Ziergarten oder Nutzgarten oder beides?

Blumen zieren den Garten, Gemüse aus eigenem Anbau ist auch was Schönes. Die Entscheidung ist nicht leicht.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale des Ziergartens

Obwohl in Deutschland nahezu alles bis ins letzte Detail geregelt ist, gibt es keine verbindliche Definition, was ein Ziergarten ist. Üblicherweise dient er der Erholung und soll das Gelände schmücken. Wie unklar die Definition ist, lässt sich leicht am Beispiel eines Obstbaums aufzeigen. Der spendet Schatten und liefert gleichzeitig Obst, trägt also zur Ernährung bei. Kleingartenvereine verlangen in der Regel, dass ein konkreter Anteil des Gartens mit Pflanzen belegt wird, die einen Ertrag liefern. Sie sehen also einen Ertrag als Merkmal eines Nutzgartens an, alles andere ist Ziergarten.

Typisch für Ziergärten ist, dass die Optik und der Erholungswert im Mittelpunkt stehen. Eine mit Kies bedeckte Fläche, auf der einige Töpfe mit Pflanzen stehen oder eine Rasenfläche umgeben von Blumen zählt in der Regel als Ziergarten.

Der Ziergarten galt lange Zeit als Luxus und war ein Symbol dafür, dass hier Menschen leben, die nicht auf den Anbau von Obst und Gemüse angewiesen sind. Entsprechend hat sich der Ziergarten auch weit von der einheimischen Natur entfernt. Exotische Pflanzen, die ohne regelmäßige Pflege nicht gedeihen können, wurden schnell Teil eines jeden Ziergartens. Manche Gewächse darin überstehen ohne Frostschutz keinen Winter.

Das ist ein Nutzgarten

Der sogenannte Nutzgarten ist genau wie der Ziergarten nicht eindeutig bestimmt. Bei ihm steht aber der Anbau von Obst, Gemüse und Kräutern im Mittelpunkt. Er soll der teilweisen Selbstversorgung dienen. Das schließt aber nicht aus, dass du dich auch in einem Nutzgarten erholen kannst.

Letztendlich ist nicht unbedingt die Art der Bepflanzung ausschlaggebend, sondern der Grund, wieso du diese auswählst. Ein Obstbaum, der sorgfältig geschnitten wird, um einen maximalen Ertrag zu erzielen, ist eher im Nutzgarten als im Ziergarten zu finden.

Im Nutzgarten wachsen entweder einjährige Gemüsepflanzen oder mehrjährige Obstsorten. Laut botanischer Definition sind Gemüse Teile von Pflanzen, die nur einmal geerntet werden können und nach spätestens zwei Jahren absterben. Obst ist dagegen mehrjährig. Üblicherweise überstehen die Obstpflanzen sogar strenge Winter ohne jeglichen Schutz. Allerdings gibt es in den letzten Jahren einen Trend, auch im Nutzgarten exotische Sorten anzupflanzen, die einen Winterschutz benötigen.

Vor- und Nachteile

Ein Ziergarten gilt als weniger pflegeaufwendig als ein Nutzgarten. Dies stimmt allerdings nur bedingt. Ein Kiesgarten ist mit Sicherheit absolut pflegeleicht. Ein Vlies unter der Kiesschicht verhindert, dass sich ein Kräutlein in die gekieste Fläche verirrt. Rasen mit Blumenrabatten erfordert aber einen erheblichen Pflegeaufwand. Tatsache ist, dass viele Ziergärten so gut wie keine Pflege erfordern, sofern du keine Probleme damit hast, Chemie gegen Unkraut und Schädlinge einzusetzen.

Im Ziergarten kannst du Unkrautvernichter, Fungizide und Insektizide sowie Kunstdünger einsetzen, denn die Pflanzen dienen nicht der Ernährung. Mit der chemischen Keule sorgst du zusätzlich dafür, dass dich kaum Hummeln, Bienen oder Wespen belästigen. Ökologisch gesehen sind Ziergärten immer bedenklich. Naturnahes Gärtnern ist kaum möglich, denn Nützlinge brauchen Wildpflanzen.

Im Nutzgarten wirst du viele Pflanzen jährlich neu setzen müssen, denn Gemüse kann man nur einmal ernten. Das heißt: Jahr für Jahr alle abgestorbenen Pflanzen entsorgen und den Boden für Neuanpflanzungen vorbereiten. Du kannst den Pflegeaufwand verringern, wenn du Unkraut zulässt. Die Wildpflanzen im Beet schmälern zwar den Ertrag, aber sie sorgen auch dafür, dass sich Nützlinge wie Florfliegen und Marienkäfer im Garten wohlfühlen. Die zahlreichen Blüten locken auch Bienen und Hummeln an, die für die Bestäubung wichtig sind.

  Ziergarten Nutzgarten
Ökologie - meist Monokultur
- Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, um Pflegeaufwand gering zu halten
+ Monokultur wird vermieden, um den Ertrag zu fördern
+ Ansiedeln von Nützlingen ist einfach
Erholungswert + Spiel und Sport möglich
+ Pool möglich
+ Entspannungsoasen möglich
- kaum Möglichkeiten im Garten auszuruhen oder zu spielen
Pflegeaufwand - nur mit Einsatz von Pflanzenschutzmitteln gering - groß, bei klassischer Bewirtschaftung mit Jäten
+ klein, wenn Wildwuchs erlaubt ist
Wässern + nicht erforderlich, wenn Anzeichen von Dürre erlaubt sind
- regelmäßig, wenn der Rasen grün bleiben soll
- ohne ausreichende Bewässerung nur minimaler Ertrag
Anlegen + einmal optimal angelegt ist eine Neuanlage für Jahrzehnte nicht nötig - Gemüsebeete müssen jährlich neu angelegt werden
Optik + schmückt durch blühende Pflanzen - Ziert höchstens durch blühende Kräuter
Ertrag Schnittblumen Obst und Gemüse

Der Kompromiss

Früher war maximaler Ertrag wichtig, denn die Gartenfläche sollte die Selbstversorgung großer Familien sichern. Heute sind die Familien meist kleiner und im Garten gedeiht mehr Essbares, als die Besitzer verbrauchen können. Daher ist es kein Problem, wenn du keinen reinen Nutzgarten anlegst. Ideal ist ein sogenannter Bauerngarten.

Bauerngärten bestehen aus 4 gleich großen, rechteckigen oder quadratischen Beeten, die von zwei sich kreuzenden Wegen getrennt sind. Jedes Beet wird von kleinen Hecken umgrenzt. Ferner ist ein umlaufender Weg sinnvoll. Drei der Beete werden im Wechsel mit Stark-, Mittel- und Schwachzehrern bepflanzt, also mit Pflanzen, die einen unterschiedlichen Bedarf an Nährstoffen haben. Durch den jährlichen Wechsel verhinderst du, dass der Boden auslaugt. Das vierte Beet ist Kräutern und mehrjährigen Pflanzen vorbehalten.

Es bleibt Dir überlassen, ob du in die Beete Gemüse oder Blumen setzt. Meist wachsen Blumen direkt neben Gemüse, das macht den Reiz der Gärten aus. Bei einer Wegbreite von 60 cm und Beeten mit einer Seitenlänge von 4 Metern benötigt der gesamte Garten lediglich eine Fläche von 10 auf 10 Metern. Es bleibt also in der Regel genug Platz, um eine Spielfläche oder einen Rasen zum Relaxen anzulegen.

Du kannst dich also sowohl an einer Entspannungsoase erfreuen als auch Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten genießen. Als Abtrennung zwischen dem Nutzgarten und dem übrigen Bereich bieten sich Sträucher an, die essbare Beeren tragen.

Egal für welche Gartenart du dich entscheidest. Bitte einen Fachman um eine Boden- und Standortanalyse und um Vorschläge für die Bepflanzung. Je besser sich die Pflanzen für einen Standort eignen, umso weniger Arbeit macht dein Garten.

Bei der Bodenanalyse werden der Nährstoffgehalt, die Durchlässigkeit und der pH-Wert getestet. Die Standortanalyse umfasst auch die Licht- und die Windverhältnisse. Die Daten sind wichtig für die Wahl der Pflanzen. Ein lehmiger Boden hält beispielsweise die Feuchtigkeit sehr gut und ist daher ideal für Pflanzen, die viel Wasser benötigen.

Die Gemüsesorten Brokkoli, Gurken, Kartoffeln, Kohlrabi, Melonen und Tomaten brauchen viele Nährstoffe. Dazu kannst du Blumen wie Chrysanthemen, Federmohn, Rittersporn und Sonnenblumen setzen.

Für das Beet mit den Mittelzehrern eignen sich Aubergine, Chinakohl, Endivie, Radicchio, Rote Beete, Spinat und Stangenbohnen. Dazu passen Ziergewächse wie Bergenien, Blauer Eisenhut, Goldfelberich und Purpurglöckchen.

Buschbohnen, Erbsen, Feldsalat und Portulak sind genügsam. Für die Optik kannst du Astern, Gänsekresse und Grasnelken dazusetzen, auch kleine Ziergräser wie das einheimische Herz-Zittergras oder die Goldrand-Segge fühlen sich im kargen Boden wohl.

Du kannst im gewissen Rahmen den Boden verändern. Lehmboden wird durchlässiger, wenn du Sand untergräbst. Mit Torf kannst du den Boden ansäuern und mit Kalk lässt sich Säure binden. Kompost verbessert die Struktur und den Nährstoffgehalt.

Quellen

https://www.bauen-und-heimwerken.de/garten/nutzgarten-oder-ziergarten.htm
http://mietrecht-frankfurt-am-main.de/ziergarten-vs-nutzgarten-im-wohnungseigentum/
https://garten.de/garten/gartengestaltung/das-anlegen-eines-nutz-und-ziergartens-von-der-planung-ueber-das-pflanzen
https://www.mein-schoener-garten.de/bauerngarten-0
https://www.hausgarten.net/gartenformen/bauerngarten/bauerngarten-anlegen.html

Kommentar von Pia Jaschke |

Ich bin mit meiner Familie umgezogen von der Stadt ins Grüne und jeder freut sich über den neugewonnenen Platz. Aber nach dem offiziellen Steingartenverbot von vor ein paar Jahren, stellen meine Frau und ich uns jetzt die Frage, welche Art von Garten wir anlegen dürfen oder sogar müssen. Sind die in Ihrem informativen Artikel beschriebenen Gärtenarten irgendwie gesetzlich vorgeschrieben? Also ab einer bestimmten Größe muss man einen Nutzgarten integrieren? Müssen die Beete beim Bauerngarten von Hecken umgeben sein, damit es ein Bauerngarten ist? Wie komme ich denn dann an die Beete?

Kommentar von Susanne M. |

Ein Bauerngarten ist die ideale Kombination aus Zier- und Nutzgarten, weil hier sowohl Gemüsepflanzen als auch Blumen ihren Platz haben. Als Beetumrandung dienen niederwüchsige Pflanzen wie Lavendel oder Zwergliguster, niedrige Mauern oder Holzpfosten.
Eine interessante Variante des Ziergartens ist der englische Garten, vor allem bei größeren Grundstücken. Eine von Blumenbeeten eingerahmte Rasenfläche, von Blumenbögen überspannte Wege, eine schöne Bank oder gar ein dekorativer Pavillon verleihen deinem Garten Parkcharakter und machen ihn zu einer Oase der Erholung.
Schotter- und Steingärten sind tatsächlich regional verboten, weil sie Insekten und anderen Kleintieren keine Nahrung bieten und zudem den Boden versiegeln, sodass das Regenwasser nur noch schwer versickern kann.

Quellen:
https://www.gartenjournal.net/bauerngarten-anlegen
https://www.myhomebook.de/garten/englischer-garten
https://www.mein-schoener-garten.de/service/gartenrecht/schottergaerten-verboten-43171

Kommentar von Ludmilla |

Ich glaube, bei mir ist es eher ein Nutzgarten für Insekten. Ich achte nicht nur im eigenen Gemüsebeet darauf, welche Pflanzen sich vertragen und gut nebeneinander gedeihen. Auch für die Insekten pflanze ich gezielt bzw. lasse ich auch in manchen Ecken Brennnessel stehen, damit sich die Schmetterlingsraupen ansiedeln können. Der Einklang zwischen Mensch und Natur ist mir in meinem Garten ganz wichtig. So verzichte ich auch auf leuchtende Deko, um keine zusätzliche Lichtverschmutzung zu verursachen.

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