Die Qualität unseres Trinkwassers

Die EU stellt sicher, dass du, egal wo du dich in der Europäischen Union befindest, Trinkwasser zur Verfügung hast, welches du bedenkenlos trinken kannst. Doch was bedeutet bedenkenlos überhaupt und ist das gleichzusetzen mit gesundheitsförderlich? In diesem Artikel widmen wir uns der Wasserqualität sowie Sicherheit des Trinkwassers und der Frage, welches Wasser das beste ist und ob es sinnvoll ist, dieses zu filtern.

Inhaltsverzeichnis

Wie steht es um die Trinkwasserqualität in der EU?

Die EU-Trinkwasserrichtlinie regelt unter anderem Wasserversorgungssicherheit, Reinheit, Genusstauglichkeit sowie bessere Zugangsmöglichkeiten und Versorgungsgewährleistung benachteiligter Gruppen. Qualitätsstandards müssen von den Wasserwerken eingehalten werden, sodass das Wasser bis zum Wasseranschluss in Gebäuden und Haushalten den Anforderungen entspricht. Die Richtlinie setzt Grenzen für das Vorkommen bestimmter Stoffe fest, um die Sicherheit zu gewährleisten. Sie orientiert sich dabei auch an Aussagen der WHO, wie etwa in diesem Beispiel: „Der Wert für Chrom wird von der WHO derzeit noch überprüft und es sollte daher ein Übergangszeitraum von 15 Jahren gelten, bevor der Wert verschärft wird.“1

Die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basierenden Parameterwerte sollen die Einhaltung der folgenden Faktoren sicherstellen:
• Abwesenheit von schädlichen Stoffen und Mikroorganismen
• Anwesenheit von natürlichen Mineralien und essenziellen Elementen
• Lebenslänglich unbedenkliche Wasserversorgungsanlage
• Vertrauenssteigerung der Bürger und somit Wasserkonsumenten
• Orientierung und Verpflichtung für Mitgliedstaaten, welche zusätzliche Werte festsetzen können, um auch die Gesundheit der Menschen im jeweiligen Gebiet zu schützen
Die Regelungen betreffen übrigens das Wasser für den menschlichen Gebrauch, welcher sich außer Trinken auch auf andere Bereiche des täglichen Lebens erstreckt wie Kochen, Putzen oder Körperpflege. Der Artikel fokussiert sich jedoch auf das Trinkwasser.

Die Beobachtungsliste

Verschiedene Stoffe werden auf Beobachtungslisten gesetzt und Grenzen verschiedener chemischer Substanzen nach Beobachtung, Veränderung von Umweltfaktoren und Erkenntnisgewinn verändert. Zwei Beispiele von chemischen Stoffen auf dieser Liste sind das im Körper hormonell wirksame Nonylphenol und ß-Östradiol. Ein weiteres Beispiel ist Blei. Das Ziel ist es, EU-weit eine Obergrenze von 15 μg/l festzusetzen. Das ist aktuell nicht oder nicht überall einheitlich möglich aufgrund der bestehenden Bleirohre in Gebäuden, welche nicht alle sofort ausgetauscht werden können. Daher wird der aktuelle Wert von 10 μg/l für die nächsten 15 Jahre beibehalten.

Aufgrund der Industrialisierung, Lebensweise und Umweltfaktoren kommt es auch vor, dass bei Trinkwasserkontrollen neue Stoffe nachgewiesen werden, wie etwa Mikroplastik, Medikamente oder hormonell wirksame Substanzen. Diese werden ebenfalls beobachtet.

Was bedeutet unbedenklich?

Die Wasserrichtlinie stellt sicher, dass der Konsum von Leitungswasser unbedenklich ist. Doch was bedeutet das genau? Giftige Stoffe wie beispielsweise Medikamentenrückstände in unserem Trinkwasser können nicht zu 100 Prozent ausgeschlossen werden. Doch die festgelegten Parameter gewährleisten, dass die Gesundheit nicht gefährdet wird. Dabei wird auch die langfristige Einnahme berücksichtigt, sodass sichergestellt wird, dass das Wasser ein ganzes Menschenleben lang, ohne gesundheitliche Probleme zu verursachen, konsumiert werden kann. Konzentrationen von eventuellen Schadstoffen seien so gering, dass sie, auch auf lange Sicht, keine gesundheitlichen Probleme verursachen.

Wodurch wird Trinkwasser verunreinigt?

Umweltverschmutzung und andere Faktoren beeinträchtigen die Trinkwasserqualität, wie folgende Punkte zeigen:
• Wasser ist ein verderbliches Lebensmittel. Wenn es länger steht, können sich darin Keime entwickeln.
• Schmerzmittel ist die am meisten konsumierte Kategorie der Arzneimittel, gefolgt von Antidiabetika und Antiepileptika. Spuren davon befinden sich auch in unserem Trinkwasser.
• Hormonell wirksame Stoffe werden durch die Ausscheidung von Medikamenten im Grundwasser nachgewiesen. Sie wirken in so kleinen Mengen, die europaweit nur von wenigen Labors nachgewiesen werden können. Bei Fischen wurde in manchen Gewässern wie etwa der Schwechat in Österreich eine Häufung der Verweiblichung von männlichen Fischen festgestellt. Die langfristige Auswirkung auf Menschen ist noch nicht abschließend erforscht.
• Schwermetalle wie Kupfer, Blei oder Nickel können den Körper auf lange Sicht vergiften. Sie gelangen hauptsächlich über schlecht gewartete beziehungsweise veraltete Rohre ins Trinkwasser.
• Mikroplastik kann über die Umwelt oder auch über in Leitung verwendetes Material ins Trinkwasser gelangen. Aus der Meeres- und Umweltforschung sind Tumorbildung und andere physiologische Störungen im konsumierenden Organismus bekannt.

Welche Arten und Qualitäten von Trinkwasser gibt es?

In diesem Abschnitt werden die verschiedenen Wässer beschrieben und in Bezug auf Trinkwasserqualität miteinander verglichen.

Flaschenwasser

Bei in Flaschen abgepacktem Trinkwasser kann, abgesehen davon, dass sich im Falle einer PET-Flasche Mikroplastikpartikel lösen können, absolute Reinheit nicht garantiert werden. Das Wasser entstammt meist denselben Quellen wie Leitungswasser. Zudem wird die Umwelt durch den anfallenden Flaschenmüll stärker belastet und aus ethischen Gründen, wie du in diesem Artikel (W4) nachlesen kannst, ist es ebenfalls bedenklich, Flaschenwasser zu konsumieren.

Abgekochtes Wasser

Abgekochtes Wasser beseitigt Keime und tötet auch wertvolle Mineralien ab. Jedoch können nicht alle Schadstoffe, wie beispielsweise Blei, durch das Abkochen beseitigt oder unschädlich gemacht werden. Die Empfehlung, für Babys Wasser abzukochen, setzt auf Sicherheit, welche in diesem Fall als wichtiger eingestuft wird, als die Versorgung mit Mineralstoffen durch Wasserkonsum.

Destilliertes Wasser

Destilliertes Wasser ist frei von Schadstoffen, aber auch Elektrolyten, Mineralstoffen und Spurenelementen. Das Gerücht, dass dessen Konsum gefährlich sei und Körperzellen platzen, entspricht nicht den Tatsachen. Wenn eine normale Nierenfunktion gegeben ist, ist das Trinken von destilliertem Wasser, welches auch das reinste Wasser von allen Varianten ist, unbedenklich. Da jedoch Wasser zu einer wertvollen Quelle von Nährstoffen wie Calcium und Magnesium zählt, wird der langfristige Konsum als nicht gesundheitsförderlich angesehen.

Quellwasser

Quellwasser kann aus künstliche erschlossener oder natürlicher Quelle beziehungsweise auch mehrere Quellen hervorsprudeln. In jedem Fall muss es vor Verunreinigungen geschützt sein. Die Qualität wird von der Mineral- und Tafelwasserverordnung sichergetellt und das Wasser muss am Quellort abgefüllt werden.

Heilwasser

Heilwasser ist im Grunde genommen Quellwasser mit Extras. Wenn die darin enthaltenen Mineralstoffe beziehungsweise deren Konzentration laut wissenschaftlicher Untersuchung nachweislich einen positiven Effekt auf die Gesundheit, zur Vorbeugung oder auch Heilung haben, darf es als Heilwasser bezeichnet werden und wird amtlich als Arzneimittel anerkannt, was strengen Vorgaben unterliegt. Heilwasser ist als solches ausgewiesen, sodass du es beim Kauf gut erkennen kannst.

Mineralwasser

Dieses wird ebenfalls an der Quelle direkt abgefüllt und enthält wertvolle Mineralien und oft natürlicherweise Kohlensäure. Es darf nicht behandelt oder aufbereitet werden, um die Inhaltsstoffe zu erhalten. Lediglich Kohlensäure darf entfernt oder hinzugefügt werden. Färbende Stoffe wie Schwefel, Mangan und Eisen dürfen ebenfalls entzogen werden. Das Verfahren für die Anerkennung beinhaltet mehr als 200 chemische, mikrobiologische und geologische Untersuchungen. Mineralwasser muss als solches am Etikett bezeichnet werden.

Leitungswasser

Da sich dieser Artikel hauptsächlich auf Leitungswasser, welches Grund- und Oberflächenwasser entstammt, bezieht, wird es hier nur der Vollständigkeit halber aufgezählt und gilt zusammengefasst als genusstauglich, unbedenklich und für die Bedarfsdeckung an Flüssigkeit geeignet.

Wie sinnvoll ist es, Wasser zu filtern?

Da die Reinheit von Leitungswasser nicht gänzlich garantiert werden kann, bleibt die Frage offen, ob du selbst noch etwas für die Verbesserung der Qualität tun kannst, indem du das Wasser zusätzlich filterst.

Tischfilter bergen hygienische Gefahren. Wenn sie etwa nicht sachgemäß gereinigt werden oder Ersatzteile nicht regelmäßig ausgetauscht werden, können sich Keime bilden, die wiederum die Gesundheit gefährden, was den Einsatz eines Wasserfilters kontraproduktiv macht.

[… „Wusstest du schon“ Laut Bayrischem Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit wurden in Tests von gefiltertem Wasser Keimzahlen entdeckt, die die Trinkwasserverordnungs-Grenzwerte um mehr als das Hundertfache übersteigen.]

Da die Wasserqualität bis zum Wasseranschluss gewährleistet ist, aber nicht weiter, sind schädliche Stoffe, die danach ins Trinkwasser gelangen können, nicht ausgeschlossen. Ein Beispiel dafür ist Blei, welches sich in (alten) Rohren befindet. Auch wenn Trinkwasser als sicher gilt, muss trotz festgelegter Grenzen angemerkt werden, dass sich grundsätzlich Schadstoffe im Wasser befinden, wenn auch in kleinen Mengen.

Die Verbraucherzentrale erachtet einen Wasserfilter direkt hinter dem Wasserzähler installiert, für sinnvoll. Mehr darüber, was du für die Qualität deines Trinkwassers tun kannst, erfährst du in diesem Artikel (W6).

Fazit

Leitungswasser gilt in der Europäischen Union als sicher, was bedeutet, dass dessen lebenslänglicher Konsum zu keinen gesundheitlichen Schäden führt. Verschiedene Substanzen wie Medikamentenrückstände, Mikroplastik, Keime und Schwermetalle können das Wasser verunreinigen. Die EU-Trinkwasserrichtlinie setzt Grenzwerte fest, innerhalb derer Schadstoffe als unbedenklich gelten. Dennoch kann eine hundertprozentige Reinheit nicht gewährleistet werden. Auch aufgrund der Tatsache, dass durch die im Haushalt verlegten Rohre giftige Stoffe wie Blei ins Wasser abgegeben werden. Destilliertes Wasser ist die sauberste Möglichkeit, wobei wertvolle Mineralstoffe fehlen. Bei gesundheitlichen Problemen kann gezielt auf Heilwässer zurückgegriffen werden, welche den höchsten Wert für die Gesundheit haben. Für den langfristigen Verzehr und zur Gesunderhaltung eignet sich Mineral-, Quell- und Leitungswasser. Wie du selbst die Qualität von Leitungswasser verbessern kannst, erfährst du in diesem Artikel (W6).

Bitte rechnen Sie 9 plus 9.

Quellen & Hinweise

https://www.consilium.europa.eu/de/press/press-releases/2019/03/05/safe-and-clean-drinking-water-eu-updates-quality-standards/
https://eur-lex.europa.eu/eli/dir/2020/2184/oj?locale=de
https://ec.europa.eu/environment/water/water-drink/legislation_en.html
https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/umwelt-haushalt/wasser/brauche-ich-einen-wasserfilter-5534
https://science.orf.at/v2/stories/2954809/
https://www.derstandard.at/story/1356572/hormone-im-wasser-ungefaehrlich
https://www.wassertest-online.de/blog/schwermetalle-im-trinkwasser/
https://www.wassertest-online.de/blog/mikroplastik-im-leitungswasser/
https://www.wassertest-online.de/blog/mikroplastik-im-leitungswasser/
https://www.derstandard.at/story/1339637845751/genauer-betrachtet-wie-gefaehrlich-ist-das-trinken-von-destilliertem-wasser
https://www.mdr.de/wissen/faktencheck/faktencheck-destilliertes-wasser-100.html
https://www.t-online.de/gesundheit/ernaehrung/id_46155248/destilliertes-wasser-trinken-ist-das-gefaehrlich-.html
https://www.thermencheck.com/wellnessblog/e-was-ist-thermalwasser-1686/#thermalwasser-trinken
https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/wellness/thermalbaeder/index.html#deutschland
https://www.qua.or.at/wp-content/uploads/2019/03/Skript_WASSER_DS_A4_wasser_web11.pdf
https://www.lgl.bayern.de/lebensmittel/warengruppen/wc_59_trinkwasser/index.htm
https://www.oekotest.de/essen-trinken/-Mikroplastik-in-Mineralwasser-Teile-aus-Plastikflaschen-landen-im-Getraenk-_11269_1.html

 

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