Was bedeutet ein erhöhter Ferritinwert?
Für einen Arzt ist es nicht immer einfach, anhand der Symptome auf die korrekte Diagnose zu kommen. Manchmal wird er Untersuchungen vornehmen, die dir auf den ersten Blick nicht zielführend erscheinen. Vielleicht gehst du mit Gelenkschmerzen oder Verdauungsbeschwerden in die Praxis und dein Arzt möchte dir Blut abnehmen, um das Eisen zu untersuchen. Warum ein erhöhter Eisenspeicher- bzw. Ferritinwert tatsächlich in vielen Fällen aufschlussreich sein kann und wie mögliche Behandlungen aussehen, erfährst du hier.
Wann ist der Ferritinwert zu hoch?
Der Ferritinwert zeigt an, wie viele Eisenionen dein Körper auf Vorrat hat. Eisen ist es ein wichtiges Element, wenn es um die Blutbildung geht. Doch auch andere Körperfunktionen benötigen Eisen.
Die Normwerte für das Ferritin schwanken stark in Abhängigkeit von Alter und Geschlecht. Während bei kleinen Babys bis zu sechs Monaten ein Wert bis zu 628 μg/ l in Ordnung ist, sollten größere Kinder höchstens einen Wert von 142 μg/ l aufweisen. Bei Erwachsenen ist vor allem das Geschlecht, aber auch weiterhin das Lebensalter ausschlaggebend für die Bestimmung der gesunden Menge des Ferritins. So liegt der Höchstwert von Frauen vor der Menopause bei etwa 112 μg/ l, nach den Wechseljahren bei 651 μg/ l. Männer haben auch im jüngeren Erwachsenenalter einen höheren Maximalwert von circa 310 μg/ l. Ab etwa 50 Jahren kann der Ferritinwert problemlos bis 665 μg/ l ansteigen.
Diese Zahlen solltest du nicht als unumstößliche Grenzwerte betrachten. Je nach individueller Situation und auch abhängig vom jeweiligen Labor, das den Ferritinwert bestimmt, können die Maximalwerte nämlich schwanken.
Ursachen für einen erhöhten Ferritinwert
Entzündungen
Die häufigste Ursache für zu viel Speichereisen im Blut ist die Akute-Phase-Reaktion. Das kommt daher, dass Ferritin ein Molekül ist, das rasch auf Störungen im Körper reagiert. So vermehrt es sich beispielsweise relativ schnell in Reaktion auf Entzündungen und Infektionen. Es kann somit auf Erkrankungen wie eine Grippe, aber auch auf eine Autoimmunerkrankung wie Rheuma hinweisen. Krebserkrankungen lassen den Wert ebenfalls in die Höhe schnellen. Der genaue Mechanismus hierfür ist noch unklar, doch es wird angenommen, dass ebenfalls die chronische Entzündung im Zusammenhang mit dem Tumor ursächlich ist. Damit ist der Ferritinwert ein „unspezifischer Tumormarker“. Er kann bereits im Rahmen einer einfachen Blutuntersuchung den Verdacht auf eine Krebserkrankung lenken. Rückschlüsse auf den Ort des Tumors sind nicht möglich. Daraus resultiert der Zusatz „unspezifisch“.
Eisenüberschuss
Sehr viel seltener ist die Ursache für einen erhöhten Ferritinwert die sogenannte Eisenspeicherkrankheit bzw. „Hämochromatose“. Diese ist auf einen Gendefekt zurückzuführen, der den Eisenstoffwechsel beeinträchtigt. Für gewöhnlich nimmt der Körper nämlich einfach kein Eisen mehr auf, wenn seine Speicher voll sind. Bei Menschen mit einer angeborenen Hämochromatose wird hingegen trotz eingetretener Sättigung weiterhin Eisen resorbiert.
In Einzelfällen können allerdings auch genetisch unauffällige Personen einen Eisenüberschuss haben und zwar dann, wenn sie Bluttransfusionen erhalten. Daher sollte nach einer solchen Transfusion das Speichereisen mehrmals kontrolliert werden.
Leberschaden
Wenn die Leber erkrankt, kann eine Folge die Erhöhung des Ferritinwerts sein. In den Leberzellen ist nämlich besonders viel Ferritin gespeichert. Sterben diese Zellen nun infolge einer Leberentzündung ab, wird das gespeicherte Ferritin ins Blut abgegeben. Eine Entzündung der Leber kann zum Beispiel aus chronischem Alkoholmissbrauch resultieren oder die Spätfolge einer Fettleber sein.
Eisenverwertungsstörung
Die Eisenverwertungsstörung kann verschiedene Ursachen haben. So geht sie beispielsweise aus einem Mangel an Vitamin B12 oder Folsäure hervor. Möglich ist auch eine Blei-Vergiftung. Weiterhin kann bei manchen Defekten, die den roten Blutfarbstoff Hämoglobin betreffen, eine Eisenverwertungsstörung auftreten. Neben den genannten gibt es noch einige weitere Ursachen, die einem erhöhten Ferritinwert zugrunde liegen können. Jede für sich ist jedoch sehr selten. Daher sparen wir sie hier der Übersichtlichkeit halber aus.
Was sind die Folgen eines erhöhten Ferritinwerts?
Hierauf gibt es keine Pauschalantwort. Ein Zuviel des Speichermoleküls verursacht keine unmittelbaren Schäden im Körper. Ist der Ferritinwert auf Dauer erhöht, kann die Leber darunter leiden. Das Risiko, einen Lerberzellenkrebs zu entwickeln, erhöht sich.
Generell lässt sich sagen, dass du dich bei einem erhöhten Ferritinwert unabhängig von der genauen Ursache mit hoher Wahrscheinlichkeit erschöpft und müde fühlen wirst. Auch Gelenk- und Magenschmerzen können auftreten. Eventuell kannst du Veränderungen an deiner Haut feststellen.
Ansonsten hängen die Folgen stark von der Ursache ab. Daher ist es wichtig, dass dein Arzt zügig weitere Anhaltspunkte sammelt, um eine Differenzialdiagnose stellen zu können. Aufschlussreich sind zum Beispiel weitere Entzündungsmarker (z. B. CRP), Glucose- und Lipidwerte, Kreatinin (Nierenwert) und Leberwerte.
Was kannst du gegen einen erhöhten Ferritinwert tun?
Auch hier können wir dir keine universelle Antwort geben. Um den Wert dauerhaft zu senken, muss natürlich die jeweilige Ursache angegangen werden. Einen Infekt musst du auskurieren. Gegebenenfalls bekommst du unterstützend ein Antibiotikum verschrieben. Eine Entzündung im Körper wie auch eine Krebserkrankung müssen fachmännisch behandelt werden.
Sollte tatsächlich eine seltene Hämochromatose die Ursache sein, ist Blutspenden ein bewährtes Gegenmittel. Auch der klassische Aderlass kann Abhilfe verschaffen. Ist der Ferritinwert bei Neuentdeckung der Erkrankung sehr hoch, musst du bis zu einem halben Liter Blut pro Woche abgeben. Später reichen dann monatliche bis jährliche Blutabnahmen. In gewissem Umfang hilft hier auch eine Umstellung der Ernährung. So solltest du eisenreiche Lebensmittel wie rotes Fleisch und Leber vermeiden.
Als akute Maßnahme kommt möglicherweise die sogenannte „Chelationstherapie“ infrage. Chelatbildner binden Eisen und senken auf diese Weise den Eisenspiegel im Körper.
Die häufigste Ursache für einen erhöhten Ferritinwert ist eine Entzündung oder eine Infektion. Als „Akute-Phase-Protein“ zeigt das Ferritin diese Gesundheitsprobleme durch einen raschen Anstieg an. Auch ein Tumor kann den Wert in die Höhe treiben. Dies ist vermutlich ebenfalls auf die mit dem Krebs einhergehende chronische Entzündung im Körper zurückzuführen. Sehr viel seltener ist das Problem ein Eisenüberschuss. Dieser tritt nur bei einem bestimmten Gendefekt (Hämochromatose) und gelegentlich bei Bluttransfusionen auf. Weitere Ursachen können ein Leberschaden oder eine Eisenverwertungsstörung sein. Letztere resultieren zum Beispiel aus einem Mangel an Vitamin B12 oder Folsäure.
Das Ferritin im Blut normalisiert sich dann wieder, wenn die Ursache der Erhöhung beseitigt wurde. Eine pauschale Gegenmaßnahme gibt es nicht. Der Infekt muss auskurieren, die Entzündung abklingen und der Tumor entfernt werden. Bei Eisenüberschuss aufgrund einer Erbkrankheit helfen regelmäßiges Blutspenden sowie eine eisenarme Ernährung.
Der Arzt wird den Ferritinwert bei Verdacht auf verschiedene Störungen bestimmen lassen. Er ist kein Bestandteil des kleinen oder großen Blutbildes. Ein solcher Verdacht könnte eine Anämie, also eine Blutarmut betreffen. Bei der Eisenmangel-Anämie wird der Ferritinwert eher niedrig ausfallen. Wenn es sich um eine Anämie der chronischen Entzündung handelt, wird das Ferritin hingegen erhöht sein. Grundsätzlich sollte der Ferritinspiegel immer nach Eisen- und Bluttransfusionen kontrolliert werden.
Bei Ferritin handelt es sich um ein körpereigenes Molekül, das in der Lage ist, freie Eisenionen an sich zu binden. Es ist zum Großteil in den Körperzellen zu finden. Hauptspeicherorte für Eisen sind die Leber, die Milz und das Knochenmark. Geringe Mengen treten auch in das Blut über. Grundsätzlich kommt Ferritin in Zellen von Menschen, Tieren und Pflanzen vor. Allerdings können wir es nicht über das Essen aufnehmen. Nur das Eisen, welches das Ferritin speichert, kann im Laufe des Verdauungsprozesses aus der Nahrung resorbiert werden.
Der Zusammenhang zwischen Tumoren und erhöhtem Ferritinwert ist noch nicht erschöpfend geklärt. Sicher ist, dass Tumore aus chronischen Entzündungen hervorgehen können. Diese verschwinden durch das Wachstum der Krebszellen allerdings nicht. Da das Ferritin bei Entzündungen generell ansteigt, tut es dies auch bei Entzündungen, die im Zusammenhang mit Krebs stehen. Daher gilt Ferritin als ein unspezifischer Tumormarker. „Unspezifisch“, weil es nur einen Hinweis darauf gibt, dass ein Tumor vorliegen könnte, aber keine Rückschlüsse darauf zulässt, ob und um welche Art von Krebs es sich handelt.
Fazit
Wann der Ferritinwert zu hoch ist, hängt stark von Alter und Geschlecht ab. Bei Männern wie Frauen über 50 Jahren können Werte bedenklich sein, die 660 μg/ l übersteigen. Als Ursache kommen Entzündungen und Infektionen infrage. Möglich ist auch die Erbkrankheit Hämochromatose, bei der zu viel Eisen aus der Nahrung resorbiert wird. Außerdem kann der Ferritinwert infolge eines Leberschadens oder einer Eisenverwertungsstörung ein anormal hohes Niveau erreichen. Unabhängig von der Ursache leidet vor allem die Leber unter zu viel Eisenspeichermolekülen. Die sonstigen Folgen einer zu großen Menge Ferritin hängen ganz klar von den Ursachen ab. Gleiches gilt für die Gegenmaßnahmen. Sie müssen auf die jeweilige Ursache abgestimmt sein. Bei einer Hämochromatose hilft in erster Linie regelmäßiges Blutspenden.
Quellen
https://www.onmeda.de/arztbesuch/ferritin.html
http://www.laborlexikon.de/Lexikon/Infoframe/f/Ferritin.htm
https://www.apotheken-umschau.de/krankheiten-symptome/bluterkrankungen/eisenspeicherkrankheit-haemochromatose-741963.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Transferrin
https://de.wikipedia.org/wiki/Porphyrie
https://www.onmeda.de/laborwerte/blutbestandteile.html
https://www.onmeda.de/laborwerte/mch-wert.html
https://www.praxis-depesche.de/nachrichten/was-steckt-hinter-erhoehtem-ferritin/
https://www.dr-gumpert.de/html/ferritinwert_zu_hoch.html