Hämorrhoiden – die tabuisierte Krankheit des Alters

Geschätzte 50 Prozent der Deutschen über 50 Jahren haben sie, doch keiner spricht gerne darüber: krankhaft vergrößerte Hämorrhoiden. Sie verursachen unangenehme Beschwerden wie Brennen und Jucken am After und können Blut im Stuhl mit sich bringen. Was sind Hämorrhoiden, welche Beschwerden lösen sie aus und wie lassen sie sich behandeln?

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Jeder Mensch hat Hämorrhoiden. Die gut durchbluteten Gefäßpolster sitzen ringförmig am Ausgang des Enddarms und sorgen zusammen mit dem Schließmuskel dafür, dass sich der Darm nicht unkontrolliert entleert. Sie erledigen ihre wichtige Funktion im Verborgenen, erst durch eine krankhafte Vergrößerung verursachen sie Beschwerden.

Mediziner sprechen dann von einem Hämorrhoidalleiden, im Sprachgebrauch hat sich hierfür der Begriff Hämorrhoiden durchgesetzt. Die Ausdehnung des Gefäßpolsters behindert ein zuverlässiges Verschließen des Darmausgangs, kann sich entzünden oder verletzen und damit zu schmerzhaften Reizungen im Analkanal führen.

Beschwerden rund um die Analregion werden häufig als peinlich empfunden und weitgehend tabuisiert, die Betroffenen scheuen den Weg in die Arztpraxis und schieben diesen so lange wie möglich auf, dabei sind Hämorrhoiden im Frühstadium noch sehr gut beherrschbar. Geschätzt leiden etwa 50 Prozent der Erwachsenen in Deutschland über 50 Jahren unter Hämorrhoiden, die Dunkelziffer ist hoch und es erkranken mehr Männer als Frauen.

Tipp

Keine Angst vorm Arztbesuch: eine frühe Therapie ist fast immer unproblematisch und wirkungsvoll. Schiebst du den Weg zum Arzt auf die lange Bank, können sich die Hämorrhoiden weiter vergrößern und zunehmende Beschwerden hervorrufen. Außerdem kann hinter vermeintlichen Hämorrhoiden-Symptomen eine ernste Krankheit stecken, die eine frühe Diagnose und Behandlung erfordert.

Stadien der Hämorrhoiden

Die Erweiterung der natürlichen Gefäßpolster führt zu einem zeitweisen oder anhaltenden Heraustreten der Hämorrhoiden aus dem Darm. Abhängig von der Größe und dem Vorfall wird der Krankheitsverlauf in 4 Stadien unterteilt. Grad I: Die Hämorrhoiden sind leicht vergrößert und nur mit einer Spiegelung des Enddarms erkennbar.

Grad II: Die Hämorrhoiden sind stärker vergrößert und können beim starken Pressen während des Stuhlgangs kurzzeitig aus dem After hervortreten, gleiten aber spontan wieder in den Körper zurück.

Grad III: Die Hämorrhoiden treten beim Stuhlgang und körperlichen Aktivitäten aus und gleiten nicht mehr von selbst zurück, können aber mit der Hand zurückgeschoben werden. Grad IV: Die dauerhaft ausgetretenen Hämorrhoiden können nicht mehr zurückgeschoben werden.

Ursachen

Häufig leiden die Patienten unter einer erblich bedingten Schwäche der Gefäßwände, die sich im Alter verschlimmert. Ob sich tatsächlich vergrößerte Hämorrhoiden entwickeln, hängt stark von der Lebensweise der Patienten ab. Verschiedene Risikofaktoren begünstigen die Entwicklung:

  • Häufige Verstopfungen und damit einhergehendes starkes Pressen beim Stuhlgang
  • Regelmäßiges Heben schwerer Lasten
  • Eine überwiegend sitzende Arbeits- und Lebensweise begünstigt Darmträgheit und fördert Blutstauungen unterhalb der Hüfte
  • Häufiger Durchfall verhindert das Training des Verschlusssystems des Gefäßpolsters
  • Schwangerschaft

Symptome

Die Symptome bei Hämorrhoiden sind vielfältig und nicht immer eindeutig. Bei nur leicht vergrößerten Hämorrhoiden hat der Patient häufig keine Beschwerden, erst mit fortschreitender Erkrankung treten die typischen Symptome auf.

Blut im Stuhl oder nach dem Stuhlgang ist häufig das erste Anzeichen für vergrößerte Hämorrhoiden. Durch das Pressen beim Stuhlgang sammelt sich vermehrt Blut in den Gefäßen an, diese können bei festem Stuhl leicht einreißen. Austretendes Blut haftet am Toilettenpapier, bei Hämorrhoiden 2. Grades kann es auch aus dem After tropfen.

Jucken, Brennen oder Nässen tritt häufig nach dem Stuhlgang auf. Es wird durch abgesonderte Sekrete verursacht, die die Haut im Analbereich reizen und ist für den Betroffenen äußerst quälend.

Schmerzen verspüren die Betroffenen besonders beim oder nach dem Stuhlgang, manchmal auch permanent als Drücken oder Stechen.

Ein Gefühl unvollständiger Entleerung oder ein Fremdkörpergefühl tritt häufig auf, wenn der Schließmuskel austretende Hämorrhoiden einklemmt. Das kann dazu führen, dass die Betroffenen immer wieder unnötigerweise zur Toilette gehen und durch erneutes Pressen den Analbereich zusätzlich reizen und Blut in den Hämorrhoiden ansammeln.

Stuhlschmieren oder durchfall-ähnliche Beschwerden sind ein Zeichen dafür, dass die Feinabdichtung des Afters nicht mehr richtig funktioniert, die vergrößerten Hämorrhoiden können ihre Aufgabe nicht mehr erfüllen.

Behandlung

Je nach Schwere des Hämorrhoidalleidens werden unterschiedliche Behandlungen angewendet. Hämorrhoiden 1. und 2. Grades werden überwiegend konservativ behandelt, Hämorrhoiden 3. und 4. Grades werden meist operativ entfernt. Die Patienten können die Erfolgsaussichten der Behandlung verbessern, indem sie ihre Lebensweise dauerhaft umstellen.

Konservative Behandlung

Ziel der konservativen Therapie ist es, die Symptome zu verringern und eine Rückbildung zu erreichen oder dieses ohne chirurgischen Eingriff zu entfernen. Salben oder Zäpfchen mit entzündungshemmenden Wirkstoffen können leichte bis mittlere Beschwerden lindern, Lokalanästhetika wirken gegen Juckreiz und Schmerzen. Hämorrhoiden 1. und 2. Grades werden häufig mittels Injektion entsprechender Substanzen verödet oder alternativ mit der Gummibandligatur entfernt. Dabei saugt der Arzt die Hämorrhoiden einzeln an, schnürt sie mit einem Gummiband ab und unterbricht so die Blutzufuhr. Nach ein bis 2 Wochen fallen die Hämorrhoiden ab.

Chirurgische Behandlung

Wenn sich die Beschwerden mit der konservativen Therapie nicht lindern lassen, und häufig bei Hämorrhoiden 3. und 4. Grades ist eine operative Entfernung angezeigt. Für die Hämorrhoidendektomie gibt es verschiedene Verfahren, bei denen das Gewebe mithilfe einer Schere, Skalpell oder Laser entfernt wird. Moderne Verfahren wie die OP nach Longo, die HAL-Methode oder die Rekto-Anale-Pexie sind schonender und erfordern nur einen kurzen stationären Krankenhausaufenthalt. Sie können jedoch nicht bei Hämorrhoiden 4. Grades angewendet werden. Eine operative Behandlung ist nur in etwa 5 Prozent der Fälle notwendig.

Vorbeugen

Ob als begleitende Behandlung oder zur Vorbeugung: eine ballaststoffreiche Ernährung und Bewegung sind die Grundlage für einen geregelten Stuhlgang. Vollkornbrot, Müsli, Haferflocken, Obst und Gemüse sollten täglich auf dem Speiseplan stehen, dazu mindestens 1,5 bis 2 Liter kalorienfreie Getränke wie Wasser oder ungesüßten Früchte- oder Kräutertee. Ballaststoffarme Lebensmittel wie Weißbrot, Schokolade, weißer Reis u.a. sollten genauso wie Fett und Fleisch nur in Maßen gegessen werden. Genauso wichtig wie die Ernährung ist regelmäßige und ausreichende Bewegung: Spaziergänge, Wandern, Fahrradfahren und Gymnastik belasten nicht den Beckenboden und wirken vorbeugend gegen Hämorrhoiden.
Bei bereits vergrößerten Hämorrhoiden sollte jedoch auf Sportarten wie Tennis, Joggen oder Krafttraining verzichtet werden, da sie den Beckenboden zusätzlich belasten.

Fazit

Als Hämorrhoiden wird die krankhafte Vergrößerung des Gefäßpolsters am Enddarm bezeichnet. Im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung sind die Hämorrhoiden dauerhaft aus dem After herausgewölbt. Sie verursachen Blutungen, Jucken, Brennen und Schmerzen, im Verlauf der Erkrankung zunehmend. Die Behandlung erfolgt konservativ oder operativ und sollte immer durch eine dauerhafte Umstellung der Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten begleitet werden.

Je nach Schwere der Ausprägung der Hämorrhoiden erfolgt eine konservative oder operative Therapie. Hämorrhoiden 1. und 2. Grades werden mit entzündungshemmenden Salben und lokalen Betäubungsmitteln behandelt, durch Verödung oder Gummibandligatur können sie entfernt werden. Hämorrhoiden 3. und 4. Grades werden meistens operativ mit Schere, Skalpell oder Laser entfernt. Moderne, schonendere Verfahren können bis zum 3. Grad angewendet werden.

Eine ballaststoffreiche Ernährung unterstützt die Therapie bei bestehenden Hämorrhoiden bzw. beugt ihrer Entwicklung vor. Besonders viele Ballaststoffe sind in Vollkornprodukten, Obst und Gemüse enthalten. Weißbrot, Teigwaren und Schokolade sind arm an Ballaststoffen und sollten nur in Maßen verzehrt werden. Auf Alkohol, Nikotin und stark blähende Lebensmittel wie Kohl oder Zwiebeln sollte möglichst verzichtet werden. Außerdem sollten täglich 1,5 bis 2 Liter Mineralwasser, Früchte- oder Kräutertee getrunken werden.

Häufig liegt den Hämorrhoiden eine erbliche Schwäche der Gefäßwände zugrunde, die sich im Alter verstärkt. Treten dann zusätzliche Risikofaktoren auf, entwickelt der Patient vergrößerte Hämorrhoiden. Zu den Risikofaktoren gehören starker Druck auf das Gefäßpolster, zum Beispiel bei häufiger Verstopfung und dem damit verbundenen Pressen beim Stuhlgang, bei regelmäßigem Heben schwerer Lasten und bei Frauen in der Schwangerschaft. Weitere Risikofaktoren sind häufiges Sitzen, Übergewicht und Bewegungsmangel, da sie zu einem Blutstau im Gefäßpolster führen.

Unbehandelt können sich die Hämorrhoiden weiter vergrößern und zunehmende Beschwerden hervorrufen. Während sie im Frühstadium noch gut zu behandeln sind, führt im fortgeschrittenen Verlauf der Krankheit häufig kein Weg an einer Operation vorbei. Außerdem kann hinter vermeintlichen Hämorrhoiden-Symptomen eine ernste Krankheit wie Darmkrebs stecken, die eine frühe Diagnose und Behandlung erfordert.

Um eine Diagnose zu stellen, befragt der Arzt den Patienten zu seinen Beschwerden, den Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten. Anschließend tastet er den Analkanal und den After von außen und innen ab. Hämorrhoiden im fortgeschrittenen Stadium sind für den Arzt sofort von außen erkennbar, da die Auswüchse über den After hinausreichen. Frühe Stadien sind nur mit einer Analkanalspiegelung oder Enddarmspiegelung eindeutig zu diagnostizieren.

Quellen

https://www.netdoktor.de/krankheiten/haemorrhoiden/
https://www.apotheken-umschau.de/haemorriden
https://www.gesundheitsinformation.de/vergroesserte-haemorrhoiden.html
https://www.deutsche-familienversicherung.de/krankenhauszusatzversicherung/ratgeber/artikel/haemorrhoiden-ursachen-symptome-behandlung/
https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/haemorrhoiden/was-sind-haemorrhoiden.html
https://www.aok-bv.de/presse/medienservice/ratgeber/index_21656.html

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