Die Geschichte des Sofas: Eine Reise von der Antike bis zur Neuzeit

Fernsehen, lesen, schlafen, essen, telefonieren, im Internet surfen, mit Freunden und Familie zusammensitzen – für all das wird das Sofa heute genutzt. Es gibt wohl nur sehr wenige Haushalte in Deutschland, in denen sich nicht wenigstens ein Sofa findet. Doch das Sofa steht heute nicht nur in privaten Haushalten. Es ist auch in Büros, Restaurants und an Flughäfen zu finden. Sofas gibt es bereits seit der Antike. Doch das Möbelstück hat sich in Sachen Aussehen, Nutzungsart und Komfort massiv verändert. Über die Jahrhunderte hat es sich vom ungemütlichen Ruhemöbel zum Luxusgut und schließlich zum Massenprodukt entwickelt.

Inhaltsverzeichnis

Kline: Das Sofa vor dem Sofa

Die frühesten Formen des heutigen Sofas gab es im antiken Griechenland: Bei der so genannten Kline handelte es sich um eine Bank oder Liege aus Holz, Marmor, Elfenbein oder Metall. Diese Möbelstücke waren zweifelsohne sehr prachtvoll, gemütlich waren sie aber eher nicht. Klinen wurden sowohl in privaten Haushalten aber auch an öffentlichen Orten eingesetzt. Die Griechen ließen sich auf diesen frühen Sofas nieder, um zu speisen. Bei den antiken Griechen gab es auch schon so etwas wie unsere Sofa-Garnitur: das Triclinicum. Dabei handelte es sich um ein Ensemble aus drei Klinen.

Wie alles begann: Suffa statt Sofa

Was sich ein wenig anhört wie ein bayerischer Trinkspruch ist die ursprüngliche Bezeichnung für das Möbelstück, aus dem sich unser heutiges Sofa entwickelt hat. „Suffa“ ist das arabische Wort für Sofa und bedeutet so viel wie Ruhebank. Der Begriff „Bank“ ist dabei ein deutliches Indiz dafür, wie bequem – oder eben auch nicht – die ersten Sofas waren. Wobei die Suffas bereits deutlich komfortabler waren als die Klinen der antiken Griechen. Bereits im zweiten Jahrhundert vor Christus fertigten die Griechen Geflechte aus Schnüren und Riemen an, auf denen Felle, Decken und Kissen drapiert wurden. Der Begriff „Sofa“ findet sich aber erst seit dem 17-ten Jahrhundert im deutschen Sprachgebrauch.

Sofa: Das gibt’s hier nicht

Über Jahrhunderte hinweg gab es in deutschen Häusern keine Sofas und auch keine Möbel, die ansatzweise an den Komfort der heutigen gepolsterten Sitzmöbel heranreichten. Es gab Gemeinschaftsräume, meist die Küche, in denen gekocht, Hausarbeit verrichtet und gegessen wurde. Als Sitzgelegenheiten gab es Schemel, Stühle und Bänke, die, wenn man Glück hatte, mit Decken oder Kissen als Komfortplus versehen waren. Daneben gab es noch Schlafräume, die keine weitere Funktion übernahmen und tagsüber ungenutzt waren.

Nicht für Jedermann: Sofas nur für den Adel

Das 17. und 18. Jahrhundert war die Zeit des Luxus und des Pomps – jedenfalls für eine kleine Gruppe: den Adel in Europa. Sie lebten in Palästen und anderen herrschaftlichen Anwesen, umgaben sich mit Kunst und Luxus jeder Art. Hierzu zählten auch hochwertige Möbelstücke wie die Sofas. Damals standen Sofas vorrangig in den Privatgemächern der Adligen. Hier ruhten die hohen Herrschaften tagsüber.

Das Sofa des 17./18. Jahrhunderts entsprach schon deutlich mehr dem Möbelstück, das wir heute als Sofa bezeichnen: Es besaß ein Gestell aus Holz, das in der Regel von einem Tischler oder Sattler angefertigt wurde. Für den Komfort wurde das Möbelstück mit Wolle, Rosshaar oder Federkissen gepolstert. Zum Schluss wurde das Möbelstück mit einem Bezug aus Stoff versehen. Die ersten Sofas dieser Art waren noch recht massiv, wurden aber im Laufe der Zeit immer filigraner. Besonders luxuriöse Exemplare sind heute noch in Schlössern zu sehen, die von der Öffentlichkeit besichtigt werden können.

Chesterfield-Sofa: Ein Klassiker wird geboren

Das Chesterfield-Sofa erfreut sich bis heute großer Beliebtheit. Geprägt ist das Sofa durch die markante Form mit den Armlehnen, die gleich hoch sind wie die Rückenlehne. Zu den weiteren Gestaltungsmerkmalen dieses Klassikers gehören der Lederbezug sowie das Rautenmuster und die Knopfheftung. Erfunden wurde es von Lord Phillip Stanhope, dem vierten Earl von Chesterfield. Die Idee für das Chesterfield-Sofa war, dass es Platz für mehrere Personen zum gemütlichen Sitzen bieten sollte. Dabei war dem Lord wichtig, dass die Kleidung beim Sitzen nicht geknittert wird.

Nur für Frauen: Die Ohnmachtscouch des 19ten Jahrhunderts

Die damaligen Sofas erinnerten eher an die heutigen Recamièren oder Ottomanen. Meist hatten sie keine Rückenlehne zum Anlehnen und dienten daher eher als Liegemöbel. Im 19-ten Jahrhundert bildete sich eine besondere Form des Sofas aus: das Ohnmachtssofa. Auf diesen konnten die Damen der feinen Gesellschaft sich nach einem Ohnmachtsanfall ausruhen, um wieder zu Kräften zu kommen.

Industrielle Revolution: Aus dem Sofa wird (fast) ein Massenprodukt

Durch die industrielle Revolution konnten viele Produkte, die einst ausschließlich in Handarbeit als Einzelstücke gefertigt wurden, in Massenproduktion gebaut werden. Die auf diese Weise ab Ende des 19ten Jahrhunderts gebauten Sofas waren, wie die meisten heutigen Sofas, mit Rückenlehnen und Sprungfedern ausgestattet. Trotzdem waren Sofas noch immer sehr teuer. Das Sofa zählte zu den Luxuseinrichtungsgegenständen. Entsprechend standen Sofas damals auch nicht in der Küche oder anderen Räumen, die täglich genutzt wurden. Das Sofa war Teil der Ausstattung der guten Stube, des Wohnzimmers, in dem die Familie oder auch Gäste am Wochenende oder zu Festen zusammen kamen. Meist bestand die Polstergarnitur aus einem Sofa und zwei Sesseln.

Sofas im 20ten Jahrhundert: Gemütliches statt repräsentatives Möbelstück

In der Mitte des 20sten Jahrhunderts, in der Zeit des Zweiten Weltkriegs sowie kurz danach, herrschte nach der Zerstörung weiter Teile der deutschen Städte massiver Wohnraummangel. Viele Wohnungen wurden von mehr als einer Familie bewohnt, so dass auf den Luxus von reinen Wohnzimmern in den meisten Fällen verzichtet werden musste. Wenn Sofas den Krieg überstanden hatten, dann wurden sie in der Wohnküche aufgestellt. Denn Wohnzimmer gab es nicht und das Schlafzimmer diente meiste allen Familienmitgliedern als Ort zum Schlafen.

Erst mit den Wirtschaftswunderjahren gab es wieder mehr Wohnraum und damit auch wieder die Möglichkeit, ein Wohnzimmer einzurichten. Das Wohnzimmer diente noch immer repräsentativen Zwecken. Aber mehr und mehr setzte sich die Funktion des Wohnzimmers als Zentrum der Familie durch. Dies zeigt sich auch im Design der Sofas im vergangenen Jahrhundert: Während die Optik von Sofas in den 1950iger und 1960iger Jahren durch Holz und Stoff geprägt war, wurden die Polstermöbel in den 1960iger Jahren immer farbenfroher und auch die Formen wurden extravaganter. Die Bezüge wurden nun oftmals aus Leder oder Kunststoff gefertigt.

Sofas heute: Komfortabel und vielseitig einsetzbar

Heutige Sofas gibt es in einer enormen Vielfalt, was Farben, Formen und Komfortstufen angeht. Die meisten Sofas werden in Massenproduktion gefertigt. Aber es gibt auch etliche Hersteller, die sich auf die manuelle Fertigung spezialisiert haben. Hier ist jedes Sofa tatsächlich ein echtes Unikat. Doch auch bei den Produkten aus Massenproduktion gibt es oftmals die Möglichkeit, ein und das selbe Sofamodell nach den eigenen Wünschen zu konfigurieren. Oftmals kann man die Farbe und die Bezugsqualität auswählen, oftmals stehen zudem Verstell- und Relaxfunktionen als Option bereit. Und schließlich gibt es viele Modelle wahlweise auch mit Schlaffunktion und Bettkasten.

Wie schon gesagt: Es gibt kaum einen Haushalt in Deutschland, in dem nicht mindestens ein Sofa zu finden ist. Der klassische Ort für das Sofa ist nach wie vor das Wohnzimmer. Allerdings gibt es auch Sofabänke, die in der Wohnküche beziehungsweise im offenen Wohnbereich als gemütliches Sitzmöbel am Esstisch genutzt werden. Im Gäste- oder Jugendzimmer sind zudem auch immer häufiger Sofas zu finden. Hier werden meist Schlafsofas gewählt, da diese eine praktische Doppelfunktion erfüllen. Da die meisten modernen Schlafsofas so komfortabel sind wie normale Betten, bedeutet dies keine Abstriche beim Schlafkomfort.

Außerdem werden Sofas heute nicht mehr nur in Innenräumen genutzt. Schon lange gibt es den Trend, Sofas im Wintergarten oder in der Gartenlaube zu nutzen, um hier ein zweiten Wohnzimmer nahe der Natur zu kreieren. Inzwischen gibt es auch Outdoor-Sofas, die ganzjährig im Freien bleiben können. Die Materialien sind so robust, dass sie selbst Feuchtigkeit und schwankenden Temperaturen trotzen. Auch diese Sofas sind mit komfortabel gepolsterten Sitz- und Rückenkissen ausgestattet, so dass diese Möbelstücke tatsächlich den Namen Sofa verdient haben.

Zeichen der Zeit: Sofas nicht nur für Menschen

Der Blick zurück zeigt, dass das Sofa immer auch ein Spiegel der Gesellschaft war: Lange Zeit war das Sofa ein Möbelstück für eine kleine, erlesene Schicht. Erst nach und nach konnte das einfache Volk den Luxus eines Sofas genießen. Aber zunächst war das Sofa trotzdem noch ein Luxusgut, etwas, das geschont werden sollte. Dann wurde das Sofa zu einem Gebrauchsgegenstand. Und nachdem das Sofa nun auch den Garten beziehungsweise Terrasse oder Balkon erobert hat, sind nun auch Sofas für Tier zu haben. Sofas für Hunde und Katzen sind die neuen Körbchen für die Vierbeiner. Sie bieten den Tieren viel Komfort und sehen außerdem auch noch schick aus. Während Hundekörbchen und Katzendecken immer ein Fremdkörper in der Einrichtung sind, fügen sich moderne Tier-Sofas nahtlos in das Einrichtungskonzept ein.

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