Seniorenlotsen: neuartige Gratis-Hilfestellung für ältere Menschen

Seniorenlotsen nennen sich die freiwilligen Helfer, die ältere Menschen kostenlos im Alltag unterstützen. Dabei handelt es sich um keine Haushaltshilfen, Pfleger oder Betreuer. Nein, das Konzept der Seniorenlotsen ist anders: Es geht darum, Senioren dabei zu helfen, ihr Leben den eigenen Vorstellungen entsprechend zu gestalten und im vertrauten Umfeld wohnen zu bleiben. Selbst wenn die Beschwerden überhandnehmen und einfache Handgriffe wie Staubsaugen oder der Spaziergang mit dem Hund schwierig werden. Die Seniorenlotsen fungieren als eine Art Helfer zur Selbsthilfe. Wenn sie gerufen werden, wie im Fall der 82-jährigen Elfie Heinz, schauen sie sich erst einmal um und hören sich die Probleme und Beschwerden an. Was ist wichtig, was belastet, wie stellt man sich den Alltag vor und wie läuft dieser ab? Zuerst wird der Istzustand analysiert.

Nach der Bestandsaufnahme entwickeln die Seniorenlotsen praktische Techniken zur Selbsthilfe. Das umfasst alles, was sinnvoll, hilfreich und geldsparend ist. Frau Heinz konnte dank der Seniorenlotsin die Pflegestufe 1 beantragen und mit dem Geld, das sie dafür bekommt, eine Nachbarin bezahlen, die ihr beim Putzen und Gassigehen hilft. Was die Seniorenlotsen nicht tun? Sie nehmen weder die Arbeit ab, noch kochen, waschen oder putzen sie. Auch verzichten sie auf Betreuungsaufgaben jeglicher Art. Stattdessen geben sie Vorschläge, erinnern an Termine, vermitteln Kontakte, hören zu, strukturieren den Alltag und informieren über Netzwerke und Veranstaltungen. Auch begleiten sie, wenn notwendig, zu Ämtern oder Ärzten.

Seniorenlotsen erleichtern das Leben im Alter

Das Leben wird dank der Seniorenlotsen für viele ältere Menschen leichter. Denn die Lotsen sehen Dinge, die ältere Mensch nicht bemerken. Das gilt vor allem für praktische Sachen. Viele Senioren gewöhnen sich an unbequeme oder nicht nützliche Gehhilfen und Stöcke. Diese gegen ein sinnvolles Hilfsgerät einzutauschen, kommt den meisten nicht in den Sinn. Zum Glück entgeht den Seniorenlotsen nichts. Sie schlagen Lösungen vor, die den Alltag ohne viel Aufwand erleichtern. Und dazu gehört das Nutzen eines Rollators statt eines einfachen Stocks genauso wie das Neuordnen des Kleiderschranks und der Lebensmittelkammer, damit die alltäglichen Gebrauchsgegenstände beschwerde- und schmerzfrei erreicht werden können. Bei allem, was die Seniorenlotsen vorschlagen, handelt es sich um einfache und schnelle Lösungen.

QplusAlter ein Pilotprojekt aus Hamburg

QplusAlter ist ein neues Pilotprojekt aus Hamburg Nord, das Seniorenlotsen an ältere Menschen vermittelt, die Hilfe brauchen. Die Verantwortlichen legen Wert darauf, keine vorgefertigten Lösungen anzubieten. Die Menschen im Alter sollen weiterhin aktiv sein. Die derzeit rund 30, freiwillig tätigen Seniorenlotsen von QplusAlter sind aktuell in 13 Stadtteilen unterwegs und fördern mit ihrem Wissen die Selbstorganisation für ein selbstbestimmtes Leben. Die Leiterin Karen Haubenreisser sagt, dass Senioren und pflegende Angehörige nur auf diese Weise unterstützt werden, sodass diese weiterhin in den eigenen vier Wänden leben können. Frau Haubenreisser hofft, dass das Modellprojekt langfristig finanziert wird und einen festen Platz im Sozialsystem findet. Dass die Seniorenlotsen für Menschen, zu denen sie kommen, kostenfrei ist, zeigt, wie zukunftsträchtig dieses Projekt ist.

Hinweis

Über das Projekt und ähnliche Initiativen:

QplusAlter wurde von der Evangelischen Stiftung Alsterdorf ins Leben gerufen. Derzeit wird das Projekt durch die SKala-Initiative sowie der NORDMETALL-Stiftung, der Karin und Walter Blüchert Gedächtnisstiftung und der HOMANN-Stiftung gefördert. Das Modellprojekt hat bereits einige Nachahmer gefunden. In mehreren Städten und Gemeinden wie Petershausen, Bayreuth, Kiel u. a., gibt es Seniorenlotsen und Beratungsstellen. Sie werden in der Regel von der Diakonie oder Gemeinde gefördert. Dennoch sind Seniorenlotsen weiterhin eine Seltenheit. Sie in allen Städten und Gemeinden zu etablieren, wäre sinnvoll. Ob es ein solches Angebot im eigenen Umfeld gibt, erfahren Interessierte auf Nachfrage beim Gemeinde- oder Bürgeramt.

Quellen

www.qplus-hamburg.net
http://dielotsen-hh.de/
https://www.howe-fiedler-stiftung.org/kieler-senioren-lotse/person-und-aufgaben
https://senioren-magazin-hamburg.de/archiv/qplus-neues-projekt-lotsinnen-unterstutzen-seniorinnen

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