Im Jahr 1989 stufte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Deutschland als Jodmangelgebiet ein, woraufhin die Jodierung des Speisesalzes eingeführt wurde (15 bis 25 mg Jod pro Kilogramm Salz). Dadurch hat sich die Jodversorgung der Bevölkerung in den letzten drei Jahrzehnten deutlich verbessert. Nicht nur die Verbraucher kochen mit jodiertem Salz und essen mehr Seefisch, auch die Lebensmittelindustrie verwendet es bei der Speisenzubereitung (zum Beispiel Bäckereien und Fleischereien).

Tipp

Industriesalzen werden leider oft Geschmacksverstärker zugesetzt. Dabei kannst du Kräutersalz ganz einfach selbst herstellen! Zuerst frische Kräuter trocknen und anschließend zerreiben. Welche du nimmst, ist deinem persönlichen Geschmack überlassen. Danach im Verhältnis 3:1 mischen, also drei Teile Salz und ein Teil Kräuter.

Fazit

Bestimmt kennst du das Sprichwort: Die richtige Dosis macht das Gift. Sowohl erniedrigte als auch erhöhte Chlorid-Werte bergen gesundheitliche Risiken. Vorübergehende Mangelzustände oder Überschüsse kann dein Körper aber gut ausgleichen. Bevor du auf eigene Faust deinen Salzkonsum reduzierst oder erhöhst, gehe zum Arzt und lass deine Blutwerte checken.

Quellen

[1] Der Brockhaus Ernährung, wissenmedia Verlag
[2] DGE: Die Nährwerttabelle. 2. Auflage
[3] Verbraucherzentrale: https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/gesund-ernaehren/salzquellen-hier-versteckt-sich-das-meiste-salz-11381
[4] http://www.euro.who.int/de/health-topics/disease-prevention/nutrition/news/news/2011/10/reducing-salt-intake/frequently-asked-questions-about-salt-in-the-who-european-region
[5] https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/gesund-ernaehren/salzquellen-hier-versteckt-sich-das-meiste-salz-11381
[6] http://www.rohkostwiki.de/wiki/Salz_in_der_Rohkost-Ernährung
[7] https://www.kochbar.de/cms/jodsalz-gesund-oder-ueberfluessig-ist-die-jodierung-von-salz-noch-zeitgemaess-2746314.html
[8] http://www.gesundheitspower.de/infocenter/magensaeure.html
[9] https://www.grossesblutbild.de/chlorid-blutwert.html
[10] https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/chlorid/).

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