Die Meditation

Die Meditation

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©Bild von Microgen/shutterstock_1104844253 auf Alterix

„Meditation ist eine in vielen Religionen und Kulturen ausgeübte spirituelle Praxis. Durch Achtsamkeits- oder Konzentrationsübungen soll sich der Geist beruhigen und sammeln. In östlichen Kulturen gilt die Meditation als eine grundlegende und zentrale Bewusstseins-erweiternde Übung“ (Wikipedia). Der „Geist, der sich beruhigen soll“, ist unser unaufhörliches Denken über Gott und die Welt. Ständig kreisen in unserm Gehirn herum und bilden quasi unser eigenes „Kopfkino.“ Kino deshalb, weil sich unsere Gedanken in Bildern ausdrücken, die vor unserem inneren Auge vorbeilaufen. Aber – und das ist unterscheidet sich vom Film im Kino oder Fernsehen – er hört nicht auf, dieser Film. Vor allem nachts beim Einschlafen – vielmehr Nichteinschlafen – plagen uns diese unaufhörlichen Gedanken. Ich kann mich noch erinnern, dass meine Mutter das auf den Vollmond abgewälzt hat. Nur, dann wäre quasi fast jeden Tag Vollmond gewesen! Ich habe immer zu ihr gesagt: „Mei, Mama, schalte Dein Kopfkino ab!“ Als hätte ich die Weisheit mit dem Löffel gegessen, kam ich herüber wie ein „alter Schulmeister mit erhobenem Finger.“ (Tatsächlich war ich auch noch dazu „Schulmeister“ bzw. Lehrer). „Du redest dich leicht“, antwortete sie, „das sind schon Sorgen!“ Mit „Sorgen“ meinte sie nicht einmal ihre eigene Herzkrankheit, die sie zu diesem Zeitpunkt schon Jahrzehnte begleitete. Nein, das Eigene war nie ihr Problem, das meisterte sie mit viel Energie, Entschlossenheit und Verzicht. Das der anderen machte sie sich zur Sorge. Nachdem ihre Kinder „versorgt“ waren, kamen nun die Enkel dran. „Hoffentlich geht das mit dem Baby gut!“ bei der Geburt ihres Urenkels, „Hoffentlich schafft Julian seine Meisterprüfung“ bei ihrem Enkel.

Ja, es ging alles gut, und zwar ohne, dass sie etwas machen konnte (außer beten!). Wieder eine Sorge weniger, aber natürlich kam die nächste ganz bestimmt. Da kam sie selbst auf den Gedanken, etwas zu ändern und tatsächlich fragte sie mich, was sie tun könne.
Ich riet ihr, es mal mit der einfachsten Meditation zu probieren, mit der meist alle anfangen, der „Atemmeditation.“ Dazu braucht es keine anderen Leute, sondern lediglich ein Kissen, einen Stuhl oder ein Sofa oder Bett. Das Wichtigste dabei ist, die kreisenden Gedanken dadurch zu stoppen, indem wir uns auf etwas anderes konzentrieren. Wir müssen sie ersetzen. Hinsetzen und „nichts“ denken funktioniert nicht. „Kon“ (lat. zusammen) – „zentrieren“ heißt ja, etwas in die Mitte bringen, auf einen Punkt. Das bedeutet, wir brauchen einen anderen „Mittelpunkt.“ Es geht nicht um das „Abschalten der Gedanken“, was sowieso nicht funktioniert, sondern darum, das Vakuum, dieses „Loch“, das dabei entstünde, durch etwas zu ersetzen, es zu füllen.

Die Atemmeditation

Bei der Meditation im Allgemeinen geht es nicht um Wettbewerb, um irgendetwas „müssen“, sondern um das Tun als Solches. Wir dürfen uns da nicht stressen, das tun wir ja sonst schon, sondern nehmen die Anweisungen als Anhaltspunkt. Gedanken, die auftauchen, nehmen wir das an, was sie sind, nämlich unser Denken. Nur – und jetzt kommts: wir gehen nicht weiter darauf ein! Wir lassen nicht gleich den nächsten folgen, wir „spinnen das Netz der Spinne“ nicht weiter. Dazu gibt es nun eine Hilfe: wir zählen.
Nachdem Sie sich also einen ruhigen Platz gesucht haben, entscheiden Sie sich von vornherein, ob Sie die Einatmung oder die Ausatmung zählen wollen. Sie sitzen also, das Gesäß möglichst hinten an der Lehne, die Ober- und Unterschenkel im 90° - Winkel, die Füße am Boden. Sie schließen die Augen und beginnen zum ersten Mal ganz ruhig einzuatmen, die Luft ein wenig zu halten – ausatmen (1). So geht es dann in aller Ruhe, wenn möglich weiter, und es folgt Atemzug 2, dann 3 etc. Es gilt am Anfang bis 10 zu kommen ohne „störenden“ Gedanken. Sobald aber ein bewusster Gedanke auftaucht, regen wir uns nicht auf, sondern beobachten ihn, dann beginnen wir wieder bei 1. Das geht so lange, bis wir es zum 1. Mal bis 10 schaffen.

Das „Härteste“ zu Beginn ist das Schimpfen über sich selbst, wenn „man“ es nicht schafft. Darin liegt nun bereits die wichtigste Aufgabe, sich in Gelassenheit zu üben und neu zu beginnen. Dieser Neubeginn ist wie ein Aufbruch zu etwas, das man noch nie hatte vielleicht. Wir machen plötzlich eine neue Erfahrung. Andere sagen dazu auch „Lernen.“
Wir unterscheiden dabei im Prinzip 2 „Personen“. Die eine ist die, die beobachtet, und die andere die, die beobachtet wird. Man kann das wunderbar in folgendem Bild erklären: Ich entschwebe in Gedanken an die Zimmerdecke und schaue von oben auf die darunter im Zimmer sitzenden und evtl. „heiß“ diskutierenden Leute, mich eingeschlossen. Probieren Sie es aus und machen Sie sich Ihre eigenen Gedanken!

Ich bin also einmal der Beobachtende, aber gleichzeitig auch der Beobachtete. Die Meditation ist bereits gelungen, wenn Sie den Unterschied erkennen, denn haben Sie Ihre Aufmerksamkeit gefunden. Denn darum geht es, um die Aufmerksamkeit.
Ein Schüler hat einmal gefragt: „Meister, wie machst du das?“ „Was mache ich?“ fragte der Meister zurück. „Das mit der Aufmerksamkeit!“ Der Meister antwortete: „Wenn ich sitze, dann sitze ich!“ „Das machen wir doch alle“, warf der Schüler ein. „Nein“, sagte der Meister, „wenn du sitzt, dann stehst du schon und wenn du stehst, dann läufst du schon!“
In diesem Sinne wünsche ich Euch viel Spaß beim Ausprobieren dieser Meditation.

Euer Ewald Bauer

P.S.: Im nächsten Artikel geht es um die Meditationsarten, Hindernisse, Ziele und Tipps.

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