Ach so, ja: BER eröffnet

In alten Schulbüchern kann man noch die Daten von Beschlussfassung, des Planungsbeginns und ersten Spatenstichs nachschlagen. Es soll nach diesen Dokumenten im vergangenen Jahrtausend gewesen sein, als auch noch Bücher statt Apps verwendet wurden und Begriffe wie Information von Glauben und Planungsvorgaben von Finanzierungsansprüchen getrennt waren, und das Wort fakenews ein anglizistisches Oximoron darstellte und nicht Riesenzwerge und soziale Distanz den Alltag bestimmten.

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Himmlische Zustände - ferne Ziele wie Berlin-Tegel, Lyon oder Chicago

Aber all die verpassten Termine und Versprechungen sind vergessen, wenn man nun sieht, für welch ein imposantes doch gleichzeitig bescheidenes Aushängeschild der Hauptstadt der Republik Tegel und Tempelhof geschlossen und in Mülldeponie/Freizeit- und Naherholgungsgebiet umgewandelt wurden.

Wusstest du schon?

Übrigens: der älteste deutsche Flughafen war Berlin-Johannisthal. Auf dem Gelände mit überdachter Tribüne wurden in den ersten Jahren ab 1909 Flugschauen veranstaltet und 1919 verkehrten Postflugzeuge regelmäßig, das mit Eröffnung von Tempelhof 1923 in Vergessenheit geriet. Heute starten und landen indes am BBI - oh Verzeihung, natürlich BER - fast so viele Fluggeräte wie zu den besten Zeiten von Ur-Schönefeld westlich von Köpenick.

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Zukunftsvision und Nostalgie vereint

Als 1991 kurz nach dem ersten Klimapaket in logischer Konsequenz auch eine vierte Kerosintankstelle für umweltfreundliche Verkehrsmittel und der Durchführungssicherheit (‚egal, was es kostet …’) für Berlin beschlossen wurde, hatte noch niemand im Kopf, dass bei den Auslassungszeichen in Klammern (‚oder wie lange es dauert‘) angehängt werden würde. Dass der Beitritt der sowjetischen Besatzungszone zum Luftbrückenstandort und die Übergabe des von den US-amerikanischen Befreiungsstreitkräften geführten alten Flughafens vor dem ersten Spatenstich erfolgen müsste, war zu dem Zeitpunkt kein neuralgischer Faktor, der zu Verzögerungen hätte führen können.

Um sich abzusichern, wurden Volksentscheide durchgeführt, woraufhin Gesetze zur Schließung des Tempelhofs erlassen wurden, der ja von Anfang an eine Messehalle sein sollte, und nur spontan mit einer Start-Landebahn versehen wurde, weil Schönefeld an seine Kapazitätsgrenzen stieß - so lief das damals in der Demokratie. Das Grundgesetz ist da viel einfacher zu kippen als einen Flughafen in Berlin.

Silberhochzeit

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Wenn die Kapazitäten nicht reichen, kann auch Rangsfeld angeflogen werden, südsüdwestlich

Spätestens nach der 25. Verschiebung (2017, 25 Jahre nach Planungsbeginn 1992) und der ebenfalls 25fachen Überschreitung der avisierten Kosten hätte aber mal jemand fragen können, ob man die alten Flughäfen nicht behalten könnte, aber es ist wie mit Sperrmüll, den man an die Straße gestellt hat: sobald es beschlossen ist, wäre es Diebstahl, und das ist auch diplomatisch immunen Politikern ein Tabu. Immerhin soll ja nach den jüngsten Senatsbeschlüssen auch die A10, A117 und B96a als Terminal 6,7 und 9 aus Kostenersparnisgründen mittels umgebauter Mautstationshäuschen angebunden werden.

Die Frage nach Terminal 4 und 8

Ob sich der Betrieb einpendeln und die Reaktivierung des in den 1970ern zwischenzeitlich schon geschlossenen zentrumsfernen Schönefelder Flugfeldes ergeben und notwendig wird, zeigen die Fluggastentwicklungen in den nächsten 29 Jahren, also dem gleichen Zeitraum zwischen Baubeschluss und Eröffnung. Laut einer Redaktionsumfrage wird es am wahrscheinlichsten einen Volksentscheid geben, dass ein Tunnel zwischen BER und SXF gebaut wird, da das Verkehrskonzept nach Verbot von Verbrennungsmotoren nahelegen wird, jedweden Personenverkehr unterirdisch vornehmen zu müssen, damit die Menschen nicht die verpestete Luft atmen und sich schon einmal daran gewöhnen, kein Tageslicht mehr zu sehen. Zukunftsmusik? Keineswegs, hätte jemand Anfang der 1990er gedacht, dass wir 2020 kein Auto mehr fahren, sondern nur noch fliegen werden?

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