Wirkt Multitasking dem geistigen Abbau entgegen?

Multitasking wird in der Gesellschaft kontrovers diskutiert. Hier setzen wir uns damit auseinander, ob es Sinn macht; und wenn ja, für wen.

Inhaltsverzeichnis

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Bekannt ist, dass Multitasking eigentlich der Prozess des schnellen Hin- und Herschaltens der Aufmerksamkeit ist. Deshalb spricht man auch vom „Mythos Multitasking“. Aber was macht das eigentlich mit uns? Den Fokus immerzu von einer Sache auf eine andere zu richten und schnell hin- und herzuwechseln braucht eine gesteigerte Aufmerksamkeit. Das kann noch mit Routineabläufen funktionieren, die uns in Fleisch und Blut übergegangen sind, wie etwa spazieren gehen und sich dabei unterhalten. Aber - vielleicht ist es dir auch schon begegnet - manche Menschen tendieren dazu, stehenzubleiben, wenn sie mit einer schwierigen Frage konfrontiert sind, als könnten sie nicht analysieren und zur gleichen Zeit weiterlaufen. Tatsächlich ist es so, dass bei komplexeren Aufgaben, bei denen der präfrontale Cortex und das Arbeitsgedächtnis involviert sind, Multitasking schwerer wird. Allgemein schneiden hierin jüngere Menschen, besonders junge Frauen, auch diejenigen mit einer höheren fluiden Intelligenz besser ab.

Dennoch: Anspruchsvolle Aufgaben gleichzeitig im Fokus zu behalten bzw. ständig zu wechseln, ist nicht ohne gewisse Begleiterscheinungen möglich:

  • Schneller Überforderung
  • Stress
  • Schnelle Reizgefühle oder Verärgerung

Chronischer Stress kann daraus resultieren, da Aufmerksamkeit, Konzentration und Gedächtnis unter Dauerbeanspruchung stehen; all jene kognitiven Leistungen also, die mit dem Alter eher abnehmen. Besonders schlimm wird es, wenn Erholungsphasen fehlen, dann kommt man gar nicht mehr runter und ein entspannter Seins-Zustand bleibt ein ferner Traum. Der Kopf ackert pausenlos und negative Emotionen lassen kaum auf sich warten. Die machen nicht gerade glücklicher und dümmer obendrein, weil sie uns blockieren.

Stress begrenzen & für guten Schlaf sorgen

Die Dauerbelastung beim Multitasking stresst also und sorgt für negative emotionale Zustände. Diese wiederum erzeugen auf körperlicher Ebene einen Wust chemischer Reaktionen; einen wahren Hormoncocktail aus Cortisol und Adrenalin. Es ist bekannt, dass diese Dauerbelastung zu Magengeschwüren oder Herzinfarkt führen kann. Weniger bekannt ist, dass die vermehrte Dauerbelastung mit Cortisol auch ein erhöhtes Risiko für Altersdemenz mit sich bringt.

Falls du Dauerstress in Form von Unruhe, Erschöpfung, Gedankenschleifen und negativer Grundstimmung feststellst, ist dies ein dringendes Signal, Körper und Geist zu relaxen, etwa durch Übungen wie Yoga oder Tai-Chi. Aber auch Freundschaften, Liebe und Sex wirken ausgleichend.

Wer „nicht mehr runter kommt“, kann irgendwann nicht mehr gut schlafen. Schlafstörungen stehen mittlerweile im Verdacht, Demenz zu fördern. Anhand einer Studie aus Kanada berichtet „Sciencealert“, oft gebe es schon lange vor dem Beginn der neurologischen Erkrankung Schlaf- und Traumstörungen. Eine Störung des REM-Schlafs führe dazu, dass Betroffene in ihren Träumen um sich schlagen und treten. Manche bewegen sich auch in ihrem Bett sehr stark. Wer so etwas an sich oder seinem Partner feststellt, sollte es mit dem Arzt seines Vertrauens besprechen.

Die andere Seite des Multitaskings

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Wie schon erwähnt, fordert Multitasking viel an Aufmerksamkeit, Konzentration und Gedächtnis. Wir wissen auch, „wer rastet, der rostet“, sprich, dass genutzt und geübt werden will, was fit und leistungsfähig bleiben soll.

Wäre da nicht eine gewisse Menge an Multitasking sinnvoll als eine Art Gehirnjogging mitten im Leben?

Natürlich nur in Maßen, damit der Stress keine Chance hat. Wie eben auch ein Glas Wein guttut und drei vielleicht doch eher zu viel sind. Anhand gezielten Computertrainings untersucht die Entwicklungspsychologin Julia Karbach, ob bei Kindern und älteren Erwachsenen die Fähigkeit zum Multitasking verbessert werden kann. Wäre dies der Fall, wäre doch automatisch eine Verbesserung von Aufmerksamkeit, Konzentration und Gedächtnis zu erwarten. Sowohl die Kinder als auch die älteren Erwachsenen profitierten deutlich von dem Multitasking-Training. Sie wurden schneller beim Lösen der Wechselaufgaben. Was sich auch zeigte, war, dass die Multitasking-Probanden ihre verbesserten Leistungen an Aufmerksamkeit, Konzentration und Gedächtnis nicht nur anhand derselben Aufgaben zeigten, sondern auch bei verschiedensten Transferaufgaben. Obendrein noch blieben diese Leistungsverbesserungen stabil. Julia Karbach hält die Tatsache, dass dieses „schnelle Wechseltraining“ relativ viele Prozesse gleichzeitig angesprochen hat, für den Hauptgrund der Transferierbarkeit auf andere Aufgaben.

Zeit sparen & Grenzen erweitern

Es spricht also sehr viel dafür, ein Multitasking-Training in sein Fitnessprogramm mit einzubauen. Super-Ager sind meist Menschen, die gern mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen, also natürlich hingezogen zum Multitasking, aus ihrer Vielseitigkeit und geistigen Wachheit heraus. Die Entwickler der Gehirnjogging-Software NeuroNation haben diese geniale Möglichkeit bereits aufgegriffen und Übungen zum Multitasking entwickelt, die man online üben kann.

Ulman Lindenberger, Direktor am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin sagt: „Diese neue Generation von Trainingsprogrammen, die so einen Transfer der verbesserten Leistung auf andere Aufgabenbereiche zeigen, stimmt mich dahingehend optimistisch, dass wir durchaus auf lange Sicht auch zu Produkten kommen können, die vielleicht tatsächlich etwas an den geistigen Fähigkeiten im Allgemeinen verändern und verbessern können.“

Fazit

Multitasking kann ein Segen oder ein Fluch sein; je nachdem wie und wozu und in welcher Dosierung wir es nutzen. Im täglichen Leben solltest du übermäßigen Stress durch viel Multitasking vermeiden und bei der Arbeit Wege finden, Multitasking zu reduzieren, zumal neben Stress auch leichter Fehler entstehen. Aber als Ergänzung zum Gehirnjogging lohnt es sich durchaus, Multitasking zu trainieren. Auf dem Weg zum Super-Ager lässt es sich wunderbar für eine begrenzte Zeit am Tag zur Lebensgestaltung nutzen- mit herausragenden Effekten, denn fast alle Lebensbereiche und -aufgaben profitieren schließlich von einem guten Gedächtnis, guter Konzentration und hoher Aufmerksamkeit.

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