Mobile Notrufe

Der gefürchtete Notfall kann überall eintreten: auf dem Fußweg, im Auto, im Park, radelnd, zu Luft und zu Wasser. Übertrieben? Nein, wenn du daran denkst, wohin du am liebsten Ausflüge unternimmst. Aussichtsorte ziehen magisch an, ebenso Brücken und Berge. Und gerade Senioren sind heute gern unterwegs.

Leider sind wir im Alter körperlich nicht mehr ganz so fit wie in jungen Jahren und somit entscheidet das zügige Eintreffen des Rettungswagens im Ernstfall über Leben und Tod. Die Welt der mobilen Notrufsysteme bietet viele Optionen. Sie verspricht Freiheit und Sicherheit zugleich und wird unter Umständen sogar von den Pflegekassen bezuschusst. Erfahre hier mehr über Eignung, Auswahlkriterien, Technik und Möglichkeiten.

Inhaltsverzeichnis

Wusstest du schon?

Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Feuerwehr in einigen Gegenden für Krankentransporte zuständig. Heute übernimmt die Rettung im Notfall meist der Arbeiter Samariter Bund, das Deutsche Rote Kreuz oder der Malteser Hilfsdienst. Das Ausmaß an lebensrettenden Transporten, die diese großen Hilfsorganisationen durchführen, lässt sich anhand von Zahlenbeispielen am besten ausmachen: So gab es beispielsweise im Jahr 2014 in der 128.000 Einwohner starken hessischen Stadt Offenbach 13500 Krankentransporte. Etwa 10 Prozent der Einsätze erfolgten in lebensbedrohlichen Situationen.

Dann sind die Notfallsanitäter entscheidend. Sie müssen sofort reagieren, denn das Rettungsteam soll so schnell wie möglich vor Ort sein. Durchschnittlich trifft es in 8 bis 17 Minuten am Unfallort ein. Der diensthabende Rettungssanitäter analysiert blitzschnell die Lage und den Gesundheitszustand des Patienten und leitet sofort die notwendigen Maßnahmen ein. Den Beruf des Rettungssanitäters gibt es übrigens erst seit 2014 und er ist die höchste nichtärztliche Qualifikation im Rettungswesen. Nicht ohne Grund, denn Notfallsanitätern wird viel abverlangt:

  • mit Körperflüssigkeiten wie Blut, Erbrochenem etc. umgehen
  • Konzentrationsfähigkeit, Entscheidungsfähigkeit und Empathie
  • Verantwortungsbewusstsein

Notrufgeräte mit GPS-Ortung sichern eine schnelle Rettung für unterwegs

Schonung und Überfürsorglichkeit durch die eigenen Kinder, ist nicht zwingend das, was sich Senioren wünschen. Manche fühlen sich dann eher entmündigt, was selbst gute Beziehungen belasten kann. Je mehr Selbstständigkeit und Eigenverantwortung ein älterer oder geschwächter Mensch einbringen darf und kann, umso wohler wird er sich fühlen. Pfleger und Angehörige werden sich ebenfalls freuen.

Ein mobiles Notrufsystem ist ein stiller Sicherheits-Begleiter und Freiheitsbringer, sowohl im Alltag, also wenn du dich in der näheren Umgebung aufhältst, als auch, wenn du dich mal davon entfernst, zum Beispiel auf Reisen. Mobile Notrufe funktionieren üblicherweise EU-weit. Du bewahrst dir deine Unabhängigkeit: bei deinen Hobbys und allen anderen Unternehmungen, ohne dass du irgendetwas absprechen oder ankündigen musst. Der mobile Notruf besteht aus einem Mobiltelefon mit einer speziellen Notruftaste und eventuell noch einem Zusatzgerät mit über Funk angebundener Notruftaste.

In einer Notsituation drückst du einfach den Knopf an deinem Arm oder an der Kette und beschreibst dem Mitarbeiter der Notrufzentrale deine Situation. Dein mobiles System besitzt eine GPS-Ortungsfunktion, durch die dich der Rettungshelfer gleichzeitig auffinden kann. So bekommst du auch Hilfe, selbst wenn du nicht genau weißt, wo du überhaupt gerade bist oder schlecht sprechen kannst.

Für wen eignet sich ein mobiler Notruf?

Ein mobiler Notruf mit GPS an Armband, Kette oder in der Tasche eignet sich für jeden älteren, unsicheren oder gesundheitlich gefährdeten Menschen. Gern wird er auch als Ortungssystem für Demenzkranke eingesetzt. Dabei muss natürlich eine Betreuungsperson darauf achten, dass der Träger des mobilen Notrufes den Sender auch dabeihat, etwa am Armband oder in der Tasche. In diesem Fall am besten am Armband. Besonders beliebt ist er auch bei Menschen, die sich nicht so sicher auf den Beinen fühlen und öfter draußen unterwegs sind oder Sport treiben, wie etwa Nordic Walking. Ganz besonders natürlich eignet sich die mobile Variante für Senioren, die Angst vor einem Überfall haben und öfter allein unterwegs sind.

Ist der mobile Notruf einfach zu handhaben?

Denkbar einfach. Die Ladestation steht üblicherweise an einem zentralen Ort. Wenn du zu Hause bist, lässt du dein Mobilgerät am besten in der Ladestation, damit es vollgeladen ist, wenn du dich ins Abenteuer stürzen willst. Das mobile Sendegerät nimmst du dann mit. Es überträgt deine Daten im Notfall über das Mobilfunknetz. Dieses tragbare Sendegerät ist handlich und klein, damit es in jede Tasche passt oder eben um den Hals oder Arm. Es ist auch viel einfacher zu bedienen als ein Handy. Höherpreisige Systeme beinhalten sowohl ein Mobiltelefon mit SOS-Knopf und integrierter Euro-SIM-Karte für den Gebrauch im gesamten EU-Gebiet als auch ein Funkarmband, dass in der Regel wasserdicht ist und auch über einen Notfallknopf verfügt. Per Funk sind beide Geräte miteinander verbunden.

Hinweis

Notfallsysteme in Neuwagen

Falls du dir gerade die Anschaffung eines Notrufes überlegst, aber auch die Anschaffung eines Neuwagens ansteht, wisse einfach: Seit 2016 ist in Neuwagen ein automatischer Unfallmeldedienst fest verbaut und seit März 2018 ist er sogar Pflicht. Solch ein Notrufsystem erkennt eine Kollision und meldet den Unfall automatisch. Unfallmeldedienste können aber auch in Form eines Steckers  nachgerüstet werden. Notmelder in Autos sind mit Beschleunigungssensoren ausgestattet. Die Sensoren erkennen einen plötzlichen Aufprall sowie die Stärke des Aufpralls.

Meist wird jedoch gleichzeitig ein Smartphone samt spezieller Unfall-App benötigt, an die das Gerät den Aufprall sendet. Die App meldet dann den Unfall, inklusive der Position des Fahrers, an die Notrufzentrale. Die Zentrale nimmt wiederum Kontakt zum Fahrer auf. Falls dieser nicht sprechen kann, schickt sie sofort einen Rettungswagen. Anbieter dieses Dienstes sind die teilnehmenden Kfz-Versicherer.

Peter Slawik, Vorsitzender des Fachausschusses Kraftfahrtversicherung im Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) ist sich sicher, dass Dank des Unfallmeldedienstes Leben gerettet wird, da die Rettungskräfte schneller am Unfallort sein können.

Vor- und Nachteile von mobilen Notrufen

Der Vorteil gegenüber dem Hausnotruf liegt auf der Hand. Du bist nicht ans Haus gebunden. Der Empfang ist im Grunde überall gegeben, solange das Mobilgerät aufgeladen ist, du es dabeihast und dich nicht zufällig gerade in einem Funkloch befindest. Funklöcher sind mittlerweile eher eine Ausnahme.

  VORTEILE NACHTEILE
Sicherheit / Risiko Sicherheit, ob du nun spazieren gehst oder einkaufen geringes Rest-Risiko, dass kein Empfang besteht
Ortung / Ortung nicht ganz so eindeutig wie bei fester Adresse
Kosten / in der Regel höhere Kosten asl beim Hausnotruf

nicht alle Geräte werden bezuschusst
Lebensqualität jederzeit ein gutes Gefühl Mobilgerät muss aufgeladen werden, bzw. Batterie gewechselt

Preise und Anbieter

Die Kosten für einen mobilen Notruf können sehr unterschiedlich ausfallen, je nach Ausstattung des Systems und der Qualität. Systeme mit Mobiltelefon und Notfallarmband sind teurer als simple Notrufsysteme. Bei den mobilen Systemen fällt eine Bereitstellungsgebühr zwischen 10 und 50 Euro an. Dann musst du noch die monatlichen Kosten für den Bereitschaftsdienst der Notrufzentrale bedenken, sodass du dann auf etwa 40 Euro im Monat ohne Zusatzleistungen kommst. Es gibt deutliche regionale Unterschiede.

Daher vergleiche Geräte und Dienste und überlege dir vorher, was du benötigst und was dir wichtig ist. Wer sich nicht weit vom Haus entfernt oder Verwandte in der Nähe hat, benötigt in der Regel auch keinen mobilen Notruf, sondern kommt mit Hausnotruf oder Notmeldern mit oder ohne SIM-Karte gut zurecht, bei denen dann auch keine monatliche Gebühr anfällt. Viele mobile Notrufsysteme mit 24-Stunden-Notrufzentrale sind von den Pflegekassen als Pflegehilfsmittel zugelassen. Mit Pflegegrad und entsprechender Genehmigung der Pflegekasse werden die Kosten für ein mobiles Notrufsystem anteilig übernommen.

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Quellen

https://www.praktischarzt.de/medizinische-berufe/notfallsanitaeter/
Büchlein (113 Seiten): „Pflege zu Hause“, Ratgeber für die häusliche Pflege vom Bundesministerium für Gesundheit
https://www.sanmedi.shop/24-std-notrufsysteme
https://www.gdv.de/de/themen/news/versicherer-starten-automatisches-notruf-system-fuer-autos-10496

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