Zwei Dinge: Erstens und Zweitens
Zwischen Desinformation und Clickbaiting.
Wir durften es alle erleben, sofern wir wussten, was diese Begriffe überhaupt bedeuten. Denn während die jungen Leute jede Überschrift und jedes Bild, das ihnen auf dem Display ihres Handgerätes gezeigt wird, für seriöse Information halten, sind die Älteren der Ansicht, dass allein die Bild-Zeitung es erfunden hat, die Großbuchstaben als Kaufanreiz zu nehmen.
Wobei man fairerweise eingestehen sollte, dass kurze Wörter grundsätzlich unterbewertet werden, schließlich ist erwiesen, dass Urmenschen lediglich einsilbige Grunzlaute zur Verständigung verwendet haben, warum sollte man sich davon absetzen? Und dass es heute besser denn je funktioniert, wissen wir auch. Denkleistung sollte möglichst nicht erbracht werden, bevor der zu melkende Konsument geklickt und damit Daten und Geld generiert hat.
Doch was ist nun der Grund für die vielsagende Überschrift? Kritikpunkt am Clickbaiting ist schließlich, dass die versprochenen Informationen im weiterführenden Text nicht gegeben werden.
Es gibt eine Absichtserklärung der EU, künftig mehr Einfluss auf die Art und Weise der Darbietung zu nehmen, wie innerhalb der Grenzen Informationen verbreitet werden. Das klingt wohlfein, doch was mag sich dahinter verbergen?
Wir werden es nie erfahren
Ebenfalls die EU wollte einst durchsetzen, als es noch keine medialen Panikattacken gab, dass Werbung wie Rechnungen in Deutschland den Grundsatz der Klarheit und Wahrheit erfüllen.
Wie gut das funktioniert, wissen wir alle von der Stromrechnung, die wir einmal im Jahr erhalten und ohne Jurastudium kein Wort und ohne Betriebswirtschaftsdissertation keine Zahl verstehen.
Für die Werbung sollte gelten, dass mit ‚nackter Haut‘ nur Hautpflegeprodukte beworben werden und bei technischen Geräten kein Eindruck entstehen dürfe, der außerhalb des Nutzens oder der Bedienbarkeit läge.
Was in Deutschland und mutmaßlich der Welt seit über anderthalb Jahren passiert, können wir nicht genau sagen, da die ursprünglichen Wege der Informationsgewinnung verschwunden sind. Zwar gibt es noch all die Medien, genau genommen werden sie immer mehr und immer schneller, doch was bleibt davon im Bewusstsein der mündigen Bürgerinnen, Bürger und Bürger* (Gendersternchen) hängen?
Ein Kabarettist sagte Ende März 2020 bezogen auf die oben genannte Publikation mit vier Buchstaben: die wollen nicht informieren - Das ist natürlich sehr einseitig. Vielleicht wollen sie informieren, aber nur gegen Geld und ohne Gewähr, dass die bezahlten Informationen fake oder real sind. Und die Verantwortung, Informationen zu interpretieren und eine Meinung zu bilden, bleibt dem Konsumenten überlassen. Darauf geht der besagte Kabarettist im Hinblick auf seine Person ein, dass er eine Überzeugung nur aus 1. den Dingen gewinnen kann, die er weiß und 2. die er sich denkt - und wenn die Information fehlt, wächst die Überzeugung einzig aus Gedanken in seinem Kopf.
Die verbreiteten Nachrichten und die Fragen, die man sich aufgrund dessen stellen kann und vielleicht sollte, haben sich - das ist leider völlig unsatirisch - in den vergangenen anderthalb Jahren zurückentwickelt wie seit fast 90 Jahren nicht mehr. Und bevor ich zu einem humorvollen Abschluss komme, möchte ich jedem anbieten, eine interpretationsfreie website anzusehen und sich anhand der dort grafisch dargestellten Zahlen Fragen beantworten wie:
1. Welche Aussagekraft haben Prozentzahlen, wenn man die absoluten Zahlen nicht kennt?
2. Welche Aussagekraft haben absolute Zahlen, wenn man die Relationen nicht kennt?
Der/die/das geneigte/r* Leser/in/um darf nachzählen, dass in diesem Beitrag tatsächlich das Versprechen der Überschrift eingelöst wurde, doch es gibt kein Versprechen, das man nicht brechen kann. Wenn nicht mehr zu unterscheiden ist, ob es sich um seriöse oder satirische Nachrichten handelt, ist der Punkt erreicht, den zumindest die USA glaubten, mit Donald (der Ente oder dem Präsidenten) überwunden zu haben.
Kommentare
Kommentar von Apropos |
Stichwort "Bürgerinnen, Bürger und Bürger* (Gendersternchen)":
Habe heute eine Überschrift gelesen: "Junge Katholiken erwägen Gott künftig mit Gendersternchen zu schreiben" ... da war Alterix mal wieder früher mit der "Erkenntnis"
Kommentar von Als Kind |
Als Kind hab ich mal einen Witz gehört:
Die Oma besucht den Enkel, holt eine Münze aus ihrem Portemonnaie und sagt: hier hast du ein blitzblankes neues Fünfmarkstück. - Ach Oma, ein alter, zerknüllter Zehnmarkschein hätte es doch auch getan.
So einen Witz kann man heute nicht mehr erzählen, weil weder das 2-Euro-Stück noch der 5-Euro-Schein auch nur ansatzweise einen vergleichbaren Wert haben. dass sich die Oma nicht schämen müsste, so etwas anzubieten.
Aber gut, dass Biontech, Pfizer, Johnson und Co täglich Hunderte Millionen blitzblanker, neuer Zwei-Euro-Stücke verdienen.
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