Die Kompetenz der Mediziner in Klimafragen

Nehmen wir als Beispiel Dottore Eduardo Erdogan Emanuel Elias Ernesto Eckard van Hirschhusen, den wir - wenn schon nicht als praktizierenden Arzt, so doch - aus dem TV-Gerät kennen. Nachdem vor einiger Zeit seine Teilnahme als Ratemitglied an einer ‚genialen’ Unterhaltungssendung offenbarte, da er eine einfache medizinische Frage nicht beantworten konnte, die ein Drittklässler vermutlich als Scherz verstanden hätte, um sich wenigstens eine witzige Antwort zu überlegen, dass er von seinem studierten und kurzzeitig praktizierten Fachgebiet keine Ahnung hat, so konnte er bei enttäuschten Patienten jetzt mit einem Vorschlag punkten, der ihn in der Sympathie wieder weit nach vorn katapultierte.

In einem Interview mit der ‚Zeit’ äußerte er die Idee, Kunden, die ‚Billigfleisch‘ kaufen, 20 Liter Gülle dazuzugeben. Das trifft den Kern jeder Klimapolitik und ist endlich mal eine durchdachte Maßnahme.
Zwar fehlte bei dem Plan eine Angabe, ob der kostbare Dung in einem Eimer geliefert oder aus einem großen Silo direkt in die Hand der Kunden gespritzt wird, doch gestand der versierte Mediziner auf Nachfrage unserer Redaktion, dass er tatsächlich nicht mit den Discountern und Marktbetreibern gesprochen hatte. Ebensowenig, räumte der 53jährige ein, könne er die logistischen Besonderheiten einschätzen, ob in der gesamten Produktionskette von der Aufzucht über die Schlachtung bis zur Weiterverarbeitung stets jemand neben der späteren Ware mit eben so einem Eimer stünde, um die produzierten Abfälle aufzunehmen.
Oder ob die Bezeichnung Billigfleisch auch Produkte einschließt, die zwar billig produziert, aber aufgrund des Aufdrucks von Bio-Logos entsprechend teurer verkauft werden.

LADE ...
Das Hirschhaus - seit Generationen Sinnbild für Umwelt- und Gesundheitskompetenz

Am Beispiel der Rinderzucht wusste er jedoch, dass Kühe maßgeblich die Methangase in der Atmosphäre verantworten, die im Gegensatz zu Industrieabgasen Hauptgrund für die Klimaveränderungen sind (vergleiche auch unseren North Stream Beitrag) und man stattdessen doch lieber den Regenwald für Mais-, Soja- und Weizenfelder abholzen sollte, um den Rinderweiden keinen weiteren Raum zu geben. Das wäre unverantwortlich dem Klima gegenüber.

Der in der Liste prominenter Reicher geführte Autor hatte gewiss die finanzielle Situation von Familien vor Augen, die nur deshalb nicht ihren eigenen Demeterhof betreiben, da sie im Außenbezirk einer luftverschmutzten Großstadt leben, weil nur dort die Miete weniger als zwei Drittel des Einkommens auffrisst und jedes Lebensmittel aufgrund des Preises und nicht wegen bunter Logos und Siegel von ökologischem Anbau gekauft werden.


Kleines Manko neben der fehlenden Definition von ‚billig‘ ist freilich die Planungsunsicherheit für den Konsumenten. Gilt die 20-Liter-Regel für jede einzelne Wurstscheibe oder pro angefangenes Kilogramm? Statt mit dem Rad zum Supermarkt zu fahren, müsste dann wieder ein Auto angeschafft werden, um die Jauche transportieren zu können.

Dass bei seiner Aussage auch keine Überlegung Pate gestanden hatte, dass dadurch das Billigfleisch teurer würde als ein Flug nach Mallorca - sofern man davon ausgeht, dass der durchschnittliche verantwortungslose Fleischkäufer überhaupt darüber nachdenken kann, jemals überhaupt wieder eine Urlaubsreise geschweige denn mit einem kerosinsteuerbegünstigten Flug antreten zu können - mag vermitteln, dass dieser Artikel ein schlechtes Bild von dem beliebten TV-Doktor vermitteln soll. Aber das Gegenteil ist der Fall. Wir sind doch alle froh, wenn jemand mal öffentlich Dinge ausspricht, die reflektiert das Meinungsbild der Gesellschaft widerspiegeln.

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Kommentare

Kommentar von Mark |

Völlig vergessen hat der Autor, dass es grundsätzlich unverantwortlich ist und uns für jedwede Form von Leben, Ernährung oder Benutzung von Menschenwürde ein schlechtes Gewissen gemacht werden muss, nicht nur für Fleischkonsum gelten darf; sondern das Atmen wertvoller unverseuchter Luft zumindest unter Steuer fallen sollte. Verweigerern (des Atmens oder des Steuern darauf zahlen) hat eine Geld- oder Freiheitsstrafe zu drohen, sonst merken die Assozialen es ja nicht.

Kommentar von Karl |

@Mark
Wohl wahr. Aber das Besteuern von Luft ist schonmal fehlgeschlagen. Als vor ein paar Jahren die Ausfuhr von Glasröhrchen verboten war, schrieben die pfiffigen Schmuggler einfach 'Vorsicht, deutsche Luft' auf die Reagenzgläer und konnten die Grenze passieren.

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