Happy Birthday - E10

Vor fast ziemlich genau zehn Jahren - plusminus 37 Stunden - kam der umweltfreundlichste Sprit seit der Einführung von Jägermeister, HKT und Maggiwürze als Ersatztreibstoff in die Regale der Discounter und Supermärkte.
Leider setzte sich die Vermarktung als Knabberspaß für die Kleinen nicht durch, und schon ein paar Monate später sprangen die Tankstellen ein und übernahmen die Paste als Flüssigware in Tanks unterhalb der überdachten Parkplätze und boten sie fortan als Triebmittel für Verbrennungsmotoren der Otto- und Wankel-Bauart an.

Seitdem ist das Erfolgskonzept nicht mehr aufzuhalten

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Zu viel Elektromobilität blockiert die richtigen Tankstellen

Beinahe jedes dritte Fahrzeug mit der genannten Motorisierung kann den Kraftstoff ohne nennenswerte unmittelbare Schäden verarbeiten. Erst zwei Jahre später musste ein sichtbarer Hinweis - vergleichbar mit der Zutatenliste bei verpackten Lebensmitteln oder den kleingedruckten Warnhinweisen bei Tabakprodukten - an den Zapfsäulen daran erinnern, beim Hersteller nachzufragen, ob das Fahrzeug diesen Kraftstoff verträgt, um Klagen wegen der verkürzten Lebensdauer des Motors und Getriebes im Keim zu ersticken.
Aber wer möchte sich ernsthaft darüber beschweren, dass die vergammelten Pressreste von wertlosem Gemüse, die sonst womöglich als Lebensmittel zweckentfremdet werden könnten, zu einem angeblichen Anteil von zehn Prozent den raffinierten Überresten von Urwäldern und Dinosauriern beigemischt werden, die unsere individuelle Mobilität sicherstellen?

Sind es wirklich 10%?

Nach den Spezifikationen der sich selbst überwachenden Mineralölindustrie unterscheidet sich herkömmlicher Sprit gar nicht von dem Geburtstagskind E10. Während Bleifrei, Plus, Premium, Power, Supreme, 95, 98 und wie sie alle heißen (war es nicht schön, als es einfach nur Diesel, Normal und Super gab?) einen Bio-Anteil von fünf Prozent haben soll, werden bei der wenigstens nicht nach Heizöl stinkenden Billigvariante weitere 10 % hochkonzentrierter Futtermaissaft beigemischt. Früher nannte sich das während und nach der Prohibition ‚Panscherei‘, aber wenn der Stationär einen Zettel an den Zapfhahn über die Werbung klebt, dann nicken die Tankwilligen zufrieden, denn sie sind ja hinreichend informiert - ähnlich wie bei der Verbreitung und den Maßnahmen zur Eindämmung von Infektionskrankheiten.

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Vor 10 Jahren klebten die Autobahnmeister einfach ein grünes Läppchen neben das Zapfsäulensymbol, fertig war der E10-Hinweis

Folgeschäden ausgeschlossen

Jeder Autofahrer kann guten Gewissens die neue Benzinart tanken. Denn laut BGDIEG21 (Abk. f. Bundesverband für Gesundheit und Desinfektionsmittelinjektionsgeinführungsgesetz im Jahre 2021) verhält sich das Bioethanol quasi wie Wasser, senkt also lediglich die Motorleistung, die sonst durch umständlichen Erlass von Geschwindigkeitsbeschränkungen oder gar Aufstellung von Straßenschildern herbeigeführt werden müsste. Warum also überhaupt ein Warnhinweis gegeben wird oder warum nicht jedes Kraftfahrzeug sowieso mit ein und demselben Kraftstoff fahren kann (nachträglicher edit: hierzu auch Artikel Solo-Sternenkrieg lesen), bleibt also offen, wird aber schon keine Bedeutung haben. Schließlich liegt die Wahrscheinlichkeit, im Lotto ‚sechs Richtige‘ zu haben, bei unter 1:14 Mio. oder 0,0000000715%, und Spieler sagen rhetorisch: ‚warum sollte ich nicht gewinnen’, für Raucher wie Nichtraucher an Krebs zu erkranken bei 1:2 oder 50%, und Raucher sagen analog dazu: ‚warum sollte es mich treffen‘.

Hurra - Der beliebteste Kraftstoff aller Zeiten

Seit seiner Einführung hat sich entsprechend gerechtfertigt das wertvolle E10 nicht nur durch die Steuererleichterung - bei einem Liter besteht der Preis nur zu 84 statt zu 87 Prozent aus Staatsabgaben (nicht vergessen: ab 1.1.21 kommt noch die CO2-Steuer dazu, nach heutigen Schätzungen etwa 14ct) - einen Platz in den Herzen der Autofahrer gesichert, auch sein zweifelsfreier Ruf als Umwelttreibstoff mit Zukunft verschafft ihm einen Marktanteil von beinahe 30% bei den nicht biologisch abbaubaren flüchtigen Flüssigkeiten, obwohl er ja in der Herstellung deutlich teurer ist als das abgeschriebene Normalbenzin mit 95 Octan. Immerhin müssen die Lieferanten den eigentlichen Sprit mit den Kuhabfällen so mischen, dass man es weder riechen noch sehen kann.

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