Eldorado Dresden
Der Coup, in die Schatzkammer des Residenzschlosses einzubrechen und mit einer Axt ausgewählte Vitrinen aufzubrechen, wird in die Geschichte der größten Besitzumschichtungsaktivitäten nach dem zweiten Weltkrieg eingehen. Selten hat ein einfacher Bruch weltweit solches Aufsehen erregt. Medien aus aller Welt berichten über die Sicherheitsmängel in Deutschland und laden alle Verbrecher ein, es den Tätern von Dresden nachzutun.
Aus den USA wurde gemeldet, die Sicherheitskräfte seien nicht eingeschritten, weil sie nicht bewaffnet wären, und man fragt sich, warum niemand gegen ihren Präsidenten einschreitet, obwohl dort alle bewaffnet sind. Dass zur Sicherheit nicht gehört, auf Leute zu ballern, haben die Nachrichtenmacher im wilden Westen aber bis heute nicht verstanden. Die Polizei zu rufen hilft zwar ebensowenig, da deren Aufgabe die Verkehrsregulierung und Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung ist, aber zumindest kann von dort die Aufklärung des Hergangs koordiniert werden.
Sogar bei Wikipedia wurde der deutsch- und englischsprachige Artikel zum Pretiosensaal erweitert, an dieser Stelle allerdings kaum detailliert, um Nachahmern wenig Hinweise auf das Vorgehen zu geben. Dabei sind doch genaue Angaben so wichtig, um später einen Film über die Täter und ihre rührende Geschichte zu drehen, wie es vom englischen Postraub 1963 bekannt ist.
Planung ist alles
Leider wird es bis dahin noch viele Jahre dauern. Anders als bei dem von einem britischen Musiker gespielten Räuber Buster geht es nicht um Peanuts wie gut zwei Millionen Pfund, und auch der Umstand, dass keine Person zu Schaden gekommen ist, birgt zu wenig Potential für Hollywood. Sogar die Person mit der Axt war geschützt, und das zentimeterdicke (Sicherheits-)Glas hat auch nicht gesplittert, sonst hätte eine umstehende Person verletzt werden können.
Die einzige Schwachstelle ist der Auftraggeber, denn wer so einen Plan schmiedet, will auch, dass die Welt ihn erfährt. Vermutlich war die gleiche Person in die Mondlandung verwickelt, und bevor sie zu alt für solche ausgeklügelten Drehbücher ist, wollte sie noch etwas Schmuck für das Bernsteinzimmer, das ja ebenso nicht verschwunden ist, sondern in einer Bucht auf Atlantis wieder aufgebaut wurde.
Gewusst wie
Bemerkenswert ist das benutzte Werkzeug. Noch immer rätseln die Ermittler, wie das Fenster im Erdgeschoss als sportlicher Zugang aufgehebelt werden konnte. Verwendet wurde nur zur Epoche des zu erbeutenden Schmuckes passendes Werkzeug. Es ist bekannt, dass eine altertümliche Axt moderne Panzer aufbrechen kann, was nicht einmal Sprengstoff leistet, und wenn man schon Diamanten in unschätzbarem Wert stiehlt, dann aber bitte mit Stil. Zu bemängeln ist in diesem Zusammenhang freiilich, dass die Täter, die ja wussten, dass sie von Kameras aufgenommen werden, sich nicht in Kleidern der Renaissance oder Klassizismus gewandet haben. Zu entschuldigen ist das nur damit, dass gewiss ein Streit entbrannt wäre, wer die schicke Rüschenbluse tragen darf und einige Accessoires bei der Flucht hinderlich gewesen wären.
Es bleibt zu hoffen, dass die Verantwortlichen bald befragt werden können. Natürlich nicht, um sie zu bestrafen, denn außer mit verdichtetem Kohlenstoff und anderen wertlosen Elementen als Sekundärbefestigungsmaterial ist ja nichts entwendet worden. Vielmehr soll das von den Ermittlungsbehörden so rare Material aufgebessert werden, um einen jugendfreien Film auch für junge Zuschauer kreieren zu können, damit das Beispiel Schule macht und wirklich jeder sein Eldorado findet und die Welt ein Stückchen besser wird.
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