Eisensubstitution

Eisenmangel ist der häufigste Nährstoffmangel weltweit: laut der Weltgesundheitsorganisation WHO leidet etwa ein Viertel der Menschheit an Eisenmangel [1]. Schwerer Eisenmangel und Eisenmangel-Anämie werden mit Eisensubstitution behandelt. Welche Möglichkeiten gibt es? Kannst du auch zu viel Eisen aufnehmen?

Mehr zur Bestimmung von Eisenwerten im Blut.

Inhaltsverzeichnis

Möglichkeiten der Eisensubstitution

Nahrungsergänzungsmittel, eisenhaltige Säfte, Tabletten, Infusionen – die Auswahl an Eisensubstitution ist groß. Höher dosierte Präparate sind apothekenpflichtig, jedoch nicht verschreibungspflichtig. Grundsätzlich gilt: keine Selbstmedikation, denn auch eine Eisenüberversorgung kann den Körper gefährden.

Wusstest du schon?

Ein mit Eisennägeln gespickter Apfel zur Behebung eines Eisenmangels?

Tatsächlich ist dieses alte Hausmittel gar nicht so abwegig. In dem gespickten Apfel bilden sich nach einiger Zeit braune Flecken: Eisenmalat, das Salz der Apfelsäure. Zusammen mit dem Vitamin C des Apfels wird die Eisenverbindung gut vom Körper aufgenommen. Fachleute raten trotzdem ab, da die Eisenmenge schwer zu dosieren ist. Denn auch eine Eisenüberversorgung ist schädlich.

Nahrungsergänzungsmittel

In Supermärkten, Drogerien, Apotheken und im Internet sind zahlreiche eisenhaltige Nahrungsergänzungsmittel erhältlich. Sie enthalten ein Konzentrat an Nährstoffen zur ergänzenden Versorgung des menschlichen Stoffwechsels. In der Nahrungsergänzungsmittelverordnung ist festgelegt, welche Vitamine und Mineralstoffe für deutsche Produkte zugelassen sind. Bisher gibt es jedoch keine gesetzlich festgelegten Höchstmengen, allerdings ist das Bestreben da, europäisch einheitliche Höchstmengen festzulegen [4]. Zurzeit gelten die Empfehlungen des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR); für Eisen ist das eine maximale Tagesdosis von 6 mg für Frauen zwischen 14 und 50 Jahren. Männer, postmenopausale Frauen und Schwangere sollten Eisen nur nach Rücksprache mit dem Arzt einnehmen [2]. Es handelt sich jedoch nur um Empfehlungen, und viele der angebotenen Produkte haben einen deutlich höheren Eisengehalt.

Zu den Nahrungsergänzungsmitteln gehören auch die natürlichen Eisenpräparate. Sie bestehen aus Pflanzen mit hohem Eisengehalt ohne Zusatz weiterer Wirkstoffe. Sie sind nicht hoch dosiert, gut verträglich, rezeptfrei und wirksam. Zu ihnen gehören

  • Hanfprotein: ein ganzheitliches Nahrungsergänzungsmittel mit vielen Mineralstoffen und Vitaminen. Eine Tagesportion von 30 g enthält ca. 7,5 mg Eisen. Keine Angst, Speisehanf ist frei vom Rauschmittel THC!
  • Mikroalgen: Chlorella-Algen werden als Pulver oder in Tablettenform angeboten. Der Eisengehalt einer Tagesdosis beträgt je nach Hersteller 3 bis 9 mg. Spirulina-Algen, ebenfalls als Pulver oder Tabletten erhältlich, enthalten je nach Hersteller 0,2 bis 8 mg Eisen je Tagesdosis.
  • Gerstengras: Das Pulver oder Tabletten werden aus getrockneten Blättern der jungen Gerstenpflanze gewonnen. Es enthält bis zu 4mg Eisen je Tagesdosis.

Die gleichzeitige Einnahme von Vitamin C erhöht die Verfügbarkeit von Eisen.

Eine besondere Form der natürlichen Eisenpräparate stellen Curryblatt-Präparate dar. Kapseln aus Curryblatt-Extrakt bestehen zu etwa 50 Prozent aus Curryblatt-Extrakt und sind zur besseren Verfügbarkeit des Eisens mit Vitamin C versetzt. Sie enthalten bis zu 15 mg Eisen pro Tagesdosis.

Besonders gut bekömmlich ist die Eisenverbindung Eisen-Bisglycinat, auch chelatiertes Eisen genannt. Es ist das Salz der Aminosäure Glycin. Eisenchelat ist häufig in Verbindung mit Acerola Kirsch-Extrakt als Vitamin-C-Lieferant als Kapsel erhältlich mit bis zu 45 mg Eisen je Kapsel.

Eisentabletten

Eisentabletten werden in hoher Konzentration bis 200 mg pro Tablette angeboten. Sie werden zur Behandlung eines Eisenmangels oder einer Eisenmangel-Anämie eingesetzt. Sie enthalten das gut verwertbare zweiwertige Eisen in verschiedenen Verbindungen: Eisen-(II)-Fumarat, Eisen-(II)-Sulfat, Eisen-(II)-Bisglycinat, Eisen(II)-Glycin-Sulfat. Für die bestmögliche Verwertung des Eisens wird die Einnahme des Präparats morgens nüchtern eine Stunde vor dem Frühstück empfohlen, möglichst mit Vitamin-C-haltigem Saft. So kann die Resorptionsrate Werte bis zu 40 % erreichen. Bei leerem Eisenspeicher dauert die Therapie mehrere Monate, bis die Speicher wieder aufgefüllt sind.

Eisentabletten sind häufig nicht besonders gut verträglich: viele Patienten leiden unter Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Verstopfung oder Bauchweh.

Eisensäfte

Eisensäfte können in zwei Gruppen unterteilt werden: Säfte aus eisenhaltigen Früchten, eventuell mit einer geringen Menge Eisen angereichert, und hochkonzentrierte Eisensäfte, die als Nahrungsmittelergänzung gehandelt werden. Eisenhaltige Säfte können mit der passenden Presse oder Entsafter gut selbst hergestellt werden. Sie sind niedrig dosiert und können auch vorbeugend gegen Eisenmangel getrunken werden. Hochkonzentrierte Säfte sind eine gute Alternative zu Eisentabletten, das Eisen liegt organisch gebunden als Eisen-Gluconat vor und ist besser verträglich.

Intravenöse Eisengabe

Liegt ein schwerer Eisenmangel oder eine Eisenmangel-Anämie vor, ist die Eisengabe als Injektion oder Infusion der schnellste Weg, dem Körper das notwendige Eisen zuzuführen und so den Eisenmangel zu beheben. Der Arzt spritzt die Eisenlösung entweder direkt in die Vene oder sie wird als Infusion verabreicht. Das Eisen ist somit zu 100 % und direkt verfügbar. Die intravenöse Therapie ist auf Patienten beschränkt, bei denen eine orale Therapie nicht ausreichend wirksam ist, z.B. wegen einer Unverträglichkeit des oralen Präparats, bei Patienten mit Eisenaufnahmestörungen oder bei Patienten mit Nierenschäden und Tumoren. Es besteht das Risiko allergischer Reaktionen, bis hin zum allergischen Schock und das Risiko einer Eisenüberladung durch nicht exakte Dosierung.

Gefahr der Überversorgung

Nahrungsergänzungsmittel liegen im Trend – etwa jeder dritte Erwachsene in Deutschland nimmt regelmäßig Nahrungsergänzungsmittel ein [5]. Dabei können gesunde Erwachsene in der Regel auf Nahrungsergänzungsmittel verzichten, da eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung ausreichend Vitamine und Mineralstoffe enthält. Einige Vitamine und Mineralstoffe werden ungenutzt wieder ausgeschieden, wenn der Körper ausreichend versorgt ist. Nicht so Eisen: der Körper kann den Eisenstatus nur begrenzt über die Resorptionsrate regulieren. Bei gefülltem Speicher kann dadurch zwar weniger des angebotenen Eisens verwertet werden, doch wenn zu viel Eisen aufgenommen wird, werden die regulierenden Darmzellen geschädigt und Eisen gelangt ungehindert ins Blut.

Nur bei wenigen Nährstoffen ist die Spanne zwischen lebensnotwendiger Zufuhr und schädlicher Dosis so eng wie bei Eisen. Eine Studie ergab, dass in Deutschland die Zahl der Menschen mit Eisenüberschuss fast genauso groß ist wie die Anzahl der Menschen mit Eisenmangel. Neben der genetisch veranlagten Hämochromatose ist dafür eine übermäßige Eisensubstitution verantwortlich. Die erhöhte Eisenzufuhr führt zu Eisenablagerungen in Leber, Bauchspeicheldrüse und Herz und erhöht damit das Risiko an koronalen Herzkrankheiten, Krebserkrankungen und Diabetes zu erkranken.

Eisenpräparate sollten deshalb nur zur Behandlung eines Eisenmangels oder einer Eisenmangel-Anämie unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden. Zur Vorbeugung eines Eisenmangels ist eine ausgewogene Ernährung ausreichend.

Tipp

Eisen und Zink werden auf dem gleichen Weg durch die Darmschleimhaut aufgenommen. Wenn du hochdosiertes Eisen einnimmst, blockiert es für Zink den gemeinsamen Transportweg, so dass weniger Zink aufgenommen werden kann. Eisenpräparate solltest du deshalb in zeitlichem Abstand zu einer Mahlzeit einnehmen.

Eisenspeicherkrankheit

In Deutschland leiden geschätzt zwei- bis dreihunderttausend Personen an der Eisenspeicherkrankheit Hämochromatose [7]. Diese erblich bedingte Krankheit tritt meist erst ab dem 50. Lebensjahr auf. Die Schutzmechanismen der Darmzellen funktionieren nicht, so dass der Eisengehalt im Körper nicht über die Resorptionsrate reguliert werden kann. Im Dünndarm wird vermehrt Eisen aufgenommen und in die Organe transportiert. Es kommt zu ausgeprägten Ablagerungen von Eisen in der Leber, Bauchspeicheldrüse, Hirnanhangdrüse, Herz und anderen Organen und Gelenken. Die Einnahme von Eisenpräparaten über einen längeren Zeitraum kann zu schwerwiegenden Folgen führen.

Fazit

Ein Eisenmangel oder eine Eisenmangel-Anämie werden mit Eisensubstitution behandelt. Dazu sind verschiedene Präparate mit unterschiedlichen Eisenverbindungen und Eisengehalten erhältlich. Neben der oralen Substitution gibt es auch die Möglichkeit einer intravenösen Therapie, die jedoch nur begründet angewendet wird. Zuviel Eisen kann zu gesundheitsgefährdenden Eisenablagerungen in einigen inneren Organen führen und damit das Risiko einer Folgekrankheit erhöhen.

Bei einem erhöhten Eisenspiegel im Blut (über 168 µg/dl) können Müdigkeit, Haarausfall, Infektanfälligkeit und Bauchkrämpfe auftreten. Viele Betroffene leiden unter Gelenkschmerzen in Knie, Hüfte oder Fingern. Langfristig lagert sich überschüssiges Eisen in den Organen ab, was Diabetes oder Schäden an Leber, Bauchspeicheldrüse, Herz und Gelenken verursachen kann.

Der Hämoglobinwert (Hb) gibt an, wie viel Blutfarbstoff in den roten Blutkörperchen enthalten ist. Der Normalwert beträgt bei Männern zwischen 13 und 17 g/dl (Gramm pro Deziliter) und bei Frauen zwischen 12 und 16 g/dl.

Der Hb-Normalwert beträgt bei Männern zwischen 13 und 17 g/dl (Gramm pro Deziliter) und bei Frauen zwischen 12 und 16 g/dl. Die wichtigste Funktion des Hämoglobins ist der Transport von Sauerstoff. Sind die Werte niedriger, kann der Körper nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden und es treten Symptome wie Müdigkeit, Schwindel oder Herzrasen auf. Bei zu hohen Werten besteht aufgrund des dickflüssigeren Blutes ein erhöhtes Risiko für Gefäßverschlüsse.

Der Normwert für Ferritin (Abkürzung: FERR, FER oder FT) im Blut liegt bei Frauen zwischen 6 und 120 µg/l und bei Männern zwischen 10 und 400 µg/l. Erhöhte Ferritin-Werte können auf Hämochromatose (Eisenspeicherkrankheit), Hepatitis (Leberentzündung), Anämie (Blutarmut), Infektionen, Tumore oder eine Überdosierung von Eisenpräparaten hindeuten.

Ferritin zählt zu den unspezifischen Tumormarkern. Bei einigen Krebsarten können die Ferritinwerte im Blut erhöht sein. Dazu zählen, Brustkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs, Leberzellkrebs, Lungenkrebs und Nierenkrebs. Auch Melanome und Neuroblastomen (bösartige Tumoren, die aus Zellen des Nervengewebes entstehen) können erhöhte Werte hervorrufen.

Quellen

[1] https://www.eisenmangel.de/was-ist-eisenmangel
[2] https://www.bfr.bund.de/cm/343/zufuhr_von_eisen.pdf
[3] https://link.springer.com/article/10.1007/s00003-017-1140-y
[4] https://www.lifepr.de/inaktiv/lebensmittelverband-deutschland-e-v/Nahrungsergaenzungsmittel-Deutsche-Hersteller-setzen-sich-fuer-europaweit-einheitliche-Hoechstmengen-fuer-Vitamine-und-Mineralstoffe-ein/boxid/795647
[5]https://www.onmeda.de/magazin/vitamine_und_mineralstoffe_als_nahrungsergaenzungsmittel.html
[6] https://www.ugb.de/eisenmangel-eisenbedarf/eisenmangel-eisenpraeparate/
[7] http://www.uniklinik-ulm.de/struktur/kliniken/innere-medizin/klinik-fuer-innere-medizin-i/home/klinische-schwerpunkte/ambulanzen/haemochromatose-ambulanz/definition.html
https://ptaforum.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-182014/stark-fuers-immunsystem/
www.vitalstoff-lexikon.de/Spurenelemente/Eisen/Interaktionen.html
https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/eisenmangel-und-eisenmangelanaemie/@@guideline/html/index.html#

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