Ich würd’ so gerne zum Friseur …

Es ist ein bisschen wie kurz vor Weihnachten: völlig überraschend bleiben nur noch Tage bis zum Fest, und man hat noch nicht daran gedacht, Geschenke zu besorgen, zu denen vorab jeder gesagt hat ‚dieses Jahr schenken wir uns nichts, anderswo müssen Menschen hungern, dann spenden wir doch lieber den Organisationen, die uns darauf aufmerksam machen’.
Nur dass das Geld, das man beim Friseur ausgibt, einem anderen guten Zweck zukommt, nämlich seine Mitmenschen nicht mit seinem Anblick zu erschrecken, wie es bei niedlichen tasmanischen Teufeln der Fall ist, die sich plötzlich aufrichten und ihre Zähne zeigen. Klar kann ich notfalls meine Haare selbst schneiden, aber das Ergebnis droht noch schlimmer auszusehen als die Zossen einfach sprießen zu lassen.
Ich muss an den Pommesbudenbesitzer denken, der überlegt, ob er sein Geschäft wenigstens für Außer-Haus-Verkauf noch offen halten kann. Die Miete, den Strom für die Kühlung und die Gerätepflege kann er nicht einfach weglassen; es ist schon schlimm genug, dass seine Angestellten zuhause bleiben müssen, denn er bekommt keine Milliardenhilfen, die sich die Manager in die Taschen stecken (die Kurzarbeiter können zusehen, wie sie mit 59% des Gehalts klarkommen, dann lernen sie schonmal, was auf sie zukommt, wenn sie arbeitslos werden).
Die entgangenen Einnahmen im Verhältnis zu den Kosten, die eigene Arbeitsszeit natürlich nicht gerechnet … so kann er es gerade so schaffen, nicht in zwei Wochen das verstaubte ‚Aushilfe gesucht‘ abzuhängen und meistbietend auf ebay zu versteigern, weil sein Laden für immer geschlossen bleibt.

Ist also ‚wachsen lassen’ die humanste Lösung?

LADE ...

Wie geht es wohl den kleinen Friseurbetrieben analog dazu. Ich habe früher schon erkältete Friseurinnen gesehen, die mit Schutzmaske gearbeitet haben, um die Kunden nicht anzustecken. Wessen Schutz steht nun aktuell im Vordergrund; der der Kunden oder der Haarschneider; sind Haare ansteckend? Im Supermarkt oder der Straßenbahn sind 1,5 m Abstand nicht einzuhalten; hilft Luft anhalten, bis der bazillenschleudernde Sitznachbar aussteigt? Hätte ich geahnt, dass alle Dienstleister auf unbestimmte Zeit ihre Pforten schließen, wäre ich ja eine Woche eher gegangen, als es eigentlich noch nicht sein musste, aber jetzt ist es zu spät, die aufgeschobene Entscheidung zu bedauern.

LADE ...
©Bild von Nicola Giordano/Pixabay auf Alterix

Friseur - der krisenfeste Beruf

Ha, von wegen. Als Kind vor der Wahl stehend, Astronaut, Fußballspieler, Rockstar oder Feuerwehrmann zu werden, hörte ich immer wieder, dass Friseur ein krisenfester Beruf sei … und nun haben wir eine Krise, und alle Friseure haben zu. Nicht einmal die schlauen Grundgesetzmacher hatten so etwas 1948 auf dem Schirm. Es hat bis zur großen Koalition 1968 gedauert, dass überhaupt Notfallgesetze ins Grundgesetz aufgenommen wurden. Lange haben sich SPD und Gewerkschaften gewehrt, den Menschen die Grundrechte zu entziehen, und es hat auch nur gereicht, den Verteidigungsfall, Naturkatastrophen und Aufstände abzudecken sowie die Klausel der Verfassungsbeschwerde einzufügen, eine drohende Erkältungswelle war kein Szenario, dass man sich so dramatisch hätte ausmalen können.

Ist es so dramatisch?

Viele Politiker haben den Ernst unterschätzt (innerhalb von zwei Monaten sind aus einer Infektionsrate von 0,000025 % der Bevölkerung 0,00025 geworden, exponentiell hochgerechnet werden in zwei Jahren 250 Prozent der Bevölkerung infiziert sein, leider sind das nicht die pandemischen Ausmaße, die Ausgangssperren und Ladenschließungen begründen), andere wettern schon seit Jahren, den Notstand auszurufen - doch leider geht das nicht, denn die Ausbreitung eines Virus ist kein Verteidigungsfall und weder Katastrophe noch Aufstand. Dazu könnte es allerdings kommen, wenn die Frisiersalons weiter geschlossen bleiben und immer mehr Menschen mit wüsten Haaren herumlaufen, denn den Spaziergang an der frischen Luft darf uns niemand verbieten. Bleibt nur zu hoffen, dass die Langhaarigen freiwillig zuhause bleiben und die Menschen nicht in Angst und Schrecken versetzen, wie es die sich stündlich ändernden unklaren Behauptungen der Regierung schon genug tun.

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Kommentare

Kommentar von AlaraSky |

Lieber Herr Reporter. Ach du meine Güte, Sie sind ja völlig verstrubbelt. Zum Glück ist gerade Ausgehverbot, also diese Ausgangssperre. So, wie Ihnen die Haare zu Berge stehen, können Sie wahrlich nicht vor die Tür. Ist doch alles für was gut. Ich wünsche Ihnen alles Gute und eine scharfe Schere in der Nähe. Halten Sie die Ohren steif, obwohl man Ihre Ohren gar nicht sieht. Also, getreu meines alten Mottos: Hauptsache die Haare liegen. Ihre AlaraSky

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