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Schizophrenie

„Das ist doch schizophren!“ Dieser Satz erklingt gerne, wenn jemand sich paradox verhält. Dabei wird der Ausdruck in seiner ursprünglichen Bedeutung „gespaltener Geist“ verwendet. Doch handelt es sich bei Schizophrenie mitnichten um das Phänomen einer gespaltenen Persönlichkeit. Es ist vielmehr eine gravierende psychische Störung, die mit Halluzination und Paranoia einhergeht. Welche weiteren Symptome eine Schizophrenie mit sich bringt, wie viele Menschen darunter leiden und welche Therapie am sinnvollsten ist, erfährst du hier.

Inhaltsverzeichnis

Mal mehr, mal weniger verrückt?

Die Schizophrenie verläuft in Schüben. Im Rückblick lassen sich bereits Jahre vor dem ersten akuten Schub Vorläufersymptome ausmachen. Während eines Schubs herrschen dann die sogenannten „positiven Symptome“ vor. In dieser Zeit halten sich die Betroffenen vorrangig in geschlossenen psychiatrischen Einrichtungen auf. Wenn nach Wochen oder Monaten die positiven Symptome nachlassen, bleiben negative und desorganisierte Symptome meist bestehen.

Die Krankheit kann verschiedene Verläufe annehmen: Klassisch ist der Wechsel von Schüben und symptomarmen Phasen. Doch auch eine Art Heilung bzw. dauerhafte Symptomfreiheit ist möglich. In schweren Fällen stellt sich ein chronischer Verlauf ein, bei dem die positiven Symptome dauerhaft die Oberhand behalten.

Jetzt fragst du dich sicherlich, was es mit diesen verschiedenen Symptomen genau auf sich hat. Hier kommt die Antwort:

Desorganisation: Der ist ja komisch!

Ein Symptom von Desorganisation sind bizarre Verhaltensweisen. Hierzu zählen beispielsweise Selbstgespräche, das Horten bestimmter Dinge oder das Sammeln von Abfall. Die Katatonie als weiteres Anzeichen von Desorganisation kann sich in unbequem anmutenden Körperhaltungen äußern, die durchaus stundenlang beibehalten werden. Eine andere Form der Katatonie ist wildes Umherhüpfen und unkontrolliertes Um-sich-Schlagen. Wenn jemand „desorganisiert“ spricht, sind die Zusammenhänge zwischen Wörtern und Sätzen so lose, dass ihm der Zuhörer kaum folgen kann. Ebenfalls zur Desorganisation gehören unangemessene emotionale Reaktionen. Beispielsweise bricht ein Betroffener bei einer Todesnachricht in Lachen aus oder weint bei der Frage, was es zum Mittagessen gab.

Positive Symptome: Da ist doch was…

In diese Gruppe fallen die bekanntesten Symptome der Schizophrenie, wie zum Beispiel Wahnvorstellungen und Halluzinationen. Für die Betroffenen sind diese Erscheinungen besonders dramatisch, da sie den Realitätsbezug verlieren.

Bei Wahnideen kommt es zu Überzeugungen, die objektiv betrachtet definitiv falsch sind. So glauben manche Schizophrene, dass Fremde ihre Gedanken lesen würden. Andere denken, dass ihre Gefühle oder Bewegungen von außen gesteuert würden. Bei Halluzinationen kommt es zu Sinneseindrücken, denen kein realer Reiz zugrunde liegt. Etwa 75 % der Schizophrenen hören Stimmen, die nicht da sind. Diese streiten zum Beispiel oder kommentieren, was der Betroffene tut. Ein relativ harmloses Symptom hingegen ist die formale Denkstörung. Hierbei ziehen zusammenhangslose Gedanken durch den Kopf.

Negative Symptome: Nichts geht mehr

Diese Gruppe von Symptomen ist nicht so „spektakulär“ wie die beiden Vorangegangenen. Dennoch bedeuten die negativen Symptome die größte Belastung für die Betroffenen, da sie permanent vorhanden sind. Zu den negativen Symptomen zählen zum Beispiel Apathie, Alogie, Anhedonie, flache Affekte und Aufmerksamkeitsprobleme.

Bei der Apathie fehlt es sowohl an Interesse als auch an Energie für bestimmte Tätigkeiten. Davon können alltägliche Verrichtungen wie Essen oder Waschen betroffen sein. Sie geht Hand in Hand mit der Anhedonie, bei der die Betroffenen an keiner Tätigkeit ihre Freude finden. Wenn jemand unter Alogie leidet, spricht er sehr wenig bis gar nicht mehr. Es kann auch vorkommen, dass jemand viel spricht, dabei aber kaum Inhalte vermittelt. Der flache Affekt betrifft rund zwei Drittel der Erkrankten. Hierbei sind nach außen keine emotionalen Reaktionen erkennbar, obwohl die Gefühle innerlich durchaus intensiv sind.

Hinweis

Was viele Menschen landläufig als „schizophren“ bezeichnen, hat in der Fachwelt einen ganz anderen Namen. Das Phänomen von mehreren Persönlichkeiten in einer Person gibt es nämlich tatsächlich, doch heißt es „multiple Persönlichkeitsstörung“ oder „dissoziative Identitätsstörung“. In der Psychologie gibt es rege Diskussionen darüber, wie ernst dieses seltene Krankheitsbild zu nehmen ist. Manche Experten vermuten eine andere Ursache, wenn Betroffene von einem Moment zum nächsten mit anderer Stimme sprechen, mit unterschiedlichen Handschriften schreiben und auf andere Namen reagieren.

Was ist schizophren und was nicht?

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In der Psychologie hat sich die Unterteilung in verschiedene Typen von Schizophrenie etabliert. Diese sind keinesfalls exklusive Kategorien. Sie legen den Fokus vielmehr auf die vorherrschenden Symptome des jeweiligen Erkrankten. Folgende drei Typen gibt es: desorganisiert, kataton und paranoid.

Die korrekte Diagnose der Schizophrenie ist trotz der auffälligen Symptome nicht einfach. Das liegt daran, dass viele Symptome so auch bei anderen Störungen auftreten können, wie zum Beispiel bei der bipolaren, schizotypen, dissoziativen, akut wahnhaften und anhaltend psychotischen Störung. Außerdem müssen immer organische Ursachen wie Epilepsie, Gehirnerkrankungen und Stoffwechselstörungen ausgeschlossen werden. Manche Drogen oder deren Entzug können ebenfalls Psychosen auslösen, die der Schizophrenie ähnlich sehen. Dieser Punkt ist besonders kritisch, da etwa die Hälfte aller Schizophrenen im Lauf der Erkrankung Substanzmissbrauch betreibt.

Wer wird schizophren?

Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Person im Laufe ihres Lebens an Schizophrenie erkrankt, liegt nur bei 0,5 % – 1 %. Den ersten akuten Schub erlebt die Mehrheit der Patienten zwischen Pubertät und 30. Geburtstag. Setzt die Störung erst nach dem 40. Lebensjahr ein, sprechen Experten von einer „Spätschizophrenie“. Diese tritt bei Frauen etwas häufiger als bei Männern auf. Im Schnitt sind beide Geschlechter aber gleich häufig von Schizophrenie betroffen.

Entgegen Annahmen aus der Mitte des 20. Jahrhunderts, dass vor allem die Eltern Schuld an der Schizophrenie ihrer Kinder tragen würden, stehen heute genetische Komponenten im Fokus der Ursachenforschung. So ist die familiäre Häufung der Erkrankung klar bewiesen. So hat der eineiige Zwilling eines Schizophrenie-Patienten eine Wahrscheinlichkeit von 50 %, selbst auch zu erkranken. Damit ist sein Risiko um bis zu 100-fach höher als das anderer Personen. Dass das Risiko nicht bei 100 % liegt, spricht für den zusätzlichen Einfluss von Umweltvariablen. Insbesondere Stress kann den Ausbruch der Krankheit fördern.

Mit Medikamenten und gezieltem Training zur Selbstständigkeit

Die Therapie von Schizophrenen ist äußerst schwierig und beginnt oft stationär. Insbesondere der paranoide Typ widersetzt sich rasch einer Behandlung, da er vermehrt Angst vor Therapeut und Klinikpersonal zeigt. Der Therapieerfolg äußert sich vorrangig in Selbstständigkeit und langfristiger Symptomfreiheit des Patienten.

Bei der Schizophrenie steht die medikamentöse Therapie im Vordergrund. Dabei kommen Antipsychotika (Neuroleptika) zum Einsatz. Gerade die älteren „typischen“ Neuroleptika bringen jedoch starke Nebenwirkungen wie Schwindel, Ruhelosigkeit und Parkinson-ähnliche Erscheinungen mit sich. Bis zu drei Viertel der Betroffenen setzen sie daher innerhalb von zwei Jahren eigenmächtig wieder ab. Eigentlich müssen die Medikamente dauerhaft genommen werden. Die Dosis passt der Arzt individuell so an, dass bei möglichst geringer Menge keine Symptome mehr auftreten. Weitere Mittel in der Therapie der Schizophrenie sind Antidepressiva, Lithium, Beruhigungsmittel wie Valium und Antikonvulsiva.

Psychotherapie macht erst Sinn, wenn der akute Schub ausläuft. Dann ist gezieltes Training von alltäglichen Verrichtungen, Sozialverhalten und Problemlösefähigkeiten eine große Hilfe. Sowohl die Betroffenen als auch die Herkunftsfamilie sollten dabei einbezogen werden. Oberstes Ziel ist ein möglichst entspanntes und eigenständiges Leben nach dem Klinikaufenthalt.

Wichtig ist immer eine frühe Diagnose der Schizophrenie. Je eher eine geeignete Therapie beginnt, umso größer sind die Erfolgsaussichten. Während 75 % der Patienten zwei Jahre nach dem ersten Klinikaufenthalt zur stationären Therapie zurückkehrt, ist ungefähr die Hälfte der Patienten 20 bis 30 Jahre nach dem Auftreten der ersten Symptome in der Lage, sich dauerhaft um sich selbst zu kümmern.

Fazit

Die Schizophrenie besteht klassisch aus wiederholt auftretenden psychotischen Schüben. Diese können Wochen oder Monate andauern und definieren sich über das Auftreten positiver Symptome wie Halluzinationen oder Wahnvorstellungen. Zwischen den Schüben leiden die Betroffenen unter negativen Symptomen wie Antriebsschwäche und Lustlosigkeit. Hinzu kommen sogenannte „desorganisierte“ Symptome, zu denen eigenartige Bewegungen und bizarres Verhalten zählen. Schizophrenie betrifft nur circa 1 % der Menschen und sie zu erkennen, erfordert viel Erfahrung. Insbesondere ähnliche psychische Erkrankungen und organische Ursachen müssen bei der Diagnose ausgeschlossen werden. Stress ist ein bedeutender auslösender Faktor. Im Hintergrund besteht aber immer eine genetische Veranlagung. Bei der Therapie stehen Antipsychotika im Zentrum, während Psychotherapie vor allem zwischen den Schüben zu mehr Lebensqualität verhelfen kann.

Die Schizophrenie ist eine schwere psychische Erkrankung, bei der die Betroffenen phasenweise unter sehr belastenden Symptomen leiden. So können sie Wahnvorstellungen entwickeln und Halluzinationen haben. Sie tun sich teilweise schwer, ihren eigenen Gedanken zu folgen. Während eines akuten Schubs sind die Betroffenen oft nicht ansprechbar. Wenn diese sogenannten positiven Symptome abklingen, übernehmen negative und desorganisierte Symptome die Oberhand. Diese äußern sich sowohl auf sprachlicher als auch auf motorischer und affektiver Ebene. Betroffene reden zum Beispiel wenig oder zusammenhangslos. Sie bewegen sich nicht oder nur auf bizarre Weise und leiden unter Depressionen. Unter Therapie kann sich die Krankheit im Laufe der Jahre bessern, remittiert aber nur sehr selten vollständig.

Zur Linderung der positiven Symptome werden Antipsychotika gegeben. Bei diesen auch „Neuroleptika“ genannten Medikamenten wird zwischen den älteren „typischen“ und den neueren „atypischen“ unterschieden. Insbesondere die typischen Antipsychotika wie beispielsweise Chlorpromazin, Haloperidol und Truxal verursachen starke Nebenwirkungen wie Schwindel, Ruhelosigkeit, motorischen Erscheinungen ähnlich zu Parkinson und sexuelle Dysfunktion. Dennoch sollen Neuroleptika konstant eingenommen werden, um erneuten Schüben effizient vorzubeugen. Rund 30 % der Patienten sprechen allerdings gar nicht auf sie an. Zu den etwas besser verträglichen atypischen Neuroleptika zählen Clozapin, Olanzapin und Risperidon. Zusätzlich verschreiben behandelnde Psychiater je nach vorherrschender Symptomatik Antidepressiva, Lithium oder Beruhigungsmittel.

Bei einer Schizophrenie kommt es zu grundlegenden Fehlfunktionen im menschlichen Gehirn. Daher kommt in einer akuten Phase nur ein Arzt, sprich ein Psychiater in Frage. Außerdem sollten sich Betroffene zu ihrem eigenen Schutz und dem ihrer Mitmenschen während eines Schubs in einer geschlossenen Einrichtung aufhalten. Wenn die positiven Symptome nachlassen und in den Phasen zwischen den akuten Schüben, können Psychotherapeuten mit gezielten Maßnahmen die Lebensqualität und die Selbstständigkeit fördern. Eine sinnvolle Ergänzung sind außerdem Betroffenen-Netzwerke und Selbsthilfegruppen – auch für Angehörige von an Schizophrenie Erkrankten.

Zu einem ersten akuten Schub kommt es in der Regel zwischen der Pubertät und dem 30. Geburtstag. Nur wenige Betroffene werden in höherem Alter erstmals klinisch auffällig. Es liegt eine gewisse genetische Disposition zugrunde, die jedoch nicht deterministisch wirkt. Konkreter Auslöser für einen Schub ist in aller Regel Stress. Nach einem dramatischen Ereignis oder während einer sehr anstrengenden Lebensphase kann der Körper aus dem Gleichgewicht geraten und die Schizophrenie „ausbrechen“. Auch der Konsum bestimmter Drogen ist bekannt dafür, psychotische Schübe auszulösen. Retrospektiv fällt vielen Betroffenen auf, dass sie bereits in der Jugendzeit erste Vorläufersymptome der Schizophrenie aufwiesen.

Bei einem selbst ist eine Schizophrenie sehr schwer zu erkennen. Da einem die Halluzinationen und Wahnvorstellungen stimmig erscheinen, kommt man kaum auf die Idee, krank zu sein. Bizarres Verhalten wie Selbstgespräche oder Vernachlässigung der Körperhygiene fallen vor allem dem sozialen Umfeld auf. Viele Betroffene werden mit der Diagnose zum ersten Mal konfrontiert, wenn sie während eines akuten Schubs in die geschlossene Psychiatrie kommen. Von außen ist die Erkrankung am einfachsten während des akuten Schubs auszumachen. Ein Laie kann die Symptome aber kaum von denen anderer psychotischen Erkrankungen unterscheiden. Zwischen den Phasen erscheint der Betroffene wahrscheinlich depressiv, zurückgezogen oder seltsam. Die Ursache dafür erscheint einem Außenstehenden jedoch eher unklar.

Quellen

Davison, Neale und Hautzinger: Klinische Psychologie, 7. Auflage, Beltz PVU, Weinheim 2007.
S3-Leitlinie für Schizophrenie, Kurzfassung vom 15.3.2019, abrufbar unter https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/038-009k_S3_Schizophrenie_2019-03.pdf
https://de.wikipedia.org/wiki/Schizophrenie
- Link zur bipolaren Störung (meinem vorletzten Artikel) → bei der Abgrenzung zur Manie
- https://youtu.be/MtORtZBg_bM
- Arnhild Lauveng: Morgen bin ich ein Löwe - Wie ich die Schizophrenie besiegte, btb, München 2008, ISBN 9783442752065.
- Asmus Finzen: Schizophrenie: Die Krankheit verstehen, behandeln, bewältigen, Psychiatrie Verlag, Köln 2019.
- Heinz Häfner Schizophrenie: Erkennen, Verstehen, Behandeln. C. H. Beck, München 2016, ISBN 9783406691164.
- Jens Jüttner: Als ich aus der Zeit fiel. Mein Weg durch die paranoide Schizophrenie. Pinguletta Verlag, 2020, ISBN 9783948063115.

Kommentar von Susanne M. |

Meiner Meinung nach ist Schizophrenie recht leicht zu erkennen, sofern man mit einer betroffenen Person näheren Kontakt hat. Ich habe das bei einer früheren Nachbarin miterlebt, mit der ich zeitweise befreundet war. Während eines Schubs hatte sie Halluzinationen und unterstellte ihrem Umfeld böse Absichten, sah plötzlich Personen, die längst nicht mehr lebten, oder hörte Stimmen, die sie dazu zwangen, Dinge zu tun, die sie sonst niemals getan hätte.
In ihren symptomfreien Phasen war sie ein sehr offener und umgänglicher Mensch. Doch die Abstände zwischen den Schüben wurden im Laufe der Zeit kürzer und die Schübe an sich heftiger, was wohl mit an ihrem Verhalten lag. Sie nahm einen stressigen Job an, setzte eigenmächtig ihre Medikamente ab und hatte einen hohen Alkoholkonsum.

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