10 Irrtümer über Solaranlagen, die jeder kennen sollte
Viele Menschen liebäugeln mit PV Anlagen, aber hartnäckige Mythen halten sie vom Kauf ab. Keine kluge Entscheidung, denn die Aussagen stimmen nicht.
Inhaltsverzeichnis
Irrtum 1: Eine Solaranlage lohnt sich nicht, da die Kosten den Ertrag aufzehren
Natürlich musst du zunächst Geld ausgeben, bevor du kostenlosen Strom von der Sonne beziehst. Aber nach etwa 10 bis 16 Jahren hat sich die Anlage amortisiert. Das heißt, du hast kostenlosen Strom von der Sonne verbraucht, statt Energie zu kaufen und oft sogar selbst Strom verkauft. Die Ersparnis plus die Einnahmen aus dem Verkauf übersteigen ab diesem Zeitpunkt die Kosten der Solaranlage mit Speicher.
Ein Speicher ist sinnvoll, denn du sparst am meisten, wenn du eine PV-Anlage für den Eigenverbrauch optimierst. Mit dem Speicher kannst du beispielsweise über Tag erzeugten Strom am Abend verbrauchen, wenn es dunkel ist und das E-Auto laden, wenn es in der Nacht in der Garage steht.
Irrtum 2: Die Leistung der PV Module lässt rasch nach
Das stimmt nicht. Eine Studie des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) belegt, dass die PV-Module derartig langsam altern, dass es kaum messbar ist. Die durchschnittliche jährliche Degradation, so nennen Wissenschaftler den Leistungsverlust, beträgt 0,15 %. Einige Hersteller garantieren einen Leistungsverlust von höchstens 10 – 15 % innerhalb von 25 bis 30 Jahren.
Üblicherweise wird eine Garantie in 2-Stufen gewährt. Der Hersteller garantiert einen Leistungserhalt von mindestens 90 Prozent der Nennleistung für die ersten 10 Jahre und von 80 Prozent für den Rest der Garantiezeit.
In der Praxis kann es kurzzeitig zu einem stärkeren Leistungsabfall kommen, wenn Staub oder Schnee die Anlage bedecken. Nach dem Abtauen beziehungsweise einem starken Regen ist die volle Leistung der PV-Modul wieder gegeben.
Irrtum 3: Eine Solaranlage hat eine kurze Lebenszeit
Die erwähnte Herstellergarantie verstehen viele Verbraucher falsch. Sie gehen davon aus, dass die Solaranlage nach 10 Jahren deutlich weniger Strom liefert als zu Beginn. Auch die Tatsache, dass die Einspeisevergütung lediglich auf 20 Jahre garantiert ist, trägt zu der Annahme bei, eine Solaranlage würde nicht länger halten. Du kannst aber realistisch mit einer Betriebszeit von 30 bis 40 Jahren rechnen.
Irrtum 4: Die Anlagen werden billiger, daher ist es sinnvoll, mit der Anschaffung zu warten
Die Preisentwicklung von PV Anlagen lässt vermuten, dass die Preise weiter sinken werden. Aber die steigende Inflationsrate kann durchaus dazu führen, dass auch Photovoltaikanlagen künftig teurer werden. Fest steht bereits heute, dass die Kosten für den Strombezug deutlich steigen. Insgesamt ist es daher sinnvoll, sofort Strom aus Sonnenlicht zu gewinnen.
Irrtum 5: Solar PV Module sind kein Gewinn für die Umwelt
Um die Umweltfreundlichkeit zu beurteilen, verwenden Fachleute meist den Erntefaktor. Dieser ist das Verhältnis von eingesetzter Energie zum Energieertrag. Für den Vergleich setzen sie den gesamten Energieeinsatz an. Neben der für die Herstellung der Module benötigten Energie, erfassen sie auch die Energiemengen, welcher für die Produktion des Montagesystems, der Kabel und Peripheriegeräte sowie für die Installation des Systems und das Recycling am Ende der Lebenszeit anfällt. Als Energieertrag zählt der durchschnittliche Jahresertrag multipliziert mit der zu erwartenden Lebensdauer in Jahren.
Beispiel:
- Für die Produktion, Installation und das Recycling eines Systems mit einem Polysilizium-Modul sind 600 kWh anzusetzen.
- Der durchschnittliche Ertrag pro Jahr liegt bei 250 kWh.
- Eine realistische Betriebszeit beträgt 25 Jahre.
- Gesamtertrag 6.250 kWh.
- Energiebilanz: Gesamtertrag/eingesetzte Energie = 6.250 kWh/600 kWh = 10,4
Eine Solaranlage produziert also deutlich mehr Energie, als für deren Entstehung benötigt wird. Allerdings lassen sich andere Faktoren wie Umweltverschmutzung bei der Produktion kaum erfassen.
Irrtum 6: Ohne Dach in Südausrichtung lohnen sich die Anlagen nicht
Du brauchst kein Dach um Solarstrom zu erzeugen. Ein sonniger Balkon oder eine geeignete Hauswand erlauben ebenfalls die Installation einer Solaranlage. Natürlich ist eine nach Süden ausgerichtete Dachfläche optimal, aber auch eine Ausrichtung nach Osten oder Westen ermöglicht Sonnenenergie zu nutzen.
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Auch PV Module, die nicht nach Süden weisen, liefern Strom
| Neigungswinkel | Ausrichtung | Ertrag in % des optimalen Ertrages |
|---|---|---|
| 0° | Egal (Flachdach | 90 % |
| 30°- 40° | Süden | 100 % |
| 30°- 40° | Süd-Osten/Süd-Westen | 95 % |
| 30°- 40° | Osten/Westen | 75 % |
| 90° (Senkrechte Wand) | Süden | 70 % |
| 90° (Senkrechte Wand) | Süd-Osten/Süd-Westen | 65 % |
| 90° (Senkrechte Wand) | Osten/Westen | 50 % |
Da der Eigenverbrauch wirtschaftlicher ist als der Verkauf des Stroms, kann eine Ausrichtung nach Westen oder Osten sogar positiv sein. Eine Ausrichtung von 30° westlich ist perfekt, wenn du überwiegen am Vormittag Strom verbrauchst, eine von 30° östlich, falls du am Nachmittag viel Strom benötigst.
Für Industrieanlagen zählt heute beispielsweise die Ost-West-Ausrichtung als optimal, bei der ein Modul in Westausrichtung einem Modul in Ostausrichtung gegenüberliegt. So lässt sich ganztägig eine gleichmäßige Stromerzeugung erreichen. Die Lösung bietet sich auch für Flachdächer im privaten Bereich an.
Irrtum 7: Als Mieter habe ich keine Vorteile durch Solarstrom
Sofern du einen Balkon hast, der nach Westen, Osten oder Süden ausgerichtet ist, kannst du ein Kleinkraftwerk installieren und Strom erzeugen, den du selbst verbrauchst. Dein Vermieter muss dir den Betrieb der Anlage erlauben, sofern du sie auf deinem Balkon installierst.
Nur wenn dein Vermieter einverstanden ist, kannst du die Module außen an den Balkon hängen.
Irrtum 8: In Deutschland scheint für eine PV-Anlage zu selten die Sonne
PV Module verwandeln Lichtenergie in elektrische Energie. Lediglich bei völliger Dunkelheit erzeugen sie keinen Strom. Pro Quadratmeter treffen durchschnittlich 1.361 Watt Sonnenenergie auf die Atmosphäre der Erde. Diese reflektiert und absorbiert die Strahlung zum Teil. Im Sommer trifft die Strahlung fast senkrecht auf die Erde, daher ist der Weg durch die Atmosphäre relativ kurz und es können bis zu 1.000 Watt je Quadratmeter auftreffen. Im Winter kommen bedingt durch den flacheren Auftreffwinkel und dem damit verbundenen längeren Weg nur höchstens 500 Watt an.
Da sich die Lichtenergie der Sonne in der Atmosphäre in Direktstrahlung und Diffusstrahlung aufspaltet, ist es auch bei bewölktem Himmel nicht stock finster. Die diffuse Strahlung entsteht durch Reflektion an Wolken oder Partikeln in der Luft. Sie liefert Licht, auch wenn die Sonne nicht zu sehen ist.
Wie viel Energie genau auf die PV Anlage trifft, hängt von der Witterung ab.
| Jahreszeit | Strahlend heller Tag ohne Wolken | Leichte bis mittlere Bewölkung | Stark bewölkt/neblig |
|---|---|---|---|
| Sommer | 600 – 1.000 W/m² | 300 – 600 W/m² | 100 – 300 W/m² |
| Winter | 300 – 500 W/m² | 150 – 300 W/m² | 50 – 150 W/m² |
Wie du siehst, erzeugen die Module an regnerischen Sommertagen fast so viel Strom wie an sonnigen Tagen im Winter. Tatsache ist, dass Solaranlagen zu allen Jahreszeiten bei fast jeder Wetterlage Strom liefern.
Irrtum 9: PV Anlagen liefern zu wenig Energie
In Deutschland ist mit einer Sonneneinstrahlung von 1.000 kWh pro Quadratmeter im Jahr zu rechnen. Übliche Solarmodule erzeugen bei dieser Strahlung etwa 150 - 250 kWh pro Jahr und Quadratmeter. Mit einer Fläche von 50 Quadratmetern erzeugst du also 7.500 - 12.500 kWh. Der Strom reicht für zwei bis drei 4-Personen-Haushalte.
Irrtum 10: Photovoltaik lohnt sich nur mit einem teuren Solarstromspeicher
Diese Aussage hat in der Vergangenheit eine Berechtigung, aber die neue EEG-Verordnung sieht Vergütungssätze von bis zu 8,2 Cent pro kWh vor. Außerdem kannst du auch ohne teuren Stromspeicher deinen Eigenverbrauch erhöhen.
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Ein E-Auto laden
Mittags erzeugt die Anlage den meisten Strom, erhöhe daher den Stromverbrauch in dieser Zeit.
- Gewöhne dir an, in der Mittagszeit zu waschen und den Trockner zu nutzen.
- Stelle die Spülmaschine mittags an.
- Backe und koche mittags statt in den Abendstunden.
- Lade Verbraucher wie ein E-Auto oder E-Bike am Mittag auf.
Lasse dich nicht von falschen Aussagen verwirren. Eine Solaranlage anzuschaffen ist sinnvoll, denn Strom wird immer teurer. Außerdem entlastest du durch deine PV Anlage die Umwelt.
Erkundige dich bei deiner Bank oder einem Energieberater, denn die meisten Förderprogramme legen Städte oder Länder auf. Lediglich die Einspeisevergütung und die Vergabe von zinsgünstigen Darlehen sind auf Bundesebene geregelt.
Die Preisentwicklung von PV Speichern ist nicht abzusehen, sie werden vermutlich wegen großer Nachfrage teurer. Es ist daher meistens sinnvoll, ein zinsgünstiges Darlehen der KfW-Bank aufzunehmen, um den Speicher sofort zu kaufen.
Sofern du keinen Leistungsabfall bemerkst, ist eine Wartung meist überflüssig. Je nach Lage kann aber eine regelmäßige Reinigung der Module sinnvoll sein. Mehr als 50 bis 75 Euro laufende Kosten pro Jahr fallen in der Regel nicht an.
Die Anlagen produzieren zwar auch im Schatten Strom, aber ein wirtschaftlicher Betrieb ist nur möglich, wenn die Module überwiegend der Sonne ausgesetzt sind.
Ohne Stromspeicher oder Wärmepumpe ist eine durchschnittliche Eigenverbrauchsquote von etwa 30 % zu erwarten. Mit Speicher ist von 50 - 80 % auszugehen. Da nur etwa 25 - 30 % des Strombedarfs einer Warmwasser-Wärmepumpe über eine PV-Anlage zu decken ist, erhöht diese den Eigenverbrauch nur unwesentlich.
Quellen & Hinweise
https://www.energieheld.de/solaranlage/photovoltaik/kosten/wirtschaftlichkeit-amortisation
https://www.solaranlage-ratgeber.de/photovoltaik/photovoltaik-wartung/photovoltaikanlage-garantie-und-gewaehrleistung
https://www.photovoltaik.eu/planung/ost-west-anlagen-bringen-40-prozent-mehr-ertrag
https://gruenes.haus/funktioniert-solar-auch-im-schatten/
https://www.weltderphysik.de/gebiet/technik/energie/solarenergie/sonnenenergie/
https://echtsolar.de/photovoltaik-ertrag/

