Eine Weihnachtsgeschichte
Die drei Oberbegriffe des Christentums (Glaube - Liebe - Hoffnung) spiegeln sich in drei großen Festen wider:
Weihnachten ist nach alter Vorstellung das Fest der Liebe, und nicht wie es die imperialistische Dreifaltigkeit (Macht - Konsum - Hass) vorschreibt, das Fest des Konsums. Gut, dass es die Trennung von Kirche und Staat gibt.
Während die Buddhisten vom Begriff Hoffnung eine andere Vorstellung haben, die für monotheistische Gemeinschaften ablehnend erscheint, fügen sich die großen Weltreligionen dem Zelebrieren der heidnischen Wintersonnenwende der nördlichen Halbkugel sogar auf der südlichen.
Obwohl im Judentum Hanukkah, das Lichterfest, wörtlich übersetzt Einweihung oder erster Tag, den Jahrestag einer Tempeleröffnung feiert, wird im Islam die Person Jesu als Prophet betrachtet, dass man keine Kalendertricks braucht, um einigermaßen mit dem Datum zurecht zu kommen.
Dass es überhaupt soweit kommen musste, haben wir mal wieder Luther zu verdanken. Denn der fand, dass die Tradition des Heiligen Nikolaus, am 6. Dezember Gaben an Arme zu verteilen, nicht dem Zeitgeist des niedergehenden Mittelalters entsprach. Es sollte in der Familie bleiben und nicht Bedürftigen gedacht werden; und den unverbesserlichen Sachsen könnte man damit auch auf die Sprünge helfen, nicht mehr den Mond anzuheulen, weil der Winter angebrochen ist.
Von den Germanen stammt auch die Tradition, einen Baum zu schmücken, um dem Wohlwollen der Götter nach dem Winter sicher sein zu können. Dass man dazu ganze Nadelwälder abholzen sollte, die man sich in die Wohnung stellt, um sich hinterher zu beschweren, dass die Feuerwehren oder andere Organisationen sie nach dem tagelangen Bestaunen nicht mehr gerupft und auf die Straße geworfen (siehe Vorvorjahres-Artikel 'Der Baum muss weg') abholt, weil die Gefahr für die Abholenden zu groß ist, sich bei der Aktion mit irgendwas zu infizieren, dass es vor zwei Jahren noch nicht gab, war ursprünglich wohl nicht geplant.
Damals - also bei den Germann, nicht vor zwei Jahren - gab es Ende des Jahres wenigstens noch Schnee; einige werden sich erinnern, die zu de Zeit nicht gerade am Mittelmeer Urlaub gemacht haben.
Und es kommt nicht der Weihnachtsmann, eine Werbefigur von Coca-Cola, gesponsert von Pepsi, um uns Geschenke zu bringen, sondern das Christkind. Aus vielen US-amerikanischen Filmen ist auch ersichtlich, dass der Rentierschlittenführer zweieinhalb Wochen zu spät losfliegt, um in einer Nacht alle an ihn glaubenden Kinder durch den Kamin zu besuchen - das natürlich nur funktioniert, wenn die Kinder auch in einem Haus wohnen, das über einen Kamin verfügt, also in reichen Vororten ohne jüdische Bewohner, insofern wiederum eine lösbare Aufgabe. Womit wir bei dem vorherigen Ansatz sind, nicht Obdachlose oder Andersdenkende zu beglücken, sondern sich auf Konformitäten zu beschränken. Wer nicht dem Denkmuster entspricht, Widerworte gibt, auf Demos wortwitzige Plakate hochhält, bekommt die Rute.
Auch hierzu die wahre Herleitung statt moderner Mythen: der Nikolaus steckte eine Rute in den geputzten Stiefel vor der Tür. Dabei solle es sich um einen frisch geschnittenen Barbarazweig (Namenstag ist der 4. Dezember) handeln. Begann er auszutreiben und zu blühen, verhieß das ein gutes Jahr. Also nix mit böse Kinder - gute Kinder.
Natürlich wünschen wir trotzdem all unseren Leserinnen und Lesern sowie nicht binären Lesenden, was auch immer sie glauben und feiern mögen oder lieber lassen, einen angenehmen Jahresausklang und ein blühendes neues Jahr.
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