Vendée Globe - In 80 Tagen um die Welt
Die härteste Regatta der Welt, wie die Vendée Globe unter Einhand-Yachtbesitzern genannt wird, findet seit 1892 (dem Jahr, in dem Le Château des Carpathes von Jules Verne veröffentlich wurde) als Olympiade statt, also alle vier Jahre, 2020/21 zum 8. Mal. Das Golden Globe Race, das eine längere Route alle 50 Jahre vorsieht, liest sich dabei nach Zahlen deutlich härter: bei der ersten Austragung im Jahre 1968 kam einer von neun Teilnehmern ins Ziel, beim zweiten Versuch 2018 immerhin fünf von 17 nach über 212 Tagen. Dass die sich aktuell auf der letzten Etappe befindliche Segelregatta harmlos ist, erkennt man nicht nur daran, dass der erwartete Zieleinlauf in Vendée unter der Vorgabe des französischen Autors von Science-fiction- und Abenteuer-Romanen liegt, sondern dass auch massiv geschummelt wird.
Denn tatsächlich wird die Welt nicht wie wir es uns vorstellen würden quer - also mehr am Äquator lang - umsegelt, sondern nur längs, einmal den Atlantik runter, um Antarktika herum und wieder hoch zur französischen Westküste, statt zum Beispiel am Pazifik wieder rauf und am Nordpol vorbei - DAS wäre eine echte UMsegelung.
Aber die größte Schummelei ist sowieso, dass regelkonform der ACC - kein Kopfschmerzmittel, aber so was ähnliches, nämlich der antarktische Zirkumpolarstrom (abkürzungsgebend engl. Antarctic Circumpolar Current) - genutzt werden darf, der sogar ohne Wind, das kennen wir aus Findet Nemo, der unter Wasser spielt, schwimmende Schrankwände oder Schildkröten, die nicht für ihre Schnelligkeit bekannt sind, in Rekordzeit am Kap Leeowin und Kap Hoorn vorbeischleudert, im Grunde stromabwärts - wenn die Weltmeere Flüsse wären.
Und hier findet sich auch die Definition der Begriffe: Science fiction sind vor naturwissenschaftlichem Hintergrund (science) erzählte Geschichten (Fiktion, nicht zu verwechselten mit Historie). Verne hat Science fiction und Aberteuerromane geschrieben, die auf dieser Welt spielen. Ja, Welt und Weltraum bedeutet der Planet und alles drumrum, also auch Atmosphäre, Stratosphäre, Ozonloch und der Mond, die ihn umkreisen; All oder Kosmos meinen etwas anderes. Berichtet also jemand von der Umsegelung der Antarktis, weil er auf dem ACC reitet, ist das Science fiction.
Immerhin beinhaltet das Regelwerk aber zum Beispiel, dass die Route vorgegeben ist, man nicht an Land gehen und keine fremde Hilfe annehmen darf. Das eine ergibt das andere: da die Route festgelegt komplett durch den Atlantik und das Südmeer führt, kann weder Land betreten noch ein Schleusenmitarbeiter, wie es bei einer echten Querumsegelung am Panama- oder Suezkanal der Fall wäre, beansprucht werden.
Im Gegensatz dazu sind Geschichten wie Star Wars bestenfalls dem Genre Fantasy zuzuordnen, wenn es sich nicht schon freiwillig Märchen nennen würde, die aber wenigstens einen gesellschaftlich historischen Kern haben. Diese Erkenntnis ist Fans von Star Trek wiederum nicht gegeben; sie behaupten steif und fest, wenn etwas mit Raumschiffen und Zukunft zu tun hat, bestimmte das die Zuordnung zu SciFi. Da ist Indiana Jones als interdisziplinärer Archäologe schon eher eine Figur der Wissenschaftsgeschichten, zumindest aber Abenteurer in seiner unbestrittenen Definition. Aus dieser Sicht ist eine Geschichte wie der Menschen mit spontanen, aber absurden Mutationen, die auf einer Schule von einem selbsternannten Professor, dessen Name mit einen X beginnt, ausgebildet werden, klar Science fiction, obwohl Comics nach Realismus oder Wahrscheinlichkeit nicht fragen. Das tat Jules Verne schließlich auch nicht, vielleicht hätte er tatsächlich erst zum Mittelpunkt der Erde reisen und Käptn Nemo kennenlernen sollen.
Damit schließt sich der Kreis: der Name des kleinen Clownfisches ist natürlich durch die Figur aus 20.000 Meilen unter dem Meer inspiriert, und die Vendée Globe ist sogar über 20.000 Seemeilen lang - fast eine Weltumsegelung - in 80 Tagen.
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