Lob und Ermutigung
Lob und Ermutigung
„Unter Lob versteht man die Anerkennung von Leistungen oder Verhaltensweisen durch sprachliche oder körpersprachliche Ausdrucksmittel. Lob ist auch Gegenstand lernpsychologischer, motivationspsychologischer und erziehungswissenschaftlicher Betrachtung. Der Gegenbegriff zu Lob ist Tadel“ (Wikipedia). Das bedeutet, hier hat der Gelobte bereits eine Leistung erbracht, die dem Lobenden gefällt. Dadurch – man spricht auch „von oben herab“ – kann Lob abhängig machen. Der Gelobte macht etwas nur, um dem Lobenden zu gefallen, nicht aus eigener Überzeugung. Noch drastischer wird es, wenn ersterer sich nur deshalb anstrengt, um dem Lobenden zu gefallen, also gar nicht aus eigenem Interesse oder zum Zweck des Lernens.
Ermutigung hingegen bedeutet Bekräftigung, Aufmunterung, Zuspruch, Bestärkung, Unterstützung, etwas zu tun, von dessen Erfolg der Ermutigte (noch) nicht überzeugt ist.
Schaut man sich kleine Kinder an, die in einer Tätigkeit vollkommen aufgehen, ohne danach zu fragen, ob etwas klappt oder nicht, können wir erahnen, dass es hier noch keine Rolle spielt, ob oder ob nicht. Sie machen etwas es um des Tuns willen und erfahren quasi spielerisch dabei Erfolg. Gelingt etwas nicht, wird es einfach noch einmal „probiert“. In der Lernpsychologie wird das „Lernen durch Erfolg und Irrtum“ (Learning by trial and error) genannt. Die Kinder haben in ihren Gehirnen noch keinen Begriff von Erfolg und Misserfolg. Alles ist gut, so wie es ist. Sie freuen sich auch selbst, wenn etwas gelingt, sie brauchen niemand, der lobt, da das Gelingen ja bereits die beste Freude bereitet.
Werden die Kinder jedoch größer und die Ansprüche steigen, auch die der Eltern, KindergärtnerInnen und LehrerInnen, dann kommt es immer mehr darauf an zu ermutigen, nämlich um Unterstützung zu geben, um anzuschupsen, zu bestärken etc. Der Mathe-Lehrer meiner Nichte hat einmal zu ihr gesagt: „Sie sind eine Beleidigung für meinen Unterricht!“ Nur weil etwas nicht sofort verstand griff dieses Wesen nach einer Beleidigung, die seinesgleichen sucht. Ich schrieb in ihr Heft: „Das Herz hat seine Gründe, die der Verstand nicht kennt!“ Dieser Satz wurde von einem Mann geprägt, der selbst Philosoph und ein Mathematikgenie war. Ob dieser „Ungustl“ von Lehrer den Satz verstanden hat (eher nicht!), weiß ich nicht, gelesen hat er ihn. „Ungustl“ entstammt dem Werk von Wolfgang Ambros, „das Schaffnerlos“, in dem der Vorgesetzte des Schaffners, der Hauptfigur, dessen Frau wegnimmt.
Zurück zur Ermutigung und zum Lob. Natürlich gehört auch das Loben mit dazu, schon alleine, um beispielsweise dem Schüler oder Kind zu zeigen, dass er richtig lag, dass er etwas gut gemacht hat, im Sinne von Lernen, im Sinne von Vorwärtskommen. Aber, wir sollten sparsam mit Lob umgehen, denn fällt es einmal weg, meint das Gegenüber, es wäre alles falsch. Nichts ist schlimmer als das Annehmen von nicht dazu gehören. Der Mensch ist ein sog. „Gemeinschaftswesen“ (Alfred Adler), der gewohnt ist, Menschen um sich herum zu haben. Wir wissen ja aus Daniel Defoe´s Geschichte des „Robinson Crusoe“, was passiert, wenn der Mensch alleine ist.
Fühlt sich der Mensch also dazugehörig, ist er mitten in einer Gemeinschaft, dann wird er auch lernen, beizutragen. Dann hat er auch gelernt, Ideen einzubringen und für die Gemeinschaft wertvoll zu sein. Derartige Ermutigung ist es, die den Menschen dazu befähigt, selbst mutig zu sein, sich selbst und auch andere ermutigen zu können. Früher, die älteren unser uns wissen das, war man, vor allem als Kind, eher zurückhaltend und nicht vorlaut. Man musste vielleicht in der Schule erst lernen, sich melden oder lesen zu trauen (man hätte ja einen Fehler machen können!). Heute dagegen wird eher wüst um sich geschlagen und was einem in den Weg kommt, beschimpft. Im Grunde genommen ist das nur ein Zeichen von bewusster oder unbewusster „Minderwertigkeit“ (Adler), eines Gefühls, mit der wir alle auf die Welt kommen. Nun gilt es, nachdem wir nach der Geburt erst einmal selbst atmen müssen, den Mut zu lernen, immer mehr Dinge selbst in die Hand zu nehmen, im wahrsten Sinne des Wortes.
Eine kleine Geschichte: Eines Tages kam ein Vertretungslehrer in eine Klasse und erfragte die Namen der Schüler, um sie besser ansprechen zu können. „Matthias Meier“, sagte der eine, „Sabine Schultes“, sagte die andere. Als er zu Uwe in der letzten Bank kam, fragte der Lehrer: „Und, wie heißt du?“ „Uwe,“ bekam er als Antwort, ganz zögerlich und kleinlaut. „Und wie noch?“ hakte der Lehrer nach. Uwe fing an zu stottern und brachte gerade noch heraus: „Lassdas!“ „Wie“, fragte der Lehrer, „so heißt doch kein Mensch!“ „Doch,“ antwortete Uwe trotzig. „Weißt du,“ schlug der Lehrer vor, „überleg es dir bis ich wiederkomme!“ Er erkundigte sich unterdessen beim Rest der Klasse und kam dann zu Uwe zurück. Der rutschte schon ganz nervös auf seinem Stuhl hin und her. „Und?“ fragte der Lehrer noch einmal energisch. „Ist dir dein richtiger Name inzwischen eingefallen?“ Uwe antwortete steif und fest: „Ich heiße Uwe Lassdas!“ Da wurde dem Lehrer plötzlich klar, was mit Uwe geschehen war.
Ein Mensch, der ständig zurechtgewiesen wird, der ständig alles falsch zu machen scheint, der nie auch nur eine Ahnung von Erfolg bekommt, wird sich selbst als Versager annehmen und wird auch nichts mehr probieren.
Allerdings kann man sich auch dumm stellen und so tun, als ob man „Uwe Lassdas“ wäre. Das kann sehr bequem sein. In der Arbeit lassen solche Leute andere voran gehen. Meine Frau sagt z. B.: „Immer muss ich das Protokoll schreiben!“ Dann antworte ich immer frei nach Feuerzangenbowle: „Jetzt stellemer uns janz domm!“
Das „Haus des Gemeinschaftsgefühls“ steht auf 2 Säulen: dazu gehören und beitragen. Der Sockel, also der Boden, das „Wir“ bildet das Fundament.
Ein wichtiger Aspekt ist dabei das Selbstvertrauen jedes einzelnen. Dieses wir sich nur bilden können, wenn der Mensch gelernt hat, die notwendigen Dinge des Lebens anzugehen bzw. wie Alfred Adler sagen würde, seine „Lebensaufgaben“ zu erfüllen. Diese sind: „Gemeinschaft, Liebe und Beruf - man könnte auch sagen aktive Verbundenheit mit anderen Menschen, Partnerschaft oder Ehe, Arbeit oder Tätigkeit.“
Wenn alle drei gelingen, dürfte einem erfüllten Leben nichts im Wege stehen und die Ausgangsfrage „Lob oder Ermutigung“ sollte sich überhaupt nicht stellen. Zwei davon sind laut Adler aber mindestens notwendig, damit das Leben halbwegs gelingt.
Ich bin aus meiner eigenen „Laufbahn“ überzeugt, dass mit „Ermutigen“ Talente und Fähigkeiten von ungeahnten Möglichkeiten aus den Menschen heraus kitzeln könnte, was Betrieben, dem Staat und dem einzelnen sehr zu Gute kommen würde, an die Zufriedenheit des einzelnen gar nicht zu denken. Dazu in späteren Artikeln mehr!
Bis dahin wünsche ich Euch alles Gute, bleibt gesund und mutig!
Euer Ewald
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