Faktenchecks im Faktencheck

Die aktuelle Nachricht, dass the us-american trumpeltier ein Dekret unterschrieben hat, also die Absicht der Regierung, ein Gesetz zu entwickeln, das sogenannte soziale Medien zensieren und verbieten kann, ist an sich bereits eine Farce, so dass dieser Artikel keine Zutaten satirischer Art, sondern nur Fakten enthält.

‚Fakten’ ist das Stichwort. Was die ausnahmslos aus den USA stammenden sozialen Netze und Dienste gemeinsam haben neben dem ‚patriot act‘, ist ihre Freiwilligkeit und so gesehene Willkür, verbreitete Nachrichten (Videos, Podcasts und Posts) zu löschen, Nutzer zu sperren und wie es ihnen beliebt ihre Dienste zu verändern oder einzustellen.
Letzteres wird wohl nicht passieren, aber Anfang des Jahres hätte auch niemand zu behaupten gewagt, dass die sich demokratisch nennenden Länder der Welt ihren Bürgern die Grundrechte entziehen und das Volk das kopfnickend (als maximale Reaktion) hinnimmt.
Die Werbeeinnahmen und vor allem Metadaten (also weniger die Inhalte als das Verhalten und die Verbindungen der Nutzer) sind viel zu wertvoll, als dass irgendein Betreiber sein goldenes Kalb schlachten würde.

Was war passiert?

Der mit güldenem Haar bedeckte König Nordamerikas hatte eine Nachricht gezwitschert (wir sagen hier ‚twittern‘, in englischsprachigen Verbreitungsraum heißt es ‚tweet‘), dass Briefwahl dem Wahlbetrug Vorschub leiste. Ob damit eine Anspielung auf das Wahlverfahren in Polen gemeint war, ist nicht überliefert; ich werd doch deswegen nicht recherchieren. Erstmals in der langen Liebesgeschichte zwischen dem früheren Milliardenerben und dem mit einem stilisierten cyanfarbenen Vogel repräsentierten Kurznachrichtendienst hatte dieser seine Meldung einem Faktencheck unterzogen und als irreführend markiert. Die Majestätsbeleidigung sei ein Affront - oh Verzeihung, ich wollte ja keine unrealistischen, übertriebenen oder Begriffe verwenden, die der Präsident der freien Welt nicht kennt, also von vorn: Die Kennzeichnung als irreführend sei irreführend und ein Angriff auf die freie Meinungsäußerung. Damit würde Manipulation der Meinungsbildung betrieben, um die feindlichen politischen Ansichten zu unterstützen.

LADE ...
Ei, wer lugt denn da hinter dem Vorhang hervor?

Ich weiß, es ist wegen des Widersinns in sich schwer zu verstehen, was im Kopf dieser Clownsfigur vorgeht, doch müssen wir auch etwas Verständnis aufbringen; wie würden wir uns umgekehrt fühlen, wenn wir im Land der Freien und Mutigen (vgl. Hymne) in einem goldenen Käfig/Hochhaus aufgewachsen und unbeabsichtigt in der Lage wären, jegliche Fantasie über Allmacht auf dem Silbertablett dargeboten zu bekommen?

Wie sind die Zahlen dazu?

Wie auch Gesichtbuch, WasisOpp oder Sofortschreib verfügt auch Zwitscher inzwischen über eine Milliarde Benutzer, von denen immerhin etwa zehn Prozent aktiv sind, das heißt: online, nicht, dass sie auch Nachrichten schreiben, sondern vielleicht nur lesen. Im Land der unbegrenzten (bevor der ungeliebte Sohn eines Immobilienhändlers Präsident wurde) Möglichkeiten befindet sich ein Viertel der weltweiten Mitglieder im Vogelclub. Mit seinen Millionen Verfolgern kann man davon ausgehen, dass außer den weltweiten Pressevertretern, die sich von Berufs wegen täglich die Verbalentgleisungen ansehen müssen, um anschließend unfair darüber zu berichten, in etwa jeder zwanzigste Republikaner-Wähler auch noch verfolgt, welche Buchstabenfolgen aus den Fingern ihres Helden gefallen sind. Nur ein gutes Dutzend handvoll Anderer hat mehr Follower, das gibt ihm recht, dass seine Äußerungen über Kritik erhaben sind.

Was ist das Ziel?

Im Grunde will das zirusfruchtpigmentierte Staatsoberhaupt doch nichts weiter, als dass alle anderen zensiert werden, nur er nicht. Und wenn dazu die Sektion 230 eine Präsidentenklausel enthalten muss, dann ist das der richtige Weg. Der Justizminister muss aber aufpassen, dass er den Unterschied zwischen ‚Welt‘, ‚Amerika‘ und ‚USA‘ erkennt, sonst fühlt sich womöglich ein anderer amerikanischer Präsident berufen, ohne Bolsonaro beim Namen zu nennen, seine Meinung zum Regenwald und dem Imperialismus anderer Länder zu verbreiten.

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