Der Baum muss weg!

Alle Jahre wieder - die vielsagende Textzeile aus einem Adventslied spiegelt wider, was in den Köpfen der Menschen vorgeht. Rituale, Traditionen oder eingefahrene wiederkehrende Handlungszwänge, egal wie man es nennt - aus dem Sog der Weihnachtszeit kommen wir einfach nicht heraus.

Dabei macht es uns die Industrie auch nicht leicht. Sie beruft sich auf die Erwartungen der Konsumenten, die wiederum zucken die Achseln: natürlich konsumieren wir, wenn und weil es uns angeboten wird.

Die alljährliche Mühle der Konsumgesellschaft mahlt unerbittlich weiter

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©Bild von Roman Samborskyi/shutterstock_1190680111 auf Alterix

Einzelne Branchen des Einzelhandels machen die Hälfte ihres Jahresumsatzes allein im Dezember. Warum also darauf verzichten? Dass sich Paketdienste einigermaßen halbherzig darüber beklagen, nicht mit der Lieferung hinterherzukommen und der größte, ursprünglich staatliche Logistikdienstleister seit Jahren empfiehlt, private Weihnachtspakete spätestens Ende November abzuschicken, damit sie noch vor dem Fest ankommen, weil die gewerblichen Versender schon aus Gründen der Preispolitik bevorzugt werden, zeigt die Grenzen eines nicht auf den Bedarf eingestellten Systems.

Auffallen werden Geschenkverpackungen vor dem Advent gewiss nicht, denn Gebäck und Dekoration zum Weihnachtsfest lacht uns in den Discountern und Supermärkten ja schon im Spätsommer an. Nur noch eine Frage der Zeit, bis auch die Kaufhäuser im September beginnen, mit Sprühschnee und Kunsttannen ihre Schaufenster in eine Winterlandschaft zu verwandeln. Denn draußen in der Natur werden wir so etwas kaum noch zu sehen bekommen (siehe: der Wunsch nach weißer Weihnacht). Vermutlich wird es aber Kaufhäuser, die nicht auf dem zweiten Standbein Onlineversand humpeln, bis dahin nicht mehr geben.

In Australien ist Ende Dezember Hochsommer, dort machen es die Gewerbetreibenden, allesamt Nachfahren aus britischen Strafgefangenenkolonien, vor: Schaumstoffschneemänner, Wattehügel mit spitzen, grünen Plastikdreiecken und auf die Scheiben aufgesprühte Flockensilhouetten schaffen eine besinnliche Stimmung, während Touristen in Badehosen und -Latschen eisschleckend an den Auslagen der Geschäfte vorbei spazieren gehen.

Der Klimawandel ist Schuld

Der Klimawandel, wie beschönigend die wie eine Lawine über uns rollende Katastrophe der Erderwärmung genannt wird, ist der Höllenkreislauf schlechthin:

Die Winter werden immer wärmer. Weihnachtsbäume werden gepflanzt, um nach drei Jahren abgeschnitten an den Straßenrand gestellt zu werden, damit konsumorientierte Stadtbewohner sie nach Hause karren und weitere drei Wochen später einmal dekoriert und entdekoriert wieder an den Straßenrand legen. Dort werden sie dann von Freiwilligen eingesammelt, die sie zu Verwertungsstellen im lichten Wald schaffen, wo die nadelnden traurigen Überreste der besinnlichen Zeit geschreddert werden, das als Grundlage für die nächste Generation von Weihnachtsbäumen dient. Das sind ja gleich drei Kreisläufe auf einmal, wie soll man das durchbrechen können?

Aber die perfekte Lösung liegt bereits auf dem Silbertablett vor uns: wenn die Winter immer wärmer werden, müssen wir weniger heizen. Und wenn wir weniger heizen, wird weniger CO2 in die Ozonschicht geschleudert, die bekanntermaßen einzig für die Erderwärmung verantwortlich ist. Dann werden die Winter wieder kälter und wir können die Weihnachtsbäume fürs Heizen verwenden, um die Erderwärmung nicht erneut zu forcieren. Die Ökobilanz eines dreijährigen Weihnachtsbaums (also das Verhältnis von aufgenommenem zu bei der Verbrennung abgegebenem CO2) ist vielleicht nicht optimal, aber der Nadelduft ist es uns allemal wert.

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