Leistungssteigerung: Egal, wie alt du bist?
Für den Hirnforscher Gerald Hüther ist das Gehirn eine Art Haus mit Baustellencharakter: „Es können immer neue Stockwerke gebaut werden“. Dazu braucht es vor allem regelmäßige Bewegung; körperlich, geistig und emotional.
Gerald Hüther appelliert an das innere Wissen eines jeden einzelnen, wenn er sagt, wir wissen doch eigentlich ganz genau, dass wir mehr sein könnten, als wir bisher geworden sind; individuell und als Gesellschaft ebenso. In Sachen Potenzialentfaltung ist noch viel Raum nach oben. Und das sagen nicht etwa die seltenen Super-Ager, sondern die moderne Gehirnforschung! Gute Neuigkeiten also hinter all denen, die darauf hinweisen, wie begrenzt wir als Menschen doch sind – von Gefühlen getrieben, Gefangene des Unterbewussten und der Biologie, ohne freien Willen. Wir wissen aus der Pädagogik, dass man Kinder begeistern muss, damit sie leicht und spielerisch lernen. Wie kann man sie aber begeistern? Indem man sie empfinden lässt, dass das, worum es hier geht, wichtig und bedeutsam ist. Die Begeisterung bewegt einiges im Mittelhirn: Neuroplastische Botenstoffe werden ausgeschüttet, was das Auswachsen von Nervenzellfortsätzen und somit Verbindungen fördert, die die neuronalen Netzwerke ausformen.
Inhaltsverzeichnis
Das Prinzip der Begeisterung auch im Alter zur Veränderung und Leistungssteigerung nutzen?
Wir könnten so ziemlich alles verändern, wenn wir es wirklich wollen, behauptet Professor Dr. Gerald Hüther. Am schwersten aber ließen sich einmal entstandene innere Einstellungen und Haltungen ändern, jene feste Überzeugungen und unverrückbare Grundsätze, von denen wir glauben, sie seien die Wahrheit, etwa das wir im Alter senil werden. Diese Überzeugungen kreieren regelrecht unsere Welt. Sie machen aus, was und wie wir es wahrnehmen und was wir übersehen, was wir für richtig halten und eben wofür wir uns begeistern. Mit zunehmendem Alter haben wir uns immer mehr Glaubenssätze über uns, die Welt und was auf dieser Welt möglich ist angeeignet. Unter anderem den, dass man im Alter kaum noch etwas lernen kann. Wenn wir uns über diese gesellschaftlich etablierten Annahmen hinaus entwickeln wollen, über all die Annahmen, was im Alter möglich ist, beziehungsweise was nicht, müssen wir unsere Glaubenssätze erkennen und ändern. Dies ist nicht einfach. Denn lieber verändern wir die äußere Welt, unseren Körper oder andere Menschen als die eigenen Denkstrukturen.
Die Kulturell-Kreativen unter uns (vermutlich sind sie mit denen identisch, die am ehesten zu Super-Agern prädestiniert sind), können dies noch am ehesten. Sie sind diejenigen, die sich entgegen dem gesellschaftlichen Anpassungsdruck ihre Eigenheit bewahren und lieber selbst denken, erforschen und ausprobieren. Ähnlich wie Kinder, die noch so leicht lernen können, eben weil sie noch in alle Richtungen offen sind, ohne feste Überzeugungen. Fantasie und neue Ideen lassen sie neue Lebensweisen und neue Formen des Zusammenlebens entwickeln. Sie haben begriffen, dass Veränderung und Entwicklung immer im eigenen Denken, Fühlen und Handeln beginnen muss.
Neue Nervenzellen ausbilden bis ins hohe Alter
"Die Fähigkeit dazu haben wir", sagt Gerald Hüther. Allerdings müsse man sich diese bewusst machen und erhalten; alles, was dagegen spricht, nicht glauben. Es gibt aber noch eine Bedingung: Es muss einem dazu auch sonst richtig gut gehen. Wissenschaftlich spricht man auch von einem "hohen Kohärenzgefühl". Gemeint ist das Gefühl, dass das eigene Leben Sinn macht und man sein Umfeld gestalten kann. Die Nonnenstudie hat bewiesen, dass die gleichen Ablagerungen im Gehirn bei manchen zu Demenz führen, während bei anderen keinerlei Anzeichen von Demenz oder geistigen Einbußen zu verzeichnen waren. Irgendwie schafften es offenbar die Nonnen, das, was in ihrem Hirn an einer Stelle etwas wegschrumpelt war, an einer anderen Stelle neu zu entwickeln.
Wenn diese Wiederaufbauprozesse nicht mehr funktionieren liegt das nach Gerhard Hüther daran, dass dieser Mensch das Gefühl hat, nicht mehr gebraucht zu werden und nicht mehr wirklich etwas gestalten zu können. Und so ist es tatsächlich auch, wenn man ins Altersheim abgeschoben wird. Mit diesem abgeschobenen Gefühl sei es unmöglich, sagt Gerald Hüther, Selbstheilungskräfte in Gang zu setzen, die wir brauchen, damit wir unser neuroplastisches Potenzial entfalten können. Wer trotz der vielen Verlockungen unserer Wohlstandsgesellschaft für sich herausfinden kann, was wirklich wichtig ist und wofür es sich einzusetzen lohnt, ist deutlich im Vorteil, weil er sich dann im Alter nicht abgeschoben und unnütz vorkommt. Dieses Kohärenzgefühl von Lebenssinn und "bewirken können" hielt die Nonnen geistig fit.
Ein ganzheitlich gesundes und "Sinn stiftendes" Fitnesstraining...
…umfasst also möglichst alle Aspekte unseres Seins. Neben dem Herausfinden, was man wirklich möchte und wer man im tieferen Sinne ist, dann eben auch die interpersonelle Ebene. Guter Austausch und gute Kontakte zu Freunden trainieren auch das Gehirn. Forscher in Michigan haben herausgefunden, dass ein anspruchsvolles Gespräch das Gedächtnis verbessern kann. Zehn Minuten reichen da sogar schon. Und wenn das Thema einen auch emotional anspricht, umso besser.
Im Aspekt des Handelns und Tuns empfiehlt es sich dementsprechend das zu tun, was uns begeistert. Ein Einstieg in die Begeisterung könnte auch über Spielen gelingen oder indem man reist. Auf jeden Fall raus aus der Routine, der Ernsthaftigkeit, dem Bekannten, sprich den eigenen Glaubenssätzen, und etwas Neues lernen und erfahren. Das tun wir auch, indem wir Probleme lösen und froh darüber sind, Probleme zu haben, die wir lösen können.
Welche Trainingsprinzipien rundum helfen
Erwiesenermaßen ist es besonders wirkungsvoll, wenn wir das körperliche Training mit dem geistigen Training kombinieren. Am besten täglich etwas Zeit aufbringen, um alle „Muskeln“ zu trainieren: Die körperlichen sowie die geistigen. Nun kennst Du also die Geheimwaffe der Leistungssteigerung!
Körperliches Training, sei es Dauerlauf oder Krafttraining oder was auch immer, ist die beste Voraussetzung, um den Geist effektiv zu beanspruchen und umgedreht. Wenn wir geistig auf der Höhe sind, können wir uns eher zu einem regelmäßigen Fitnesstraining verpflichten. Ein Aspekt unterstützt den anderen und so etablieren wir einen gesunden und sinnvollen Lebensweg; insbesondere, wenn wir genau wissen, warum wir fit sein wollen, wofür wir wichtig sind und wofür wir in dieser Welt gebraucht werden. Die Integrale Lebenspraxis empfiehlt sogar, dies zugleich mit emotional-psychologischer Arbeit zu verbinden und mit einer spirituellen Praxis zu vertiefen. Auch sind häufige, aber kurze, Trainingseinheiten gegenüber langen wenigen zu bevorzugen, da effektiver zur Leistungssteigerung auf körperlicher und geistiger Ebene beigetragen wird. Wenden wir uns also ab von düsteren Ohnmachtsszenarien und übernehmen die Verantwortung für uns selbst. Orientieren wir uns daran, was alles möglich ist, statt daran, was getan werden "muss", damit sich vieles zum Positiven wendet.
Kommentar von Susanne M. |
Ich arbeite im Computer-Support und habe beruflich viel mit älteren Menschen zu tun. Da höre ich schon mal, dass jemand sich zu alt fühlt, um sich beispielsweise an ein neues Betriebssystem oder neue Funktionen des PCs zu gewöhnen.
An meinem Beruf liebe ich vor allem, dass er mir immer wieder neue Herausforderungen und neue Möglichkeiten zu lernen bietet, und ich hoffe, dass das noch lange so bleibt.
In der heutigen Zeit scheinen viele ihre Begeisterungsfähigkeit verloren zu haben. Doch zum Glück lässt sich auch diese wieder lernen.
Quelle:
https://www.altwerden-spaeter.blog/2018/01/04/begeisterungsfaehigkeit/