Videotheken wiedereröffnen!

LADE ...
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Das Klischee von ‚früher war alles besser‘ ist der Lieblingsspruch jeder Generation ‚Ü‘. Aber stimmt das auch? Erinnern wir uns an unsere Jugend - egal, ob sie 60, 50, 40 oder 30 Jahre her ist -, fällt ein Jahrzehnt besonders auf: das nach der Ölkrise, als das Demonstrieren gegen Abrüstung und Wale endlich Früchte trug. Oder hat irgendjemand gedacht, das die lachende Sonne auf den Plastikstickern mit ‚Atomkraft - nein danke‘ im entferntesten ein Hinweis auf die alternative Nutzung der Sonnenenergie gewesen sein könnte?

Damals gab es an jeder Straßenecke eine Tankstelle, die Spritpreise waren mit Bleifarbe an die Hauswände gemalt - Nachhaltigkeit mal anders. Ach nein, das Wort gab es damals noch nicht mal. Genausowenig wie Gluten, Veganer oder Dinge wie ‚political correctness‘ oder andere paradoximorone Anglizismen.

Und neben jeder Tankstelle der Treffpunkt der Leute, die sich nicht leisten konnten, in die Kneipe zu gehen, um dort ein Bier beim Bundesligaspiel auf dem 60cm-Röhrenfernseher zu sehen: die Videothek. Bundesliga gibt es nicht mehr, nur noch auf Sky, das früher Teleclub hieß und Roger Willemsen zu Ruhm verhalf; Fernseher gibt es nicht mehr und Videotheken auch nicht, sie sind genauso aus dem Stadtbild verschwunden wie die Tankstellen.
Da kann es mit der Welt ja nicht besser werden, wenn alle guten Dinge mit digitalen Notlösungen ersetzt werden. Es gibt DVDs, die genauso aussehen wie CDs, nur dass da mehr Daten draufpassen - erklär mal einer, dass das nicht völliger Quatsch ist. Statt Super-Ingo im Manta gibt es jetzt e-Mobilität. Aber Tankstellen dafür genausowenig wie Ladestationen für den Videofreund.
Um sich und ihre Existenz zu retten, begannen die Videothekeninhaber zuerst damit, neben den in liebevoll gestalteten Plastikhüllen verborgenen VHS-Schätzen auch naheliegendes Videoabendbegleitmaterial zu verleihen, wie zum Beispiel Knabbergebäck und Erfrischungsgetränke, die über das Wochenende günstiger gemietet werden konnten, dann wurde mit den ersten DVDs dazu übergegangen, auch die Abspielgeräte anzubieten, die wegen der Versäumnisse der Industrie lange Zeit nicht käuflich zu erwerben waren.

Unsere Meinung

Natürlich will niemand heutzutage noch ein überdimensionliert aufgerolltes Magnetband in einer 15 kg schweren Kassette hin und her schleppen oder auch nur eine silberbedampfte Scheibe, Streaming ist das Zauberwort.

Die Anonymität der 80er erlaubte, sich unter dem Namen eines Schauspielers bei der Videothek als Mitglied einzutragen und Filme des Namensvetters Chuck Norris mit einem Wert von 600 DM zum Tagessatz von 2,50 DM zu mieten. Irgendjemand hat dann wohl gerechnet und festgestellt, dass das genauso unverhältnismäßig ist wie 4,7 GB auf einer 12 cm großen Plastikscheibe mit einer 3,5 cm breiten Datenspur. Die Entwicklung ging weiter und die Verleihe, die den Filmstudios angeschlossen waren und Lizenzen erwerben mussten, drängten auf immer frühere Veröffentlichungstermine, um überhaupt noch etwas zu verdienen. Lag zu Zeiten von Beverly Hills Cop noch ein Jahr vom Kinostart bis zum ersten Tag in der Videothek und zwei weitere bis zur deutschen TV-Erstausstrahlung, so beginnt der Startschuss der ersten Streamingdienste heute 6 Stunden nach der Öffnung der Vorverkaufsstellen für die Kinopremiere.

Diese Schnelllebigkeit könnte bald der Vergangenheit angehören, wenn wir uns auf die entspannte Zeit besinnen, in der man beim Stöbern in den Regalen Leute kennenlernte, mit denen man sich auf Anhieb verbunden fühlte: Jogginghosen, Turnschuhe und Vokuhila bei den Männern, Vinylrock, rosa Pumps und Dauerwelle bei den Frauen.

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Kommentare

Kommentar von Melanie Dittmer |

Früher war alles besser. Ich sage es ja immer wieder. Und das, obwohl ich noch kein Dino bin mit meinen 44 Jahren. Erst neulich las ich dazu einen blendenden Artikel, der auch genau so heißt "Früher war alles besser": https://city-prepping.de/frueher-war-alles-besser - der Artikel ist mit einem zwinkernden Auge geschrieben worden. Also nicht alles so ernst nehmen. Ich vermisse die Videotheken ebenso. Lieblingsfilm aus meiner Videozeit: Sie leben. Hat auch einen ziemlichen Bezug zu heute, da wir gewissermaßen in einer Scheinwelt leben. In "Sie leben" entdeckt ein Typ, dass wir alle von Aliens regiert werden und alle Schlüsselpositionen von ihnen besetzt wurden. Heutzutage sind es vielleicht keine Aliens oder Reptoloiden, aber oft korrupte Berufspolitiker die der Lobby und sich selbst dienen, während sie in die nächste Kamera lächeln.

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