Warum immer mehr Krankenhäuser in psychosomatische Kliniken umgewandelt werden
Die Rufe nach dem Pflegenotstand werden immer lauter, Jeder möchte ein Stück vom Kuchen der fehlenden Pflegekräfte und Ärzte abhaben. Was früher noch eine Infrastruktur war, ist heute nicht mal mehr als In, geschweige denn als Struktur, zu bezeichnen.
Rund um Krankenhäuser siedelten sich im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts Facharztpraxen an, rund um die Arztpraxen öffneten Apotheken, damit die Pharmaindustrie bloß keinen Cent an den ausgestellten Rezepten versäumen konnte (damals natürlich noch Pfennig und Groschen). Heute ist das anders. Der Strom der Patienten wird umgeleitet. Natürlich nach wie vor in die Apotheken aus dem vorgenannten Grund, aber der Weg führt nicht über die Krankenhäuser, sondern direkt zu den Ärzten in die Praxen.
Die Freude darüber ist entsprechend groß, während die Hausärzte, in erster Linie Internisten, sich nicht nur vor Patienten, sondern auch Mitbewerbern und Nachfolgern bei der grundlegenden medizinischen Versorgung nicht retten können, ergibt sich aus der intelligenten Umverteilung der Lasten, dass auch das Abrechnungsprozedere ihnen mehr und mehr entgegenkommt.
Um sicherzustellen, dass die Menschen auf dem Land genau die ihnen zustehende Versorgung erhalten, werden neben dem Rückbau und unterlassener Instandhaltung/-setzung der öffentlichen Verkehrswege wie Schienen und Straßen vor allem der Verkauf der Krankenhäuser und der Pflegeeinrichtungen vorangetrieben. Was an manchen Stellen unbemerkt bleibt, vor allem bei dementen Patienten, die wenig Besuch erhalten, löst einen Sturm der Entrüstung in dem Personenkreis aus, der an wenigsten damit zu tun hat: den Ärzten und Pflegekräften.
Ausgebildetes und kompetentes Personal überschwemmt den Markt, darum wird auf Landkarten geschaut, wo zu viele Einrichtungen in dünn besiedeltem Gebiet stehen.
Es ist in etwa vergleichbar mit dem fünften Berliner Flughafen.
Um den Menschen auf dem Land einen Anreiz zu geben, in die Städte zu ziehen, wo auf derzeit 10.527 Einwohner ein Hals-Nasen-Ohren-Spezialist und zwei Optiker kommen, und auf jeden 514. Optiker ein Allgemeinmediziner, werden die in unattraktiver Lage befindlichen Krankenhäuser an den Mindestbietenden veräußert. Das sind in der Regel Gesellschaften, die von der Pharmaindustrie unterstützt werden, damit ein Nachweis über die verbotenen Tierversuche bei Medikamenten erbracht wird.
Jeder Besucher und Patient, ob stationär oder ambulant, wird bei Betreten des Gebäudes, das er für ein Krankenhaus gehalten hat, dazu verpflichtet, wenigstens sieben Präparate im Frühstadium der Testphase einzunehmen; bevorzugt wird, da ‚iv‘ so ekelig klingt und viel zu aufwendig ist (wer will schon mit einem Infusionsschlauch durch die Gänge rennen), die orale Verabreichung in präparierten Kuchen und Kaffeeersatzgetränken, die schließlich jeder dort zu sich nimmt.
Analysen haben gezeigt, dass vor allem auf dem Land immer weniger Menschen zum Arzt gehen. Das muss natürlich daran liegen, dass die Menschen weniger krank werden und nicht etwa daran, dass in ihrer Gegend der letzte Arzt vor geraumer Zeit mit 75 Jahren in Rente gegangen ist und jetzt Hartz4 bekommt, da er bei seinen Abrechnungen der Kassenärztlichen Vereinigung vertraut hat und sein Sachbearbeiter sich eine Insel in der Karibik gekauft hat. Da die Wege in die nächstgrößere Ortschaft nicht zu überwinden sind, bleiben die Leute zu Hause oder suchen die Gebäude auf, die früher mal Krankenhäuser waren - und siehe vorheriger Absatz, so schließt sich der Kreis und wir wissen endlich, warum es keine Krankenhäuser mehr gibt.
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