Der Wunsch nach weißer Weihnacht
Seit Beginn der Wetteraufzeichnung in Deutschland vor 7 1/2 Jahren haben sich die Dezembertemperaturen sukzessive immer weiter entwickelt. Die Familien-, Sozialverteidigungs- und Wetterminister aus Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg haben zusammen mit den Freistaaten Mallorca und Ibiza daher eine Initiative zur Verlegung der weißen Weihnacht auf Ostern ins Leben gerufen.
Wieso das denn?
Meteorologisch bezeichnet man es als weiße Weihnacht, wenn vom Heiligen Abend Mittag bis zum 2. Weihnachtsfeiertag um 14:15 Uhr mindestens 1 cm Schnee liegt. Die Wahrscheinlichkeit, dass das auf Karfreitag bis Ostermontag zutrifft, ist wesentlich höher, auch wenn es einen Tag mehr Temperaturen um den Gefrierpunkt mit vorherigem Niederschlag erfordert.
Der Schuldige für diese Wetterkapriolen ist schnell ausgemacht: die Klimaerwärmung. Auch wenn der Begriff so viel aussagt wie Schlittschuhe, macht es sich unheimlich gut bei denen, die sich sowieso übers Wetter beschweren, weil es sonst einfach nichts zu meckern gibt. Die Sozis reklamieren bei Arbeitsmarktdiskussionen, die Ökos bei Staus auf den Autobahnen und die Veganer bei den Fleischpreisen. Da bleibt dem anständigen Spießer ja nur, sich über etwas zu beklagen, wogegen der einzelne als Teil des kapitalistisch-imperialistischen Systems nichts tun kann.
Dass Wetter und Klima zwei unterschiedliche Dinge sind und jeder dem orangenen Mann mit Eichhörnchen auf dem Kopf zustimmen muss, dass der Klimawandel ein Problem der Erde außerhalb der USA und nicht seiner Präsidentschaft ist, lenkt von der Unsinnigkeit des Begriffs ab. Vor nicht einmal einer Milliarde Jahre, als das letzte Mal das gesamte Leben auf der Erde ausgelöscht wurde - die älteren Fernsehzuschauer werden sich erinnern, es wurde damals live im Öffentlich-rechtlichen davon berichtet - hat sich auch niemand beschwert, dass es vorher ein paar Jahre lang wärmer geworden war.
Es gilt: Augen zu und durch.
Die Meteorologen haben keinen Grund, uns zu belügen. Auch wenn wir uns nicht daran erinnern, wie das Wetter wirklich war, wissen wir ganz sicher, dass wir damals von Dezember bis Februar Schlitten fahren konnten, dass glühweinträchtige Veranstaltungen garantiert auf zugefrorenen Seen stattfanden und zu Karneval und Fasching wieder schönster Sonnenschein herrschte.
Der Schuldige Nr. 2
Neben der unausweichlichen Klimakatastrophe ist Martin Luther an allem schuld. Er fand das Konzept der Bescherung am Namenstag des heiligen Nikolaus als Symbol für Uneigennutz und das Feiern bis Mariä Empfängnis am 8. Dezember unmöglich und hat sich in 37 seiner Thesen dafür ausgesprochen, dass man die heidnische Wintersonnenwende als Kick-Off-Termin mit zwei Fresstagen etabliert. Dabei kam ihm zugute, dass in der Betriebsanleitung für Christen kein Datum genannt wird. Dass die Hirten bei ihren Schafen auf dem Feld waren und eine Volkszählung auch ohne winterliche Reiseanstrengung unpopulär war, wurde ja erst hinterher festgestellt, nachdem Luthers Übersetzung gelesen werden durfte.
Weiße Weihnacht adé
Der Gedanke der weißen Weihnacht ist also von vornherein unsinnig gewesen. Und wenn ein Getränkehersteller nicht einen Mann mit weißem Bart und Eisbärenfell in seinem roten Mantel als Werbefigur für das Fest der Liebe erschaffen hätte, könnten wir heute Weihnachten auch beispielsweise Ende September feiern, dann aber nicht als Geburt Jesu, sondern zur Beendigung der Sommerzeit, das wir uns seit Generationen mehr wünschen als alles andere. Die Farbe des Festes wäre dann Maissonnengelb; das passt doch viel besser als Schneeweiß oder Matschbraun. Auch entzerrt der Termin den Feiertagsmarathon bis zu den Heiligen drei Königen, weil das Silvesterfeuerwerk dann auch anlässlich der Vertreibung der bösen Zeitumstellungsgeister am letzten Septemberwochenende entzündet wird.
Kommentare
Kommentar von Besserwisser |
Moment ... wieso Zeitumstellung Ende September? Die findet doch immer am letzten Oktoberwochenende statt.
Antwort von Content Manager
Ja, aber 'sinnvoll' wäre sie Ende September und soll außerdem sowieso abgeschafft werden (siehe Artikel Wann werden die Uhren wieder umgestellt? und Gibt es keine wichtigeren Probleme zu ignorieren?)
Einen Kommentar schreiben