Aktivitäten für die geistige Fitness, das Herz & die Seele

Hobbies und Aktivitäten für Ältere, die alle „Muskeln“- die geistigen und seelischen sowie physischen Muskeln auch - gleichzeitig trainieren, sind ein unermesslicher Vorteil. Denn mit diesen trainierst du deinen Körper ganzheitlich und hältst dich fit- insbesondere auch geistig. Erfahre im Folgenden mehr dazu.

Inhaltsverzeichnis

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© Bild von Hans Braxmeier auf Pixabay

Der Schriftsteller Francois Lelord lässt in seinem Buch „Hektor und die Entdeckung der Zeit“, seinen Psychiater Hektor während dessen Chinareise auf ein bemerkenswertes Seniorenpärchen stoßen: Kathrine und Travor. Das Buch handelt vom Verstreichen der Zeit und Problemen mit dem Altern, die fast alle Figuren auf die eine oder andere Weise haben. Während seiner Reise notiert Hektor stets seine neusten Erkenntnisse über das Mysterium der Zeit in sein Tagebuch. Im Zug erzählen ihm Kathrine und Travor: „Man muss das Glück haben, die Lust auf bestimmte Dinge genau dann zu verlieren, wenn man auch die Fähigkeit verliert, sie auszuüben.“ So habe Travor früher leidenschaftlich Tennis gespielt, aber als die Schmerzen im Knie anfingen, habe er auch das Interesse daran verloren. „Er war ein toller Spieler“, fällt Kathrine dazu ein. Und Hektor stellt fest: „Trevor und Katherine sangen das Lied der Zeit ohne eine falsche Note.“

Was heißt das für dich?

Gibt es da eine Sportart oder ein Hobby, in welchem du einfach nicht mehr so gut bist wie in jungen Jahren? Oder eine Tätigkeit, die früher irgendwie mehr Spaß gemacht hat?

Dann ist dieser Satz von Hektors Freunden für dich. Eigentlich ist er für uns alle. Wenn Marathon-Laufen einfach nicht mehr das Richtige für uns ist, dann ist dies ein Zeichen für einen Wandel.

Schwimmen oder tanzen?

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©shutterstock_653635384

Eines sollte schon mal klar sein... Regelmäßige Bewegung ist absolut erforderlich für die verschiedensten Bereiche:

  • Gesundheit
  • Fitness
  • Geistige Leistungsfähigkeit
  • Mobilität

Mediziner für Geriatrie empfehlen für Ältere die „Top 5“ der Bewegungstrainings: Tanzen, Wandern, Radeln, Schwimmen und Pilates (oder gleichermaßen östliche Praktiken wie Yoga und Qigong). Was für dich passt, entscheidest du am besten anhand von zweierlei: Was zieht mich am meisten an und was ist am einfachsten, schmerzfreisten und gesündesten praktizierbar bei meiner physischen Konstellation? Eventuell magst du auch mit deinem Arzt oder Heilpraktiker darüber sprechen.

Was ist das Geheimnis dieser Top 5?

Bewegung regt die Nervenzellen an, neue Zellen zu bilden. Gleichzeitig gilt, dass Nervenzellen ohne geistige Beanspruchung wieder verkümmern. Senioren müssen also auf beiden Ebenen aktiv sein. Genau das erreichen diese Top 5 am besten, da hier die Bewegung mit geistiger Beanspruchung verknüpft ist. Ja, auch beim Wandern, Radeln und Schwimmen wird dem Koordinationsvermögen und der räumlichen Ortung sehr viel abverlangt. Ähnlich wie beim Tanzen oder Pilates musst du dich an Bewegungsabfolgen erinnern und beim Radeln sowie Schwimmen das Gleichgewicht halten. Und obendrein trittst du mit den Elementen in Kontakt - der Natur oder eben dem Wasser - was an sich schon einen ungemein entspannenden, aber auch anregenden Einfluss auf das Gehirn hat. Es ist eine Art der Kommunikation ohne Worte, die in Gang kommt.

Medizinische Studien bringen‘s ans Licht

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©Bild von Brigitte Werner auf Pixabay

Der Neurologe Notger Müller von der Neurologischen Uniklinik in Magdeburg und die Sportwissenschaftlerinnen Anita Hökelmann und Katrin Rehfeld berichten über eine auf sechs Monate angelegte Studie mit der Fragestellung, ob das Erlernen komplexer Tanzschritte, Menschen über 60 Jahren geistig fitter sein lässt: Die eine Hälfte der Probanden machte Fitnesstraining und die andere Hälfte ein forderndes Tanztraining, bei dem sie sich auf verschiedene Stile einstellen musste. Am Ende wiesen die Tänzer in folgenden Bereichen eine deutliche kognitive Leistungssteigerung auf:

  • Aufmerksamkeit (auch geteilte)
  • Wachsamkeit
  • Flexibilität
  • Gleichgewicht

Diejenigen hingegen, die Fitness betrieben, zeigten nur in Sachen Wachsamkeit eine Verbesserung. Bei beiden Vergleichsgruppen waren die Gehirne gewachsen; aber in jeweils anderen Regionen. Nur bei den Tänzern zeigte sich auch ein Anstieg des Nervenwachstumsfaktors BDNF, der die Neubildung von Zellen und das Langzeitgedächtnis fördert. Nach weiteren zwölf Monaten Training konnten die Forscher bei den Tänzern auch Zuwachs im verbalen Gedächtnis feststellen und postulieren daher, dass Tanzen den geistigen Abbau hinauszögert.

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©Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Musik liegt in der Luft

Oder war es Liebe? Im Song war es wohl Liebe. Hoffentlich liegt bei dir beides in der Luft!

Musizieren hat nämlich ähnlich positive Effekte auf die Gehirnleistung wie Sport. Denn die Verarbeitung akustischer Signale beansprucht viele Gehirnbereiche gleichzeitig: Die auditiv-verarbeitenden Areale und auch solche, die für planende und ausführende Funktionen benötigt werden.

„Musik spricht uns gefühlsmäßig an. Das ist das Allerwichtigste beim Lernen“, sagt Prof. Dr. Gerald Hüther, der bedeutende Neurobiologe und Lernforscher, der zuletzt das Buch Würde – was uns stark macht herausgegeben hat. Wenn du emotional angesprochen bist, feuern die Neuronen. Dies hält fit. Die Musik muss gefallen, damit sie emotional landet und somit obendrein zum Denken anregt. Nochmals besser für den langfristigen Effekt auf die Gehirnleistung ist es, wenn du selbst musizierst. Nachgewiesen, verzögert sich bei Senioren, die Musik machen, die Bildung von Demenz. Auch hier gilt: Übung macht den Meister! In diesem Fall treffender: Regelmäßigkeit hält geistig fit.

Singen kann (fast) jeder Senior

Falls du bisher kein Instrument spielst, wisse: Auch ältere Menschen können das noch lernen. Wer dazu allerdings keine Lust verspürt, trällert einfach regelmäßig unter der Dusche. Oder: Du findest einen Senioren-Chor in deiner Nähe. Dort lernst du bestimmt andere fröhliche Super-Ager kennen. Dann könnt ihr gemeinsam durch Singen und gute Gespräche eure Neuronen beanspruchen. So sorgt ihr doppelt für ein langes sowie selbstständiges Leben vor. Eine finnische Studie belegt nämlich: Arbeitsgedächtnis, eventuelle depressive Symptome, Denkleistung und Orientierung profitieren vom Singen und verlangsamen den Verlauf einer eventuell schon leicht ausgeprägten Demenz.

Fazit

Ob du nun die Welt erkundest wie Travor und Kathrine, den nächsten Tanzkurs buchst, eine Zehnerkarte für die nächstgelegene Therme besorgst oder einfach unter der Dusche trällerst: Folge deinem Gefühl von Begeisterung und Inspiration! Dies bringt dich garantiert auf den richtigen Weg. Denn wenn du begeistert bist, ist dein Gehirn wach, aufmerksam und just dabei, neue Verbindungen herzustellen.

Was? Du hast schon lange keine Begeisterung mehr verspürt? Dann mach es umgekehrt: Beginne mit irgendeiner der oben genannten Aktivitäten und gebe dir einfach einen Ruck: Überwinde - auf gut Deutsch gesagt - den inneren Schweinehund und es wird schnell gehen, da auch du wieder mehr spürst und motivierter bist, ein Super-Ager zu werden.

Kommentar von Susanne M. |

Die Vergleichsstudie bzgl. der Auswirkungen des Fitness- und Tanztrainings auf das Gehirn finde ich sehr interessant. Ganz klar für das Tanzen spricht, dass es den Gleichgewichtssinn schult, ein Faktor also, der gerade im Alter eine große Rolle spielt. Hinzu kommt das Hinauszögern des geistigen Abbaus. Tatsächlich haben Studien nachgewiesen, dass Tanzen die beste Prävention gegen Demenz ist und auch Parkinson lindern kann.
Ähnlich verhält es sich mit der Musik. Sie sorgt für eine verstärkte Ausschüttung von Dopamin, dem Botenstoff also, an dem es Parkinson-Patienten mangelt.
Übrigens: Wer als Kind gelernt hat, ein Instrument zu spielen, profitiert noch im Alter davon.

Quellen:
https://www.deutschlandfunkkultur.de/tanzen-bewegung-gesundheit-100.html
https://www.br-klassik.de/aktuell/news-kritik/musizieren-im-alter-musikgeragogik-senioren-musik-es-ist-nie-zu-spaet-100.html
https://www.musiktherapie.de/blog/forschung-1/2021/04/fast-so-gut-wie-l-dopa-musik-befluegelt-auch-bei-parkinson/

Kommentar von MS |

Auch ich kann dem Satz von Trevor und Katherine nur zustimmen. Viel besser ist es, neue Interessen zu entdecken, anstatt den Fähigkeiten nachzutrauern, die man nicht mehr hat. Doch genau das tun wohl viele Senioren und haben wieder einen Grund mehr, mit dem Älterwerden zu hadern.
Körper und Geist wollen auch im Alter gefordert werden. Das vergessen leider viele und wundern sich dann, dass sie immer mehr abbauen. Stundenlanges Fernsehen ist nicht nur für Kinder schädlich, sondern auch für Senioren.

Quelle:
https://www.mdr.de/wissen/tv-schlecht-fuer-gedaechtnis-100.html

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