Durchatmen in jeder Krise - eine Stunde weniger frische Luft
Niemand weiß, warum das Klopapier nicht knapp oder die Bundesliga und French Open verschoben wird, denn Sorge um die Zuschauer (nicht beim Toilettengang) kann es nicht sein. Die meisten Leute sitzen ohnehin zu Hause vor dem Fernseher und würden nie auf die Idee kommen, ein Stadion oder überhaupt eine Veranstaltung aufzusuchen, die nicht nur Bewegungsenergie, sondern auch noch Geld kostet. Zwar kostet Fernsehen auch Geld, die Rundfunkbeitragsfirma hat gerade wieder die Preise erhöht, natürlich ohne als Grund den gefallenen Ölpreis zu nennen, aber das geht ja vom Konto ab und muss nicht manuell aus der Tasche genommen und einem infizierten Kassierer in die Hand gedrückt werden.
Deutschland und seine Hygieneartikel, eine unendliche Liebesgeschichte
Nachdem alle Probleme der Welt dem Medienvirus zum Opfer gefallen sind - weder gibt es hungernde Menschen in Afrika, Flüchtlinge an den europäischen Grenzen, warme Winter oder schmelzende Gletscher noch unerwartete Sichtungen des Ungeheuers von Loch Ness - ärgern sich Putin, Erdogan und Trump maßlos, weil sie nicht mehr an erster Stelle der Nachrichten im wichtigsten Land der Welt stehen. Immerhin hält sich der orangefarbene Greis mit seinem Angebot, die Tübinger Serumschmiede für eine Milliarde zu kaufen, im Geschäft. Es ist für einen Staatsmann mit Format und Weitsicht selbstverständlich, den Slogan ‚America first‘ auf diese Weise umzusetzen und 20.000 Panzer an der norddeutschen Küste anzulanden, das natürlich keinen Zusammenhang hat, ebensowenig wie die Telefonate mit dem ukrainischen Staatschef.
Aber die Leute sind es leid, dem Schwachsinn weiter Folge zu leisten, sogar die Bildzeitung versucht seit Montag Worte wie Covid19, Sars-CoV2 (die für Bildzeitungleser ohnehin schwierig zu lesen sind), Corona oder Panik in ihren Schlagzeilen zu vermeiden und sucht verzweifelt nach anderen unterhaltsamen Katastrophen. Sogar die von Fatim Merz in einem österreichischen Puff geholte Viruserkrankung rückt vor den wichtigen Dingen in den Hintergrund: wie viel Toilettenpapier braucht jeder Haushalt, um sich sicher zu fühlen?
Aktuelle Studien belegen: 12 Jahre für Zellstoffprodukte sind Minimum
Die Berechnung beruht auf jahrzehntelangen Forschungen im Bereich Diarrhoe und Origami. Für finanziell schlechter gestellte Haushalte soll daher eine Aufhebung der Baubeschränkungen Abhilfe schaffen: jede Bruchbude kann einen Erker erhalten, in dem die Rollen gelagert werden können. Eine Überprüfung, dass der Ausbau tatsächlich nur der Aufbewahrung von Zweilagigem dient (Dreilagiges wäre zu teuer), ist vorgesehen, sobald eine Übereinkunft mit der Bahn getroffen wurde, dass die Fahrkartenkontrollen nicht wieder aufgnommen werden und das endgültig freiwerdende Personal dafür eingesetzt werden kann, sobald es von der Überwachung der Ausgangssperre befreit ist.
Was ist nun mit der Sommerzeit?
Damit die bisher wichtigste Änderung in der EU nicht in Vergessenheit gerät: die Zeitumstellung wird ebenfalls verschoben, aber nicht um den durchschnittlichen Wert von einem Jahr, damit die Infizierung der Zeitmesser in jedem Fall die Quarantäne übersteht, sondern um genau eine Stunde. Statt nachts um Zwei werden die Uhren am letzten Märzwochenende erst um Drei eine Stunde vorgestellt. Die Uhrenminister berieten dazu sicher in einer Videokonferenz und fanden eine Einigung, dass die fehlende Stunde nicht in die Zeit des Sonnenaufgangs fällt. Die Auswirkung auf die Bevölkerung sei damit minimiert. Zu schade, dass sich in der selbsterdachten Krise rund um einen Erkältungsvirus sonst bisher niemand um die Menschen Gedanken gemacht hat. Wirtschaftshilfen werden milliardenweise zugesichert, aber ob der vor dem wirtschaftlichen Aus stehende einzelne Arbeitnehmer wegen unbezahlten Urlaubs nicht weiß, ob er seine Uhr noch reparieren kann oder für Toilettenpapier ausgeben muss, hat niemand berücksichtigt.
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