Der neueste Trend aus der Medizin - Telefonphobie

Es kursiert wie ein Virus in allen Medien, außer den Zeitungen natürlich, die brauchen noch 500 Jahre, bis die Druckfarbe erfunden wird: Telefonphobie erschüttert die Welt, die Angst davor, dass jemand mit einem sprechen will, der nicht zugegen ist. Dass das Wort nach Quatsch und nicht wissenschaftlich klingt, liegt daran, dass die sonstigen griechischen Phobie-Vorsilben wie bei Klaustrophobie (Raumangst) Agoraphobie (Platzangst) oder Angoraphobie (Angst vor Strickwaren aus Kaninchenhaar) nicht so präsent in der Sprache sind wie das ebenso griechische Telefon.

Was ist Telefonphobie und wo kommt sie plötzlich her?

Erstmals diagnostiziert wurde die Krankheit in Europa 1876, zwei Jahre nach dem ersten elektrisch übertragenen Satz in Frankfurt am Main, und 13 Jahre bevor in den USA das Patent von G. Bell angemeldet wurde, bei der belgischen Hausfrau Adelaise Peeters. Sie lief auf die Straße und rief: ‚Was soll ich bloß sagen?‘
Nachdem sich in den folgenden 143 Jahren nichts in der Forschung getan hatte - die Frau wurde schlicht in ein Sanatorium eingewiesen - entdeckten Medienvertreter und Psychologen in dem YouTube-Clip einer Influencerin, dass sie ebenfalls Schwierigkeiten damit hat, wie sie sich am Telefon verhalten soll, und es daher bleiben lässt. Stattdessen postet sie Videos und schreibt Textnachrichten. Sofort wurden Untersuchungen angestrengt, die aus Fördermitteln der EU getragen wurden und den Verteidigungshaushalt kaum um 31 Mrd. Euro überschritten.

Wusstest du schon?

Bevor Herr Apple und Frau Google die einhändig tragbare Welt (die natürlich flach ist und nicht rund) erfunden haben, gab es Geräte mit der irrwitzigen Funktion, mit Menschen zu sprechen, die gar nicht da waren. Das Wort dafür setzte sich zusammen aus dem griechischen Tele - entfernt, und Phon - Klang. Es gab fantastische Entwicklungen dazu wie Drehscheiben, die Impulse übermittelten und so eine Nummer gewählt haben. Das Wort Smartphone enthält aus nostalgischen Gründen noch einen Teil des ursprünglichen Begriffs, doch die meisten Besitzer der Lithium-Ionen-Akku-Verschwender wissen weder, was telefonieren ist noch würden sie wissen, wie auf ein Klingelzeichen, das keine Push-Nachricht von Whatsapp ist, reagieren sollten.

Wie lauten die Ergebnisse der Studien?

Bei Jugendlichen betrifft das Phänomen, das jetzt offiziell den Namen Telefonphobie trägt aber noch nicht diagnostiziert werden darf, bevor die WHO nicht mit jedem niedergelassenen Arzt telefoniert hat, 97 % der 9 - 13Jährigen, 86 % der 13 - 19Jährigen und immerhin noch 57 % der 19 - 23Jährigen. Greise ab 24 Jahre durften nicht befragt werden, denn sie wären nur telefonisch erreichbar gewesen, und das wäre ja paradox.

Die Krankheit äußert sich in Panikattacken und wildem Tippen auf dem Touchscreen.

Tipp

Wenn es passieren sollte, dass dein Smartphone Geräusche macht, die auf einen Anruf hindeuten, nicht in Panik geraten. Das Display nach ungewöhnlichen Anzeigen durchsuchen. Gegebenenfalls könnte es ein alter Mensch sein, der glaubt, dass die Mobilfunknummer noch einen anderen Zweck erfüllt als die Identifizierung des Whatsappkontos.

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Junge Menschen versuchen per Gesichtserkennung das facebook-Account des Bildes zu finden

Wer sich nun fragt, wie es sein kann, das jemand frei sprechend das in seinen Channel oder Podcast posten kann, aber nicht in der Lage ist, mit einem Menschen am anderen Ende der ‚Leitung‘ zu sprechen, dem muss erklärt werden, dass so ein Video aufzunehmen ja als Monolog funktioniert. Wenn jedoch direkt eine Person beteiligt ist, die gleichzeitig andere Gedanken haben könnte, passt das in die Schädel der Jugendlichen heutzutage nicht mehr hinein. Es ist wie beim Warten an einer Kreuzung: wer blinkt, muss sich ja vorher überlegen, in welche Richtung er fahren will, und möglicherweise könnten andere Verkehrsteilnehmer rechtzeitig darauf reagieren. Dinge wie gleich- und rechtzeitig werden heute über den Begriff Multitasking abgedeckt, und sich auf etwas einzustellen, das andere Individuen betrifft, wird in den Apps nicht vermittelt; was außerhalb der kleinen 16:9 virtuellen Realität stattfindet, gilt bei der Zielgruppe der Krankheit als nicht existent, wie Schule, an frischer Luft spazieren gehen oder mal über den Rand des Displays zu gucken, bevor man über die Straße geht.

Wie immer ist die Lösung sehr einfach

Weitere gastronomische Beobachtungen in zwei der drei deutschen Großstädte zeigten, dass Jugendliche, wenn sie in einer Gruppe beisammensitzen, nicht miteinander sprechen, sondern mittels ihrer Handgeräte Textnachrichten tauschen. Bisher war das nur bescheuert, heute ist es das Symptom einer Krankheit. Findige Gastwirte haben bereits die ersten Flatscreens über den Tischen aufgehängt, die per bluetooth mit den umgebenden Phones verbunden sind, und wenn eine gewisse Anzahl an Smilies im aktuellen Nachrichtenverlauf erscheint, diese zu projizieren, damit die älteren Gäste auch mitbekommen, dass an dem Tisch gerade gelacht wird. Das löst zwar die Probleme der Jugend nicht, aber wenn sie Interesse daran hätten, könnten sie ja mal den Mund aufmachen; doch so ist das gesellschaftliche Gleichgewicht wieder hergestellt, dass die Alten nicht mehr das Gefühl haben, in Teenage-Zombieland zu leben.

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Kommentare

Kommentar von Fred |

Es ist wichtig, dass die Probleme der Jugend mal ernst genommen werden - weiter so!

Kommentar von Alara |

Also echt mal- mit Phobien ist nicht zu spaßen- dass ist ja mal echt ne sehr krasse Sache. Die armen Kinder! Und dann können sie nicht mal mit jemandem reden. Dass tut mir so unendlich leid. Vielen Dank für diesen Beitrag. Wichtiges Thema!

Kommentar von Michael |

Wie ein Arzt mal gesagt hat - Phobiker sind sehr komplexe und kreative Menschen. Man braucht schließlich sehr viel Phantasie um sich selbst zu erschrecken.

Kommentar von Markus |

Ist doch auch viel besser, wenn die Leute nicht so einen Krach machen, wenn sie draußen sind. Niemand will hören, worüber die Backfische reden.

Kommentar von Susanne M. |

Nach acht Jahren im Callcenter hatte auch ich eine Telefonphobie. Private Telefonate waren mir jahrelang ein Gräuel. Doch glücklicherweise hat sich das inzwischen gelegt.
Grundsätzlich scheint diese Krankheit weit verbreitet zu sein, und das nicht nur unter Jugendlichen.
Ein Journalist hat sich Gedanken über dieses Phänomen und dessen Gründe gemacht. Einige davon finde ich durchaus nachvollziehbar. Auch ich empfinde in meiner Freizeit spontane Anrufe oft als störend. Anders ist es, wenn man sich zum Telefonieren verabredet und sich gedanklich darauf einstellen kann.

Quelle:
https://www.rnd.de/panorama/telefon-phobie-bitte-ruf-mich-nicht-an-E2XYOBOLIRD3NI3FJI2TI23LIY.html

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