Verpackter Klimaschutz

Der Verpackungsmüll ist ein leidiges Thema, ebenso wie der Klimaschutz, mit dem sich inzwischen alle regierenden und oppositionellen Parteien in diesem Land einschmieren. Sie tun auch gut daran, denn selbst in dem Land, das die Automobilindustrie geboren, aufgezogen und mit anderen Industrien verheiratet hat, ihre Kinder hat aufwachsen sehen und es nun einfach nicht zu Grabe tragen will, sondern der Kadaver seit bald Jahrzehnten nach der Erfindung ressourcenschonender Antriebstechnologien noch immer die Luft, die Erde und das Meer verpestet, werden Abkommen und Pakete geschnürt und verabschiedet, um die sich danach niemand mehr kümmert. Nicht umsonst hat der Begriff Verabschiedung im bürokratisch-juristischen Jargon eine andere Bedeutung als in der Umgangssprache. Politiker wollen schließlich volksnah sein und auf die Stimmen der Menschen hören.

Jüngstes Werk ist das Klimapaket 2030, dessen Jahreszahl bewusst gewählt wurde, damit es wie das erste Klimapaket aus den Neunzigern bis zum Stichjahr vergessen ist.

Was steckt drin im Paket?

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©Bild von photosforyou/Pixabay auf Alterix

So ein Paket wird gern mit bunten Sachen gepackt; da ist die Erhöhung der Prämien für Elektroautos erhalten, ein Verbot für neue Ölheizungen, Senkung der Mehrwertsteuer für Bahntickets … viele schöne Ansätze, die nichts bringen, nicht durchdacht sind und vor allem mit Klimaschutz so nah in Verbindung stehen wie ein Bergsteiger Tauchflossen im Gepäck hat.

Aber wer möchte von Politikern erwarten, dass sie sich mit etwas auskennen, das sie selbst nur aus der Presse kennen, die schlecht über sie schreibt? Die meisten Politiker sind eh’ nur nebenberuflich mit dem Wohl ihres Landes beschäftigt, die meisten haben einen Juraabschluss einer polytechnischen Hochschule aus DDR-Zeiten.

Doch es geht ja um die Reduktion von unnötigem Ressourcenverbrauch. Heimlich wurde nämlich den Gewerbetreibenden eine besonders clevere Verpflichtung auferlegt. Ab dem Jahr 2023 schon ist der Kassenbeleg für jeden Einkauf Pflicht. Nichts mehr mit ‚brauchen Sie den Bon?‘ im Supermarkt oder Discounter, der sowieso gedruckt und dann zerknüllt wird und unter dem Sitz der Kassiererin oder des Kassierers verschwindet. Ab dem Stichtag gilt für jeden Einkauf eine Belegpflicht, also auch am Gemüsestand auf dem Markt beim Bauern des Vertrauens, in der Eisdiele, am Vegane-Würstchen-Stand oder bei dem Ballonverkäufer in der Fußgängerzone und der Dönerbude. Denn nichts brauchen wir dringender als einen Zettel, auf dem ‚Döner mit alles’ steht.

Was ist der Plan?

Aber warum kommt eine ökologisch orientierte Regierung auf die Idee, jährlich 200 Millionen Meter Kassenrollen mehr in die Republik zu schicken? Natürlich wissen wir alle, dass nicht Umweltbewusstsein, sondern Profit- und Machtgier die Entscheidungen bestimmen; und die Schaffung von Arbeitsplätzen in der Papierherstellung ist eine absolute Win-Win-Situation für Industrie und Politik.

Doch haben die Menschen in diesem Land etwas davon, außer einem schlechten Gewissen, überhaupt noch rauszugehen und einzukaufen? Der Zwiespalt zwischen bravem Konsumenten und rebellischem Öko, der in den 80ern auch noch gegen Atomkraft und Krieg auf die Straße ging, nähert sich seinem Höhepunkt.

Und an dieser Stelle wird klar, dass es schlicht der perfide Plan der Kaugummihersteller ist, der seit langem dem selben Zwist unterliegt. Waren früher noch die einzeln verpackten Kaustreifen marktbeherrschend, gibt es heute überwiegend Plastikschachteln, in denen zuckerfreie - stattdessen mit anorganischen Stoffen angereicherte - zähe Zahnreiniger bei jeder Bewegung in der Tasche lustige Geräusche machen. Und wohin nach dem zweifelhaften Genuss? Herunterschlucken verschließt den Darm, weil der Körper die Masse ebensowenig verarbeiten kann wie die Natur.

Um dem Dilemma ein Ende zu setzen, das knubbelige Kunstwerk aus Zahnabdrücken auch nicht alternativ auf den Gehweg zu spucken, wickelt man es einfach in einen der nicht benötigten Kassenbelege, dann kann man es beruhigt in den nächsten öffentlichen Mülleimer werfen, ohne dass es die gesamte bundesdeutsche Wirtschaft verklebt.

Die Zahlen sprechen für sich. Die Menge an mehr benötigten Bons deckt sich bis auf wenige Tausend mit der Anzahl an Kaugummis, die ohne umschließendes Papier verkauft werden. Da haben die Kompetenten in der Politik doch mal wirklich richtig entschieden.

Denken Sie also daran, wenn Sie keine Kaugummis kauen, ihre überflüssigen Belege an einen Vorbeigehenden mit sinnfrei bewegtem Unterkiefer weiterzureichen; aber vergessen Sie nicht, aus Gründen des Datenschutzes zuerst die Ware und den Preis unkenntlich zu machen, denn es könnte sich ein getarnter Finanzbeamter hinter dem Wiederkäuer verbergen, der die Übergabe der Steuererklärung auf dem Bierdeckel erwartet.

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Satire & Sarkasmus
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