Schule und Urheberrecht

Die Krise, mit der sich niemand mehr beschäftigen möchte, uns aber permanent unter die Nase gerieben wird, weil die Medien nichts besseres zu tun haben, hat Auswüchse in einer Richtung verursacht, die kein Verschwörungsmythos auf der Pfanne hat. Wir möchten gern etwas Positives beitragen und auf unserem Channel, Profil oder Account online etwas zeigen, das uns in der schweren Zeit geholfen hat - ein früher einmal normaler Wunsch, heute eher ein Phänomen.

Doch Vorsicht, das Urhebergesetz sagt ganz klar, dass wir, auch wenn wir etwas gekauft haben, dies nicht verwenden dürfen, um es mehreren Personen zur Ansicht zur Verfügung zu stellen. Was vor Jahren, als Daten- und Urheberschutz noch mit den Grundrechten kollidierte, das Dank Corona nur noch Makulatur ist, für einen Aufschrei bei youtube und Wikipedia sorgte, könnte heuer wieder zu einem Problem werden.

Falls jemals wieder Unterricht in Schulen stattfinden sollte, wo Kindern beigebracht wird, kreativ zu sein - zumindest solange, bis sie Lesen und vielleicht Schreiben können - könnte ein Pädagoge (m/w/d) auf die Idee kommen, was er früher selbst einmal erfahren hat, den Schülern (m/w/d) nahebringen zu wollen: Collagen.

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Ein nostalgischer Anblick - wie lange noch sind die Klassenzimmer leer?

Für diejenigen, die noch nie ein Klassenzimmer von innen gesehen haben, sei erklärt, was den Unterschied zu homeschooling ausmacht, bei dem alles erlaubt ist, außer die lieben Kleinen in der Telko mit dem Chef (m/w/d) auf den Schoß zu nehmen oder durchs Bild laufen zu lassen: das ist, wenn aus alten Zeitschriften Schnitzel ausgerissen oder ausgeschnitten und auf eine bewegliche Unterlage - nein, kein Schreibtisch, sondern zum Beispiel eine große Pappe oder Tonpapier - geklebt werden, um ein völlig neues Motiv zu kreieren.

Aus einer entsprechenden Anzahl von fröhlichen Modelgesichtern von Pafumwerbungsseiten wird zum Beispiel eine Baumkrone voller Köpfe; oder die Reifen aus der Automobilwerbung in einer mit Wachsmalkreide geformten Schüssel zusammen mit den Alufelgen zu einem Gummimetallsalat.

Was zu Hause noch in Ordnung geht, weil es ja niemand zu sehen bekommt, außer vielleicht die Großeltern, falls die sich jemals wieder zu Besuch zu kommen trauen, stellt für die Öffentlichkeit der Schule ein immenses Problem dar. Denn solche Collagen werden gern ausgestellt, über die Garderobe vor den Klassenzimmern gehängt oder gar an einem Tag der offenen Tür quasi jedem dahergelaufenen Passanten, von denen einer bei der Gema arbeiten könnte, aufgedrängt, es sich anzusehen.

Damit verstößt so eine Collage gegen das Urheberrecht und die Verwertungsgesellschaften müssen einschreiten. Die Identifizierung der Gesetzesbrecher wird leichtfallen, da die Lehrer ja Namen, Datum und Klasse auf die Rückseiten schreiben und die Bürokratie geht ihren Gang.

Jeder Schnipsel wird zurückverfolgt und auf dargestellte Person, Auftraggeber und Fotograf untersucht. Kompliziert wird es nur, wenn die zugrundeliegenden Druckwerke der Schule von einem Kioskbetreiber (m/w/d) kostenlos zur Verfügung gestellt wurden, der die alten Zeitschriften auf diese Weise einem besseren Zweck als der Verwertung in der Toilettenpapier- oder Eierkartonherstellung zukommen lassen wollte. Dann wird diese Person ebenfalls zur Rechenschaft gezogen, es soll niemand glauben, dass gute Absichten oder Unwissenheit in diesem Lande vor Strafe schützen.

Ähnlichkeiten mit derzeitigem Verfahren der Sperrung von Posts, Videouploads oder Podcasts, die in ihrer Zahl höher sind als ihre Zuschauer/Hörer (m/w/d), das aber nicht zählt, weil die Möglichkeit, es weltweit zur Verfügung zu stellen ausschlaggebend ist, wären rein zufällig und nicht beabsichtigt.

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