Tempolimit - Nicht mit uns!

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©Bild von Gerd Altmann/Pixabay auf Alterix

„Wir sehen unser vermeintliches Grundrecht massiv infrage gestellt. Das, lassen wir uns nicht gefallen!“ So lautete die unmissverständliche Message einer tobenden Menschenmenge, die für Stunden die Autobahn A1 in Richtung Bremen lahmgelegt hatte. Und das, während der Rushhour. Ihrem Aufrufen in den sozialen Medien waren Tausende gefolgt. Gemeinsam wollten die Freunde des schnellen Fahrens gegen das drohende Tempolimit auf deutschen Autobahnen protestieren. „Wir kämpfen hier alle für unser gutes Recht, weiterhin so schnell fahren zu dürfen, wie wir das wollen!“, brüllte der Wortführer von dem Autodach seines Porsche in die Menge. Die Massen johlten.

US-Präsident bezieht Stellung

Unterstützung bekamen sie von den Lobbyisten der Autoindustrie – ganz eigennützig, versteht sich. Hochrangige Vorstandsmitglieder von BMW, VW, Mercedes und Audi ließen es sich nicht nehmen, dabei zu sein. Dafür wurde extra die Gegenspur gesperrt. Mit diesem hohen Besuch hatte zwar niemand gerechnet, aber schnell waren Bier- und Würstchenbuden organisiert. Auch die Medien rückten mit einem riesigen Aufgebot an Fahrzeugen und Presseleuten an. Diese außergewöhnliche Aktion wurde live im TV übertragen. Auch berühmte Rennfahrer sowie unzählige Autosportliebhaber meldeten sich über Facebook zu Wort: „Jungs, ihr habt unsere volle Unterstützung!“ Und Präsident Trump twitterte: „Keep it up!“

Demonstranten schlagen Gegenentwurf vor

Der Präsident der Autoindustrie hielt eine glühende Rede: „Meine Freunde, nur gemeinsam schaffen wir Werte. Wir kennen die Wünsche unserer Verbraucher zu gut. Unsere Wirtschaft erlebt gerade einen Aufschwung und wir sorgen dafür, dass es so bleibt. Jeder sollte das Recht auf einen PS starken Wagen haben. Das Auto muss ein Statussymbol bleiben, wofür arbeiten wir denn sonst?"

Die Menge jubelte ihm euphorisch zu. Der Wortführer der Demonstranten bedankte sich und richtete sich dann auch nochmal an seine Fans: „Brüder, wir alle lieben schnelle Autos, daher lassen wir uns unsere Leidenschaft nicht rauben. Nicht von diesen Öko-Fuzzis! Außerdem beweisen Statistiken, dass ein Tempo Limit überhaupt nichts bringt. Und im ernst, wer verursacht denn die Verkehrsunfälle auf den Autobahnen? Sind es nicht die übervorsichtigen Kriecher, die ängstlichen Hausfrauen und die vielen Greise? Wäre es da nicht sicherer Verkehrsschilder mit der Aufschrift Vorsicht! Opa mit Hut, aufzustellen? Sicherlich doch effektiver als ein Tempolimit. Daher unsere Forderung an die Regierung: Striktes Autobahnfahrverbot für alle Fahrzeuge unter 120 PS. Wer unbedingt langsam fahren will, sollte besser die Landstraße benutzen. Nur so wird der Verkehrsfluss nicht behindert. Und die Aussage, dass der CO 2 Ausstoß sinkt, wenn man das Tempo reduziert, stinkt gewaltig. Kommt ein Tempolimit, dann tummeln sich nämlich noch mehr Sonntagsfahrer auf Deutschlands Autobahnen. Das hätte zur Folge, dass die Werte steigen. Außerdem richtige Männer braucht dieses Land und keine weichgespülten Öko-Heinis. Ein Motor soll dröhnen, ein Auspuff muss röhren, damit man das Vibrieren der PS Zahlen unterm Hintern spürt."

Danach richtet er sich an die vielen Demonstrantinnen: „Mal ehrlich, welche sexy Lady würde sich von einem Elektroauto beeindrucken lassen?“

Nach dem das Gekreische endlich geendet hat, fährt er fort: „Wir lassen uns unser Image nicht kaputtmachen. Dafür kämpfen wir, wenn’s sein muss, bis zum bitteren Ende!“

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