Was ist Eisenmangel und wie entsteht er?

Eisen ist ein essenzielles Spurenelement und an vielen lebenswichtigen Prozessen des Körpers beteiligt. Es ist unabdingbar für die Blutbildung und den Sauerstofftransport. Damit die Prozesse im Körper reibungslos ablaufen können, muss eine ausreichende Menge Eisen im Körper vorhanden sein. Ist der Körper nicht ausreichend versorgt, liegt ein Eisenmangel vor. Was ist Eisenmangel und wie entsteht er?

Inhaltsverzeichnis

Was ist Eisenmangel?

Eisenmangel ist definiert als Verminderung des Gesamtkörpereisen. Eine Eisenmangel-Anämie liegt vor, wenn die Hämoglobin-Konzentration eisenmangelbedingt unter den alters- beziehungsweise geschlechtsspezifischen Normwert sinkt. Dieser beträgt nach WHO 12 g/dl für Frauen und 13 g/dl für Männer [1]. Mehr zur Bestimmung der Eisenwerte im Blut.

Eisenmangel ist eine der häufigsten Mangelerkrankungen und weltweit verbreitet. Weltweit leiden etwa 30 %, in Europa ca. 5-10 % der Bevölkerung an Eisenmangel. Der Anteil der jungen Frauen ist mit ca. 20 % deutlich höher, da sie in der Schwangerschaft und während der Menstruation einen erhöhten Bedarf haben, der häufig nicht gedeckt wird.

Ein Eisenmangel entwickelt sich häufig schleichend und kann anfangs unbemerkt bleiben. Wird er nicht behandelt, kann sich eine Eisenmangel-Anämie, also eisenmangelbedingte Blutarmut, entwickeln. Abhängig vom Schweregrad des Eisenmangels werden drei Stadien unterschieden:

1. Stadium: Speichereisenmangel

Im Körper herrscht eine negative Eisenbilanz: es wird mehr Eisen verbraucht als zugeführt. Der Körper greift auf das Speichereisen zurück und das Serum-Ferritin beginnt zu sinken. Dieses Stadium wird auch Speichereisenmangel genannt, es ist meistens symptomlos.

2. Stadium: eisendefizitäre Erythropoese

Die Versorgung der erythropoetischen, also auf die Bildung der roten Blutkörperchen bezogenen Vorstufen im Knochenmark ist nicht mehr ausreichend, das Hämoglobin liegt jedoch noch im Normalbereich. Das Serum-Eisen und die Transferrin-Sättigung sinken. Es treten erste Symptome auf: brüchige Haare und Haarausfall, trockene Haut, Schmerzen beim Schlucken und Brennen auf der Zunge.

3. Stadium: Eisenmangel-Anämie

Dieses Stadium ist eine durch Eisenmangel ausgelöste Blutarmut (Anämie), der Hämoglobin-Wert hat den Referenzbereich unterschritten. Die Zahl der roten Blutkörperchen ist vermindert und sie sind kleiner und heller als gewöhnlich, da ihnen ihr roter Farbstoff Hämoglobin fehlt. Typische Symptome sind Kopfschmerzen, chronische Müdigkeit, Schlafstörungen, Haarausfall, Blässe, im fortgeschrittenen Stadium kommen Kurzatmigkeit, Atemnot und Magen-Darm-Beschwerden hinzu.

Wie entsteht Eisenmangel?

Im Körper eines gesunden erwachsenen Menschen befinden sich 2,5 bis 5 g Eisen. Jede Sekunde werden etwa 2 Millionen rote Blutkörperchen gebildet, die zum größten Teil aus dem eisenhaltigen Hämoglobin bestehen. Zur Bildung des Hämoglobins werden etwa 70 % des Eisens in unserem Körper benötigt, der Rest wird als Speichereisen in der Leber, der Milz, der Darmschleimhaut und im Knochenmark eingelagert. Das Funktionseisen, also das nicht gespeicherte Eisen, befindet sich in einem Kreislauf in unserem Körper. Die Lebensdauer der roten Blutkörperchen beträgt etwa 120 Tage, anschließend werden sie in Milz und Leber abgebaut. Das dabei freiwerdende Eisen steht dem Körper wieder zur Verfügung. Trotzdem verliert der Körper Eisen: 1-2 mg gehen über abgeschuppte Hautzellen, Schweiß und Urin täglich verloren. Frauen im gebärfähigen Alter verlieren zusätzlich auf den Tag umgerechnet 1-2 mg durch die Menstruation. Der tägliche Verlust wird über die Nahrung wieder zugeführt.

Wird dieses Gleichgewicht durch einen erhöhten Eisenbedarf, einen erhöhten Eisenverlust oder durch eine zu geringe Eisenaufnahme gestört, kann sich ein therapiebedürftiger Eisenmangel entwickeln.

Erhöhter Eisenbedarf

Einen erhöhten Eisenbedarf haben zum Beispiel Schwangere und Stillende, Kinder und Jugendliche im Wachstum und Sportler. Der erhöhte Bedarf muss durch gesteigerte Aufnahme durch die Nahrung oder auch durch Eisensubstitution gedeckt werden.

Erhöhter Verlust

Blutungen jeglicher Art, sichtbar, aber auch innerlich, stellen einen erhöhten Blutverlust und damit auch einen erhöhten Eisenverlust dar. Frauen mit starker Menstruation sind besonders gefährdet, da sie bei einer starken Blutung bis zu 80 ml Blut verlieren. Auch eine Blutspende ist erstmal ein Eisenverlust: 500 ml gespendetes Blut entsprechen 250 mg Eisen, die der Körper aus der Eigenreserve ausgleicht. Mit einer ausgewogenen Ernährung mit Fleisch, Fisch und viel Gemüse, kann der Körper pro Tag etwa 5 mg Eisen in den Speicher zurückgeben, so dass die Eisenspeicher etwa 50 Tage nach der Blutspende wieder gefüllt sind. Gemäß der Richtlinie aus dem Transfusionsgesetz ist ein Mindestabstand von 56 Tagen zwischen 2 Blutspenden vorgeschrieben, damit der Körper die gespendeten Blutzellen nachbilden kann. Männer dürfen maximal sechsmal in 12 Monaten Blut spenden, Frauen aufgrund des durch die Menstruation bedingten zusätzlichen Blutverlusts nur viermal. Grundsätzlich wird vor der Spende der Hämoglobinwert bestimmt, um sicher zu stellen, dass der Spender nicht an Blutarmut leidet.

Auch durch Verletzungen bei Unfällen oder einer Operation kann es zu Blutverlusten kommen, die langfristig über die Ernährung wieder ausgeglichen werden müssen. Ähnlich verhält es sich bei Nasenbluten: häufige, stärkere Blutungen stellen einen erhöhten Eisenverlust dar und müssen über die Ernährung ausgeglichen werden.

Innere Blutungen, durch Entzündungen im Magen-Darm-Trakt oder Tumore hervorgerufen, können den Eisenstatus sehr belasten. Die häufig chronischen Blutungen sind zwar minimal und werden vom Patienten kaum wahrgenommen, summieren sich aber über die Zeit zu einem bedeutenden Blutverlust.

Verminderte Aufnahme

Häufig ist ein Eisenmangel darin begründet, dass zu wenig Eisen aufgenommen wird. Die Ursache kann zum einen eine Mangel- oder Fehlernährung sein, aber auch eine eingeschränkte Eisenaufnahme im Darm.

Mit Mangel- oder Fehlernährung ist hier nicht die vegane oder vegetarische Ernährung gemeint, sondern eher der einseitige Verzehr ungesunder, vitaminarmer Nahrung. Auch mit sehr einseitigen, strengen Diäten ist eine ausreichende Eisenversorgung nicht immer gewährleistet. Veganer und Vegetarier haben kein nachgewiesenes, höheres Risiko für Eisenmangel.

Neben der Mangelernährung ist die Malabsorption, also die gestörte Aufnahme der Nährstoffe aus der Nahrung im Darm, die zweitwichtigste Ursache einer verminderten Eisenaufnahme. Sie tritt bei Erkrankungen der Darmschleimhaut wie Zöliakie, Morbus Chron oder Colitis Ulcerosa auf.

Funktioneller Eisenmangel

Bei einem funktionellen Eisenmangel ist das Speichereisen zwar vorhanden, aber es kann nicht genutzt werden. Ursachen sind chronische Krankheiten wie Entzündungen, Infektionen, Tumorerkrankungen, rheumatoide Arthritis und Herzinsuffizienz. Oft werden die Symptome eines Eisenmangels übersehen, da die Erkrankung selbst bereits den Körper schwächt. Ohne Therapie kann eine Eisenmangel-Anämie entwickelt werden, die in Kombination mit der chronischen Krankheit die Gesundheit des Patienten erheblich einschränken oder sogar gefährden kann.

Fazit

Eisenmangel ist eine der häufigsten Mangelerkrankungen. Je nach Schweregrad der Ausprägung werden drei Stadien unterschieden: Speichereisenmangel, eisendefizitäre Erythropoese und Eisenmangel-Anämie. Eisenmangel entsteht durch erhöhten Eisenbedarf, erhöhten Verlust oder verminderte Aufnahme. Eine besondere Form ist der funktionelle Eisenmangel in Verbindung mit chronischen Krankheiten.

Bei leicht erhöhten Ferritinwerten hilft eine angepasste Ernährung, wobei eisenhaltige Lebensmittel wie Hülsenfrüchte, Nüsse, Haferflocken und Fleisch reduziert werden. Wer Nahrungsergänzungsmittel einnimmt, sollte diese auf den Eisengehalt und Vitamin-C-Gehalt überprüfen. Denn Vitamin-C fördert die Aufnahme von Eisen aus der Nahrung. Bei Patienten mit Hämochromatose (Erkrankung, die mit stark erhöhten Ferritinwerten einhergeht) kann ein sogenannter Aderlass angewendet werden. Dabei wird in regelmäßigen Abständen über eine Nadel bis zu 500 ml Blut abgenommen, bis der Ferritingehalt sich normalisiert hat.

Der Hb-Wert ist einer von mehreren Laborwerten, welcher bei der Bestimmung der Eisenwerte im Blut herangezogen wird. Der Hb-Wert gibt die Menge an Hämoglobin (roter Blutfarbstoff) im Blut an. Er sinkt, wenn die Eisenspeicher des Körpers aufgebraucht sind und nicht mehr genügend rote Blutkörperchen produziert werden.

Die Hämochromatose ist eine Erkrankung, bei der es durch eine erhöhte Eisen aufnahme des Körpers zu Ablagerungen an den Organen und damit zu Organschädigungen kommt. Für die Diagnose sind zwei Laborwerte wichtig: Der Ferritinspiegel und die Transferrinsättigung. Ferritinwerte von mehr als 200 μg/l bei Frauen und 300 μg/l bei Männern sowie eine Transferrinsättigung von über 45 % bei Frauen und 50 % bei Männern legen den Verdacht auf eine Hämochromatose nahe. Bei den meisten Patienten mit Hämochromatose liegt der Ferritinwert im Blut bei über 500 µg/l und die Transferrinsättigung bei über 60%.

Da das Eisen in Medikamenten zum Teil vom Darm resorbiert wird, sollten Eisentablettentäglich über mehrere Wochen bis Monate eingenommen werden. Allerdings nur nach Rücksprache mit einem Arzt. Denn eine Überdosierung kann zu dunklem Stuhl, Magenproblemen, Erbrechen und Durchfall führen. Der Hämoglobin-Wert sollte nach 4 Wochen um etwa 2 g/dl angestiegen sein. Die Therapie wird so lange fortgesetzt, bis sich dieser Wert im Normbereich befindet (Männer 13 - 17 g/dl und Frauen 12 - 16 g/dl). Auch der Ferritin-Wert sollte dann auf etwa 100 μg/l angestiegen sein. Nach Normalisierung der Werte wird empfohlen, diese alle 3 Monate für etwa ein Jahr kontrollieren zu lassen.

Quellen

[1] https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/eisenmangel-und-eisenmangelanaemie/@@guideline/html/index.html
https://www.eisencheck.at/eisen-im-koerper/eisenstoffwechsel/
https://www.eisen-netzwerk.de/eisenmangel/ursachen/
https://www.eisen-netzwerk.de/eisen/funktion-im-koerper.htm
https://www.ugb.de/eisenmangel-eisenbedarf/eisenmangel-eisenpraeparate/
https://flexikon.doccheck.com/de/Eisenmangel
https://www.online-zfa.de/archiv/ausgabe/artikel/zfa-10-2011/46903-macht-eisenmangel-infektanfaellig/
https://www.dr-gumpert.de/html/ferritinmangel.html
https://eisenmangel-wissen.de/eisenmangel-ursachen/
https://www.eisenmangel.de/was-ist-eisenmangel/eisenmangel-symptome

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